Östersund klingt in den ein oder anderen Ohren wohl bekannt, da sich der Biathlonzirkus jährlich von hier aus seinen Weg in Richtung Kontinentaleuropa bahnt. Aber auch der Langlaufweltcup wird dieses Jahr hier Station machen und am 14. sowie 15. Februar einen Vorgeschmack auf die WM in Falun geben. Von diesem kleinen Städtchen in Mittelschweden, in der Region Jämtland, möchte ich berichten. Denn in Östersund steht alles bereit, nach was sich das Langläuferherz sehnt!
Das Stadion ist gut ausgerüstet und dieses Jahr wurden die neuen Umkleideräume, Wachshütten und Saunen (alles Gratis!) eingeweiht. Bereits ab 1. November besteht hier die Möglichkeit, sich an die Langlauftechnik auf Schnee zu gewöhnen, da es eine Schneegarantie der Kommune gibt. Bis Mitte Dezember ist dafür eine Tagesgebühr von ca. vier Euro zu entrichten oder die Saisonkarte für ca. 20 Euro fällig. Neben dem Verleih von Ausrüstung, werden direkt am Stadion auch Biathlon und Technikkurse angeboten. In den letzten Jahren wurde das Ausbringen des Schnees zwar nur mit Verspätungen realisiert, aber die Anschaffung einer weiteren Schneekanone soll dem nun Abhilfe schaffen. Wer hier seine Kreise dreht, bekommt nebst perfekt präparierten Loipen auch das ein oder andere bekannte Langläufergesicht zu sehen. Neben der schwedischen Nationalteam-Elite mit Anna Haag, Emil Jönsson und Daniel Richardsson sind viele weitere Sterne und Sternchen der Marathon-Distanzen (z.B. Laila Kveli und Jerry Ahrlin) beim Training an mir vorbeigehuscht. Auch der Langläufer Robin Bryntesson residiert in Östersund und gibt im folgenden Clip einen Ausblick auf die diesjährige Sprintstrecke 😉
In den letzten Jahren hatte ich die Möglichkeit, während des Biathlonweltcups im Stadion zu trainieren und war immer beeindruckt, zusammen mit den großen Namen in der Loipe zu stehen. Ein kleiner Geheimtipp ist das Langlaufen während der Wettkämpfe. Man kann nämlich seine Runden auf dem sogenannten „Björnberget“ (Bärenberg) drehen und zugleich an der Wettkampfstrecke entlanglaufen. Nur musste ich dabei leider immer wieder einsehen, dass die Form für die Weltelite dann doch noch nicht reicht… 😉
Aber auch die Genießer unter den Langläufern kommen in Östersund voll auf ihre Kosten. Mit dem weitläufigen Loipensystem, mit direktem Anschluß zum Stadion, steht ein gut ausgeschildertes und über 100 Kilometer umfassendes Loipennetz zur Verfügung (meist für beide Stilarten präpariert). Außer der anspruchsvollen FIS-Strecke im Stadion sind die restlichen Loipen als mittel bis leicht zu bezeichnen. Es geht im leicht hügeligen Gelände durch friedliche Wälder, die hier und da von Wiesen abgelöst werden und einen Blick zum See oder den dahinter liegenden Bergen freigeben.
Wem das aber immer noch zu viel Anstieg ist, dem empfehle ich „Medvinden“ (Mitwind). Nachdem sich das Eis auf dem fünftgrößten See Schwedens gelegt hat (meist ab Mitte Januar) und der Schnee alles in einen weißen Traum verwandelte, beginnt auf dem See das Leben zu erwachen. Große Räumfahrzeuge wagen sich dann morgens auf das Eis und räumen den Weg frei für ein Schlittschuh- oder Langlauferlebnis der Extraklasse. Unzählige Kilometer können dann auf dem See gegleitet werden und dabei wird eine grandiose Aussicht geboten. Meist ist man hier auf sogenannten „Långfärdsskidskor“ (Langfahrtschlittschuhe) unterwegs. Dies sind lange, mit Skatingbindungen versehene Kufen, welche im Skatingschritt bewegt werden wollen. Dazu hat man meist auch Langlaufstöcke oder einen stabileren Stock, welcher mit einem Eispickel am Ende versehen ist, dabei. Aber auch die Langläufer werden bedacht. So findet man neben der „Schlittschuhbahn“ eine Loipe, die zu einer Runde um die Insel Frösön geradezu einlädt. Wer sich dann nach einer herrlichen Tour nach einer wohlverdienten Kaffeepause sehnt, muss nicht lange suchen. Bereits an den sich auf dem Eis in Sonnenstühlen sonnenden Schweden erkennbar, wird einem der Weg zu Kaffee, Gebäck und Grillgut gewiesen. Raus aus der Bindung und rein in den Liegestuhl!
Zur Webseite des Medvinden: www.vinterparken.se
Wem das zu frisch ist, dem sei das „Storsjöbadet“ als Abschluss empfohlen. Das kommunale Bad bietet einen großen Schwimm- und Abenteuerbadbereich und im zweiten Stockwerk verbirgt sich eine großräumige Relaxabteilung mit verschiedensten Saunen und blubbernden Wannen. Natürlich wartet Östersund mit noch vielen weiteren, typisch schwedischen Aktivitäten wie z.B. Schlittenhundetouren, Elchsafari und Eisbad auf.
Zum Abschluss möchte ich noch einen Abstecher nach Åre machen. Denn wenn man sich schon in Östersund befindet, so ist es mit der Bahn nur eine Stunde bis zum Alpinmekka des Nordens. Abfahrtsfreunde finden hier eine große Auswahl an Pisten mit wunderbarer Aussicht auf Schwedens Bergwelt. Aber auch für Langläufer ist hier einiges geboten. Die Loipen, welche sich über die schwedischen Berge ziehen, haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wenn dann in der Frühlingssonne noch eine Rentierherde am Rande der Spur auszumachen war, kehrte ich immer tief zufrieden von meiner Tour zurück. In genau diesem Milieu kann auch der Rennläufer auf seine Kosten kommen. Beim Årefjällsloppet wollen 35 oder 75 Kilometer bewältigt werden und abgerundet wird das Ganze mit einer Top-Streckenverpflegung und meist herrlichem Frühlingswetter.