Der Langlauf-Weltcup in Rybinsk fand nahezu unter Ausschluss der internationalen Öffentlichkeit statt: TV-Übertragungen waren am Wochenende Fehlanzeige. Dennoch konnte Steffi Böhler sich gut in Szene setzen. Ohne die norwegische Weltelite schafften diesmal fünf verschiedene Nationen den Sprung auf das Siegertreppchen.
Weltcup Rybinsk ohne TV-Übertragung
Langlauf im Fernsehen? Das fand am letzten Wochenende überhaupt nicht statt. Weder auf den Eurosport-Sendern noch in den Öffentlich-Rechtlichen wurde auch nur eine Minute Langlauf übertragen. Bei Eurosport waren daran wie jedes Jahr Ende Januar wieder die Australian Open im Tennis Schuld, die auf beiden Kanälen Priorität genossen, beim ZDF lag es sicherlich an der schlechten Besetzung des Russland-Weltcups, dem wohl zu wenig sportlicher Wert beigemessen wurde – Zeit für zumindest kurze Zusammenfassungen wie sonst auch wäre sicherlich gewesen. So blieb es bei maximal 20-sekündigen Beiträgen im ‚ZDF Sport Kompakt‘-Block.
Steffi Böhler mit zwei Top-Platzierungen
Auch wenn große Teile der Weltelite fehlten, kann Steffi Böhler mit ihrem Wochenende dennoch sehr zufrieden sein. Schließlich kann man nur die schlagen, die sich dem Rennen auch stellen. In beiden Distanzrennen bot Steffi überzeugende Leistungen und wurde mit dem zweiten Podestplatz ihrer Karriere belohnt – den ersten holte sie ebenfalls in Rybinsk vor sechs Jahren. Ein weiteres Podium verpasste sie im Skiathlon nur um Haaresbreite im Zielsprint gegen die Finnin Roponen. Rybinsk ist also für Steffi immer eine Reise wert, auch wenn es im Sprint nicht so gut lief. Wenig Positives konnte man auch den Ergebnissen der anderen fünf Deutschen abgewinnen: Neben Steffi scheitert auch Hanna Kolb im Sprint-Viertelfinale, das die deutschen Herren gar nicht erst erreichen. In den Distanzrennen laufen sowohl Claudia Nystad als auch Thomas Bing und Jonas Dobler weit hinterher. Ähnlich sieht das Ergebnis auf den ersten Blick auch bei Tim Tscharnke aus, doch das täuscht: Tim lief vor allem im Freistilpart des Skiathlons lange im Vorderfeld mit und fiel erst auf den letzten Kilometern ans Ende der später sehr langgezogenen etwa 30-köpfigen Spitzengruppe zurück.
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Freude bei Jacobsen, Cologna, Pellegrino, Öberg und dem russischen Team
Rybinsk war für viele Sportler ein großer Erfolg trotz des schwächeren Starterfelder. Den Anfang machte Astrid Uhrenholdt Jacobsen, deren Körper seit letztem Sommer nicht mehr richtig auf ihr Training anspricht. Die Folge war andauernde Formschwäche und bisher nur ein Weltcupstart beim Lillehammer Triple, in dem sie weit hinterherlief. Trotz ihres Sieges am Freitag wird der Weg für sie zur WM in Falun zu weit sein. Das sah man auch im Skiathlon, wo sie nicht mehr so dominant wirkte und nach dem Skiwechsel bald zurückfiel. Ähnlich ist die Lage bei Kristin Størmer Steira nach ihrem Beckenbruch – auch sie wird die WM wohl nur im Fernsehen miterleben. Für Dario Cologna ist nach seinem Erfolg im Skatingrennen nun Russland das Land, in dem er in seiner Karriere die meisten Siege einfuhr. Gern hätte er seinem Konto am Sonntag noch einen fünften Erfolg hinzugefügt, doch da machten ihm wohl in erster Linie seine Ski einen Strich durch die Rechnung. Federico Pellegrino trug sich in Rybinsk in die Geschichtsbücher ein: Er ist der erste Sportler, der drei Freistilsprints in Serie gewinnen konnte – eine beeeindruckende Leistung! Schade für ihn, dass der WM-Sprint klassisch gelaufen wird. Schwedens Jennie Öberg nutzte die Gunst der Stunde des schwach besetzten Sprintfeldes und holte sich ihren ersten Weltcupsieg. Sie ließ sich auch durch einen Sturz nicht aus der Ruhe bringen und dominierte dennoch alle Heats. Da machte es auch nichts, dass sie englische Siegerinterviews vorher gar nicht geübt hatte: Das klappte auch so sehr gut! Der Sonntag war der Tag der Russen, die vor heimischem Publilkum ihre Fans glücklich machten, nachdem sie zuvor in diesem Winter mit Ausnahme von Belov, Ustiugov und Petukhov noch nicht viel gezeigt hatten. Für Maxim Vylegzhanin war es der erste Sieg seit knapp einem Jahr, für Yulia Tchekaleva der erste überhaupt.
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Fazit: Trotz fehlender TV-Übertragung waren es sehr spannende Rennen in Rybinsk – nur die Akteure waren teilweise andere im Vergleich zu den normal besetzten Weltcups.