Sjur Røthe hat oberhalb der norwegischen Hauptstadt am Osloer Holmenkollen seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. Er gewann den 50 Kilometer Massenstart in der freien Technik bei strahlendem Sonnenschein und fast 10°C um Haaresbreite vor Dario Cologna. Martin Johnsrud Sundby wurde bei seinem Heimrennen Dritter.
Fünf Läufer setzen sich auf letzter Runde ab
Nachdem sich die Spitzengruppe durch insgesamt sechs Zwischensprints immer wieder verkleinerte, fiel die Vorentscheidung auf der letzten von sechs 8,3 Kilometer-Runden. Bis auf Anders Gløersen (zweiter Skiwechsel vor der letzten Runde) und Andrey Larkov hatten alle Läufer ihre beiden Optionen zum Skiwechsel bereits zuvor ausgeschöpft, so dass die Spitzengruppe vor den letzten 8,3 Kilometer quasi unverändert blieb – nur Anders Gløersen fiel zurück und schaffte den Anschluss nicht mehr. Die erste Attacke aus der 15-köpfigen Spitzengruppe heraus lancierte der Norweger Hans Christer Holund nach 44 Kilometern am Ende des lange Anstiegs zum Frognerseteren. Doch Dario Cologna war wachsam und konterte, während am Ende der Gruppe einige Athleten abreißen lassen mussten – darunter auch Alex Harvey, Finn Hågen Krogh, Toni Livers und der überraschend stark mithaltende Junior Magne Haga (Bruder von Ragnhild Haga). Nach weiteren kleineren Attacken passierten Cologna, Holund, Sjur Røthe, Martin Johnsrud Sundby und Sergey Dolidovich als fünfköpfige Spitzengruppe zum letzten Mal das Stadion. Dahinter mühte sich in erster Linie Marcus Hellner um Anschluss, der ihm nach dem Anstieg zur Kapelle auch gelang. Kurz vor dem Stadion passierten die sechs Spitzenreiter ohne größere Attacken den ehemaligen Gratishaugen.
Sechs Athleten innerhalb von 2,6 Sekunden
Die finale Entscheidung musste im Zielsprint fallen: Sjur Røthe schob sich am letzten Anstieg hinter dem Schießstand neben den Führenden Dario Cologna und ging wegen der Innenkurve in Führung. Der Norweger zog den Zielsprint von vorn an, doch der Schweizer kam mit Schwung aus dem Windschatten und streckte den Fuß weit vor: Nach Auswertung des Zielfotos brandete schnell Jubel im Stadion auf – der Sieg ging an den in Lillehammer lebenden Sjur Røthe, der damit seinen ersten Weltcuperfolg feierte. Hinter Cologna kam Lokalmatador Martin Johnsrud Sundby, der einen Großteil des Rennens vorn die Tempoarbeit verrichtet hatte, als Dritter in die Wertung. Sowohl Dario Cologna als auch Martin Johnsrud Sundby müssen damit weiterhin auf ihren ersten Sieg am Holmenkollen warten – auch an anderen Orten konnte bisher keiner der beiden über 50 Kilometer triumphieren. Rang vier ging an Sergey Dolidovich: Der Freistilspezialist für die langen Strecken hatte in diesem Winter nur die eine Chance und verpasste das Podium nur ganz knapp. Auch Marcus Hellner und Hans Christer Holund kamen innerhalb von 2,6 Sekunden Rückstand auf den Sieger ins Ziel. Konstantin Glavatskikh kam mit wenigen Metern Abstand als Siebter und bester Russe vor Andrey Larkov ins Ziel, der das komplette Rennen mit einem einzigen Paar Ski absolvierte. Niklas Dyrhaug belegte den neunten Platz vor Robin Duvillard, Anders Gløersen und Magne Haga, alle mit weniger als 30 Sekunden Rückstand.
De Fabiani entscheidet U23-Wertung, Cologna gewinnt Distanzkugel und Zweiter im Gesamtweltcup
Das U23-Trikot ging an Lahti-Sieger Francesco de Fabiani, Obwohl zu Beginn des Rennens Kontrahent Sergey Ustiugov durch eine Attacke 15 Bonuspunkte holte, dann aber zurückfiel wie auch De Fabiani selbst, der keine Punkte holte. Auch die Entscheidung um den zweiten Platz im Gesamtweltcup fiel schon während des Rennens, als Dario Cologna bei allen Zwischensprints Punkte holte, während Petter Northug ab Kilometer 30 sehr schlecht aussah. Anders als sonst war es keine Schauspielerei, er fiel kurz darauf zurück und sein Rückstand summierte sich mehr und mehr, mit fast acht Minuten Rückstand lief er das Rennen locker zu Ende. Am Ende trennten knapp 100 Punkte Cologna und Northug wie auch Cologna und Sundby im Distanzweltcup
Jonas Dobler lange vorn dabei
Nach der kurzfristigen Absage von Thomas Bing standen nur zwei deutsche Athleten am Start des 50 Kilometer langen Massenstarts. Lucas Bögl tat sich von Beginn an schwer und verlor schon auf der ersten Runde erstmals den Anschluss, als das Tempo sich durch den Bonussprint erhöhte. Nach der ersten kompletten Runde nach 8,3 Kilometern war der Oberbayer zwar zwischenzeitlich wieder drin in der großen Spitzengruppe, konnte den Kontakt aber nicht lange halten. Er kämpfte sich durch das anstrengende Rennen und beendete es schließlich als 56. und damit Letzter mit 13:30 Minuten Rückstand. „Natürlich bin ich nicht zufrieden. Es ist wahnsinnig schön hier zu laufen, traumhaft, das ist einfach unschlagbar. Die Leute feuern dich beim Namen an und sind einfach unglaublich. Also das war super, aber natürlich will man auch was zeigen. Dass ich mehr kann, weiß ich“, erklärte Lucas nach dem Rennen. Deutlich besser lief es lange Zeit für Jonas Dobler, der sich bis zur Hälfte des Rennens exzellent hielt und mit der Spitzengruppe mitlief – oft um Position 15 oder 20. Im langen Anstieg nach dem Stadion musste der Traunsteiner dann aber abreißen lassen, kurz darauf war er völlig blau und lief sichtlich schwer. Dennoch gab auch er bei seinem zweiten Start am Holmenkollen nicht auf und erreichte das Ziel mit fast zehn Minuten Rückstand als 47.
Toni Livers belegte als zweitbester Schweizer den starken 14. Platz, Roman Furger sammelte als 26. noch Weltcuppunkte. Candide Pralong beendete den Wettkampf als 37. Einziger Österreicher im Ziel war Max Hauke als 54., Bernhard Tritscher gab das Rennen nach der zweiten Runde auf.