Nordische Kombination: Nowak starke Fünfte beim Massenstart

Weltmeisterin im Massenstart: Yuna Kasai (JPN)
Weltmeisterin im Massenstart: Yuna Kasai (JPN) © Thibaut/NordicFocus

Yuna Kasai aus Japan ist die erste Massenstart-Weltmeisterin der Nordischen Kombination. Zum Auftakt der Nordischen Weltmeisterschaft in Trondheim (NOR) gewann die 21-Jährige Gold, ihre Zwillingsschwester Haruka holte Bronze. Silber ging, vor ausverkauftem Haus, an Gyda Westvold Hansen (NOR). Jenny Nowak machte im Springen Plätze gut und wurde Fünfte, Nathalie Armbruster Sechste.

Hansen führt, Hagen im Pech

Die Spitzengruppe: Yuna Kasai (JPN), Nathalie Armbruster (GER), Ida Marie Hagen (NOR), (l-r)
Die Spitzengruppe: Yuna Kasai (JPN), Nathalie Armbruster (GER), Ida Marie Hagen (NOR), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Gyda Westvold Hansen vor Marte Leinan Lund, das war das Führungsduo nach dem Fünf-Kilometer-Lauf. Die beiden Norwegerinnen präsentierten sich erwartet laufstark beim WM-Auftakt in der Heimat. Nachdem zunächst Ida Marie Hagen (NOR), die laufstärkste Athletin des Feldes, vor begeisterten 22.000 Zuschauern die Führung übernommen hatte, war es Armbruster, die der Norwegerin auf den Fersen blieb. Leinan Lund und Westvold Hansen hielten ebenfalls mit. Yuna Kasai dagegen schloss die Lücke nach vorn im Laufe der ersten Runde und man ging zu fünft in die Schlussrunde. Nach rund drei Kilometern schien Hagen jedoch etwas die Luft auszugehen, und Westvold Hansen witterte ihre Chance. Am steilen Anstieg attackierte sie und ging in Führung. Hagen ihrerseits, Armbruster noch immer hinter sich, hatte Pech, als Armbruster ihr mutmaßlich auf den Ski trat. Die Norwegerin kam zu Fall, rappelte sich schnell wieder auf, aber verlor dennoch einige Sekunden.

Armbruster in Lauerstellung

Yuna Kasai (JPN) kommt vor Nathalie Armbruster ins Ziel.
Yuna Kasai (JPN) kommt vor Nathalie Armbruster ins Ziel. © Thibaut/NordicFocus

Während Westvold Hansen sich einen Miniabstand nach hinten verschaffen konnte, kämpfte Armbruster um einen möglichst geringen Rückstand, da die Entscheidung erst später auf der Schanze fallen würde. Sie beendete den Lauf als Vierte hinter Yuna Kasai, mit Hagen 0,7 Punkte (knapp drei Sekunden) hinter sich hinter sich. Ihr Rückstand auf Westvold Hansen betrug 1,1 Punkte, was ihr alle Chancen auf eine Medaille offenhielt. Auf den weiteren Plätzen folgten Minja Korhonen (FIN), Alexa Brabec (USA), Haruka Kasai (JPN), Ema Volavsek (SLO) und Lena Brocard (FRA). Jenny Nowak als Elfte musste sich im Foto-Finish im Kampf um Platz zehn gegen die Französin geschlagen geben.

Nowak macht Boden gut

Jenny Nowak (GER)
Jenny Nowak (GER) © Thibaut/NordicFocus

Das Springen verlief zunächst bilderbuchmäßig und fast gänzlich ohne Windeinfluss. Trine Göpfert (GER) und Maria Gerboth (GER), nach dem Lauf mit den Rängen 23 und 30 im hinteren Bereich des 36 Starterinnen großen Feldes, konnten beide mit Sprüngen deutlich über 90 Meter ihre Positionen verbessern. Am Ende wurden sie 17. (Göpfert) und 21. (Gerboth). Dies galt auch für die Österreicherinnen. Insbesondere Lisa Hirner gelang ein weiter Sprung auf 94 Meter, mit dem sie die zwischenzeitliche Führung übernahm und am Ende Siebte wurde. Den weitesten Sprung zeigte jedoch ihre Landsfrau Annalena Slamik, die, ebenso wie Norwegens Nachwuchstalent Ingrid Laate, bei 110,5 Metern landete. Dies sollte für Slamik Gesamtrang 13 bedeuten. Als letzte außerhalb der Top Ten war Nowak an der Reihe und sprang starke 95 Meter. Damit setzte sie sich zunächst an die Spitze.

Doppelpodium für Japans Kasai-Zwillinge

Die Medaillengewinnerinnen im Massenstart: Gyda Westvold Hansen (NOR), Yuna Kasai (JPN), Haruka Kasai (JPN), (l-r)
Die Medaillengewinnerinnen im Massenstart: Gyda Westvold Hansen (NOR), Yuna Kasai (JPN), Haruka Kasai (JPN), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Die erste, die Nowak verdrängen konnte, war Haruka Kasai mit 96 Metern. Die Amerikanerin Brabec kam zwar nur auf 93 Meter, setzte sich jedoch aufgrund ihres Vorsprungs aus dem Lauf ebenfalls vor Nowak. Nathalie Armbruster dagegen landete bereits bei 89 Metern – zu früh für eine Spitzenplatzierung. „Ich bin auf der Schanze unter meinen Möglichkeiten geblieben. Mein Lauf war gut, aber ich weiß, dass ich besser springen kann“, analysierte die Schwarzwälderin. Anschließend sprang Yuna Kasai noch einen halben Meter weiter als ihre Schwester und übernahm die Führung, während Leinan Lund auf Rang acht zurückfiel. Ausgerechnet als die letzte Springerin, Gyda Westvold Hansen, auf dem Balken saß, frischte der Wind auf und die sichtbar nervöse Westvold Hansen musste warten. Als sie schließlich springen durfte, kam sie mit Rückenwind auf 94,5 Meter, und blieb damit 2,3 Punkte hinter Yuna Kasai zurück. Damit ging Gold erstmals bei Weltmeisterschaften der Nordischen Kombiniererinnen nach Japan. Haruka Kasai verteidigte ihren Bronzerang von Planica 2023, wo sie ebenfalls Dritte geworden war.

Freudentränen bei Hansen

Gyda Westvold Hansen (NOR)
Gyda Westvold Hansen (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Hansen, die bei den beiden vorangegangenen Welt-meisterschaften in Oberstdorf 2021 und Planica 2023 jeweils Gold im Gundersen gewonnen hatte, war nach dem Gewinn der Silbermedaille in Tränen aufgelöst. Freudentränen allerdings, hatte die 24-Jährige bislang doch eher eine schwierige Saison gehabt und zuletzt auf die Wettkämpfe in Otepää verzichtet. „Ich bin in dieser Saison noch nicht auf diesem Niveau gesprungen, ich hatte sehr zu kämpfen. Daher bin ich tatsächlich sehr glücklich. Ich denke, diese Leistung ist höher einzustufen als meine beiden Goldmedaillen, die ich zuvor gewonnen hatte. Das hier in Trondheim zu schaffen, bedeutet mir sehr viel,“ erläuterte die Norwegerin ihre Emotionen.

Nowak holt auf

Jenny Nowak (GER)
Jenny Nowak (GER) © Thibaut/NordicFocus

Jenny Nowaks Aufholjagd führte die Sächsin schließlich bis auf Rang fünf, einen Platz vor Armbruster. „Der Lauf war schon gut und der Sprung war super. Ich mag die Schanze total und freue mich riesig, dass ich Fünfte geworden bin,“ bilanzierte sie anschließend im ZDF. Ida Marie Hagen dagegen, seit Seefeld etwas vom Pech verfolgt, versuchte es bei ihrem Sprung mit Gewalt, was im Skispringen selten von Erfolg gekrönt ist. Erst zu früh beim Absprung, dann zu aggressiv nach vorne gegangen – das Ergebnis waren 83 Meter und Platz zehn. Das Resultat zeugt aber auch von der Leistungsdichte, die bei den Kombiniererinnen inzwischen herrscht: „Wir haben so viele starke Kombiniererinnen, dass du wirklich immer top Leistungen bringen musst, um Wettkämpfe zu gewinnen. Natürlich war das heute nicht das, was ich mir erhofft hatte. Jetzt muss ich es am Freitag und Sonntag einfach weiter versuchen und das Beste hoffen“, lautete Hagens Fazit. Bereits am Freitag hat sie im Mixed Team die nächste Chance, um Medaillen zu kämpfen. Das Springen beginnt um 12 Uhr, der Lauf um 16:05 Uhr (MEZ).

Zwischenstand LaufEndergebnis Massenstart Damen

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