Im Interview mit fiscrosscountry.com berichtet DSV-Nachwuchschef Markus Cramer von den Junioren- und U23-Weltmeisterschaften in Liberec und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.
Markus, was ist dein Fazit zur Junioren- und U23-WM in Liberec?
Ich bin sehr zufrieden mit dieser Woche. Wir hatten nicht erwartet, hier so gute Ergebnisse zu erreichen. Natürlich haben wir auf einige Medaillen gehofft, aber dass wir fast in allen Wettbewerben Medaillen gewonnen haben, ist fantastisch. Besonders glücklich bin ich über die Medaillen in der Juniorenklasse.
Wer war die größte Überraschung für dich?
Victoria Carl, sie ist die größte Überraschung. Sie ist sehr jung, geboren 1995. Zu Beginn des Winters hatte sie einige gesundheitliche Probleme, aber sie hat sich Schritt für Schritt verbessert. Anfang Januar war sie etwas krank, weswegen wir nicht wussten, was wir erwarten durften. Wir wussten, dass sie bezogen auf ihr Alter stark ist. Sie ist ein großes Talent. Sie ist erst 17, aber schon sehr stark. Sie muss noch an ihrer Technik arbeiten, aber wir arbeiten daran. Sie ist das stärkste Mädchen, das wir seit zehn Jahren haben, vielleicht seit Evi Sachenbacher-Stehle.
Glaubst du, dass sie diejenige sein kann, die Deutschlands Damenteam in der Zukunft anführt?
Ja, das kann sie. Sie ist auf den Sport konzentriert. Sie ist ein gelassenes Mädchen. Es macht großen Spaß, mit ihr zu arbeiten. Ich glaube, sie kann Medaillen bei Weltmeisterschaften und sogar bei Olympischen Spielen gewinnen.
Was ist als Trainer der Junioren das Wichtigste, das du deinen Athleten beibringen willst?
Letztes Jahr haben wir eine Kooperation mit der norwegischen Junioren-Skilanglaufmannschaft begonnen. Wir haben zehn Tage in Norwegen trainiert und dann sind die Norweger zehn Tage nach Deutschland gekommen. Unsere Athleten konnten sehen, wie stark die Norweger sind, wie sie trainieren, wie sie selbständig arbeiten. Ich glaube, das Wichtigste für junge Athleten ist zu verstehen, dass es nicht ausreicht, nur das zu tun, was der Trainer sagt. Ich sage ihnen, ihr müsst Dinge tun, weil ihr sie wollt, nicht weil es euch der Trainer gesagt hat. Ein Trainer ist immer da für Hinweise und Hilfestellung, aber die ganze Arbeit muss von den Athleten erledigt werden. Ich glaube, das haben die meisten von ihnen verstanden. Es war dasselbe, als ich mit Dario (Cologna) gearbeitet habe. Der Schlüssel zum Erfolg ist die individuelle Arbeit und nicht das Coachen.
Speziell bei den Männern wird es einen Generationenwechsel nach Sochi geben. Siehst du jemanden, der in diese Fußstapfen passt?
Ja, auch auf der Seite der Männer haben wir nicht nur Einen, sondern vier oder fünf mit Tscharnke, Dotzler, Bing, Bögl, Dobler oder Weisheit im Nachwuchsbereich. Ich glaube, dass wir nach 2014 ein gutes Team bei den Mänern haben werden, das in der Zukunft gute Ergebnisse erzielen kann.
Wie hat es der Deutsche Skiverband geschafft, eine neue Generation an Langläufern herauszufiltern und vorzubereiten?
Ich glaube, wir haben ein sehr gutes System für junge Athleten. Wir haben das Junioren-Team und darunter gibt es ein U18-Team mit 15 Jungen und 15 Mädchen. Es gibt viele junge und talentierte Langläufer. Zum Beispiel ist Marius Cebulla in diesem Team, der letztes Jahr die Silbermedaille bei den Olympischen Jugendspielen gewonnen hat. Wir haben uns auf diese Altersklasse konzentriert, die Talent hat und sich weiterentwickeln kann.
Wie funktioniert das System?
Wir holen uns die Athleten aus den Skivereinen, die die Schlüsselfaktoren im System sind. Wir haben vier Leistungszentren in Oberhof, Oberwiesenthal, Ruhpolding und Oberstdorf. Wir bieten den Kindern gutes Training, erfahrene Trainer und gute Ausbildung. Athleten, die ins Leistungszentrum eingeladen werden, können sich entscheiden, in welches sie gehen wollen. Es gibt einen Wettbewerb zwischen den Zentren, wer mehr Athleten bekommt, wer die besseren Trainer hat. Dieses Umfeld ist gut für die Entwicklung des Skilanglaufs. Es gibt viele junge und begeisterte Trainer in unserem System.
Wo steht der Skilanglauf im Vergleich zu anderen Sportarten in Deutschland?
Die erste Wintersportart in Deutschland ist sicherlich Biathlon. Dort gab es viele gute Athleten in den letzten Jahren. Für uns ist es wichtig, solche Langläufer wie Axel Teichmann und Tobi Angerer zu haben. Wir haben viele junge Athleten im Süden Deutschlands, in Oberstdorf und der Umgebung. Wir versuchen, die Kinder beim Skilanglauf zu halten und sie nicht zum Biathlon oder zu anderen Sportarten abspringen zu lassen. Wir brauchen gute Trainer, so dass die Athleten gut trainieren, es genießen und Spaß haben können.
Quelle: www.fiscrosscountry.com