Die Schwedin Elvira Oeberg gewinnt den Massenstart bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Lenzerheide und holt sich die Goldmedaille im letzten Damenbewerb. Oceane Michelon aus Frankreich erreicht Silber und die Norwegerin Maren Kirkeeide Bronze. Franziska Preuß lag lange an der Spitze, aber gesundheitliche Probleme und letztlich ein Materialproblem ließen am Ende nur Rang sieben zu.
Franziska Preuß und Lena Häcki-Groß an der Spitze
Die 30 weltbesten Biathletinnen waren für den WM-Massenstart zum Finale in Lenzerheide qualifiziert. Aus deutscher Sicht waren mit Franziska Preuß und Selina Grotian über die Gesamtwertung und Julia Tannheimer und Sophia Schneider über die Leistungen in Lenzerheide vier Starterinnen dabei. Aus Norwegen lediglich Maren Kirkeeide und Ingrid Landmark Tandrevold, daneben vier Schwedinnen und fünf Französinnen, nachdem Justine Braisaz-Bouchet als Titelverteidigerin ein persönliches Startrecht im goldenen Trikot zustand. Die fünf Französinnen gingen nach ihren bisherigen Erfolgen mit großem Selbstvertrauen ins Rennen. Fünf Mal war die Strecke über 2,5 km zu laufen und dazwischen mussten vier Schießeinlagen absolviert werden. Jeder Fehlschuss wurde mit einer Extrarunde bestraft. Wie erwartet setzten sich mit Jeanmonnot, Braisaz-Bouchet und Simon drei Französinnen an die Spitze, dahinter reihten sich in der ersten Runde Franziska Preuß, Maren Kirkeeide, Jeanne Richard und Elvira Oeberg in die Spitzengruppe ein. Simon begann mit Fehler, ein weiterer folgte, auch Braisaz-Bouchet kassierte zwei Strafrunden und Jeanmonnot verfehlte gar drei Scheiben. Lena Häcki-Groß und Franziska Preuß hielten sich schadlos und übernahmen die Führung nach dem ersten Anschlag. Jeanne Richard war nur 7,5 Sekunden dahinter auf der dritten Position in die nächste Runde eingebogen.
Preuß mit Problemen
Auf der zweiten Runde gab die Schweizerin Lena Häcki-Groß das Tempo an der Spitze vor, wechselte sich mit der Französin Jeanne Richard ab und ganz knapp dahinter kam Franziska Preuß. Diese Drei waren zuvor fehlerfrei geblieben und Elvira Oeberg kam als Vierte, hatte aber nach einer Strafrunde deutlichen Rückstand auf das Führungstrio. Zum Schießstand lief die Französin als Erste, dann Häcki-Groß und Preuß hatte etwas abreißen lassen und mit offensichtlichen Materialproblemen schien auch an der Hose von Preuß etwas nicht Ordnung zu sein. Nach dem Rennen löste sie auf: „Es war extrem schwer, gerade die erste Runde, da ist der Ski einfach geklebt. Da hast du so viel muskuläre Kraft investieren müssen, dass der Ski überhaupt ein bissl ins Laufen kommt. Es war extrem schwer, mir ist es auch die ersten Runden körperlich nicht gut gegangen. Ich habe so krass Bauchweh bekommen, es war echt ein Kampf, das ist zum Glück dann weggegangen, aber es war einfach nur ein Kampf. Vor dem 2. Schießen habe ich die Hose aufgemacht in der Hoffnung, dass es irgendwie besser wird. Es ist zum Glück weggegangen, ich glaube durch das Liegendschießen, wenn der Bauch dann entspannt und man tief durchatmet.“ Häcki-Groß und Richard kassierten eine Strafrunde, Preuß blieb wieder fehlerfrei und ging erneut in Führung. Häcki-Groß kam aus der Strafrunde an zweiter Position (+ 10,8 Sek.), dann Jeanne Richard (+ 11.4 Sek.) als Dritte. Häcki-Groß, Richard und auch die Bulgarin Milena Todorova hatten sich schnell an die führende Preuß herangearbeitet und als Sechsergruppe, da sich auch Justine Braisaz-Bouchet und Annamarija Lampic herangeschoben hatten, kamen sie in der immer tiefer werdenden Spur zum dritten Schießen. Wieder räumte Franziska Preuß ab, alle mit ihr zum Schießen Gekommenen kassierten Strafrunden und nun war Elvira Oeberg nur 3,6 Sekunden an zweiter Position hinter Preuß. Die Französin Lou Jeanmonnot reihte sich 9,2 Sekunden später als Dritte ein.
Eine Fünfergruppe kommt zum entscheidenden Schießen
In der Runde zum entscheidenden Anschlag lief Elvira Oeberg ihr Tempo und fiel hinter Lou Jeanmonnot und Justine Braisaz-Bouchet zurück und die Estin Tuuli Tomingas hatte sich mit bis dahin nur einem Fehlschuss auf den aussichtsreichen fünften Platz vorgearbeitet. Diese Fünfergruppe kam gemeinsam zum entscheidenden Schießen und unter ihnen sollten die Medaillen verteilt werden. Die Verfolgerinnen wurden angeführt von der Slowenin Annamarija Lampic mit einem Rückstand von 23,9 Sekunden. Braisaz-Bouchet wollte unbedingt auf die Schießbahn eins, neben ihr kamen Franziska Preuß, Elvira Oeberg und Lou Jeanmonnot an. Braisaz-Bouchet schoss drei Fehler, auch Preuß kassierte eine Strafrunde und nur Elvira Oeberg räumte fehlerfrei ab und ging in Führung. 19,7 Sekunden hinter ihr bog Maren Kirkeeide ein, eine Sekunde später Oceane Michelon. Franziska Preuß weitere 1.7 Sekunden dahinter, die mit Lou Jeanmonnot, Milena Todorova und Jeanne Richard starke Läuferinnen hinter sich hatte. „Ich habe heute noch einmal konsequent meine mentale Arbeit gemacht vor dem Schießen und ich habe die Situation schon ein paar Mal diesen Winter gehabt, da habe ich Selbstvertrauen gehabt zum Glück. Ich habe zwar gehört, dass die anderen auch Fehler schießen, aber ich habe schon gewusst ich habe auf der Strecke nichts auszurichten. In der ersten Hälfte wird man dann gleich mal überholt und das ist gleich ein mentaler Dämpfer und es ist schwierig, dass man sich nicht hängen lässt,“ sagte Franziska Preuß nach dem Rennen, die aber auch von vielen schönen Momenten sprach. Franziska Preuß stand in der Lenzerheide vier Mal auf dem Podium, gewann den Weltmeistertitel im Verfolger, Silber im Sprint, jeweils Bronze mit der Mixed-Staffel und zusammen mit Justus Strelow mit der Single Mixed Staffel.
Elvira Oeberg gewinnt
Die Probleme von Franziska Preuß das Tempo halten zu können waren offensichtlich und es sah tatsächlich nach einem Kampf mit dem Material aus. „Es war so stumpf, es hat überhaupt keinen Spaß gemacht“, so Preuß nach dem Rennen, die an dieser Stelle von drei Läuferinnen eingeholt wurde. Kurzzeitig schob sie sich mit allen Kräften an Lou Jeanmonnot vor ihr heran. „Zum Schluss habe ich noch versucht die Lou zu überholen, dass ich es zur Flowerzeremonie schaffe, dann war ich dran und dann ist die Abfahrt gekommen und dann war sie wieder weg,“ so Preuß in der ARD. Vor ihr zog Oceane Michelon mit kräftigen Schüben an einem der letzten Anstiege an Kirkeeide vorbei während Elvira Oeberg Gold im Massenstart bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Lenzerheide gewann vor Oceane Michelon auf dem Silberrang. Die Norwegerin Maren Kirkeeide komplettierte das Podest auf dem Bronzerang. Auf Rang vier landete durch eine Top-Leistung in der Schlussrunde die Französin Jeanne Richard vor der Bulgarin Milena Todorova. Beide erreichten erstmals bei einer WM die Top-6. Lou Jeanmonnot komplettierte die besten Sechs, nachdem sie zuvor, wie auch ihre Teamkolleginnen Braisaz-Bouchet und Julia Simon Tränen der Enttäuschung freien Lauf ließen. Elvira Oeberg wartete im Ziel lange auf ihre Schwester Hanna. Ihr wurde von einem Betreuer bei der Zieleinfahrt die schwedische Fahne gereicht, mit der sie abgeschlagen nach neun Strafrunden als Letzte die Ziellinie überquerte und in die Arme ihrer Schwester, die gerade Weltmeisterin wurde, fiel und dieser unter Tränen die schwedische Fahne reichte.Lena Häcki-Groß beendete das Rennen nach fünf Strafrunden auf dem 21. Rang. Mit nur zwei Schießfehlern platzierte sich ihre Teamkollegin Aita Gasparin auf dem elften Rang vor Lisa Theresa Hauser, die nach vier Strafrunden die Ziellinie auf Platz 12 überquerte.
Von den weiteren drei deutschen Starterinnen platzierte sich Julia Tannheimer nach drei Strafrunden auf dem 15. Rang, Selina Grotian und Sophia Schneider mussten jede sechs Extrarunden drehen und sortierten sich am Ende als 27. und 28. ein.