Interview mit Lukas Bauer: „Ich glaube, sie waren überrascht, mich im Kraftraum zu sehen“

Lukas Bauer © Felgenhauer/NordicFocus

Seit mehreren Jahren ist Lukas Bauer nun schon der führende tschechische Langläufer. Nach der Olympischen Saison hat er über einen Rücktritt nachgedacht. Mit 36 Jahren startet er aber nun in einen weiteren Olympiazyklus und trainiert mit voller Kraft weiter. Wie im letzten Jahr hat Bauer auch wieder einige Trainingstage mit einigen seiner größten Konkurrenten verbracht. FIS Cross Country hat sich mit dem Ausnahmeathleten unterhalten.

Lukas, du hast zuletzt in Oberwiesenthal trainiert. Wie sah deine Trainingsgruppe aus?
Lukas Bauer: Ich war da mit sieben Langläufern, angeführt von Alexander Legkov. Ich hatte zuvor geplant, einige der stärksten Langläufer im Sommer zu treffen. Ich habe mit den Russen auch schon letztes Jahr trainiert und das hat gut funktioniert.

Alexander Legkov ist einer deiner größten Konkurrenten im Winter. Hatten die Russen keine Angst davor, dir zu erlauben, mit ihnen zu trainieren?
Lukas Bauer: Das hängt alles von denjenigen ab, die das Trainingsprogramm erstellen. Die Trainer müssen damit einverstanden sein. Und natürlich müssen es auch die Athleten unterstützen, insbesondere die Anführer im Team, wie zum Beispiel Alexander Legkov. Keiner von denen hatte ein Problem damit, dass ich am Training des Teams teilnehme.

Wie war die Stimmung im Team?
Lukas Bauer: Es war total cool. Sie arbeiten und trainieren in einer freundlichen Atmosphäre. Ich habe auch versucht, mit ihnen russisch zu sprechen. Das war manchmal lustig. Ich glaube, sie waren überrascht, mich im Kraftraum zu sehen. Sie mussten sich gedacht haben: Wie ist das möglich, dass so jemand schnell laufen konnte oder kann? (lacht)

War es schwierig, mit ihnen im Kraftraum mitzuhalten?
Lukas Bauer: Die Krafteinheiten waren wirklich hart, aber es hat gut funktioniert. Die Russen sind auf einem ganz anderen Level verglichen mit den Deutschen oder Norwegern, was Kraft betrifft. Wir haben andere Stärken, die uns gut machen.

Du hast mit Legkov und seinem Team auch schon letztes Jahr trainiert. Hast du dieses Jahr versucht, dich auf das Training mit ihnen vorzubereiten?
Lukas Bauer: Nein, das habe ich nicht. Ich war nicht besonders erschöpft im letzten Jahr. Ich war überrascht, wie viel Gewicht sie stemmen und trotzdem noch sehr gut im Laufen sein können. Speziell Legkov ist ein sehr starker Geländeläufer. Er widerlegt die These, dass starke, muskuläre Athleten schlechte Läufer sind. Das ist inspirierend. Ich habe nicht nur trainiert, wie man Gewichte stemmt, sondern war interessiert, wie ausgewogen und abgestimmt ihr Training ist. Es ist kein großes Problem, mit ihnen ein oder zwei Tage zu trainieren. Der Schlüssel ist, wie man längere Zeit durchhält und einen positiven Effekt erreicht.

Was sind die größten Unterschiede im russischen Training?
Lukas Bauer: Ihr Training dreht sich nicht um Rekorde, maximale Trainingsstunden. Sie konzentrieren sich sehr auf Intensitätslevel. Ich denke, ihr System ist näher an Norwegen, als an Russland. Es ist nicht die Art an russischem Training, bei der alles weh tun muss. Es war natürlich sehr hart, aber auf eine andere Art. Sie haben auch nicht viel Pause gemacht, sie haben praktisch die ganze Zeit trainiert. So eine Intensität findet man nicht sehr häufig in der tschechischen Langlaufschule.

Du trainierst unabhängig vom Rest der tschechischen Nationalmannschaft. Wie oft trainierst du mit deinen Teamkollegen?
Lukas Bauer: Ich habe eine Familie und will mehr Zeit zu Hause verbringen. Ich glaube auch, dass ich nicht jeden Tag kontrolliert werden muss, um gut zu trainieren. Ich habe um eine Möglichkeit, nicht eine Verpflichtung gebeten, an Trainingscamps der tschechischen Nationalmannschaft teilzunehmen. Ich möchte das Training so aufbauen, dass es sowohl für mein Familienleben, als auch meine Vorstellung der Vorbereitung passt. Vor dem Winter werde ich die Nationalmannschaft zu wahrscheinlich zwei Trainingscamps begleiten. Aber während der Saison werde ich kein spezielles Programm haben. Die einzige Sache, für die ich gerne eine Erlaubnis bekommen würde, ist, die Tour de Ski auszulassen. Meine Top-Priorität sind die Weltmeisterschaften in Falun und speziell die 50 Kilometer Klassik. Außerdem möchte ich an mehr als zwei Skimarathons teilnehmen.

Was sind deine Pläne nach dem Training in Oberwiesenthal?
Lukas Bauer: Ich werde ein paar Tage mit meiner Familie in der Böhmischen Schweiz verbringen. Dann werde ich eine Woche zuhause trainieren. Ab dem 10. August werde ich mit dem tschechischen Team im Skitunnel in Oberhof trainieren. Dann schließe ich mich dem deutschen Team in Goms (Schweiz) bei ihrem härtesten Sommertrainingscamp an. Dort werde ich viel Skirollern vom Tal bis hoch auf die Gipfel der Berge.

Quelle: www.fis-ski.com