Das Kitzbüheler Horn gilt als einer der steilsten Radlerberge Österreichs. Auch auf Skirollern lässt sich die Straße bis zum Gipfel bewältigen. Im letzten Urlaub war es soweit: 9,5 Kilometer und 1.200 Höhenmeter lagen vor mir.
Es gibt Leute, die sind ständig auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Ich zähle mich zu dieser Gruppe, auch wenn ich der Meinung bin, dass meine Herausforderungen nicht „extrem“ sein müssen. Aber das ist ja bekanntlich Ansichtssache. Als Highlight des letzten Familienurlaubs hatte ich mir jedenfalls vorgenommen, das Kitzbüheler Horn mit Skirollern zu bezwingen. Von diversen Radrennen wie der Österreich-Rundfahrt wusste ich, dass zumindest ein bestimmter Teil des Anstiegs geteert sein musste. Kurt, der kommende Saison für das xc-ski.de Skimarathon Team starten wird, konnte mir dann sogar bestätigen, dass die komplette Strecke bis zum Gipfel mit Skirollern laufbar ist. Und so stand schnell fest, dass ich nicht nur bis zum Alpenhaus auf 1.670 Metern Höhe, sondern bis zum 1.996 Meter hohen Gipfel laufen werde.
Zeitlich legte ich die Herausforderung auf den letzten Tag vor der Abreise, um vorher noch die eine oder andere Einheit im alpinen Gelände absolvieren zu können. Und das wäre mir fast noch zum Verhängnis geworden. Während wir an den anderen Tagen immer Glück mit dem Wetter hatten, regnete es am Morgen des Tages X ziemlich heftig. Ich sah das Projekt schon wegschwimmen, aber nachdem der Regen aufgehört hatte, schöpfte ich neue Hoffnung. Zur Mittagszeit war es dann endlich soweit. Ich wollte meinen Versuch starten, auch wenn noch die eine oder andere dunkle Wolke am Himmel hing. Zusammen mit meiner Frau und meinem Sohn ging es zu der Stelle in Kitzbühel, die ich als Startpunkt ausgewählt hatte. Es war eine Brücke über den Walsenbach, ab der man das Wohngebiet verlässt. Doch bevor ich loslaufen konnte, musste ich mich noch umziehen. Etwas sonderbar kam ich mir dabei schon vor, zwischen dem Auto und der Wand einer Garage, die zu einer Luxusvilla gehörte, wie sie nicht selten in Kitzbühel zu finden sind. Dann konnte es endlich losgehen. Meine Familie machte sich auf den Weg zur Talstation der Gondel, um den etwas einfacheren Weg zum Gipfel zu nehmen, ich lief los auf der Mautstraße in Richtung Alpenhaus.
Nach ungefähr 300 Metern überquere ich auf einem kleinen Flachstück die offizielle Startlinie des Radrennens auf das Kitzbüheler Horn. Wenig später folgt auch das erste Kilometerschild: Noch sieben Kilometer bis zum Gipfel. Dann geht es auch schon deutlich steiler bergan. Ich versuche mich von Beginn an auf eine saubere Technik zu konzentrieren, um unnötige Kraftverschwendung und Überbelastung einzelner Muskel zu vermeiden. Das gelingt mir eigentlich recht gut und ich schraube mich in beständigem Rhythmus immer höher. Zeitlich orientiere ich mich an der Vorgabe von Kurt, der in 1:20 Stunden am Alpenhaus angekommen war. Das will ich unbedingt unterbieten, bin mir aber nicht sicher, ob das in meiner ersten Bergrollereinheit in diesem Jahr zu schaffen ist. Nach etwas mehr als zwei Kilometern passiere ich die Mautstelle, an der ich als „Nicht-Autofahrer“ nichts bezahlen muss. Es bleibt mir auch noch genügend Luft für einen kurzen Gruß in Richtung Kassier. Die Straße schlängelt sich weiter über mehrere Kehren in Richtung fünf Kilometer Marke (also noch zwei Kilometer bis zum Alpenhaus). Als ich unter den Seilen der Gondel hinauf zum Gipfel hindurch laufe beginnt der steilste Abschnitt. Am Straßenrand stehen Hinweisschilder, die zuerst 17,5, dann 22 und schließlich noch einmal 19 Prozent anzeigen. Dennoch versuche ich mein Tempo zu halten beziehungsweise auf dem anschließenden kurzen Flachstück wieder etwas Zeit gut zu machen. Schließlich kommt das Alpenhaus etwas oberhalb von meiner Position in Sichtweite. Fünf kurze Kehren noch, dann habe ich mein Zwischenziel erreicht. Ich liege gut in der Zeit und laufe nach 1:10 Stunden auf den Parkplatz hinter dem Restaurant. Von meiner Familie fehlt allerdings jede Spur. Kein Wunder, hatte ich doch vorsichtig mit 1:30 Stunden gerechnet, in denen ich hier ankommen wollte. Telefonisch erfahre ich, dass Frau und Sohn gerade mit der Gondel auf dem Weg vom Gipfel zur Mittelstation sind. Ich beordere sie gleich zurück zum höchsten Punkt, denn allzu lang will ich auch nicht mehr bis dorthin unterwegs sein.
Voller Motivation nehme ich die letzten Kilometer in Angriff. Den Gipfel habe ich dabei immer im Blick. Ab dem Alpenhaus ist die Straße für den öffentlichen Verkehr gesperrt und die Teerdecke hat über die Jahre durch Pistenraupen ganz schön gelitten. Deswegen komme ich nur langsam voran, aber mit dem Ziel vor Augen kämpfe ich mich durch. Es ist mehr Skigang als klassisches Laufen, was ich jetzt betreibe. Das ist aber auch der noch einmal größer gewordenen durchschnittlichen Steigung geschuldet. In der letzten Kehre unterhalb der Bergstation warten dann meine Frau und mein Sohn und feuern mich noch einmal an. Ich laufe an ihnen vorbei und absolviere auch noch die letzten Meter bis zum Fuß des Sendeturms. Irgendwer hat dort mit der Hand eine Ziellinie aufgemalt. Mit deren Überquerung bin ich nach 1:36 Stunden auch an meinem ganz persönlichen Ziel angekommen. Schnell noch ein paar Erinnerungsfotos gemacht und die Klamotten gewechselt, dann geht es auch schon mit der Gondel zurück ins Tal.
Am Ende standen bereits erwähnte 9,5 Kilometer und 1.200 Höhenmeter zu Buche, was einer Durchschnittssteigung von knapp 13 Prozent entspricht. Ich kann das Kitzbüheler Horn nur jedem ambitionierten Langläufer als echte Herausforderung empfehlen. Hier noch zwei Links zu Strava, wo ihr eure Daten nach Absolvieren der Strecke hochladen könnt und in der Rangliste erscheint:
Kitzbühel bis Alpenhaus
Kitzbühel bis Kitzbüheler Horn Gipfel