Die Französin Julia Simon gewinnt die Verfolgung der Damen beim Biathlon Weltcup in Nove Mesto na Morave. Nach vier Goldmedaillen bei der WM in Lenzerheide feierte sie heute ihren ersten Saisonerfolg. Hanna Oeberg sicherte sich Silber und die Französin Oceane Michelon Bronze. Selina Grotian läuft auf Rang fünf und Lou Jeanmonnot holt im Kampf um den Gesamtweltcup mehr Punkte als Franziska Preuß.
Die Ausgangssituation
Ingrid Landmark Tandrevold war als Sprintsiegerin die Gejagte in der Verfolgung von Nove Mesto. Hinter ihr gingen mit Justine Braisaz-Bouchet, Julia Simon und Lou Jeanmonnot drei Französinnen auf die Jagd und mit guten Chancen startete dahinter die Österreicherin Lisa Theresa Hauser. Bis zur sechzehnten Starterin lag der Abstand zur Spitze innerhalb einer Minute und damit bei vier Schießeinlagen über 10 km durchaus aufholbar. In der Gesamtweltcupwertung lag Lou Jeanmonnot vor dem Rennen noch 63 Punkte hinter Franziska Preuß und nachdem die Nächstplatzierten bereits einen zu großen Abstand haben, läuft es auf einen spannenden Zweikampf zwischen den beiden hinaus. In der Verfolgungswertung lag die Französin mit 52 Punkten vor Preuß in Führung.
Preuß beginnt mit drei Strafrunden
Ingrid Landmark Tandrevold kam als Führende zum ersten Schießen, traf ihre fünf Scheiben, die drei nachfolgenden Französinnen hielten sich auch schadlos, und der Abstand zur Führenden blieb in etwa gleich. Nur Franziska Preuss hatte mit drei Strafrunden gleich zu Beginn des Rennens einen Dämpfer zu verkraften. Mit über zwei Minuten Rückstand kam sie auf Rang 39 zurück ins Rennen. Selina Grotian hat sich mit fünf Treffern vorne gehalten, auch die Österreicherin Lisa Theresa Hauser brachte die Null und blieb dabei. Gleich zu Beginn der zweiten Runde verschärfte Braisaz-Bouchet das Tempo und kam näher an die führende Ingrid Landmark Tandrevold heran.
Jeanmonnot rückt auf
Zum zweiten Schießen kamen Tandrevold und Braisaz-Bouchet nahezu gleichzeitig, dahinter eine Duo mit Lou Jeanmonnot und Julia Simon und dann eine Sechsergruppe, angeführt von Hanna Oeberg. Ingrid Landmark Tandrevold schaffte erneut die Null und nachdem Braisaz-Bouchet zwei Strafrunden schoss, schob sich Jeanmonnot mit fehlerfreiem Schießen an die zweite Position, 13 Sekunden hinter Tandrevold. Lisa Theresa Hauser, Julia Simon und Dorothea Wierer sowie auch Selina Grotian und Karoline Offigstad Knotten folgten um die dreißig Sekunden später. Franziska Preuß schaffte die Null, aber der Abstand von zwei Minuten auf die Spitze blieb gleich.
Tandrevold verschießt Führung
Ingrid Landmark Tandrevold blieb vorne, Lou Jeanmonnot holte aber gut auf und das Quintett in dem Selina Grotian lief, hielt den Abstand von circa 30 Sekunden zur Spitze. Franziska Preuß machte einen Platz um den anderen gut und vorne konnte Jeanmonnot zu Tandrevold aufschließen. Mit dem Vorsprung von ungefähr einer Strafrunde kamen sie gemeinsam zum ersten Stehendanschlag. Als Tandrevold drei Scheiben verfehlte und Jeanmonnot abräumte setzte sich die Französin an die Spitze vor Julia Simon und Dorothea Wierer. Die Gruppe dahinter mit Braisaz-Bouchet, Hanna Oeberg, Maren Kirkeeide und Oceane Michelon schoss gut und sie alle zogen an Tandrevold vorbei, die auf Rang zwölf abrutschte. Auch im ersten Stehendanschlag brachte Preuß wieder die Null und rückte damit auf Platz 18 vor.
Erster Weltcupsieg in dieser Saison von Julia Simon
Lou Jeanmonnot lief an der Spitze hohes Tempo, dahinter kamen sechs Athletinnen im Kampf um die Podestplätze zum entscheidenden Schießen. Jeanmonnot leistete sich zwei Fehler und die Verfolgerinnen standen bereits aufgereiht zum letzten Schießen, als sie in die Strafrunde einbog. Julia Simon war die Erste mit fünf Treffern und ging als Führende in die Schlussrunde. Hanna Oeberg folgte, dann kam Lou Jeanmonnot mit 27,1 Sekunden Rückstand auf die Spitze aus der Strafrunde, aber nur 2,6 Sekunden hinter Rang zwei. Selina Grotian traf zum Abschluss fehlerfrei und mit 24 Sekunden Rückstand verließ sie den Schießstand als Sechste und hatte guten Vorsprung zu der Norwegerin Maren Kirkeeide hinter ihr. Franziska Preuß schoss schnell und treffsicher und war bei Schießstandausgang 15. Vorne konnte Hanna Oeberg nichts auf die führende Julia Simon aufholen. Selina Grotian hatte im ersten Teil der Schlussrunde viel investiert um an die Gruppe vor ihr heranzulaufen als Julia Simon sich auf den letzten Metern bereits mit ihren Betreuern abklatschte und vor 23.500 Zuschauern in der Vysocina Arena die Ziellinie als Siegerin überquerte vor Hanna Oeberg und Oceane Michelon. Lou Jeanmonnot wurde Vierte und dahinter platzierte sich Selina Grotian vor Dorothea Wierer. Franziska Preuß hat auf der Schlussrunde noch an zwei Athletinnen vorbeiziehen können und überquerte die Ziellinie als 13. Julia Simon feierte damit den ersten Weltcupsieg in dieser Saison.
Selina Grotian auf Rang fünf beste Deutsche
Lediglich im ersten Stehendanschlag leistete sich Selina Grotian einen Fehler, die anderen drei Schießen absolvierte sie fehlerfrei. In der reinen Verfolgung lief Grotian die dritte Zeit, auch in der Schlussrunde war sie nur vier Sekunden langsamer als die laufstarke Justine Braisaz-Bouchet. Am Ende wurde die Deutsche mit Rang fünf belohnt. Sie hat sich damit um fünf Plätze nach vorne gearbeitet. „Ich habe gedacht ich mach einfach mein Rennen heute. Am Schießstand langsam arbeiten und einfach bei mir bleiben,“ so Grotian in der ARD nach dem Rennen, und das ist ihr perfekt gelungen. „Es freut mich sehr, dass da die Formkurve wieder deutlich nach oben geht, nach einer WM die sicherlich nicht nach ihrem Gusto verlaufen ist,“ meint Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim DSV dazu. Julia Tannheimer (1:0:2:0) hat sich um zwölf Plätze verbessert und kam auf Platz 20 ins Ziel. Sophia Schneider hat sich durch die Null im letzten Schießen und eine starke Schlussrunde am Ende Platz 22 gesichert. Johanna Puff (1:1:0:1) landete auf Platz 49 und Marlene Fichtner (0:0:1:1) auf 51.
Lisa Theresa Hauser auf Rang elf
Nach ihrem fünften Rang im Sprint kam Lisa Theresa Hauser mit zwei fehlerfreien Schießeinlagen im Liegen gut ins Rennen. Stehend gingen insgesamt drei Schüsse vorbei und am Ende wurde sie Elfte. „Wieder einmal von der fünften Position in eine Verfolgung zu starten, ist natürlich richtig cool. Es war dann allerdings ein bisschen schwierig, denn ich habe zunächst zweimal Null geschossen, aber kaum Plätze gutgemacht. Das Niveau ist einfach so extrem hoch, das ist echt unglaublich. Trotzdem habe ich versucht, mein Rennen zu machen und konnte heute auch teilweise bei Passagen mitgehen, wo ich in der bisherigen Saison noch nicht mithalten konnte. Es ist einfach richtig cool, wenn man wieder einmal mitten im Geschehen dabei ist. Schade, dass es bei den letzten beiden Schießeinlagen nicht optimal funktioniert hat. Man hätte heute fast die Null gebraucht, um wieder bei der Flower-Ceremony dabei sein zu können, aber trotzdem bin ich nicht unzufrieden mit dem Rennen und einen elften Platz kann man definitiv gut mitnehmen.“ (Quelle: PM ÖSV) Von den Schweizerinnen war Aita Gasparin um einen Rang verbessert als 19. Beste ihres Teams in der Verfolgung. Amy Baserga landete nach vier Strafrunden auf Platz 26 und Lena Häcki-Groß kam nach insgesamt sechs Fehlern wie im Sprint auf Platz 42 ins Ziel. Ingrid Landmark Tandrevold, die Sprintsiegerin, beendete das Rennen nach fünf Strafrunden aus den beiden Stehendanschlägen auf Rang 17.
Es wird enger im Zweikampf um den Gesamtweltcup
Im Zweikampf um den Gesamtweltcup schwindet der Vorsprung von Franziska Preuß auf ihre engste Konkurrentin Lou Jeanmonnot. Preuß hatte sich nach drei Strafrunden gleich im ersten Anschlag nicht aufgegeben, die drei folgenden Schießen mit der Null absolviert und sich stetig nach vorne gekämpft. „Ein sehr nervenaufreibendes Rennen. Drei Fehler gleich zum Anfang eines Verfolgers sind eigentlich eine mittlere Katastrophe,“ so Sportdirektor Biathlon beim DSV Felix Bitterling. Dennoch ist er voll des Lobes für die sich anschließende Reaktion von Preuß. „Was die Franzi dann macht in dem Wissen, dass ihre Konkurrentin Jeanmonnot ganz vorne dabei ist, drei Mal Null zu schießen, so eine Leistung hinzuzaubern und 13. werden, das ist absolute Weltklasse.“ Lou Jeanmonnot hatte den Sieg vor Augen und hätte möglicherweise heute schon Franziska Preuß im gelben Trikot ablösen können. Die Französin hat mit den zwei Fehlschüssen im letzten Anschlag und dem resultierenden vierten Rang, weil auch noch ihre Teamkollegin Oceane Michelon im Zieleinlauf an ihr vorbeizog, wertvolle Punkte liegen gelassen. Nun hat Franziska Preuß noch einen Vorsprung von 36 Punkten und, nachdem zum Abschluss in Nove Mesto Staffeln gelaufen werden, die nächsten Zähler können nächste Woche beim Biathlon Weltcup in Pokljuka gesammelt werden. In der Verfolgungswertung konnte Jeanmonnot ihren Vorsprung ausbauen und Franziska Preuß ist hinter Julia Simon auf den dritten Platz abgerutscht. Hier wird die Deutsche nicht mehr eingreifen können und am Ende eine Französin die kleine Kristallkugel in der Verfolgungswertung gewinnen.