Tiril Udnes Weng muss auf die WM in Sichtweite ihrer Wohnung verzichten. Außerdem haben die Norweger Probleme mit Werbung und es gab viel Kritik an der Tour de Ski und den Strecken für die Olympischen Spiele.
WM-Traum für Weng geplatzt
Für Tiril Udnes Weng waren die letzten zwei Winter eine absolute Katastrophe. Nachdem sie vor zwei Jahren den Gesamtweltcup gewann, folgten nun zwei Winter mit gesundheitlichen Problemen. Nach einer durchwachsenen Saisoneröffnung in Beitostølen durfte sie bei den Weltcups in Ruka und Lillehammer teilnehmen, wo sie aber nicht über Platz 20 hinauskam. Die Form war nicht da und kurz vor Weihnachten wurde die Ursache festgestellt: Pfeiffersches Drüsenfieber. Schon da stand für die 28-Jährige, die sich extra für die Heim-WM zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Lotta eine Wohnung in direkter Nachbarschaft der WM-Strecken von Trondheim genommen hat, ein großes Fragezeichen hinter der WM im Heimatland. Inzwischen steht fest: Tiril Udnes Weng ist immer noch krank, verpasst die norwegischen Meisterschaften in der nächsten Woche und kann auch die WM abschreiben. „Ich habe so gehofft, zu den nationalen Meisterschaften zu kommen, um mich dort für die WM zu qualifizieren. Aber ich wurde vor vier Wochen krank und bin es immer noch. Ich hätte keine Chance, um bis zur WM in Form zu kommen“, sagte sie am Montag telefonisch dem NRK. „Ich weiß, dass diese Krankheit lange andauern kann. Das haben sie mir aber nicht gesagt, das habe ich gegoogelt. Ich muss mich jetzt auf die Olympischen Spiele fokussieren. Es ist schlimm, so ein Volksfest zu verpassen, aber ich hoffe, ich kann dort sein und meine Teamkollegen unterstützen. Aber das weiß ich noch nicht.“ Tags zuvor hatte schon Trainer Sjur Ole Svarstad die WM-Tür für sie zugeschlagen: „Sie ist seit einem Monat krank und weit davon entfernt gesund zu sein. Sie hat keine realistische Chance, bei der nationalen Meisterschaft dabei zu sein.“ Aktuell sieht es so aus, als würde nur Astrid Øyre Slind aus der siegreichen WM-Staffel aus Planica in Trondheim erneut um Gold kämpfen. Ingvild Flugstad Østberg hat nach wie vor kein Gesundheitszertifikat und damit keine Starterlaubnis für Wettkämpfe und Anne Kjersti Kalvå, die mit schlechter Form und Krankheiten kämpft, muss auf die NM hoffen, wo sie sich mit guten Leistungen noch qualifizieren kann.
Klæbos Werbespot abgesetzt
Johannes Høsflot Klæbo hat zum vierten Mal die Tour de Ski gewonnen. Am Rande der Übertragung flutete ein Werbespot die norwegischen Bildschirme, der für viel Kritik sorgte. Süßwarenhersteller Nidar, der vor allem das norwegische Herren-Team auf dem Weg zur Heim-WM unterstützt, produzierte einen Spot mit dem spärlich bekleideten Johannes Høsflot Klæbo. Im Fokus des Spots ist der durchtrainierte nackte Oberkörper des Langlauf-Stars und kleine Tüte mit Fruchtgummi-Figuren in seiner Hand, die erst nach sieben Sekunden ins Bild kommt, fällt kaum auf. Der sexistische Clip sorgte für viel Kritik, auch Vetle Olsen-Ryum von der norwegischen Gesellschaft für Essstörungen ging an die Öffentlichkeit und übte Kritik: „Nidars Slogan ist ‚Wir geben niemals auf, wenn es um Geschmack geht‘. Aber in diesem Fall haben sie aufgegeben. Dieser Spot ist komplett geschmacklos.“ Weiter sagte er: „Sie sind doch keine – entschuldigen Sie den Ausdruck – Pornostars. Sie sind Langläufer. Warum können sie nicht ohne diese extreme Sexualisierung in der Werbung auftauchen?“ Olsen-Ryum, der in der Vergangenheit selbst mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hatte, befürchtet, dass vor allem Jugendliche sich zu sehr mit Klæbos Körper identifizieren und sich daran orientieren könnten. „Klæbo ist eine Person, zu der viele Menschen aufsehen und als ihr Vorbild haben. Und wenn sie eben nicht diesen (für die meisten) unerreichbaren Körper haben, den Nidar hier vorführt, kann das Unzufriedenheit verursachen. Hätten sie diesen Spot auch mit den Frauen gemacht? Oder denken sie, dass Jungen nicht mit ihrem Körper kämpfen und weniger Druck verspüren, ihren Vorbildern nachzueifern?“ Pressechefin Elisabeth Aandstad Ekheim von Orkla Snacks sagte zu NRK. „Nidar will lustig sein, aber wir wollten nicht provozieren. Wir reagieren auf die Kritik und haben uns entschlossen, diesen Film mit Klæbo zu stoppen. Dieser Spot ist nur ein kleiner Teil der Werbekampagne mit den Langläufern. Nidar hat immer eine Portion Humor in seinen Kampagnen gehabt.“ Den Vertrag mit Nidar hat der finanziell klamme norwegische Verband übrigens dem letztjährigen Tour-Sieger Harald Østberg Amundsen zu verdanken. Der Süßwarenhersteller wollte eigentlich nur ihn sponsern, Amundsen bat aber darum, den Verband zu unterstützen – die würden das Geld nötiger brauchen als er. Rune Brynhildsen der Manager von Amundsen, findet es schade, dass der Spot abgesetzt wurde. „Ist es, weil Klæbo so gut trainiert ist? Wäre es kein Problem, wenn er fett wäre? Ich habe volles Verständnis dafür, wenn man diesen Spot nicht mag oder es problematisch findet. Aber man sollte es nicht mit Sexualisierung verwechseln und dass es das Körpergefühl von jungen Männern beeinflussen kann.“ Es gibt übrigens weitere Werbespots mit anderen Athleten wie auch Brynhildsens Schützling Harald Østberg Amundsen, die bisher nicht abgesetzt sind.
Johaugs Gesicht für Werbung genutzt
Der offizielle Facebook und Instagram Account der Olympischen Spiele des IOC „olympics“ wirbt aktuell mit vielen Gesichtern für die 2026 stattfindenden Olympischen Spielen in Mailand/Cortina. Um die Ticketverkäufe anzukurbeln, bewarb man den Ticketshop mit dem Gesicht von Therese Johaug bei ihrem olympischen Siegesjubeln in Peking – inzwischen ist dieser Post gelöscht. Die Norwegerin war nicht begeistert, denn schließlich wird ihre Langlaufkarriere definitiv in Trondheim enden und sie wird nächsten Winter somit nicht mehr am Start stehen, wenn um Olympische Medaillen gekämpft wird. „Ich sah das und sagte nur gleich: ‚Nein, da werde ich ganz sicher nicht starten.‘ Ich habe nie Anfragen wegen der Nutzung bekommen und weiß gar nicht, ob das legal ist“, sagte sie zu NRK. Das IOC antwortete daraufhin, dass man die Rechte an den Bildern habe und es üblich ist, mit Bildern der letzten Olympischen Spiele für die nächsten zu werben. Marketing-Experte Trond Blindheim von der Hochschule Kristiania in Oslo bezeichnet es jedoch als Marketing unter falschen Vorzeichen, weil Johaug nächstes Jahr definitiv nicht mehr am Start sein wird.
Kritik an Tour de Ski
In den letzten Wochen wurde immer mehr Kritik an den Veranstaltern der Tour de Ski geübt. Zwar sei es schön, dass der Reisestress reduziert worden sei, denn habe die Tour durch nur zwei Austragungsorte in Italien von seinem ursprünglichen Flair verloren. Um wieder mehrere Nationen ins Boot zu holen, könnte man von Toblach aus ins 40 Kilometer entfernte Obertilliach in Österreich reisen, von dort vielleicht nach Planica und dann ins Val di Fiemme zum Final Climb, hatte Mika Vermeulen in seinem Podcast vor Beginn der Tour de Ski vorgeschlagen. Allerdings müsste man auch zwischen diesen vier Etappenorten 500 Kilometer reisen, wie es zum Beispiel letztes Jahr mit dem Abstecher nach Davos der Fall war. Die diesjährige Tour de Ski bezeichnete der Ramsauer als Giro del Fondo, angelehnt an den Giro d’Italia im Radsport. Aber auch an der nächsten Tour de Ski wird von dem einen oder anderen Athleten wieder Kritik geübt. Im Olympischen Winter mit dem 20. Jubiläum der Tour de Ski besteht das Etappenrennen wieder nur aus sechs Etappen wie auch sonst im Jahr mit Olympischen Spielen, macht aber immerhin wieder Station in der Schweiz. In den ersten Jahren der Tour-Geschichte gab es bis zu neun Etappen an vier verschiedenen Austragungsorten. Vier Etappenorte in einer Tour de Ski gab es zuletzt 2018/19.
Unzufriedenheit mit olympischen Strecken
Unzufrieden waren die Athleten auch über die vorgestellten Strecken für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr. Zwar konnte wegen eines Baustopps nach Streitigkeiten mit den Bauern, denen das Gelände gehört, noch nicht die komplette Skiathlon-Strecke im Val di Fiemme gelaufen werden, aber auch an der späteren Skatingrunde gab es Kritik. Die Strecke hatte viele Anstiege, so dass die Gesamthöhenmeter über der erlaubten Grenze lagen. Dennoch war die Strecke für die Herren nicht schwer genug, um vor der Zielgeraden das Feld nennenswert zu reduzieren und Entscheidungen herbeizuführen, weil die Anstiege zu kurz waren. Zudem fanden die Athleten die Abfahrten zu schnell und kurvig, um sie in der klassischen Technik zu bewältigen. Wenn auch die besten Athleten auf der Kuppe in den Schneepflug gehen, um die Geschwindigkeit zu reduzieren, sei das nicht olympiawürdig, hieß es. „Man muss darüber nachdenken wie man es zu den Olympischen Spielen verbessern kann. So ist es noch nicht gut“, meinte Moa Ilar. „Es gab viele Stürze heute. Viele sind auf dem Hintern gelandet. Die Ski flattern, wenn du auf dem Eis abwärts fährst und du einfach weitermachen musst. Manchmal fühlst du dich einfach nur kraftlos.“ Linn Svahn bezeichnetet das Rennen als „eine Parodie“. „Das fühlt sich nicht gut an“, sagte sie und forderte massive Änderungen: „Man muss alles ändern. Der Sprint ist miserabel, wenn es nur ein Wettwachsen um die schnellsten Ski für die Abfahrt ist.“ Das wurde auch beim Sprintkurs bemängelt: „Die Strecke hat Potential, aber für die Männer ist es ein Desaster. Nach dem Anstieg kommt es zu Stehversuchen. Meiner Meinung nach ist es die Strecke nicht wert, bei Olympischen Spielen gelaufen zu werden“, sagte Johanna Matintalo. Niilo Moilanen meinte: „Die Anstiege haben ein richtig gutes Profil, so dass man gute Beine braucht. Aber die Abfahrt ist so lang und steil, dass alles eine Frage der Taktik ist. Ein zweigeteilter Kurs.“ „Die Veranstalter haben noch einiges zu tun bis zu den Olympischen Spielen. Sonst wird es richtig chaotisch“, sagte Edvin Anger. „Der obere Teil der Strecke war extrem schmal, da gab es in einigen Kurven Probleme. So ist es nicht optimal. Glücklicherweise haben wir Läufer Respekt voreinander“, meinte Eric Rosjö. Auch Mika Vermeulen war nicht zufrieden: „Heute ging es sehr ruhig im Feld zu. So ist es bei einer Tour de Ski, wenn du an die Gesamtwertung denkst. Wenn es ein Massenstart im Kampf um Medaillen gewesen wäre, wäre es viel chaotischer gewesen. Wenn bei diesem Wetter heute die Olympischen Spiele gewesen wären, hätte das in totaler Zerstörung geendet.“ Auch aus dem deutschen Team gab es Kritik, Peter Schlickenrieder fand dafür deutliche Worte: „Die Anforderungen sind mir deutlich zu schwer. Es gibt ein FIS-Reglement, das begrenzt die Höhenmeterzahl und hier sind wir fast zwanzig Prozent drüber. Dieses ‚höher, schneller, weiter‘ braucht kein Mensch, weil am Ende des Tages gewinnt trotzdem immer der oder die Beste“, kritisierte der frühere Olympiamedaillengewinner speziell die Streckenführung beim Skiathlon. „Das war ein sehr anspruchsvoller Kurs, speziell für die Frauen mit dem 900-Meter-Anstieg. Die Abfahrten waren dagegen ganz leicht. So war es schwer, einen Rhythmus zu finden und schwer, sich zu regenerieren“, sagte Per Nilsson, der schwedische Trainer der deutschen Damen. Weil die Tour auch als Olympia-Generalprobe dienen sollte, appellierte der deutsche Disziplintrainer an die Veranstalter: „Für Olympia sollten die Veranstalter die Strecke auf jeden Fall überdenken.“