Zwei Jahre ist es her, dass es zum letzten Mal eine größere Diskussion zum Thema Einzelstart oder Massenstart gab. Inzwischen hat sich Einiges verändert. Und ich bin der Meinung, es muss sich noch Einiges tun, wenn wir den Skilanglauf attraktiv halten wollen.
Die andere Seite von langweilig
48 Kilometer Bummeln und dann zwei Kilometer Kampf um die Podestplätze? Das ist schon lange Vergangenheit. Das schwerwiegendste Argument der Traditionalisten zieht nicht mehr. Seit Johan Olsson 2013 im Alleingang den WM-50er von Val di Fiemme für sich entscheiden konnte, scheint der Bann gebrochen. Und was an diesem Wochenende am Holmenkollen in Oslo abging, das schlägt schon fast ins Gegenteil aus. Trotz Massenstart dominieren Martin Johnsrud Sundby und Therese Johaug das Rennen vom Start weg und lassen keinen Zweifel aufkommen, dass sie am Ende ganz oben auf dem Podest stehen werden. Das gefällt nun sicher der „Spannungs-Fraktion“, zu der ich mich selbst zähle, auch nicht unbedingt. Aber was sich hinter den beiden „Vorläufern“ abspielte, war dann doch mitreißend wie ich finde. Das taktische Element Skiwechsel, dem Steffi Böhler zum Opfer fiel, der Einbruch von Jonas Dobler, eine über sich hinauswachsende Ingvild Flugstad Oestberg, ob wir das im Einzelstart so gesehen hätten?
Wie wäre es mit einem Tauschgeschäft?
Aber jetzt kommts: Wenn sowieso zwei Athleten ganz alleine vorne weg laufen, dann kann man das auch als Einzelstart austragen. Dass ihr das aus meinem Munde hört beziehungsweise in meinen Zeilen lest, ist zwei aktuellen Entwicklungen geschuldet. Zum einen werden 30er und 50er auch mit Massenstart nicht mehr in voller Länge im TV gezeigt. Und in einer Zusammenfassung wird man wohl nie alle Rennentwicklungen eines so langen Massenstarts unterbringen. Dann kann man auch Einzelstarts zusammenfassen. Im Livestream, den meist die Insider und absoluten Fans nutzen, macht es wahrscheinlich keinen Unterschied, wenn mal zwei Stunden Einzelstartrennen läuft. Wer sich etwas mehr mit der Sportart beschäftigt, hat auch sicher kein Problem damit, den Rennverlauf anhand von Zwischenzeiten zu verfolgen und die Verfassung des Sportlers an seiner Körpersprache abzulesen. Nicht zuletzt scheinen nun auch immer mehr Athleten der Meinung zu sein, dass das Rennen am Holmenkollen zurück zur Tradition kehren sollte. Und so hätte ich ein Tauschgeschäft vorzuschlagen: Der lange Kanten oberhalb von Oslo wird wieder zum Einzelstartrennen, ein Großteil der kurzen Rennen über zehn und 15 Kilometer werden dagegen zu Massenstarts. Letztere hätten das Potential in voller Länge im TV gezeigt zu werden und würden durch den gemeinsamen Start und auf anspruchsvollen Runden sicher an Spannung gewinnen. Denn wenn EIN Rennformat wirklich schwer mitzuverfolgen ist, dann die kürzesten Distanzrennen mit 30 Sekunden Start. Überall ist etwas los, am Start, auf der Strecke, im Ziel und die Zwischenzeiten stiften eigentlich mehr Verwirrung als Klarheit. Also wie wär’s, liebe Traditionalisten? Tauschen wir den 30er/50er Einzelstart am Holmenkollen gegen 10er/15er mit Massenstart? Ich wäre dabei!
Ein Kommentar von Mario Felgenhauer
Und wenn das dann zu lange dauert: 15 Sekunden Startintervall statt 30, dann sind auch taktische Läufe a la Petter Northug in Davos möglich.