Trotz Anwendung der umstrittenen Startgruppenregelung rein norwegisches Podest im verkürzten Einzel beim Biathlon Weltcup in Kontiolahti. Mit zwanzig Treffern siegt Endre Stroemsheim knapp vor Johannes Thingnes Boe und Sturla Holm Laegreid. Nach bescheidener Schießleistung reicht es für die deutschen Herren nicht zu einer Top-Platzierung.
Norweger dominieren, auch nach neuer Startgruppenregelung
104 Athleten starteten beim kurzen Einzel der Herren über 15 km beim Biathlon Weltcup in Kontiolahti, bei dem für jeden Fehlschuss statt der ursprünglichen Minute bei der langen Distanz lediglich 45 Sekunden auf die Laufzeit addiert werden. Fünf Runden zu jeweils drei Kilometer sind zu absolvieren und dazwischen vier Schießeinlagen im Rhythmus liegend, stehend, liegend und zum Abschluss nochmals stehend. Es ist der Bewerb, wo deutlich mehr Zeit auf Treffer am Schießstand investiert wird. Zur Eröffnung der Vorsaison gab es einen bemerkenswerten deutschen Doppelerfolg: Roman Rees siegte vor Justus Strelow, allerdings wurde da ein Einzel über die lange Distanz gelaufen. Johannes Thingnes Boe sortierte sich hinter den beiden Deutschen ein, wurde aber am Ende der Saison als Gesamtsieger der Einzelwertung mit der kleinen Kristallkugel geehrt. Der Einzelbewerb in der kurzen Form war das erste Rennen in Kontiolahti, bei dem die neue Regelung hinsichtlich der Startgruppen angewendet wurde. Die Strecke war nach leichtem Neuschnee fest und hart und man konnte davon ausgehen, dass die 15 Besten in diesem Rennen keinen Nachteil aufgrund des späten Starts hinnehmen mussten und zum Aufwärmen diente ohnehin die Strafrunde. Für Norwegen waren sieben Athleten startberechtigt, da ein Norweger letzte Saison den Gesamtsieg in der IBU Cup Wertung holte und dem Verband zu den sechs Startplätzen bei den ersten beiden Weltcups ein siebter zusteht. Am Ende stehen mit Endre Stroemsheim, Johannes Thingnes Boe und Sturla Holm Laegreid drei Norweger auf dem Podest, alle mit hohen Startnummern.
Spannung bis zur Ziellinie
Je höher die Startnummern beim Zieleinlauf wurden umso öfter wechselte der Erstplatzierte. Als Sturla Holm Laegreid mit deutlichem Vorsprung ins Ziel lief, dem mit zwanzig Treffern am Schießstand das perfekte Rennen gelang, übernahm er die Führung. Ebenso perfekt mit zwanzig Treffern war sein Teamkollege Endre Stroemsheim unterwegs, allerdings agierte er sowohl am Schießstand als auch läuferisch schneller und setzte sich mit 24,2 Sekunden Vorsprung an die Spitze. Und dann kam Johannes Thingnes Boe ins Rennen und egalisierte erwartungsgemäß die vorher angezeigten Laufzeiten. Mit einem Fehler belastet kam er zum entscheidenden Schießen und sortierte sich zwischen seine Teamkollegen Endre Stroemsheim und Sturla Holm Laegreid ein. Der Abstand nach vorne betrug 7,8 Sekunden bei Schießstandausfahrt und bei der nächsten Zwischenzeit hatte er den Rückstand bereits halbiert. 600 Meter vor dem Ziel waren es noch 3,3 Sekunden und dann kam für ihn das Ziel genau drei Sekunden zu früh. Er sortierte sich mit der schnellsten Gesamtlaufzeit hinter seinem Landsmann Endre Stroemsheim auf dem zweiten Platz ein und verdrängte Laegreid auf den dritten Rang. „Es war aufregend, ich dachte ich muss Sturla (Laegreid) schlagen und dann musste ich auf Johannes warten,“ so Endre Stroemsheim nach dem Rennen im ARD-Interview. „Auf dem Hügel hatte er drei Sekunden und ich hatte ein gutes Finish, da dachte ich, es wird reichen.“ Endre Stroemsheim wird im Sprint am Freitag Träger des gelben Trikots sein, das ihm schon bei der Siegerehrung übergestreift wurde.
Der erst 21jährige Ukrainer Vitalii Mandzyn (Startnummer 65) zeigte am Schießstand mit zwanzig Treffern, was insgesamt nur fünf Athleten gelang, eine tadellose Leistung. Läuferisch und auch bei den Schießzeiten kam er zwar nicht an die Norweger heran, dennoch platzierte er sich auf einem anerkennenswerten vierten Rang, noch vor den beiden Franzosen Quentin Fillon Maillet (2 Fehler, + 1:10,7 Min.) und Eric Perrot (+ 1:22,6 Min.), bei dem nach neunzehn Treffern ausgerechnet, und wie so oft, der letzte Schuss nichts ins Ziel kam.
„Wir wollten uns schon vorne einsortieren“
Den Einstand im ersten Individualrennen haben sich die DSV-Skijäger etwas anders vorgestellt. Mindestens drei Fehler hat sich jeder von den sechs Herren geleistet und sogar Justus Strelow, bekannt als einer der besten Schützen im Feld, brachte mit sechs Fehlern die meisten Schüsse nicht ins Ziel. Philipp Nawrath belegte Rang 22 (0:2:0:1, + 2:49,2 Min.) und sagte nach dem Rennen, dass er sich relativ gut gefühlt hätte. „Ich habe nach den zwei Fehlern auf einen anderen Modus umgestellt, ich musste mehr pushen, das war ein ganz gutes Feeling in der Loipe. Aber die Ansprüche sind höhe als auf 22 bester Deutscher zu sein. Wir wollten uns schon vorne einsortieren. Bester Deutscher ist in dem Moment nicht das Highlight und vollen Fokus auf das nächste Rennen.“ Der erste Deutsche war mit Startnummer 18 Philipp Horn und mit fünf Treffern und guter Laufleistung in der ersten Runde kam er gut ins Rennen, beim zweiten Anschlag setzte er einen Schuss vorbei, beim nächsten Anschlag hielt er sich wieder schadlos und im letzten Anschlag gingen die ersten beiden vorbei. Damit hat auch er eine vordere Platzierung vergeben und die Ziellinie auf Rang 32 (+ 3:10,2 Min.) überquert. „Stehend ist absolut nicht in Ordnung mit 70 % Trefferleistung, da bin ich ganz weit weg vom Soll und da bringen mir die zwei Mal Null liegend auch nichts,“ so Philipp Horn nach dem Rennen in der ARD. Erst zur Mitte des Wettkampfs mit der 57 kam Danilo Riethmüller und hatte mit fünf Treffern einen soliden Einstand, nach einem Fehlschuss beim zweiten Anschlag, kamen im dritten und auch im vierten Anschlag jeweils ein weiterer hinzu. Dennoch wurde er auf Rang 30 zweitbester Deutscher mit einem Rückstand von 3:08,4 Min. auf den siegreichen Norweger Endre Stroemsheim. Riethmüller resümierte nach dem Wettkampf eine gute und eine schlechte Seite: „Mit dem Schießen bin ich nicht ganz zufrieden. 90 Prozent hatte ich angepeilt, da kann ich nicht zufrieden sein. Mit dem Laufen kann ich zufrieden sein. Die Techniker haben eine gute Arbeit gemacht.“
Justus Strelow fehlte die Orientierung
Einen schlechten Einstand hatte Justus Strelow mit drei Fehlern zu Beginn und das Drama am Schießstand setzte sich fort. Ihm gelang letztlich die Null im letzten Anschlag, dennoch schlugen sechs Strafzeiten erheblich zu Buche, so dass er schließlich nur Rang 81 belegte mit einem Rückstand von 5:47,2 Minuten. Offensichtlich hatten sich seiner Ansicht nach die Windverhältnisse im Vergleich zum Anschießen verändert, er drehte am Diopter, dann wieder zurück und dann waren schnell drei Schüsse vorbeigegangen. „Beim ersten Liegend hat mir völlig die Orientierung gefehlt und dann kamen noch welche (Fehler) hinzu. Das war ein gebrauchter Tag. Ich wollte nach der Medaille (Bronze in der Single Mixed Staffel mit Vanessa Voigt) eine gute Leistung abliefern, aber das ist nicht, was ich mir vorstelle. David Zobel (4 Fehler) und Johannes Kühn (5 Fehler) platzierten sich auf den Rängen 60 und 54 noch vor ihm und Kühn resümierte treffend: „Im Einzel geht es schnell, wenn man nicht gut genug schießt, geht es schnell ganz weit nach hinten. Ich habe einfach zu viele Fehler geschossen und beim letzten Schießen haben mir die Beine so weh getan, das war einfach nicht gut.“ Kühn bestätigte was zuvor der ARD-Kommentator und ehemalige Top-Biathlet Arnd Peiffer schon anmerkte, dass die Strecke ziemlich eisig und spiegelig war. „Man musste auf der Runde viel machen, um die Ski stabil zu halten und da habe ich mich heute sehr schwer getan. Irgendwann war die Muskulatur so ermüdet, dass ich mich sehr schwer getan habe.“
Niklas Hartweg und Felix Leitner vergeben beim letzten Schießen
Der Schweizer Niklas Hartweg blieb in den ersten drei Schießeinlagen fehlerfrei, aber mit zwei Fehlschüssen im letzten Anschlag hat er schließlich eine hervorragende Platzierung vergeben. Sein Rückstand im Ziel betrug 2:15,5 Minuten und rechnet man die Strafzeit von 1:30 Minuten hier ab, dann hätte er sich mindestens Blumen geholt. Sein Teamkollege Joscha Burkhalter verfehlte nur im ersten Schießen eine Scheibe, traf alle 19 weiteren und belegte einen hervorragenden zwölften Rang (+ 1:50,6 Min.). Sebastian Stalder (3 Fehler) platzierte sich auf Rang 65 (+ 4:49,7 Min.)Am Schießstand ist auch auf den Österreicher Simon Eder Verlass. Mit zwanzig Treffern lag er am Ende knapp hinter dem Schweizer Burkhalter auf dem 13. Rang und war mit seinen 41 Jahren einmal mehr bester Österreicher. Felix Leitner lag bis zum entscheidenden Schießen nach zuvor drei fehlerfreien Anschlägen in aussichtsreicher Position auf eine Top-10-Platzierung. Allerdings verfehlten dann drei Patronen das Ziel und am Ende reichte es für ihn nur zu Rang 40. David Komatz (2 Fehler) wurde 45.