First on Snow 2024: Das xc-ski.de A|N Skimarathon Teamcamp in Seefeld

xc-ski.de A|N Skimarathon Team Camp Seefeld 2024 © Tobias Burger

Von Carsten Stolz

Geht es wirklich, am Anfang einer neuen Saison der Erste im Schnee zu sein? Nun, vielleicht nicht ganz, aber bei den Ersten ist sehr wohl möglich. Wie? Beim „First on Snow“-Camp des xc-ski.de A|N Skimarathon Teams.

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Ehrlich gesagt war die Anmeldung im Alltagstrubel etwas in Vergessenheit geraten, als Teammanagerin Sabine mit ihren Mails den Countdown einläutete. Sprunghaft stieg die Freude und die sommerfesten Skier wurden trainingsbereit gemacht. Dank Snowfarming war garantiert, dass wir in Leutasch laufen können. Und der Wettbericht versprach ab Donnerstagnachmittag ergiebige Schneefälle. Die dann auch kamen, aber dazu später mehr. Mit dem letzten Vorbereitungs-Mail von Teamchef Thomas war klar: der Moment der Wahrheit naht und die Antwort auf die Frage „War mein Sommertraining wirksam?“ würde in der Spur gegeben. Vier Gruppen mit den klingenden Namen Seefelderspitze, Hohe Munde, Vasaloppet und Ski Classics erhielten ihren Trainingsplan. Am Vormittag stand Techniktraining in klassischer und freier Technik auf dem Programm; am Nachmittag gemeinsames Training irgendwo zwischen Grundlage und Wettkampf-Speed. Nun, dann sollte es wohl so sein.

Donnerstag mittags trafen wir uns und es ging gemeinsam per Walking oder Trailrunning zum „Vorglühen“ auf den Brunschkopf, einer Aussichtsplattform hoch über Seefeld. Dass es immer um Körper und Geist geht, war spätestens dann klar, als wir den von Leutasch kommenden „Mental Power Weg“ mit seinen zum Nachdenken anregenden Texten kreuzten. Da stand ich plötzlich vor einer Tafel mit der Überschrift „Die Kraft der Mitte – Gleichgewicht im Ungleichen“. Sicher wertvoll, im Allgemeinen darüber nachzudenken. Dass diese Tafel bei mir den Gedanken an die Verlängerung der einbeinigen Gleitphasen auslöste, zeigte mir eindeutig: Ich bin im First on Snow-Camp angekommen. Das Hotel Seelos in Seefeld war der Trainings-Stützpunkt. Das war spätestens auf dem Weg zum Abendessen klar: überall standen Tüten mit Ausrüstung, Sporternährung für alle Lebenslagen und natürlich Skier und Schuhe. Alles brandneu. Nach dem Abendessen folgte dann die „Bescherung“ und das neue Material wurde an Mann und Frau verteilt. Ab jetzt: keine Möglichkeit mehr, dass Material zu beschuldigen! Vieles wurde bei ernährungsphysiologisch wertvollen Getränken besprochen und ausgetauscht. Rein empirisch konnte eindeutig festgestellt werden, dass das alkoholfreie Weissbier unangefochtener Spitzenreiter war; dies sollte während des ganzen Camps so bleiben. Es braucht Konstanten im Leben.

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Die fleißige Magd von Frau Holle hatte seit dem späten Nachmittag begonnen, ganz heftig Schnee aus ihrem Kissen zu schütteln. Da war nichts mehr von weißer Snowfarming-Spur umgeben von spätherbstlichem Laub. Stattdessen: wunderbare Winterstimmung mit tief verschneiter Landschaft. Ein Traum für die ersten Schnee-Kilometer am nächsten Tag in Leutasch. Auf geht’s! Punkt neun Uhr ging es am Freitag los. Ab in die Gruppen, rein in die Ski und – aaahhh – das erste Gleiten, zum ersten Mal wieder das Geräusch der in den Schnee rhythmisch einstechenden Stöcke (einfach schon noch etwas schöner als das Asphaltgeklackere im Sommer), die winterliche Kälte im Gesicht und sogar das Gefühl von Schneetreiben unter den Schneekanonen. Da war sie wieder, die Antwort auf die Frage, was diesen Sport so besonders macht. Irgendwie war es auch mittags bei Pasta und Pizza spürbar: Die Zeit des Langlauf-Entzugs ist vorbei! Nachmittags dann Skaten oder Klassik, ganz egal: Hauptsache Langlauf. Nach den Traumbedingungen am Morgen begann die fleißige Magd von Frau Holle am Nachmittag wieder damit, kräftig Schnee aus ihrem Kissen zu schütteln. Das alles war verheißungsvoll für den nächsten Tag.

Der Körper hatte für heute sein Tagwerk verrichtet und wurde – wiederum ernährungsphysiologisch wertvoll (soll heißen: Vorspeise – Hauptspeise – DESSERT mit regenerativen Getränken) in seiner Erholung unterstützt. Nach dem Abendessen stand Stauforschung auf dem Programm. Ich sehe das Stirnrunzeln des Lesers/der Leserin mit der Frage: „Was hat das, worüber ich mich auf der Straße aufrege, am Team-Camp des Ausdauernetzwerks verloren?“ Prof. Dr. Klaus Bogenberger von der Technischen Universität München stand vor dem Beamer. Dies liess ahnen, dass es um sportlich Relevantes geht. Stau blieb Stau, aus Strasse wurde Loipe und aus Autos wurden Vasaläufer. Wir durften staunend erfahren, was die wissenschaftliche Auswertung von tausenden von Datensätzen von Vasaläufern über die Stauphänomene vom Start bis zum „Högsta Punkt“ zeigt. Und was dies für den Rennverlauf bis ins Ziel bedeutet. Als dann erfahrene Vasaläufer noch teilten, welche taktischen Überlegungen beim Aufstellen im Startblock wertvoll sind war klar, dass die mentale Vorbereitung auf den 101. Vasalauf im März 2025 begonnen hatte.

Erste Tat nach dem Frühstück am Samstag: Ausgraben der Autos. Nochmal zwanzig Zentimeter Neuschnee! Keine Zeit zu verlieren auf dem Weg zur nächsten Einheit Technik-Training in der Gruppe und Ausdauer-Training am Nachmittag. Wiederum Fünf-Sterne-Plus-Bedingungen. Die Gruppen, geführt von Thomas, Matthias und Josef feilten an Technikelementen, Feedbacks von den Profis wurde umgesetzt und Videoanalysen halfen, die Technik zu verbessern. Da war sie wieder: die „Kraft der Mitte“ und das „Gleichgewicht im Ungleichen“. Es gab da übrigens noch ein anderes Schild auf dem Mental Power Weg mit dem Thema «Die Kraft der Ordnung». Das gilt nicht nur im echten Leben, sondern auch ganz ausdrücklich und besonders für Belagsstrukturen von Fell-Raketen und Trizeps-Granaten. Während Marie Kondo «Aufräumen mit Methode» im echten Leben schult, ist «Pfurtschi» für den wirklich wichtigen Teil – nämlich den Profi-Schliff von Langlaufski – die einzig wahre Adresse. Also: Bindung runter und Ski zum Belags-Schamanen. Die Ski, die von Pfurtschi zurückkommen sind schneller als der Schatten von Lucky Luke! Danach hat der Trizeps beim Doppelstockschieben praktisch Ferien. Na ja, fast jedenfalls.

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Die Abläufe zur ernährungsphysiologisch unterstützten Körpererholung im gruppendynamischen Kontext wurden weiter oben beschrieben. Da sich diese auch am Samstagabend wiederholten, wird an dieser Stelle auf eine erneute Darstellung verzichtet. Ich hoffe, der Leser/die Leserin ist mit dieser Abkürzung einverstanden. Es gibt nämlich noch Wesentliches zu berichten. Damit kommen wir zum Thema des Abends: Skipräparation. Reini Kronbichler, seines Zeichens Wachs-Guru von HWK Skiwax war höchstpersönlich anwesend. Da ging es um die neuen Wachsgenerationen in der noch jungen Nach-Fluor-Ära, Belagsstrukturen, die Bedeutung von Temperatur und Feuchtigkeit und die Wachsstrategien bei kurzen und langen Läufen. Ich lauschte dem Vortrag mit einem angenehmen Pullover aus Merinowolle und horchte auf, als Reinhold sagte, dass eben genau diese Merinowolle heute auch Ski schneller macht. An dieser Stelle möge der Leser/die Leserin verstehen, dass nicht alle Details preis gegeben werden. So ein kleiner Vorsprung sei den Teilnehmenden des Team Camps gegönnt, ok?

Es blieb noch der Sonntagvormittag: Dieses Mal kein Neuschnee, aber wieder Sonne. Wie oben schon erwähnt: es braucht Konstanten im Leben. Es ging nochmal so richtig zur Sache. Der schon angesprochene Trizeps schwoll nochmal richtig an, das Laktat in den Oberschenkeln wurde nochmals richtig aufgemischt und der Puls verlies seinen Ruhezustand klar in Richtung Ausbelastung. Verständlich, denn das Ende des „First on Snow“-Camps nahte. Obwohl der Trennungsschmerz so langsam aufkeimte, sprach da auch Pink Panther und sagte laut und deutlich: „Heute ist nicht alle Tage; ich komm wieder, keine Frage!“ Das Camp hatte alle Zutaten, allen voran eine hervorragende Organisation von Sabine, Thomas, Matthias und dem ganzen Team vom Ausdauernetzwerk. Der Winter ist mit einem „Royal Flush“ lanciert. Auf dem Mental Power Weg gibt es auch eine Tafel zum „Blick in die Ferne – die Kraft der Wahrnehmung“. Dort sehe ich einen schneereichen Winter, viele tolle Team-Momente, erlebnisreiche Rennen und Vorfreude auf Gleiten mit schamanisch strukturierten Ski mit Guru-Wachs.

Und dann gibt es da noch diese Postkarte, geschrieben vom Trizeps. Aus den Ferien…

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