Langlauf Weltcup Lillehammer: Carl Sprint-Vierte – Sundling und Klæbo gewinnen

Jonna Sundling (SWE), Victoria Carl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Jonna Sundling und Johannes Høsflot Klæbo heißen die Sieger des Freistilsprints in Lillehammer. Über Platz vier konnte sich aber Victoria Carl freuen.

Prolog: Riesiger Abstand vs. eng wie nie zuvor

Sofie Krehl (GER) © Modica/NordicFocus

Nachdem Maja Dahlqvist, Linn Svahn und zuletzt auch Nadine Fähndrich wegen Erkältungssymptomen auf ihren Start verzichten mussten, ging Jonna Sundling als klare Favoritin in den Freistilsprint, der eine ähnliche Charakteristik hat wie es bei der WM in Trondheim sein wird. Ihrer Favoritenrolle wurde die Schwedin voll gerecht und wie schon bei der nationalen Saisoneröffnung in Bruksvallarna war die Weltmeisterin und Olympiasiegerin sechs Sekunden schneller als alle anderen. Dadurch reichte der 30. des Prologs, Sofie Krehl, ein Abstand von 14,40 Sekunden zum Weiterkommen. Die Schweizerin Anja Weber scheiterte als 31. knapp wie auch ihre Teamkolleginnen Nadja Kälin und Désirée Steiner als 43. und 44. Aus dem deutschen Team scheiterte lediglich Lena Keck als 46. Der Abstand von Jonna Sundling zum Rest der Welt reichte in der Qualifikation der Herren nicht mal zum Weiterkommen. Hier war der Franzose Remi Bourdin mit einem Rückstand von 5,29 Sekunden der Letzte, der den Sprung ins Viertelfinale schaffte, was Anian Sossau als 36. wie auch Jan-Friedrich Doerks als 74. und dem Österreicher Mika Vermeulen als 56. nicht gelang. Die Bestzeit lief überraschend Ben Ogden, der damit bewies, dass er sein Pfeiffersches Drüsenfieber vom Februar und komplett überstanden hat.

Sundling nicht zu schlagen

Jonna Sundling (SWE) © Modica/NordicFocus

Nach souveränem Einzug ins Finale zog Jonna Sundling dort ihr Ding durch und dominierte vom ersten Meter. Nach der Kuppe riss sie in die Abfahrt hinein eine Lücke, die sich bis ins Stadion immer weiter vergrößerte. Dort konnte sie sich einen ungefährdeten Sieg holen und ihren neunten Sprintsieg feiern. „Das hat so viel Spaß gemacht“, strahlte sie im Sieger-Interview. „Ich habe mich so gut gefühlt und auch die Ski waren sehr gut. Ich habe einfach versucht, so gut wie möglich zu laufen und habe meinen ersten Sieg hier in Lillehammer geholt. Es ist schön hier zu sein auf diesem Sprintkurs. Ich hatte heute sehr gute Beine, aber der Kurs ist sehr hart. Man braucht einfach die guten Beine, um hier zu gewinnen.“ Rang zwei ging an die Ruka-Siegerin Johanna Hagström, die im Viertelfinale für einen Fehlstart verwarnt wurde. Dazu sagte sie später: „Am Start geht es ganz leicht abwärts, so dass es schwierig ist, völlig ruhig zu stehen. Als das Startsignal kam, stand ich direkt vor dem Starttor und kam leicht ins Rutschen. Die Entscheidung war richtig.“ Dritte wurde wie letzte Woche Julie Myhre, die für Norwegens Damen die Kohlen aus dem Feuer holte, nachdem Kristine Stavås Skistad als Vierte ihres Viertelfinals ausschied und anschließend auch noch wegen einer nicht im Fernsehbild sichtbaren Behinderung zurückgestuft wurde. Wie Doris Kallen von der FIS später dem Expressen erklärte, sei Skistad im Anstieg einer Läuferin vor ihr auf die Ski getreten sein. Dabei muss es sich um Victoria Carl gehandelt haben, die aber nicht aus dem Rhythmus kam. Die zweitbeste Sprinterin des letzten Winters mit fünf Saisonsiegen war nach ihrer Bauch-OP, zu der sie nach wie vor keine weiteren Informationen geben will, früher als erwartet in den Weltcup zurückgekehrt. Erstklassige Vierte wurde Victoria Carl, die auf der Zielgeraden noch Emma Ribom und Katerina Janatova hinter sich ließ.

Klæbo siegt auch nach Erkältung weiter

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo bewies im Sprint der Herren, dass er sich offenbar gut von seiner Erkältung erholt hat, obwohl er offenbar erst gestern wieder in seiner Hütte im nahegelegenen Skeikampen ins Training einstieg und er heute am Morgen von dort anreiste. Allerdings war er heute im Viertel- und Halbfinale wachsamer und ließ sich nicht so weit zurückfallen wie sonst. Im Finale kontrollierte er wie sonst auch das Geschehen und attackierte im zweiten Anstieg, so dass er im Stadion nur noch den nächsten Sieg nach Hause laufen musste. Für ihn war es der 51. Sprintsieg und der 86. Weltcupsieg insgesamt. „Ich war seit Ruka etwas krank. Ich konnte letzten Sonntag nicht starten und gestern auch nicht. Ich habe mir einen extra Tag Erholung genommen. Nun ist es gut, wieder zurück zu sein. Hoffentlich kann ich den Rest der Saison Vollgas geben. Im Prolog habe ich mich sehr müde gefühlt, aber dann ist mein Körper aufgewacht. Es ist mein Plan, auch morgen zu laufen, aber mal abwarten, wie sich der Körper dann anfühlt nach dem Sprint heute“, sagte er im Sieger-Interview. Im norwegischen Fernsehen erklärte er: „Ich habe die letzten Tage fast nur auf der Coach gelegen. Ich habe von Mittwoch bis Sonntag nur sehr eingeschränkt trainiert, aber dann von Sonntag bis Mittwoch fast nur durchgeschlafen. Nun fahre ich wieder in meine Hütte und entscheide dann morgen nach dem Aufstehen, ob ich im Skiathlon starte.“ Lucas Chanavat und Federico Pellegrino hatten sich als einzige Nicht-Norweger im Finale direkt an die Fersen des Top-Favoriten geheftet, aber am Schluss konnte nur der Italiener noch mithalten. Im Endspurt hatte allerdings Even Northug das bessere Ende für sich und holte sich Platz zwei vor Pellegrino. Damit blieb das Podium im Vergleich zum letzten Lillehammer-Sprint 2022 auf den Biathlonstrecken nahezu unverändert – nur Northug und Pellegrino tauschten die Plätze. Rang vier ging an Matz William Jenssen vor Lucas Chanavat und U23-Weltmeister Aleksander Elde Holmboe. Podiumskandidat Edvin Anger schied wegen eines spontanen Bindungsbruchs im Zielsprint im Viertelfinale aus. 

Drei DSV-Damen im Halbfinale: „Super geil!“

Jonna Sundling (SWE), Laura Gimmler (GER), Victoria Carl (GER), (l-r) © Modica/NordicFocus

Mit Ausnahme von Lena Keck hatten die DSV-Damen geballt den Sprung ins Viertelfinale geschafft, wo sich schon im ersten Lauf drei von ihnen trafen. Trotz Sundling und Skistad war der Lauf dann aber doch nicht so schnell wie erwartet, so dass nur Victoria Carl als Zweite direkt weiterkam und Laura Gimmler und Sofie Krehl als Vierte und Fünfte ausschieden und Platz 19 und 25 belegten. Im Halbfinale begegnete Carl dann aber Coletta Rydzek, die ihren Lauf gewonnen hatte, und Pia Fink, die als Lauf-Vierte über die Zeit aufgerückt war. Die Thüringerin konnte erneut überzeugen und ins Finale vorrücken, während die Teamkolleginnen ausschieden und in der Endabrechnung Platz zehn und zwölf belegten. Victoria Carl strahlte am Start des Finals über das ganze Gesicht und das sollte sich auch nach dem Lauf und einem sehr guten vierten Platz nicht ändern. „Ich denke, am Prolog kann ich selber noch arbeiten, aber im Frau gegen Frau bin ich wesentlich besser. Ich konnte meine Taktik gut umsetzen. Ich habe mit den Trainern abgesprochen, wo ich Positionen machen kann, wo ich am meisten Platz habe. Das konnte ich auch bin aufs Finale umsetzen und habe dann auch ganz genau gewusst, wann die Jonna Sundling ihre Attacken setzen möchte nach dem Viertelfinale. Da hieß es dann einfach für mich volle Konzentration und so viel wie möglich dran bleiben und mitgehen“, sagte Victoria Carl. „Der vierte Platz ist super geil, mein bestes Sprintergebnis. Ich habe es bisher immer nur auf den fünften geschafft. Jetzt können die nächsten Wettkämpfe kommen. Ich werde mich jetzt gut erholen und morgen dann noch mal durchstarten.“ Lob für das Team gab es auch vom Chef: „Wieder ein top Teamergebnis mit fünf Mädels unter den Top-30. Knapp am Podium vorbei, aber bestes Sprintergebnis für Victoria Carl. Sie hat eine eindrucksvolle Performance hingelegt. Die anderen Mädels haben bei ihren Viertelfinals ein bisschen Pech gehabt, waren ein bisschen eingesperrt gewesen. Aber summa summarum wieder sehr zufriedenstellend“, sagte Teamchef Peter Schlickenrieder. 

Zu viel Arbeit durch Stölben

Jan Stoelben (GER) © Modica/NordicFocus

Jan Stölben hatte es zusammen mit Marius Kastner ins Halbfinale geschafft, wo der Vulkaneifler, der in der Nähe von Sjusjøen eine Hütte besitzt, das Tempo von vorne bestimmte. Dass das in der Abfahrt nicht die beste Taktik ist, hatten in anderen Läufen auch schon Starega und Hellweger gemerkt, so dass der 23-Jährige in einem engen Lauf als Vierter ausschied. Das bedeutete Platz 18 und eine Einstellung seiner persönlichen Bestleistung, während Marius Kastner 26. wurde. „Auch ein kleiner Lichtblick bei den Herren mit zwei unter den besten 30. Jan Stölben hat durch einen taktischen Fehler den Einzug ins Halbfinale verpasst, aber hat einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht. Auch mit der 14. Prologzeit von Marius Kastner vor Jan Stölben. Darauf lässt sich aufbauen und jetzt geben wir richtig Gas für den abschließenden Skiathlon. Wir sind top motiviert und wollen bei Damen und Herren vorne reinlaufen“, so Schlickenrieder. 

Moser wieder im Halbfinale

Benjamin Moser (AUT) © Modica/NordicFocus

Wie letzte Woche schaffte Benjamin Moser erneut den Sprung ins Halbfinale. Dort war der Tiroler vom Achensee dann allerdings wegen eines Stockbruches, der ihn viel Kraft für das weitere Rennen kostete, chancenlos. Nichtsdestotrotz sprintete Benjamin Moser beherzt bis zum letzten Meter und überquerte am Ende knapp hinter der Spitze als Sechster seines Laufs die Ziellinie. Damit verpasste er zwar den Einzug ins große Finale, durfte sich im Endklassement als Zwölfter aber dennoch über ein starkes Ergebnis freuen. „Ich bin heute sehr zufrieden mit meinem Rennen und habe mich wieder super gefühlt. Sich für das Semifinale zu qualifizieren, ist absolut nicht selbstverständlich und dass ich das jetzt in den beiden bisherigen Rennen geschafft habe, freut mich wirklich sehr. Trotzdem ist es heute sehr bitter, denn ich glaube, das große Finale wäre möglich gewesen. Ich weiß nicht, wie dieser Stockbruch zustande gekommen ist. Gleich beim ersten Schub brach er ab, das ist natürlich richtig schade, aber dagegen kann ich jetzt auch nichts mehr machen. Wir hatten heute wieder super Material und ich möchte mich dafür auch beim ganzen Service-Team bedanken“, sagte er. Sein Teamkollege Michael Föttinger hatte wegen einer Schulterverletzung nach einem Trainingssturz vom Dienstag nicht antreten können.

Grond bester Schweizer

Valerio Grond (SUI) © Modica/NordicFocus

In Abwesenheit von Nadine Fähndrich hatte sich keine Schweizerin für die Finals qualifizieren können. Bei den Herren gelang das Valerio Grond und Janik Riebli. Nach seinem Prolog sagte er: „Das war sehr schwierig. Es ist ist der erste Freistil-Sprint und ich wusste nicht, wo ich stehe. Die Ski waren schnell, das war gut, aber es war ein sehr enger Kampf. Die Strecke gefällt mir, ich mag diese Anstiege, das ist wie in Goms. Ich versuche, so weit wie möglich zu kommen. Aber das ist verrückt hier, so ein enges Rennen“, meinte Riebli zum engsten Prolog aller Zeiten. Für ihn war dann knapp im Viertelfinale Endstation als Dritter seines Laufes, in dem Valerio Grond sich ins Halbfinale schieben konnte. Dort belegte er aber nach hartem Kampf um die Plätze vier bis sechs Rang sechs, was Position elf und 16 für die Schweizer bedeutete.

=> Ergebnis Sprint Freistil Damen
=> Ergebnis Sprint Freistil Herren

 

Lillehammer zum Nachlesen

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