Das letzte Gefecht der alten Strategen. In Sotschi schließt sich für die Erfolgsgeneration des deutschen Skilanglaufs der Kreis – Claudia Nystad feiert Olympia-Comeback.
Trainingslager kennen Deutschlands Skilangläufer zur Genüge. Zwischen der Nordischen Ski-WM in Val die Fiemme und den Olympischen Spielen in Sotschi haben es sich die Deutschen in diesem Jahr aber noch mal so richtig gegeben. Abgesehen von individuellen Übungseinheiten turnte der DSV-Skilanglauftross vor der Saison gleich in drei Trainingscamps herum. Und um den Kohl so richtig fett zu machen: Vor den Spielen ging es für die Olympiastarter noch einmal in die Höhe, diesmal nach Ridnaun in Südtirol.
„Drei Wochen hier oben, da droht schon mal der Lagerkoller“, knurrte Axel Teichmann, um sich gleich darauf wieder zu beruhigen. Denn es wird für den Thüringer der letzte in seiner Laufbahn. Für Deutschlands erfolgreichsten Skilangläufer aller Zeiten schließt sich bei den Olympischen Spielen in Sotschi ebenso der Kreis, wie für Jens Filbrich und Tobias Angerer. Alle drei sind schon reichlich dekoriert mit olympischen und WM-Medaillen, aber alle drei wollten es noch einmal wissen. Die Qualifikation erwies sich als schwierig. Doch die Vorbereitung des „Clubs der Hunderter“ (Angerer, Filbrich und Teichmann sind zusammen 104 Jahre alt) war eben nicht mehr auf den Gesamt-Weltcup oder die Viessmann Tour de Ski ausgerichtet, sondern diente einzig und allein der Präparation für die Spiele in Sotschi. Dort wollen es die Senioren noch einmal zeigen. Und nach Möglichkeit vorn mit dabei sein. Zwar üben sich alle drei Athleten offiziell in Understatement, wollen nicht über Ziele sprechen, doch hinter vorgehaltener Hand erfährt man schon, „dass man ja schließlich nicht zum Wandern in den Kaukasus fährt“, wie es Teichmann in gewohnt trockener Weise wieder einmal auf den Punkt brachte.
Mit dem Wandern hat auch Claudia Nystad nicht viel am Hut. Wenngleich ihre Wahlheimat Ramsau am Dachstein regelrecht dazu einlädt. Nystad mag es lieber etwas zügiger. Die Olympiasiegerin von 2002 und 2010 hat nach ihrem Comeback tatsächlich das Kunststück fertig gebracht, die Qualifikationsnorm für Sotschi zu knacken. Und ist folgerichtig bei den Spielen dabei. Jetzt aber will Nystad mehr. Denn neben ihren Goldmedaillen holte die Sächsin bei den Spielen ja auch noch drei Silberplaketten. Eigentlich fehlt nur noch Bronze, und über diesen Platz in der Staffel wäre nicht nur die routinierteste Läuferin im DSV-Team glücklich.
Mit einer Medaille liebäugeln sicherlich auch die Sprinter. Insbesondere Denise Hermann lief in dieser Saison mehrfach unter die besten Drei. Und Josef Wenzl bewies auch, dass er an guten Tagen zu den Besten seiner Zunft zählt. Die Hauptkonkurrenten im Kampf um vordere Plätze kommen auch in Sotschi natürlich aus Norwegen, Schweden, bei den Sprintern außerdem aus Kanada und den USA und aus dem Gastgeberland. Man darf gespannt sein, wie die Russen ihren Heimvorteil nutzen. Und man darf gespannt sein, was die Einzelkönner um Justyna Kowalczyk, Lukas Bauer und den lange verletzten Dario Cologna zustande bringen.
Quelle: DSV/Viessmann Newsletter