Antipasti – Vor dem Rennen Drei Jahre habe ich versucht einen der auf 7.500 limitierten Startplätze zu bekommen. Im Juni 2014 gelang es mir. Ich wusste aus den vorigen Jahren dass die Startplätze sehr schnell weg sind. Aber dieses Mal war ich vorbereitet. Nach einem Hinweis von unserem xc-ski.de Skimarathon Teammanager Mario Felgenhauer setzte ich mich am Tag des Anmeldestarts Anfang Juli genau um 14:59 zum Notebook. Mit der Kreditkartennummer in der Zwischenablage und geöffnetem Internetbrowser. Um 15:04 war meine Anmeldung durch. Um 15:10 waren alle Plätzte vergeben! Ich war so was von glücklich!
Marcialonga, der Name ist Programm. 70 Kilometer durch das idylische Fassatal (Val di Fassa) und durch das Fleimstal (Val di Fiemme). Es war mein Einstieg in die Klassische Technik unter Wettkampf-Bedingungen. Dass meine vier Langlauf Einheiten diesen Winter nicht reichen würden war mir bewusst. Es war aber nicht zu ändern. Kein Schnee, wenig Zeit und kein Ercolina Zuggerät im Keller machten es nicht einfach, aber es motivierte mich eigentlich noch mehr. Das verschneite Salzburg verließ ich gemütlich mit Bus und Bahn. Aus den Webcam Bildern wusste ich, dass es im Süden weniger Schnee gab als bei uns. In Bozen sah es aus als wäre die Weinlese in vollem Gange. Im Zielort Cavalese begrüßte mich die kalte aber schöne Wintersonne. Dass das Rennen von 70 auf 57 Kilometer verkürzt wurde, trübte die Vorfreude etwas. Aber im Angesicht meines Trainingszustandes eher ein Vorteil. Ich holte meine Startnummer 6839 aus dem Kongresscenter und begab mich nach Soraga. Einem kleinen romantischen Dorf nahe Moena, dem eigentlichen Startort. Durch die geringe Schneelage wurde der Start weiter taleinwärts gelegt, in das höher gelegene Dorf Mazzin. Am Vorabend des Rennens zweifelte ich noch etwas wegen dem „heiligen Gral“ der Klassik Technik, der Steigzone. Da ich mir nicht sicher war, nahm ich sicherheitshalber das gewohnte Swix Grip Tape. Auch wenn das viele nicht hören wollen. Für ausgiebige Wachssessions habe ich keine Zeit. Später vielleicht mal.
Primo piatti – Das Rennen …begann schon vor dem Rennen. Durch die Verlegung aufwärts ins Dörfchen Mazzin gab es ein riesiges Verkehrschaos. Viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen verpassten ihren Start. Parkplätze waren Mangelware und die Straßen sehr eng. Ich hatte Glück und Pech zugleich. Glück weil mein Start um 09:55 geplant war. Gestartet wurde dann erst um 10:20! In den Startboxen wurde es eisig kalt und ungemütlich. Pech weil die Loipe als solches nicht mehr vorhanden war nach der halben Strecke. Die 6.800 LäuferInnen vor mir bügelten alles nieder. Was wiederum kein Wunder war. Der mühsam produzierte Kunstschnee löste sich auf und übrig blieb ein holpriger Winterwanderweg. Schade. Wie schön könnte doch der Marathon sein. Ich startete mit 600 anderen aus der Startbox – und stürzte gleich mal! Wie peinlich. Mein Blick war zu einer hübschen Italienerin gerichtet und schon lag ich im Schnee. Nach diesem Hoppala nahm ich aber Fahrt auf und freute mich über mein Grip Tape. Ich rutschte nicht zurück und konnte schon auf dem Weg zur Wende in Canazei viele überholen. Nach den ersten Kilometern und 100 Höhenmetern ging es wieder talauswärts Richtung Moena. Im oberen Streckenabschnitt war eine schöne Naturschnee-Loipe vorhanden. Die Strecke bis Moena und Predazzo geht leicht bergab. Nur kurze aber steile Anstiege unterbrechen den Rhythmus. Es ging recht flott voran und so war ich auch guter Dinge. Es machte richtigen Spaß. Ich überholte schon auf den ersten Kilometern viele Starter. Was manchmal aber auch ziemlich nervig war. Denn in jedem Startblock sind gute und weniger gute Teilnehmer. Ich überholte Läufer, die vier Boxen vor mir gestartet waren und habe sicher hundert Mal die Spur gewechselt.
Die Durchfahrt durch Moena und Predazzo war für mich das erste Highlight des Tages. Typisch italienische Begeisterung trug mich durch die herrlich romantischen Orte. Außer im Wald, war man nie alleine und jeder wurde angefeuert. Nach 30 Kilometern begann ich zu rechnen. Mehr als fünf Stunden durfte ich nicht brauchen. Denn um 16:00 ging mein Bus bzw. Zug nach Hause und der Ski lief auch nicht mehr so gut. Nach 40 Kilometern sah man auf der anderen Talseite den Zielort Cavalese und den legendären Schluss Anstieg, den Cascata Climb. Bevor es aber so weit ist, muss man noch eine sechs Kilometer lange Schleife laufen. Die Beine und Arme sind eh schon so müde. 80% bin ich mit Doppelstock-Einsatz gelaufen. Soviel wollte ich eigentlich gar nicht. Dann ist es aber endlich soweit. Noch einmal durchschnaufen und rauf geht’s. Zwei Kilometer und 150 Höhenmeter. Ich liebe solche Sachen. Aber – es wurde nicht so lustig. Der Anstieg war ein teils 20 Zentimeter tiefes Kunstschneeband das in das mittelalterliche Zentrum hinauf führt. Die Profis hatten am Vormittag noch eine intakte Spur. Jammern half aber eh nicht uns so besann ich mich meiner Berglaufstärke. Ich lief einfach hinauf. Ich hob die Ski immer sehr hoch an und überholte sicher 100 Leidensgenossen.
Secondo – Den Zieleinlauf werde ich noch lange in Erinnerung haben. Unter dem Jubel der Zuschauer fühlte ich mich wie ein Star. Als der Sprecher auch noch meinen Namen erwähnte, schloss ich den Marcialonga ganz tief in mein Sportlerherz. Um Punkt 15:00 lief ich nach 4:42 über die Ziellinie und erwischte auch noch meinen Zug. Ich bin schon viel gelaufen in meiner Karriere. Ich konnte nichts, aber auch gar nichts bemängeln! Startnummernausgabe, Verpflegung, Begeisterung, Strecke, Ambiente und die echte Herzlichkeit aller Helfer und HelferInnen sind eine Reise wert!
Viva Italia!