
Die vier Norweger Erik Valnes, Martin Løwstrøm Nyenget, Harald Østberg Amundsen und Johannes Høsflot Klæbo wurden ihrer Favoritenrolle voll gerecht und sie holten den fünften Sieg im fünften Rennen der Herren. Immer beteiligt war Klæbo an allen Triumphen vor seinem Heimpublikum. Die Schweizer jubelten über die Silbermedaille.
Verschiebungen und ungewöhnliches DSV-Aufgebot
Ein Sturmtief über Trondheim sorgte am siebten Wettkampftag für Verschiebungen. Die für 12 Uhr prognostizierte Besserung reichte nicht aus, um das Springen der Kombinierer um 12:30 Uhr zu starten. Für die Langlauf-Herren wurde die Staffel statt um 12:30 Uhr zunächst um 14:00 Uhr neu angesetzt und später kurzfristig um eine weitere halbe Stunde nach hinten geschoben, weil sich die Zuschauer noch am Einlass stauten. Das Trainerteam um Peter Schlickenrieder entschied sich, die arrivierten Athleten in die Staffel zu schicken. Es galt, seine Erfahrung im Rennen einzubringen, das rennen zu lesen und genau zu wissen, wo man attackieren oder mitgehen muss. Das Quartett trat allerdings in ungewohnter Formation auf mit Florian Notz als klassischem Startläufer gefolgt von Albert Kuchler, bevor Friedrich Moch die zweite Rennhälfte eröffnete. Janosch Brugger wurde erstmals als Schlussläufer nominiert, um in einem eventuellen Zielsprint Paroli bieten zu können. „Top-6 sind das Ziel, Top-8 wäre auch noch okay“, gab Schlickenrieder als Marschroute heraus. „Man sollte nichts ausschließen, aber wir haben nicht die Vorleistungen gebracht, dass wir auf eine Medaille pochen könnten. Vielleicht machen ja mal alle vier ihr bestes Rennen, das wäre super.“
Norwegen mit Vorsprung auf Verfolgergruppe
Auf Frühjahrsschnee startete das Rennen unter der Führung von Erik Valnes auf einem Kurs, der wegen der warmen und nassen Bedingungen noch einmal mit Salz bearbeitet wurde. Trotz der gespurten Abfahrt kam Niko Anttola, der Ersatzläufer Finnlands, in der ersten Runde zu Fall und verlor damit schon den Anschluss an die Hauptgruppe. Allein und mit einem nicht gut laufenden Ski konnte er den Rückstand nicht wieder gutmachen und das Rennen war für Finnland schon früh verloren ohne den wegen Krankheit gar nicht erst angereisten Iivo Niskanen. „Es wäre wichtig, dass Flo sich weiter vorne platziert, weil Valnes oder der Tscheche am langen Anstieg Tempo machen werden“, sagte Schlickenrieder und behielt damit Recht. Tatsächlich war es Michal Novak, der das Tempo verschärfte und dafür sorgte, dass sich vier Teams vorne absetzten. Florian Notz bemühte sich aber dahinter, die Lücke wieder zu schließen und lief an Remi Bourdin wieder heran. Nach den ersten 7,5 Kilometern hatte Erik Valnes schon für einen norwegischen Vorsprung von sechs Sekunden vor Tschechien gesorgt, allerdings begünstigt durch einen Sturz der Schweden in der Abfahrt ins Stadion, so dass die Schweden in die Verfolgergruppe zurückfielen, die kurz nach dem Wechsel aus bis zu zehn Mannschaften bestand. Schnell konnten aber Deutschland, Österreich und Slowenien das hohe Anfangstempo nicht mehr mitgehen, das von Jonas Baumann und William Poromaa ausging. Ungeachtet aller Positionskämpfe hinter ihm machte Martin Løwstrøm Nyenget sein Ding und vergrößerte den Abstand auf die noch fünfköpfige Verfolgergruppe auf 30 Sekunden nach der Hälfte des Rennens und animierte nach dem Abklatschen das Publikum zu frenetischem Jubel.
Spannender Kampf um Medaillen – außer Gold…
Ungefähr zur Rennmitte setzte neben dem Wind auch wieder Regen ein, was dem deutschen Team, das durch Albert Kuchler an achter Stelle gewechselt hatte, aber keine Sorgen machte: „Wenn es zu regnen anfängt, wird unser Ski noch schneller. Der kann die Nässe ab“, meinte Kuchler nach seinem Rennen, das er mit 1:08 Minuten Rückstand auf Norwegen und 35 Sekunden hinter der Gruppe in Sichtweite der USA beendet hatte. Für Schlickenrieder aber noch kein Beinbruch: „Die haben in der Verfolgergruppe extrem Gas gegeben, wenn die Tempo rausnehmen und Frie da wieder reinkommt, ist noch vieles möglich“, meinte er. Tatsächlich blieben die Abstände aber während Mochs Teilstück sehr konstant, die Arbeit in der Gruppe machte meist der gestrige Teamsprint-Vierte Davide Graz vor Jason Rüesch und Jules Lapierre, während Schwedens Jens Burman und Kanadas Max Hollmann zeitweise Probleme hatten. Schlussläufer Johannes Høsflot Klæbo konnte sein fünftes Gold von Trondheim über die gesamten 7,5 Kilometer genießen und sich von 29.000 Fans feiern lassen, nachdem Harald Østberg Amundsen ihm einen beruhigenden Vorsprung mitgegeben hatte. Um die weiteren Medaillen kämpften aber immerhin fünf Teams, darunter die Schweizer. In der Schlussrunde hielt Mathis Desloges das Tempo hoch, später kontrollierte Valerio Grond auf dem letzten Abschnitt an den Schanzen das Tempo, hinter dem sich Edvin Anger einsortierte.
Fünfter Titel für Klæbo in Trondheim
Um die Fans zu begeistern, sprintete Klæbo noch einmal den Sprintanstieg hinauf und bekam oben bereits die norwegische Flagge gereicht, mit der er ins Stadion hinunterlief. Er ließ Norwegen jubeln mit dem 13. Staffel-Gold in Folge, denn die Gastgeber sind seit 2001 in der Staffel ungeschlagen. Klæbo selbst holte sein 14. WM-Gold, damit ist er nun der Alleinführende vor Petter Northug. Während Norwegen feierte, kämpften Grond und Anger am Sprintanstieg um die Medaillen, die beide mit einem kleinen Vorsprung auf Frankreich sicher hatten. Valerio Grond ging als Erster in die letzte Kurve, wo der Schwede auf einer Eisplatte ins Schwanken kam, so dass der Schweizer auf der Zielgeraden einige Meter Vorsprung hatte und früh jubelt – zu früh? Anger attackierte noch einmal, konnte Grond aber nicht ganz abfangen, so dass Cyril Fähndrich, Jonas Baumann, Jason Rüesch und Valerio Grond die Silbermedaille gewannen vor den Schweden Gisselman, Poromaa, Burman und Anger. Frankreich musste sich mit Rang vier begnügen knapp vor Kanada und Italien.
Schweizer holen dritte Medaille
Die Schweizer konnten nun nach Sprint und Teamsprint bereits über die dritte Medaille jubeln. Nach Bronze im Sprint durch Nadine Fähndrich und Bronze im Teamsprint durch Anja Weber und Nadine Fähndrich kann sich nun auch ihr jüngerer Bruder Cyril Fähndrich zusammen mit seinen Kollegen Jonas Baumann, Jason Rüesch und Valerio Grond über den Medaillengewinn freuen. Dieser Erfolg für die Eidgenossen ist historisch, denn zuletzt holten sie 1972 bei den Olympischen Spielen in Sapporo, die auch als Weltmeisterschaft zählten, eine Staffel-Medaille – vor 53 Jahren! Mit der dritten Medaille, der zehnten WM-Medaille für die Schweiz insgesamt, ist die WM in Trondheim die beste Weltmeisterschaft in der Schweizer Langlaufgeschichte. Er habe auf der Loipe von Anfang an ein gutes Gefühl gehabt, sagte Schlussläufer Valerio Grond im SRF. „Als ich am Schluss noch dran war, wusste ich: Heute verliere ich keinen Schluss-Sprint, heute mache ich keinen Scheiß mehr. Es ist einfach nur geil, es ist vierfache Freude! So ins Ziel zu kommen, ist das Schönste. Vor so einer Kulisse eine Medaille gewinnen zu können, ist unbeschreiblich.“ Der 30-jährige Jason Rüesch meinte: „Alle vier Läufer müssen ihren besten Tag erwischen, dazu muss das Material stimmen. Heute war ein perfekter Tag für uns, alles ging auf. Immer haben wir davon geträumt, viele Male waren wir knapp dran. Dass es jetzt so aufgegangen ist, ist extrem emotional.“ Startläufer Fähndrich fehlten die Worte: „Noch nie war ich als Zuschauer so nervös. Stolz, Freude, Genugtuung – ich verspüre so viele Gefühle, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich denken und sagen soll.“
Guter deutscher Start, dann der Rückstand…
Das deutsche Team hat das gesteckte Ziel eines Platzes unter den besten sechs Mannschaften nicht erreicht, was die Olympia-Norm bedeutet hätte. Dafür war die Lücke nach Albert Kuchlers Runde zu groß. „Ich bin überglücklich, es war besser als erwartet. Ich habe gehofft, irgendwo so ein Rennen zu machen, aber ich bin sehr zufrieden, wie es verlaufen ist. Ich habe den Klassik-Einzelstart ausgelassen, um heute etwas mehr Körner zu haben und auch die Ski waren heute sehr gut. Die Abfahrten waren heute schwierig zu fahren, der Schnee war tief und schwer, da hat es den Ski schnell verzogen. Nach dem Sturz des Finnen hatte ich Schiss, dass ich da auch gleich reinfahre, aber dann habe ich sehr aufgepasst. Man will zwar möglichst schnell runterfahren, aber das war nicht ganz so einfach“, sagte Florian Notz, der an dritter Stelle an Albert Kuchler übergab. „Albert hat es sehr schwer, an Position zwei laufen die besten Klassikläufer. Er hat den Anschluss verloren, aber der Abstand geht noch“, meinte er weiter. Tatsächlich war der Abstand aber bis zum Wechsel auf Friedrich Moch zu weit angewachsen, um noch etwas ausrichten zu können. Dass die Post abgeht, war ihm aber schon vorher klar gewesen: „Ich habe mich drauf eingestellt, dass es vom ersten Meter brutal wird und so war es. Ich bin mit dem Lapalus los und dann kam der Poromaa von hinten und dann war es wie ein Vollsprint“, stöhnte Kuchler. „Ich habe versucht, die Lücke so gering wie möglich zu halten. Damit der Frie nicht allzu viel zu tun hat, aber es war schon wirklich hart.“ Friedrich Moch musste als dritter DSV-Läufer seine Taktik umstellen und schneller als geplant ins Rennen starten. Mehr als den Abstand einigermaßen zu halten, war ihm nicht möglich. „Es war hart, das Loch war doch ganz schön groß. Ich konnte nicht ganz meine Taktik laufen, die ich laufen wollte, weil ich dann doch gezwungen war, von Anfang an schnell zu laufen. Ich wollte eigentlich etwas langsamer starten, dann hinlaufen und nochmal aufdrehen, aber jetzt habe ich von Anfang an Gas gegeben und musste dann schauen, das Tempo auf der zweiten Runde zu halten“, sagte Moch, der vor dem Rennen Hoffnungen auf eine Medaille hatte. „Die Konkurrenz war sehr sehr hart dieses Jahr und das war uns auch vor dem Wettkampf bewusst. Die Bedingungen sind auch nicht die leichtesten, aber ich denke, wir haben versucht, das beste daraus zu machen und wir haben geglaubt, dass wir das wiederholen können. Jetzt sieht es nicht danach aus, aber so ist Sport.“
Fazit: Nah dran an der Weltspitze
Obwohl Schlussläufer Janosch Brugger noch einmal sehr nah herankam bis auf 18 Sekunden Abstand, hatte Teamkollege Moch keine Hoffnung auf eine deutliche Verbesserung des Resultats. „Selbst wenn Janosch rankommt, wird es schwer, weil die vorne attackieren. Die werden ihre Kräfte für den letzten Kilometer sparen“, so Moch. Damit sollte er Recht behalten, auch wenn Brugger bis auf „gefühlt 100 Meter“ herankam. Mit seinem eigenen Rennen war er durchaus zufrieden und sagte in der ARD: „Von meiner Seite geht das total in Ordnung. Die erste Runde war All in, um so nah wie möglich wieder an die Gruppe hinzukommen. Dann waren wir gefühlt bis auf 100 Meter dran und dann ging vorne die Post ab und in dem Moment war ich dann ein bisschen drüber“, erklärte er. Generell sagte er zum Rennverlauf: „Die Lücke war etwas zu groß, um wieder ins Feld reinzukommen, aber im Endeffekt gibt jeder alles und wenn man etwas mehr im Tank gehabt hätte, hätten wir es abgerufen – von demher alles in Ordnung. Man träumt immer von einer Medaille, aber es ist bisher eine WM, wo nicht alles 100% glatt läuft. Planica war da gefühlt ein bisschen anders, aber nichtsdestotrotz sind wir nicht weit weg. Das ist an Tag X immer so ein Ding, entweder es geht auf oder nicht. Heute war es leider nicht der Fall.“ Auch vom deutschen Team ging ein großes Lob in die Schweiz, als Brugger sagte: „Die Schweizer liefern hier eine WM ab, so haben wir die bis auf die Sprinter selten im Weltcup erlebt. Von demher sieht man, dass wir in dem Moment nichts falsch machen. Wir sind voll in der Weltspitze dabei und auch wenn es immer so ausschaut, als wenn wir „nur“ Achter werden, da fehlt nicht viel. Wie gesagt in Planica hat man gesehen, wie schnell es Klick macht und dann sind wir himmelhochjauchzend.“ Ganz ähnlich äußerte sich Teamchef Peter Schlickenrieder, der als abschließendes Fazit zog: „Ganz zufrieden sind wir nicht. Wir haben gesehen, Florian Notz hat einen guten Start hingelegt und die Staffel in eine gute Ausgangsposition gebracht. Ich hatte gehofft, dass unsere Waffen noch zünden und es etwas weiter nach vorne geht. Top-8 muss man realistisch zufrieden sein, aber man hofft ja immer, dass es für jeden optimal läuft und ganz optimal gelaufen ist es nicht für jeden im Team. Albert hatte auch nicht die Vorleistungen in diesem Winter und bei dieser WM gehabt. Strecke zwei sind mit die stärksten Läufer am Start. Da ist von Anfang an Gas gegeben worden, da hat man versucht, eine Vorentscheidung herbeizuführen im Verfolgerfeld und da hat er zu viel Zeit liegen lassen. Frie hast nicht die Chance gehabt, die Lücke wirklich wieder zuzulaufen und dann ist unser Janosch Brugger, unser sprintfähiger Distanzläufer, chancenlos da wieder ranzulaufen.“ Auch er ist der Meinung, dass sich das Team an den Schweizern ein Beispiel nehmen muss: „Gratulation an die Schweizer, daran müssen wir uns auch hochziehen. Dort wo wir sind, das kann mal so ausgehen wie bei den Schweizern heute oder wie bei uns vor zwei Jahren. Jedes Rennen und jeder Tag wird wieder neu bestritten und wir sind ja grundsätzlich bei den Leuten. Das ist an so einem Tag schnell mal drin. Man kann Zweiter werden oder auch Achter oder wie die mitfavorisierten Finnen mit Sturz nur Zehnter.“
ÖSV-Team ohne Vermeulen auf zwölf
Die Österreicher traten wie von Mika Vermeulen vor der WM gewünscht ohne ihn an, sofern man ihn nicht aus Krankheitsgründen für das Stellen einer Staffel dringend brauchen würde. So kann sich der Ramsauer auf die 50 Kilometer in zwei Tage konzentrieren, bei denen er sich die besten Medaillenchancen ausrechnet. Durch Startläufer Benjamin Moser, der auch am Samstag im Massenstart antreten wird und wie bei seinen wenigen Distanzstarts auf ebenso gute Ergebnisse wie im Sprint hofft, hielt das Team noch gut mit, aber in Michael Föttingers zweiter Runde war es um ihn geschehen und er büßte eine weitere Minute ein. Auf den Freistilstrecken folgten der 20-jährige Tobias Ganner und der 32-jährige WM-Debütant Alexander Brandner, der erst in Cogne sein bisher einziges Weltcuprennen bestritten hatte. Beide schlugen sich wacker und verloren nur 20 und 35 Sekunden, so dass das Team mit nur 2:30 Minuten Rückstand auf Platz zwölf endete.
=> Ergebnis 4 x 7,5 Kilometer Staffel
Neue Startzeit für die Damen ist am Freitag schon um 13:15 Uhr!
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