Norwegen entreißt Frankreich auf den letzten Metern den bereits sicher geglaubten Sieg in der Mixed Staffel beim Biathlon Weltcupauftakt in Kontiolahti. Das lange Zeit in Führung liegende schwedische Quartett komplettiert das Podest und das deutsche Team muss sich mit dem vierten Rang zufrieden geben.
Sieg nach sensationeller Aufholjagd
Das Mixed-Team aus Norwegen mit Karoline Offigstad Knotten, Ingrid Landmark Tandrevold, Johannes Dale-Skjevdal und Vebjoern Soerum siegte nach einer beeindruckenden Aufholjagd des Schlussläufers vor dem amtierenden Weltmeister aus Frankreich. Die Norweger benötigten insgesamt zehn Nachlader und erreichten das Ziel lediglich 0,8 Sek. vor den Zweitplatzierten und können offensichtlich auch ohne die Boe-Brüder Siege einfahren. Obwohl die Franzosen mit nahezu demselben Team wie letztes Jahr antraten, gelang dem Quartett keine Wiederholung des Vorjahressiegs, wo sie Norwegen auf den zweiten Rang verwiesen. Frankreich (Lou Jeanmonnot, Justine Braisaz-Bouchet, Eric Perrot und Emilien Jacquelin) benötigten lediglich vier Nachladepatronen. Bronze gewann das Team aus Schweden mit Anna Magnusson, Elvira Oeberg, Jesper Nelin und Martin Ponsiluoma nach sieben Nachladern und einem Rückstand von 21,5 Sekunden.
Starke Vorstellung von Dorothea Wierer
Pünktlich zum Startschuss der Mixed Staffel begann es zu schneien und wiederum waren es die Damen, die als Erste die Strecke in Angriff nahmen. Die deutsche Startläuferin Johanna Puff war froh, dass die Abfahrt, die tags zuvor noch richtig eisig, mit dem Schneefall nicht ganz so schwierig war. Lou Jeanmonnot, Karoline Offigstad Knotten und Dorothea Wierer lösten sich im Verlaufe ihres Legs in der Führungsposition ab und Richtung Wechsel setzten sich die Norwegerin und Wierer leicht ab und schickten die zweite Läuferin mit einem Vorsprung von knapp 15 Sekunden auf ihre Verfolger ins Rennen. Mit zehn Treffern und einer hervorragenden Laufzeit bestätigte Dorothea Wierer, dass mit ihr in der kommenden Saison wieder zu rechnen ist. Die DSV-Startläuferin Johanna Puff hielt sich liegend schadlos, stehend benötigte sie für die letzte Scheibe einen Nachlader und unter den engagierten Zurufen des deutschen Lauftrainers Jens Filbrich brachte sie die DSV-Staffel mit 29,7 Sekunden Rückstand auf der siebten Position zum Wechsel auf Franziska Preuß. Für Puff war das ihr erster Start bei einer Weltcupstaffel, auf den sie sich ziemlich freute, aber auch entsprechend nervös war, wie sie im ZDF-Interview offenbarte. „Wir hatten ziemlich gute Skier, großes Lob an die Techniker,“ so Puff, die mit ihrem Rennen generell zufrieden war, sich aber über den einzigen Nachlader ärgerte.
Norwegen und Schweden übernehmen Spitzenposition
Für Norwegen kam nun Ingrid Landmark Tandrevold, für Italien nach dem krankheitsbedingten Fehlen von Lisa Vittozzi Hanna Auchentaller. Letztere konnte die zweite Position gegen Elvira Oeberg und Justine Braisaz-Bouchet auf der Strecke nicht verteidigen. Für das deutsche Team war Franziska Preuß ins Rennen gekommen und das Spitzentrio aus Norwegen, Frankreich und Schweden war bereits enteilt, als Franziska Preuß auf der fünften Position die Italienerin in Sichtweite hatte, als der Stehendanschlag bevorstand. Elvira Oeberg und Ingrid Landmark Tandrevold bogen zeitgleich auf die Schlussrunde ein, dahinter Frankreich und als Vierte die Deutsche, die ihr Schießen sauber und fehlerfrei durchgezogen hatte und dadurch eine Position nach vorne rückte. Während Elvira Oeberg und Ingrid Landmark Tandrevold ein hohes Tempo an der Spitze vorlegten, verloren Justine Braisaz-Bouchet und Franziska Preuß deutlich auf ihrer letzten Runde auf das Spitzenduo. „Es war echt hart auf der letzten Runde,“ so Franziska Preuß, und weiter: „ich bin froh, dass der Einstand jetzt gemacht ist.“ An vierter Position mit 46,1 Sekunden Rückstand übernahm Danilo Riethmüller für Deutschland.
Strafrunde wirft Riethmüller zurück
Danilo Riethmüller hatte mit Jesper Nelin, Johannes Dale-Skjevdal und dem Franzosen Eric Perrot eine starke Konkurrenz vor sich. Nach fünf Treffern im Liegen behauptete der Schwede die Führungsposition, während der Norweger nach einem Nachlader zurückfiel. Perrot konnte auf der nächsten Runde nicht zur Spitze aufschließen und Riethmüllers Abstand nach vorne war nach einem Nachlader auf über eine Minute angewachsen, allerdings hielt sich Deutschland weiterhin auf Position vier. Im Schießduell zwischen Norwegen und Schweden im stehenden Anschlag behielt Nelin die Oberhand, während Dale-Skjevdal alle Nachlader benötigte, um die Strafrunde zu vermeiden. Frankreich zog vorerst an ihm vorbei, aber Dale-Skjevdal hat beim letzten Wechsel die zweite Position bereits zurückerobert. Riethmüller verfehlte stehend die ersten beiden Scheiben, traf dann die weiteren drei. Die Nachladepatronen legte er zwar ohne Hektik nach, aber die letzte klemmte, was ihn möglicherweise etwas aus dem Konzept brachte, bei seinem ersten Einsatz bei einer Weltcupstaffel. Auch der dritte Nachlader ließ die Scheibe nicht weiß werden und Riethmüller kassierte eine Strafrunde. Die vierte Position hielt er dennoch, aber der Rückstand betrug bereits zwei Minuten. Danilo Riethmüller war noch nach dem Rennen sichtlich geknickt über seine Schießleistung. „Ich war sehr aufgeregt, den ganzen Tag über schon. Man möchte dann am Besten im Boden versinken. Man versucht sein Bestmögliches zu bringen, was man das ganze Jahr über trainiert, da ist man dann schon geknickt,“ so Riethmüller im ZDF-Interview.
Zielsprint entscheidet
Beim letzten Wechsel übernahm Martin Ponsiluoma von seinem in Führung liegenden Teamkollegen Jesper Nelin, der Norweger Dale-Skjevdal hatte den Franzosen noch überholt und einen guten Abstand bis zum Wechsel herausgelaufen. Der Vorsprung der Schweden betrug 16,1 Sekunden auf Norwegen und Frankreich lag 11,9 Sekunden dahinter auf der dritten Position. Der Rückstand von Danilo Riethmüller auf der vierten Position war bis zum Wechsel auf 2:15,9 Minuten angewachsen. Die Podestplatzierungen schienen zu diesem Zeitpunkt bereits vergeben, aber noch war offen, wer sich welchen Platz holt. Ponsiluoma und Soerum waren im liegenden Anschlag immer noch mit Nachladen beschäftigt, als Emilien Jacquelin schnell seine fünf Scheiben weiß werden ließ und in Führung liegend auf die Strecke zurückkam. Nach einem Nachlader im Stehendanschlag bog der Franzose als Erster in die Schlussrunde ein, nur 8,6 Sek später der fehlerfrei gebliebene Schwede und weitere 6 Sekunden dahinter folgte nach zwei Nachlader der Norweger. Er lief eine bemerkenswerte Schlussrunde, überholte erst den Schweden und arbeitete sich dann auch noch an den Franzosen heran und überquerte die Ziellinie minimale 0,8 Sekunden vor einem sichtlich enttäuschten Emilien Jacquelin. Philipp Horn war als Schlussläufer der deutschen Staffel nahezu chancenlos, den übernommenen Rückstand zu kompensieren. Nach jeweils zwei Nachladern im liegenden und im stehenden Anschlag erwehrte er sich auf der Schlussrunde des Angriffs von Tommaso Giacomel und brachte die deutsche Staffel auf Rang vier ins Ziel. „Ein vierter Platz ist nie zufriedenstellend, wir wollten schon auf das Podium, am Schießstand war der ein oder andere Fehler zu viel,“ so das Resumee von Philipp Horn im ZDF-Interview. Österreich mit Dunja Zdouc, Lea Rothschopf, Felix Leitner und David Komatz platzierte sich nach sechs Nachladern auf Rang elf vor der Schweiz mit Elisa Gasparin, Lena Häcki-Groß, Jeremy Finello und Niklas Hartweg (3 Strafrunden/15 Nachlader).