Am Freitag startet die fünfte Auflage des Ruka Triples in Kuusamo und damit auch die diesjährige Weltcupsaison der Skilangläufer. Ebenfalls richten die Skispringer und Kombinierer an diesem Wochenende ihre Wettkämpfe in Kuusamo aus.
Hoch im Norden Finnlands
Die Wintersport-Fans werden es wissen: Kuusamo liegt im hohen Norden Finnlands, am südlichen Ende Lapplands nahe des Polarkreises und 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Noch einmal 30 Kilometer nördlich der 15.000-Einwohner-Stadt befindet sich das Wintersport-Zentrum Ruka, wo an diesem Wochenende das inzwischen schon 14. Nordic Opening mit Langläufern, Skispringern und Nordischen Kombinierern stattfindet. Ruka bietet Wintersportbegeisterten mit mehr als 200 Tagen zwischen Oktober und Mai die längste Skisaison in ganz Nordeuropa.
Drei Tage Action im Stadion
Im Ruka Skistadion sind alle drei Sportarten beheimatet – optimal für die Fans vor Ort, denen den ganzen Tag etwas geboten wird. Nachdem im letzten Winter bei den Langläufern keine Mini-Tour ausgetragen wurde, ist das Drei-Tage-Event diesmal wieder im Programm des Weltcupauftaktes. Los geht es mit einem Klassiksprint über 1,4 Kilometer. Tags darauf wird das erste Mal in der freien Technik um den Tagessieg gekämpft, über fünf beziehungsweise zehn Kilometer im Intervallstart. Die großen Sieger des Kuusamo-Wochenendes werden am Sonntag nach den zehn und 15 Kilometer langen Jagdrennen im klassischen Stil gekürt.
Acht Deutsche beim Auftakt dabei
Das Trainerteam entschied sich, acht deutsche Sportler mit zum Weltcupauftakt nach Ruka zu nehmen – fünf Damen und drei Herren. „Durch die konsequente Arbeit in den vergangenen Jahren ist das Damen-Team sehr gut aufgestellt“, erklärte der Sportliche Leiter Andreas Schlütter. Nicole Fessel, Steffi Böhler und Denise Herrmann sowie Hanna Kolb waren durch ihre Leistungen im Vorjahr im Gesamtweltcup bzw. Sprintweltcup für den Auftakt gesetzt. „Zusätzlich zu dem Quartett geht Sandra Ringwald in Ruka an den Start. Sandra hat sich mit guten Leistungen bei den FIS-Rennen in Beitostølen für den Saisonauftakt empfohlen. Das Ziel beim „Ruka-Triple“ sollte es sein, mit mindestens einer Athletin ein Top-Ten-Resultat in der Gesamtwertung zu erreichen.“ Anders ist die Lage bei den Herren, wo nur drei Athleten nominiert wurden. „Das Herren-Team ist sehr jung und befindet sich im Neuaufbau. Alle Athleten mussten sich der Qualifikation in Norwegen stellen. Mit Platz acht im Klassikrennen konnte sich Jonas Dobler direkt qualifizieren. Aufgrund ihrer soliden Trainingsleistungen wurden außerdem Sebastian Eisenlauer und Florian Notz ins Starterfeld berufen. Für sie gilt es zunächst, in die Punkteränge zu laufen. Für Jonas Dobler sollte eine Top-20-Platzierung die Zielsetzung sein“, so Schlütter, der auf Victoria Carl und Hannes Dotzler bis auf Weiteres verzichten muss: „Bis auf Victoria Carl und Hannes Dotzler sind alle Athletinnen und Athleten gesund und fit. Nach einem Anriss der Patellasehne im linken Knie Ende September müssen wir in den ersten Weltcup-Wochen weiterhin auf Victoria Carl verzichten. Hannes Dotzler fällt aufgrund seines krankheitsbedingten Trainingsausfalls beim Saison-Auftakt aus.“
Norwegische Sieger beim Ruka Triple?
Marit Bjørgen, Eirik Brandsdal (Sprints), Therese Johaug und Iivo Niskanen (Distanz) hießen die Sieger der Einzelrennen von Kuusamo im letzten Winter, Marit Bjørgen und Martin Johnsrud Sundby entschieden die letzte Auflage des Ruka Triples 2013 für sich. Mit Ausnahme von Marit Bjørgen, die sich wie Kikkan Randall, Aino Kaisa Saarinen und einige andere eine Babypause nimmt, werden diese Sportler auch wieder zu den Siegaspiranten gehören. Unbedingt auf der Rechnung haben sollte man aber auch Petter Northug, der das Drei-Tage-Rennen schon mehrfach gewinnen konnte.
Nominierte und Nicht-Nominierte
Vor dem Weltcup-Auftakt herrscht schon traitionell immer Rätselraten: Wer schafft es in die nationalen Aufgebote? Schon früh gaben die Norweger ihre Teams bekannt, in denen es keine großen Überraschungen gibt. Angeführt wird das 21-köpfige Aufgebot von Therese Johaug, Martin Johnsrud Sundby und Petter Northug. Sondre Turvoll Fossli rückte kurzfristig für den ursprünglich nominierten Ola Vigen Hattestad nach. Der Grund für den Ausfall ist aber ein positiver: Hattestad wird in den nächsten Tagen Vater und verzichtet auf einen Start, um seiner Lebensgefährtin Katja Visnar bei der Geburt beizustehen. (Update: Mittwoch Nachmittag gab Katja Visnar über Twitter bekannt, dass tags zuvor Sohn Ludvig das Licht der Welt erblickt habe. )
Überraschungen gibt es dagegen bei den Schweden: Auf Marcus Hellner und Calle Halfvarsson wartet man in Finnland vergeblich. Während Halfvarsson wegen eines Infekts der Nasennebenhöhlen ausfällt, war Hellner zuletzt bei Testrennen im heimischen Gällivare nicht in Form und wird vorerst weiter trainieren. Ein Auge sollte man in diesem Winter auf das schwedische Sprinttalent Stina Nilsson richten – wie Ingvild Flugstad Østberg bei den Norwegerinnen will auch die junge Schwedin in diesem Winter vermehrt auch bei Distanzrennen antreten.
Lange Zeit die dritte Kraft im Weltcup bei den Damen war Justyna Kowalczyk, die in den letzten Jahren oft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Auch in Kuusamo werden wir sie nicht sehen: Beim Training in Weißrussland wurde die Polin von einem Hund gebissen. Sie musste sich einer Tollwut-Impfung unterziehen und muss sich einige Tage schonen.
Im finnischen Aufgebot für Ruka taucht überraschend ein Name auf, mit dem wohl niemand mehr gerechnet hätte: Aino Kaisa Saarinen. Im Oktober hatte die Finnin ihre Schwangerschaft und eine Babypause verkündet, vor zwei Wochen erklärte sie aber in einem Interview mit mtv.fi, sie wolle „laufen, solange es sich für die Schwangerschaft gut anfühlt“. Auch sonst ist fast alles im finnischen Aufgebot für den Heimweltcup dabei, was Rang und Namen hat – mit Ausnahme des verletzten Matti Heikkinen.
Der Kader der Franzosen besteht in Finnland nur aus männlichen Athleten, die wenigen verbliebenen Damen (Celia Aymonier versucht sich im Biathlon) greifen erst nächste Woche ins Geschehen ein. Mit dabei ist allerdings Martin Fourcade. Der mehrfache Gesamtweltcupsieger im Biathlon war bereits in Norwegen bei Testrennen dabei und mühte sich dort in einem Klassikrennen („For the beauty of gesture 🙂 a biathlete in classic! Looks like self-punishment…“) Nun will er es vor Saisonbeginn der Biathleten auch im Langlauf-Weltcup wissen…
Der Winter ist da!
Oben in Nordfinnland herrscht bereits perfektes Winterwetter – die Bedingungen für den Weltcupauftakt sind also optimal. Schnee ist in den Wäldern bereits ausreichend vorhanden, auch auf den Straßen findet man eine leichte Schneeschicht. Die Temperaturen gingen am letzten Wochenende nahe an die -10°C heran. Inzwischen ist es jedoch wärmer geworden, es gab Mitte der Woche leichten Neuschnee und die Temperaturen werden am Wochenende um den Gefrierpunkt liegen. Für die Freistilrennen ist zur Zeit Niederschlag prognostiziert.
Sprintstrecke: Zwei Anstiege, zwei Abfahrten
Die Sprintstrecke in Ruka ist 1,4 Kilometer lang und bewegt sich auf einem Höhenniveau zwischen 320 Meter über NN (Start/Ziel) und 300 Meter (tiefster Punkt). Nach dem Start geht es zunächst bergab vorbei an den Ausläufen der beiden Skisprungschanzen bis nach 600 Metern der höchste Punkt des ersten Anstiegs erreicht wird. Nach der anschließenden Abfahrt folgt direkt der Anstieg zum Langlauf-Stadion. Die letzten knapp 300 Meter ins Ziel sind flach.
5 Kilometer-Runde: Zwei größere Anstiege
Die für die Distanzrennen benötigte 5 Kilometer-Runde ist zunächst identisch mit der Sprintstrecke. Nach der Passage der Normalschanze verläuft die Strecke jedoch weiter in den Wald hinein und bis zur 1,2-Kilometer-Marke immer bergauf. Auf diesen 700 Metern müssen 55 Höhenmeter bezwungen werden. Nach einem welligen Abschnitt folgt eine 600 Meter lange Abfahrt bis zurück in den Schanzenbereich. Die Strecke führt weiter am See entlang und den Gebäuden des Skizentrums Ruka. Nach einem weiteren steilen Anstieg im Wald geht es fast denselben Weg wieder zurück zum aus dem Sprint bekannten Schlussanstieg ins Stadion.
Eurosport überträgt live, die ARD zeigt längere Zusammenfassungen
Will man das Renngeschehen live miterleben, ist man am Kuusamo-Wochenende bei Eurosport am besten aufgehoben. Der Sportsender überträgt schon den Klassiksprint in kompletter Länge auf Eurosport 1 wie auch beide Rennen am Samstag und am Sonntag. Anders ist es bei den Öffentlich-Rechtlichen, wo die ARD an allen drei Wettkampftagen später am Tag jeweils eine knapp 30-minütige Zusammenfassung pro Rennen plant. Im Internet kann man die Rennen komplett im Livestream verfolgen, zum Beispiel im Eurosport Player.
Das Programm beim Weltcupauftakt
Freitag, 27. November 2015:
12:15 Uhr: Sprint KT Damen und Herren
Samstag, 28. November 2015:
10:15 Uhr: 5km FT Damen
12:00 Uhr: 10km FT Herren
Sonntag, 29. November 2015:
10:15 Uhr: 10km KT Jagdrennen Damen
11:30 Uhr: 15km KT Jagdrennen Herren