Biathlon: Bundestrainer der Herren Uros Velepec überrascht mit Rücktritt

Uros Velepec (SLO) © Manzoni/NordicFocus

Uros Velepec hört auf. Der Biathlon-Cheftrainer hat die Sportführung des Deutschen Skiverbands darum gebeten, ihn mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden.  

Velepec tritt als Cheftrainer zurück 

Uros Velepec (SLO) © Thibaut/NordicFocus

Der 58jährige Slowene hat das Amt des Cheftrainers der Herren 2023 übernommen, zuvor war er bereits ein Jahr als Co-Trainer tätig gewesen. Nun hat Velepec nur zwei Tage nach einer enttäuschenden WM in Lenzerheide um seine sofortige Entlassung gebeten. DSV-Sportdirektor Felix Bitterling und Wolfgang Mayer, Sportchef im DSV, haben das Gespräch mit Uros Velepec gesucht um zu diskutieren, wie mit dem Blick auf Olympia und der kurzen verbleibenden Zeit die weitere Ausrichtung des Herrenteams aussehen soll. „Hier haben wir gemerkt, dass wir schon ein bissl unterschiedliche Ideen haben und im Laufe dieses Gesprächs, das völlig offen und völlig freundschaftlich geführt wurde, hat der Uros dann seinen Rücktritt angeboten, um eben den Weg den wir gehen wollen nicht im Wege zu stehen und vor allem diesen Weg den Jungs nicht zu verbauen, für die er ein großes Herz hat und deren Entwicklung sehr wichtig ist,“ so Felix Bitterling in einem Audio. Danach einigten sich Velepec und die DSV-Sportführung darauf, die noch verbleibenden drei Weltcup-Wochen zu nutzen, um mit Blick auf die anstehende Olympiasaison erste notwendige Weichenstellungen vorzunehmen. 

 

Tobias Reiter übernimmt

Nachfolger von Velepec wird Tobias Reiter (39). Der Chiemgauer war von 2014 bis 2018 Disziplin-Trainer der deutschen Weltcup-Damen und zuletzt verantwortlicher Herrentrainer im IBU- Cup. „Wir haben mit Tobi einen absoluten Konzepttrainer. Ich glaube, dass es genau das jetzt braucht und entsprechend werden wir die drei letzten Weltcupwochen nutzen um hier ein gutes neues Konstrukt vom Trainerteam her, Filbrich und Reiter kennen sich bereits von einem gemeinsamen IBU-Cup-Jahr, zu schmieden und auch entsprechend mit der Mannschaft den Gewöhnungsprozess so gut es geht abzuschließen bis zum Saisonende und ganz, ganz wichtig die Planung zu finalisieren für den olympischen Sommer und die entsprechenden Trainingslager,“ so Bitterling.

„Es braucht einen neuen Impuls“

Uros Velepec (SLO), coach Team Germany, Jens Filbrich (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

„Das ist keine spontane Entscheidung und hat nur bedingt etwas mit unserem Abschneiden bei der WM zu tun“, erklärte Velepec. „Auch wenn wir uns in Lenzerheide natürlich alle mehr vorgenommen hatten. Insgesamt sind wir derzeit einfach nicht auf dem Niveau, das wir uns gemeinsam als Ziel gesetzt hatten. Mit ausreichend Zeit wären wir sicher in der Lage, gemeinsam aus dieser aktuell schwierigen Situation herauszukommen, in der wir uns gerade befinden. Aber als Cheftrainer sehe ich mich auch kurz- und mittelfristig in der Verantwortung. Deshalb bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass es nun einen neuen Impuls braucht, vielleicht auch eine neue Form der Ansprache, um mit Blick auf die Olympischen Spiele 2026 erfolgreich zu sein. Je früher desto besser. Deshalb habe ich vorgeschlagen, nicht länger zu warten, sondern lieber sofort einen Schnitt zu machen. Jetzt geht es darum, dass die Arbeit, die wir in den vergangenen Jahren geleistet haben, im nächsten Winter Früchte trägt. Das ist das, was ich mir zum Abschied von meiner Mannschaft wünsche.“

Dank und Respekt

Felix Bitterling (GER) © Manzoni/NordicFocus

„Wir sind extrem glücklich über die WM-Medaille, die wir in der Herrenstaffel erzielen konnten, aber bei genauerer Analyse muss man sehen, dass die Abstände zu den führenden Nationen, zu den Top-Athleten, sehr sehr groß sind. Das ist eine Sache, die uns Sorge bereitet,“ so Felix Bitterling. Der Sportdirektor Biathlon zollte seinem scheidenden Cheftrainer Dank und Respekt: „Wir haben Uros in den vergangenen Jahren als einen Trainer kennengelernt, der Athleten für sich gewinnen und begeistern kann. Als einen angenehmen Menschen und als einen Kollegen mit großen Ambitionen. Dass er zum jetzigen Zeitpunkt diesen Schritt wählt, ist natürlich ungewöhnlich. Aber Uros hat uns in einem langen Gespräch seine Beweggründe erklärt. Die kommenden drei Wochen sind definitiv wichtig für die Dynamik im Team. Von daher haben wir uns darauf verständigt, seinem Wunsch zu entsprechen und ihn bis zum Ende der Saison freizustellen.

Mit Trainerteam Reiter/Filbrich in die Olympiasaison

Tobias Reiter (GER) © Manzoni/NordicFocus

Glücklicherweise haben wir mit Tobias Reiter einen erfahrenen Coach und ausgewiesenen Konzept-Trainer in unserem System, der sich nach kurzer Bedenkzeit bereit erklärt hat, diese wichtige Aufgabe für uns zu übernehmen. Tobias hat die meisten unserer Athleten bereits im Verlauf ihrer Karriere betreut und bildete zusammen mit Jens Filbrich ein erfolgreiches Trainerteam im IBU-Cup. Von daher sollte es einen reibungslosen Übergang geben, der hoffentlich noch einmal beim gesamten Team positive Energien freisetzt. Denn darauf wird es jetzt in erster Linie ankommen. Ziel ist es, noch einmal gemeinsam Schwung zu holen, ein paar positive Akzente zu setzen, um dann zum Beginn der Vorbereitung für den Olympia-Winter 2026 wieder mit voller Kraft und dem neuem Trainerteam Reiter/Filbrich angreifen zu können.“

(Quelle: PM DSV)