‚Auf geht’s, noch ein Kilometer‘ feuere ich mich gedanklich selbst an und erhöhe noch einmal die Geschwindigkeit. Ich fliege förmlich an den letzten Häusern von Obergesteln vorbei und kann das Ziel in Oberwald schon erahnen. Mein Endspurt hat begonnen!
Es ist noch früh im Winter und viele Langläufer sind derzeit auf Schneesuche. Ich habe ihn gefunden und mich ins Goms begeben. Das Hochtal im Schweizer Kanton Wallis kann schon mit knapp 30 Kilometern an gespurten Loipen aufwarten. Eingebucht habe ich mich im Hotel Furka direkt in Oberwald und nur unweit des Autoverlad-Bahnhofs, an dem im Winter sowohl Gäste als auch Einheimische ankommen. Nur 20 Meter sind es von meiner Unterkunft bis zur Loipe und so lasse ich es mir nicht nehmen, direkt auf eine erste Runde zu starten.
Die Bedingungen sind top, die Rottenloipe ist fest und schnell, aber auch griffig genug. So macht Langlaufen Spaß! Ich laufe die ersten Kilometer bis Ulrichen und weiter ins Nordische Zentrum. Dort ist gerade ein Swiss Cup Wochenende zu Ende gegangen und es werden gerade die Banner und der Zielbogen abgebaut. Hier ist der Startort für alle drei Gommer Challenges, die schon seit mehreren Jahren vom Tourismusverband veranstaltet werden. Die drei Challenges sind unterschiedlich lang, bieten verschiedene Streckencharakteristika und können individuell absolviert werden. Das heißt, man nutzt entweder mit seinem Smartphone die Stopfunktion auf der Webseite, die Strava-Plattform oder zeichnet die Aktivität mit seiner GPS-Uhr auf. Im Anschluss werden die Daten übermittelt und man erscheint in der Rangliste.
Preise gibt es natürlich auch zu gewinnen. Diese gehen jedoch nicht an die Schnellste/ den Schnellsten, sondern Denjenigen, der die jeweilige Strecke am häufigsten absolviert. Darauf darf ich mir zwar bei meinem Kurzbesuch keine Hoffnungen machen, aber ich will auf jeden Fall eine gute Zeit laufen und mal so richtig Gas geben. Damit das gelingt, schaue ich noch bei Sport Hallenbarter vorbei. Das Traditionssportgeschäft in Obergesteln wird seit dieser Saison neu von Benjamin Weger geführt. Der Ex-Weltklasse Biathlet tritt damit die Nachfolge der Hallenbarter Familie an, die ein Sportgeschäft mit Skischule und Vasa-Bar aufgebaut hat. Benjamin vertraue ich meine Rennski an und er verpasst ihnen das passende Wachs. Beim Sportler-Tee plaudern wir noch über das Langlaufen, ehe ich mich auf den Weg zum Start mache.
Direkt vor dem Stadiongebäude im Nordischen Zentrum nehme ich Aufstellung. Als in meinem Kopf der Startschuss ertönt, starte ich die Aufzeichnung auf meiner Uhr und laufe los. Über kleinere Wellen geht es zunächst zur einzigen Straßenquerung, an der ich meine Ski ausziehen muss. Wobei, eigentlich nehme ich nur einen Ski in die Hand und lasse den anderen am Fuß. Einbeinig hüpfe ich über die Straße und bin blitzschnell wieder in der Bindung. Weiter geht’s über die flachen Wiesen und entlang der Rotten bis nach Obergesteln. Dort führt die Loipe wie fast überall im Goms durch Ausläufer des Ortes und vorbei am Bahnhof. Jetzt beginnt mein Endspurt und nach 14:39 Minuten sowie 4,9 Kilometern überquere ich die imaginäre Ziellinie am Loipenhäuschen in Oberwald. Ich stütze mich auf meine Stöcke und muss erstmal durchschnaufen. Das war mal wieder ein echter Durchputzer für meine Lungen und meine Pumpe! Am Abend dann beim Eintragen in die Rangliste die Überraschung: Ich bin der derzeit Führende! 2024 war noch niemand schneller. Das hätte ich nicht erwartet. Am Ende ist es aber sowieso egal, welche Platzierung rausgesprungen ist. Hauptsache ich habe mich wieder mal ein bisschen herausgefordert.
Am nächsten Morgen treffe ich mich mit Sämi aus der Marketingabteilung des Tourismusverbandes. Er war schon Loipenfahrer und Forstarbeiter, ist jetzt aber unter anderem für die Challenges zuständig. Gemeinsam laufen wir Teile der längeren Challenge ab, die vom Nordischen Zentrum bis nach Niederwald führt. In dieser Richtung fällt das Tal leicht ab und es sind hohe Geschwindigkeiten möglich. Es geht auf der Rottenloipe vorbei an Münster bis nach Biel, wo wir am Bahnhof umdrehen und zurücklaufen. Leider sind die letzten beiden Kilometer der Challenge noch nicht gespurt, weswegen wir uns nicht in die Rangliste eintragen können. Aber ich brauche ja auch noch Ziele für meinen nächsten Besuch im Goms.
Dann werde ich sicher auch die dritte Challenge auf der Wettkampfstrecke im Nordischen Zentrum angehen. Dort ist man auf Teilen der Weltcup-Runde aus dem vergangenen Winter unterwegs. Mal schauen, wie ich dort abschneiden werde.
Alle Infos zur Gommer Challenge findet ihr hier: www.goms.ch/gommer-challenge/informationen