Langlauf Weltcup: Erster Weltcupsieg für Astrid Øyre Slind in Davos – Fünf Deutsche in besten 15

Astrid Oeyre Slind (NOR) © Modica/NordicFocus

Über 20 Kilometer Klassisch im Einzelstart beim Langlauf Weltcup in Davos gab es ein überraschend enges Rennen, das Astrid Øyre Slind vor Kerttu Niskanen und Therese Johaug für sich entschied. Fünf Deutsche landeten unter den ersten 15 und auch das grüne Trikot ist nun in deutscher Hand.

Erster richtiger Weltcupsieg mit 36 Jahren

Kerttu Niskanen (FIN), Astrid Oeyre Slind (NOR), Therese Johaug (NOR), (l-r) © Vanzetta/NordicFocus

Angesichts der vielen Absagen für diesen Weltcup mit schweren 20 Kilometer Klassik auf 1600 Meter Höhe mit den vielen Schwedinnen sowie Heidi Weng und Sophia Laukli ging Therese Johaug als klare Favoritin ins Rennen mit nur 42 Starterinnen. So klar und deutlich wurde es dann aber gar nicht, sondern zu einem spannenden Dreikampf um die Podestplätze. In der ersten Runde kämpften Johaug, Niskanen und Victoria Carl um die Podestplätze, in den sich in der zweiten Runde noch Slind einschaltete, während Carl an Boden verlor. Die Norwegerin wurde immer schneller und spielte ihre Stärken aus den klassischen Skimarathons aus. In der letzten Runde schob sie sich auch noch an Johaug vorbei, womit sie nie gerechnet hätte: „Ich kann es nicht glauben. Ich habe nicht gedacht, dass das noch passieren würde, das ich gewinne. Ich dachte, es geht um Platz zwei und ich kann es noch nicht realisieren. Ich war nach der ersten Runde Vierte und habe mich dann zurückgekämpft und am Schluss war ich vorne“, sagte die überraschte Norwegerin, die mit 36 Jahren noch ihren ersten richtigen Weltcupsieg feierte, nachdem sie am Neujahrstag schon die schnellste Netto-Zeit beim Verfolgungsrennen in Toblach gelaufen war. Rang zwei ging aber nicht etwa an Teamkollegin Therese Johaug, der ihr Kørper auf der Schlussrunde einen Strich durch die Rechnung machte und die auf der letzten Runde noch einige Zeit verlor. Über Rang zwei mit zehn Sekunden Rückstand jubelte somit Kerttu Niskanen wie zuvor ihr Bruder, obwohl das Rennen nach eigener Aussage nach dem schwierigen Saisonstart zu früh kam. So war sie umso zufriedener mit dem Podium, während Johaug knapp hinter der Finnin Dritte wurde. Bei Viaplay sagte die Norwegerin: „Ich wusste, dass das Laufen in der Höhe anders ist als das Laufen im Flachland. Hier ist es besonders wichtig, das richtige Tempo am Start anzuschlagen, so war ich vermutlich einfach zu schnell angegangen.“ Bei VG sagt sie zudem: „Als ich in der letzten Runde den steilen Anstieg rauf bin, musste ich mich übergeben. Ich habe alles gegeben, aber das ist mir noch nie passiert. Ich denke, das sagt einiges.“ Ein Start bei der Tour de Ski ist plötzlich im Bereich des Möglichen: „Ich werde mich mit den Trainer zusammensetzen und besprechen, was das Beste für mich ist. Aber ich merke schon, dass ich mehr Wettkampfpraxis brauche.“

Pärmäkoski starke Vierte

Krista Parmakoski (FIN) © Modica/NordicFocus

Nach einem schwachen Saisonstart für nahezu das gesamte finnische Distanz-Team meldete sich Krista Pärmäkoski nach vielen mentalen Problemen mit Panikattacken und Scheidung im letzten Jahr stark zurück. In der letzten Runde war sie sogar acht Sekunden schneller als Siegerin Slind, was ihr noch Platz vier vor Victoria Carl einbrachte. Teresa Stadlober wurde wie angestrebt gute Sechste vor Jessie Diggins und Rosie Brennan, die zusammen mit Slind ins Ziel kam und somit knapp über zwei Minuten Rückstand auf die Norwegerin hatte. Katharina Hennig und Silje Theodorsen komplettierten die besten Zehn, wiesen aber schon 2:23 und 2:24 Minuten Rückstand auf.

Stadlober erreicht ihr Ziel

Teresa Stadlober (AUT) © Modica/NordicFocus

„20 Kilometer Klassisch mag ich wirklich sehr gerne. Es ist eine schöne Strecke mit steilen Anstiegen und Doppelstock. Gerade in der letzten Runde muss man noch Kraft haben. Ich will in die Top-6 laufen“, sagte Teresa Stadlober, in Abwesenheit des erkrankten Mika Vermeulen Österreichs einzige Hoffnung im Distanzbereich, vor dem Rennen am FIS-Mikrofon. Nach vorsichtigem Beginn mit Platz neun in Runde eins steigerte sich die Salzburgerin kontinuierlich und verlor in der letzten Runde mit 30 Sekunden die wenigste Zeit nach vorne von allen drei Runden. Damit war sie sehr zufrieden und sagte: „Ich bin heute Sechste geworden und in die Top-6 zu laufen war auch mein Ziel. Es war ein brutaler 20er. Die Strecke hat uns einiges abverlangt. Es waren sehr viele Schub- und Grätschpassagen. Es war echt schwierig zu laufen, auch durch die Verhältnisse. Es lag etwas Neuschnee und teilweise war die Spur etwas glasig. Das Material war heute sehr gut. Ich bin zufrieden, auch weil es nach Lillehammer wieder eine bessere Platzierung ist. Mit dem gehen wir jetzt in die Weihnachtspause und bereiten uns dann gut auf die Tour vor.“

Carl trotz Höhentraining starke Fünfte

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Vor diesem schweren Rennen mit steilen Anstiegen in der Höhe sagte Damen-Trainer Axel Teichmann: „Man muss sich das Rennen sehr gut einteilen. Die Strecke ist ein bisschen länger als 20 Kilometer, in Summe 21,6 Kilometer. Die Höhenlage spielt natürlich auch mit eine Rolle. Sie müssen konzentriert arbeiten, wenn es in die steilen Anstiege geht und am Ende noch ein paar Körner haben, um am Ende vom Anstieg noch wegschieben zu können.“ Das war die Taktik, die Victoria Carl in der ersten Runde gut umsetzen und in den Abfahrten mit einem schnellen Ski und durch ihr höheres Gewicht gut aufholen konnte. Dann machten sich aber die schweren Strecken bemerkbar, die der Thüringerin von der Charakteristik nicht gerade entgegen kommen. Zudem ist sie schon seit Montag in Davos und hat schon einige Trainingskilometer in der Höhe in den Beinen vor dem heutigen Rennen. Victoria Carl musste vor allem in der dritten Runde kämpfen und wurde schließlich mit einer Minute Rückstand sehr gute Fünfte in einem Rennen, das sie aus dem Training heraus bestritt. „Es war mega schön hier und die richtige Entscheidung, früher anzureisen. Es war heute ein richtig hartes Rennen. Die Diagonalstücken haben ein bisschen gefehlt, weil wenn du aus dem Schub gekommen bist, warst du gleich im Grätscher und dafür, dass mir Grätschen gar nicht liegt, bin ich einfach super happy. Ich bin ja ganz lange ums Podest mitgelaufen und das pusht einen schon und dann sind auch die Abstände egal. Das Wichtige ist einfach, dass wir das unterwegs mitkriegen, dass es verdammt eng ist und das man ums Podium mitkämpft“, sagte Victoria Carl, die noch ein paar Tage in der Höhe bleibt. „Ich freue mich jetzt mega auf Toblach, weil das Strecken sind, die mir mega liegen und ich habe da gute Erinnerungen vom letzten Jahr von der Tour de Ski. Ich bleibe noch bis zum 19. hier und werde noch ein paar Tage Training in der Höhe nutzen, um mich auf die Tour de Ski vorzubereiten.“

„Hatte Seitenstechen des Todes“

Katharina Hennig (GER) © Vanzetta/NordicFocus

Dass Katharina Hennig nur 27, 49 und 67 Sekunden pro Runde auf die Führende verlor, ist im Nachhinein erstaunlich und Platz neun aller Ehre wert. Die Sächsin hatte unterwegs massive Probleme, die sich aber nicht allzu sehr im Ergebnis niederschlagen. „Ich bin eigentlich ganz gut los gekommen und habe leider in der zweiten Runde Seitenstechen des Todes bekommen. Das ist mir im Wettkampf noch nie passiert. Aber ich glaube, das liegt hier an den vielen Schubpassagen, wo man vom Zwerchfell doch ein bisschen verkrampft und ich bekam Probleme mit der Luft in der zweiten Runde. Ich bin da ein bisschen eingebrochen und habe etwem viel Zeit verloren. In die dritte Runde rein habe ich es wieder halbwegs in den Griff bekommen und habe mich wieder ein bisschen berappelt. Aber da verliert man natürlich brutal viel Zeit, deswegen musste ich ganz schön kämpfen mittendrin. Rückschauend auf Vici hätte ich gedacht, ich bekomme von ihr eine Minute, aber nachher war das ganz in Ordnung. Ich habe mich noch ganz ordentlich berappelt, aber ist natürlich ärgerlich“, sagte sie.

Grünes Trikot in deutschen Händen

Helen Hoffmann (GER) © Modica/NordicFocus

Neben Carl und Hennig kamen auch noch drei weitere Deutsche unter die besten 15, was wieder ein tolles Mannschaftergebnis bedeutet. Pia Fink freute sich für sie selbst überraschend über Platz zwölf: „Ich hatte es echt nicht erwartet, ich war ein bisschen angespannt, weil ich die Strecke nicht so gut kannte und gerade 20 Kilometer Einzel habe ich auch noch nicht gemacht und ich wusste nicht so genau, wie ich das Rennen angehen soll. Ich habe versucht, ein möglichst gleichmäßiges Tempo zu laufen und das ist mir ganz gut gelungen. Jetzt bin ich sehr sehr zufrieden mit dem heutigen Tag. Der Doppelstock ist nicht wirklich meine Stärke, darum habe ich versucht, da immer alles zu geben. Klar, der Berg ist auch hart, aber bergab habe ich dann einigermaßen versucht, mich zu erholen und das ist mir ganz gut gelungen.“ Katherine Sauerbrey wurde 14. vor Helen Hoffmann, die auch das grüne Trikot der besten U23-Läuferin übernahm. Sauerbrey hat damit nun die halbe WM-Norm geschafft, Helen Hoffmann hat mit zwei Top-15 Ergebnissen wie Pia Fink bereits die volle WM-Norm erfüllt. „Ich muss sagen, das Rennen war wirklich sehr lang und sehr hart, aber das habe ich mir auch beim Einlaufen schon so gedacht. Die Berge hier, das ist wirklich nicht ohne und dadurch dass die Männer vor uns schon dran waren, war die Spur auch nicht mehr so frisch. Das war auf jeden Fall sehr hart“, sagte Helen Hoffmann über ihr Rennen. Die sechste Deutsche Lisa Lohmann wurde 24.

Werro beste Schweizerin

Giuliana Werro (SUI) © Vanzetta/NordicFocus

Nicht die gestern enttäuschte Nadine Fähndrich sondern Giuliana Werro wurde diesmal beste Schweizerin und markierte als 27. sogar eine neue persönliche Bestleistung – mit Ausnahme der 20. Nettozeit, die die 25-Jährige im Januar bei der Tour de Ski-Etappe in Davos lief. Die Luzernerin Nadine Fähndrich erreichte mit 25 Sekunden Rückstand auf die Teamkollegin als 29. das Ziel, nachdem sie gestern noch eine Ansage in den Medien gemacht hatte: „Nach einem Frust-Rennen habe ich noch oft eine Reaktion gezeigt!“ Dass es nicht so kam, lag möglicherweise noch an ihrem Übertraining im Oktober, durch das sie „sehr müde“ in die Saison gestartet war. Die dritte Schweizerin Anja Weber erreichte als 33. das Ziel. Die für Taiwan startende Schweizerin Sophia Tsu Velicer wurde 41. 

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