Mit später Startnummer holt sich die Französin Justine Braisaz-Bouchet den Titel im Sprint bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Lenzerheide und verdrängt Franziska Preuß auf den Silberrang. Die Finnin Suvi Minkkinen bestätigt ihre bisherige Saisonleistung und gewinnt Bronze. Lena Häcki-Groß verpasst das Podest bei der Heim-WM nur knapp und wird Vierte.
Justine Braisaz-Bouchet ist Sprint-Weltmeisterin
Der Sprintwettkampf der Damen über 7,5 km schien nahezu entschieden zu sein, als Franziska Preuß mit 0,2 Sekunden Vorsprung die bis dahin Führende Suvi Minkkinen verdrängte und sich an die Spitze setzte. Als Justine Braisaz-Bouchet mit der Startnummer 68 nach einem Fehler im liegenden Anschlag mit 34,2 Sekunden Rückstand aus der Strafrunde kam brachte sie sich laufstark schon Richtung entscheidendes Schießen in Podestnähe. Stehend fielen alle fünf Scheiben und nur 2,9 Sekunden hinter Franziska Preuß bog sie in die Schlussrunde ein. „Ich wusste, dass ich 2-3 Sekunden hinter Franziska Preuß war nach dem Schießstand, aber ich habe mir ein bißchen Kraft übrig gelassen. Ich wusste es wird hart,“ so die Französin nach dem Rennen im ZDF. Braisaz-Bouchet war in der Gesamtlaufzeit Schnellste der 92 Starterinnen und hatte den Rückstand in der letzten Runde schnell aufgeholt und sich in Führung gebracht. Die Ziellinie überquerte sie schließlich 9,8 Sekunden als Sprint-Weltmeisterin vor Franziska Preuß. „Ich hatte die höhere Startnummer und ich konnte mich an ihr orientieren,“ so Braisaz-Bouchet. Die Französin ist Olympiasiegerin im Massenstart und wurde auch im letzten Jahr Weltmeisterin in dieser Disziplin. In der Lenzerheide wird sie demnach im goldenen Trikot in den Massenstart gehen.
Franziska Preuß: „Mein Ziel war eine Einzelmedaille“
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Zehn Jahre nach ihrer ersten WM-Medaille mit Silber im Massenstart von Kontiolahti, gewinnt Franziska Preuß Sprint-Silber in der Lenzerheide. Es war ein aufregendes und zugleich spannendes Rennen bei wechselhaftem Wind, der eher von vorne als von der Seite wehte und dichte Schneeflocken wild durcheinander wirbelte. Franziska Preuß ging das Rennen mit Startnummer 46 stark an, war Schnellste in der ersten Runde und kam auch als Führende zum Liegendanschlag und überzeugte mit einer perfekten Serie. „Ich habe mich gut auf der Loipe gefühlt,“ so Preuß nach dem Rennen im ZDF, „aber hinten raus war es schon hart“. Im zweiten Anschlag fiel eine Scheibe nicht, dennoch war Preuß als sie aus der Strafrunde zurückkam weiterhin in Führung und kam nur 0,2 Sekunden vor der Finnin Suvi Minkkinen ins Ziel. „Der eine Schuss stehend der ärgert mich. Die Voraussetzungen waren da. Es war kein Wind und ich habe versucht riskant zu schießen. Vielleicht war es einen Ticken zu schnell. Ich habe versucht, dass ich am Schießstand keine Sekunde verschenke. So war mein Plan und ich freue mich einfach total.“ Die Freudentränen flossen bei Preuß auch während das ganze DSV-Team sie feierte und zum Mannschaftsfoto zusammen kam. „Mein Ziel war eine Einzelmedaille hier zu gewinnen.“ Dass Preuß sich ihren Wunsch gleich im ersten Rennen erfüllt, lässt gewissermaßen einen Rucksack von ihr abfallen. Preuß ist bewusst, dass große Erwartungen auf ihr liegen, dennoch geht sie mit mehr Selbstvertrauen als die Jahre zuvor in die Wettkämpfe. „Ich weiß, ich muss nicht zaubern um ein gutes Rennen zu machen und heute habe ich einen guten Tag gehabt.“
Erste WM-Medaille für Suvi Minkkinen
Die 30jährige Suvi Minkkinen startete schon zur Saisoneröffnung mit einem dritten Sprintrang und lief dann in Oberhof zusammen mit Tero Seppala zum ersten Sieg einer finnischen Single-Mixed-Staffel. Heute hat sie ihre Leistung bestätigt und sich mit zwei fehlerfreien Anschlägen nur zehn Sekunden hinter der Siegerin auf dem Bronzerang platziert. Die Finnin lieferte sich auf ihrer Schlussrunde ein Fernduell mit Lena Häcki-Groß. Nur 0,9 Sekunden vor Lena Häcki-Groß kam Minkkinen in die Schlussrunde, baute ihren Vorsprung auf die Schweizerin aus, der aber Richtung Ziel wieder kleiner wurde. Am Ende reichte es für Minkkinen und die Finnin überquerte die Ziellinie 1,4 Sekunden vor der Schweizerin.
Bitter-süße Platzierung
Die Schweizerin Lena Häcki-Groß wurde jedes Mal lautstark angefeuert, als sie an der Tribüne vorbei an den Fans zum Schießstand einbog. Sie kennt den Schießstand und seine Tücken auf ihrer Heimstrecke sehr gut und diese Erfahrung nutzte sie beim Liegendanschlag. „Es war extrem stürmisch,“ so die Schweizerin, die erst nach 22 Sekunden den ersten Schuss abfeuerte und alle fünf Patronen ins Ziel brachte. „Ich habe Stärke bewiesen, dass ich gewartet habe, bis ich angefangen habe.“ Den vierten Rang bezeichnete Lena Häcki-Groß bittersüß. Bitter, nachdem zur Medaille nur 1,4 Sekunden fehlen, und süß, weil „es ist das beste Rennen meiner Saison, das beste Rennen von mir bei einer WM und ich darf in jedem Fall stolz auf mich sein, dass es nur 1,4 Sekunden sind. Das ist so knapp.“ Die knappen Abstände verheißen viel Spannung für die Verfolgung am Sonntag.
Vier DSV-Damen in der Verfolgung
Ein großartiges Rennen lieferte auch Sophia Schneider. Ihr gelang mit Rang elf bei nur einem Fehlschuss im Liegen das zweitbeste deutsche Ergebnis. Ihr Rückstand betrug im Ziel 55,7 Sekunden und auch sie war im Ziel zu Tränen der Erleichterung gerührt. „Ich bin so erleichtert, dass es fast aufgegangen ist. Den einen hätte ich auch gerne noch getroffen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Heute war es nicht einfach und da bin ich schon stolz drauf,“ so Schneider nach dem Rennen. Julia Tannheimer erreichte bei ihrem ersten WM-Rennen der Damen nach einer Strafrunde aus dem Stehendanschlag Rang 17. Nicht ganz zufrieden mit ihrer Leistung war Selina Grotian. „Ich bin enttäuscht über mein Schießen. Stehend hab ich vorm letzten Schuss noch einen Trockenschuss gehabt, aber mit dem Laufen bin ich zufrieden, da kann ich darauf aufbauen. Grotian wird mit einem Rückstand von 1:19,5 Minuten im Verfolgungsrennen auf die Jagd gehen.
Keine der Favoritinnen kommt fehlerfrei durch
Keine der fünf Französinnen hat die durch ihre Vorerfolge an sie gerichteten Erwartungen erfüllt und kam fehlerfrei durch das Rennen. Neben der ursprünglich vier zugelassenen Starterinnen hatte Julia Simon als amtierende Sprint-Weltmeisterin ein persönliches Startrecht. Deutlich erkennbar war sie im Rennen mit dem goldenen Trikot. Neben der Weltmeisterin Justine Braisaz-Bouchet belegte Lou Jeanmonnot, die allerdings ihr Stehendschießen bei dichtem Schneetreiben durchziehen musste, Rang sechs vor Julia Simon auf der Sieben. Beide hatten zwei Strafrunden im Gepäck und ihr Rückstand für die Verfolgung beträgt lediglich 30,9 und 34,5 Sekunden. Oceane Michelon (3 Fehler) belegte Platz zwölf und Jeanne Richard (2 Fehler) mit schwächerer Laufleistung wurde 28. Auch die vier Schwedinnen vergaben eine bessere Platzierung am Schießstand. Sowohl Ella Halvarsson, Elvira Oeberg, Hanna Oeberg und Anna Magnusson räumten im liegenden Anschlag ihre Scheiben ab und jede von ihnen kassierte stehend zwei Strafrunden. Am Ende platzierten sich mit Halvarsson auf dem neunten Platz und Elvira Oeberg auf Rang zehn zwei von ihnen in aussichtsreicher Position für die Verfolgung. Völlig daneben ging der Sprint für die erfolgsverwöhnten Norwegerinnen. Maren Kirkeeide (3 Fehler) kam als Beste ihres Teams auf Rang 16. Tandrevold verfehlte liegend und stehend jeweils nur eine Scheibe, gehörte allerdings läuferisch nicht zu den Schnellsten und überquerte die Ziellinie auf Platz 23. Karoline Offigstad Knotten (4 Fehler) wurde 44. und Ragnhild Femsteinevik (5 Fehler) 50.
Amy Baserga verpasst Verfolgung
Bitter für die Schweizerin Amy Baserga, die nach drei Schießfehlern im Liegen auch im Stehen zwei Scheiben verfehlte und die Verfolgung auf Rang 61 um 0,1 Sekunden verpasst hat. Elisa und Aita Gasparin haben sich als 37. und 41 qualifiziert, gehen aber mit deutlichem Rückstand von über zwei Minuten ins Jagdrennen und alle Augen werden dabei auf Lena Häcki-Groß gerichtet sein, die mit 11,4 Rückstand auch den Heimvorteil genießt.
Ähnlich ernüchternd zeigen sich die Ergebnisse der ÖSV-Damen. Lisa Theresa Hauser, mit zwei Strafrunden belastet, sortierte sich als 26. ein mit einem Rückstand von 1:31,1 Minuten auf die Spitze. Anna Gandler kam nach zwei Strafrunden als 33. ins Ziel einen Rang vor Tamara Steiner (1 Fehler) und Anna Andexer hat nach drei Strafrunden als 58. die Verfolgung gerade noch erreicht.
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