Im Zuge der nationalen Saisoneröffnung und dem Weltcuprennen in Beitostølen am Wochenende ist es wieder einmal laut geworden um den norwegischen Langlauf- Superstar Petter Northug.
Vertrag mit Red Bull
Vor einigen Tagen präsentierte er seinen neuen Vertrag mit dem österreichischen Getränkegiganten Red Bull. In Deutschland schon seit Jahren als flügel-verleihender Energydrink bekannt ist es in Norwegen erst seit diesem Frühjahr offiziell zum Verkauf freigegeben, nicht ohne große Proteste von Gesundheitsorganisationen und Sportverbänden, da Koffein unter anderem bis 2004 auf der Liste der verbotenen Dopingpräparate zu finden war, wenn auch mit extrem hoch angesetzten Grenzwerten.
Verantwortliche im Verband haben Bedenken
“Persönlich finde ich, dass dieser Vertrag einfach unethisch ist. Red Bull war so lange verboten, dass noch so vieles unklar ist, und die Meinungen darüber auseinander gehen”, sagte die Präsidentin des norwegischen Sportverbandes Tove Paule. “Northug ist ein Vorbild für so viele Kinder und Jugendliche, also hoffe ich dass der Skiverband und die Verantwortlichen um Petter sich richtig verhalten.” Zwar ist Norwegens bester Alpinist Aksel Lund Svindal auch unter Vertrag mit Red Bull, er sei aber mit Northug nicht vergleichbar.
Vertreter der Sponsoren warnen Northug
“Die Athleten dürfen nicht vergessen, wem sie ihre Karriere zu verdanken haben und wer sie von Anfang an unterstützt hat”, erinnert der Sponsoringchef der norwegischen Telefongesellschaft Telenor, Petter Svendsen. “Wenn ein einzelner Sponsor dem Verband die Spitzenathleten “abkauft”, wie attraktiv ist es dann noch, die anderen Sportler im Team, Nachwuchskader und vor allem den Breitensport zu unterstützen?” Sollte dies geschehen, schließt er nicht aus, dass sich Telenor und weitere große Sponsoren aus dem Sport zurückziehen könnten.
Northug wird mit Ausschluss gedroht
Nach Berichten der norwegischen Zeitung VG am Mittwoch gibt es Pläne eines Sponsors, nach den Olympischen Spielen in Vancouver ein neues Langlaufteam mit Petter Northug als Hauptperson zu gründen, in dem auch dem Schweizer Weltcupsieger Dario Cologna ein Platz angedacht ist. Ob mit diesem Sponsor der Getränkehersteller Red Bull gemeint ist, ist nicht bekannt. Sollte Petter Northug die Nationalmannschaft verlassen und zu diesem Team wechseln droht der NSF in Person von Skipräsident Sverre Seeberg damit, ihm die Lizenz und damit die Möglichkeit zu entziehen, weiter an Weltcuprennen und internationalen Ereignissen wie der WM 2011 in Oslo teilzunehmen. Der Skiverband kündigte an, dass Northug damit auch verwehrt wird, bei den nächsten Olympischen Spielen 2014 in Sotchi zu starten. Diese Aussage war Auslöser, obwohl sie tags darauf von Seeberg neutralisiert wurde und nicht mehr nur auf Northug bezogen war, für einen Sturm der Entrüstung unter einer Vielzahl von norwegischen Skilanglaufpersönlichkeiten. Sprinter Øystein Pettersen kommentierte dazu, dass Seeberg sich lieber darum kümmern sollte ein gutes Angebot für die Nationalmannschaften zu schaffen, anstatt mit Drohungen um sich zu werfen, die sowieso einen gegenteiligen Effekt haben. Er wäre sich auch nicht darüber im Klaren gewesen, dass der NSF so eine Macht über die Läufer ausüben könne: “Niemand von uns wusste, dass wir unsere Lizenz riskieren wenn wir nicht in der Nationalmannschaft laufen wollen. Das ist doch sinnlos. Anstatt zu drohen sollte er lieber mit einem Angebot kommen, das zu gut ist um es abzulehnen.”
Ob dies weiterhin seine Meinung ist kann nur spekuliert werden, da Pettersen sich schon am nächsten Tag offiziell beim NSF und Seeberg entschuldigte und einräumte, dass der Präsident von der Zeitung VG und auch von ihm selbst falsch verstanden worden sein könnte. Dies nimmt den Aussagen des NSF aber nicht die Grundlage, da infolge langrenn.com Petter Northug schon im Frühjahr in Kontakt mit dem Privatteam Xtra Personnel war, sich aber aufgrund der starken Reaktionen dafür entschied, in der Nationalmannschaft zu bleiben. Nach Informationen der Zeitung VG lösten die erneuten Wechselgerüchte eine Panik im norwegischen Skiverband aus. Diese Gerüchte, dass Northug ein privates Team der Nationalmannschaft vorziehen könnte werden weiter verstärkt, besonders da der Skistar den Red Bull- Vertrag dem Manager von Norwegens erfolgreichstem Privatteam Xtra Personnel, Nils Marius Otterstad, zu verdanken hat. Dieser versuchte auf einem Meeting zwischen dem norwegischen Skiverband (NSF) und Northug zu vermitteln: “Ja, es wird einen Vertrag mit Red Bull geben!”, sagte er am Dienstag zum norwegischen Zeitung Adressavisen, “wir haben einen sehr guten Dialog und einen Vertragsvorschlag erreicht.” Dies schienen die Verantwortlichen im Team Northug aber anders zu sehen: ”Otterstad ist keineswegs ein Teil des Teams und wir wünschen keinen weiteren Kontakt mit ihm”, sagte Petters Sponsorchef Terje Juulsmoen auf einer großen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Ob Otterstad zu einem vorigen Zeitpunkt eine offizielle Rolle im Team Northug hatte, ist nicht bekannt.
Northug schweigt
Kommentare dazu oder zu einem etwaigen Wechsel zu einem Privatteam nach den Olympischen Spielen waren von Petter Northug selbst nicht zu bekommen, der sich erst nach den Rennen am Wochenende darüber äußern möchte und diese Wochen fokussiert und scheinbar unbeeindruckt sein Training in Beitostølen durchgezogen hat. “Petter wird nicht über den Vertrag sprechen bevor er sich entschieden hat”, kommentierte der norwegische Herrentrainer Morten Aa Djupvik.
Dæhlie erlebte die gleichen Probleme
Auch Skikönig Bjørn Dæhlie musste die harte Alltagswirklichkeit eines gesponserten Toppathleten am eigenen Leib erfahren. “Man ist ziemlich verletzlich als Sponsorobjekt, und es dauerte ein paar Jahre bis ich verstand was es bedeutete, ein Athlet und Vorbild im Nationalsport Langlauf zu sein. Man vergisst schnell, was es bedeutet Verantwortung als ein Idol für die Jugend zu übernehmen.” Besonders im Bezug darauf, was es bedeutet eine nationale Frontfigur in einem Sport zu sein, mit dem sich beinahe jeder Norweger identifiziert, kann sich Bjørn Dæhlie gut in Petter Northugs Situation einfühlen. Er findet allerdings auch, dass sich Petter seiner Verantwortung als Idol für die Jugend bewusst sein muss. Es gäbe nur einen Grund für diesen Vertrag, und das sei der finanzielle. “Petter hat eine besondere Position im norwegischen Langlauf und muss daraus auch seine Vorteile ziehen dürfen”
Northugs Freunde sprechen für ihn
“Das Verhalten des NSF ist ärgerlich. Ich kann nicht verstehen dass sie dieses Thema, welches eigentlich schon abgeschlossen war, wieder auf den Tisch bringen, und das direkt nach dem Zieleinlauf. Als ob sie die ganze Zeit auf der Jagd nach einem Fehler von Petter seien; dieser ganze Sponsorenärger erinnert immer mehr an eine Hexenjagd”, sagte sein Freund Hallgeir Lundemo, Trainer der Nationalmannschaft in Slowenien. “Ich hoffe nur, dass Petter am Wochenende wegen dem ganzen Theater nicht 15 Sekunden langsamer läuft.” Auch Teamkamerad Martin Johnsrud Sundby ergreift das Wort für Northug: “Wenn der Druck und die Drohungen zu viel werden kann Petter am Ende die Nase voll haben.” Auch wenn er sagt dass er den Ärger nicht an sich heranlasse glaubt Sundby, dass sogar ein Petter Northug an seine Grenze stoßen könnte. “Ich hoffe nur, dass das nicht passieren wird.”
Quelle: langrenn.com