Norwegens Langlauf-Superstar Therese Johaug wurde positiv auf die verbotene Substanz Clostebol getestet. Nach dem Asthma-Skandal, der derzeit noch untersucht wird, und der Sperre von Martin Johnsrud Sundby im Sommer kommt der norwegische Skiverband nicht zur Ruhe.
Sonnenbrand an der Lippe
In einer Pressemeldung erklärt der norwegische Skiverband die Hintergründe und wie es zu der positiven Dopingprobe von Therese Johaug vom 16. September 2016 kam. Demnach hat sich die 28-Jährige Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison im Trainingslager Ende August in Livigno einen Sonnenbrand an der Lippe eingefangen. Teamarzt Fredrik S. Bendiksen besorgte daraufhin in einer örtlichen Apotheke zwei Cremes zur Behandlung. Eine davon war vom Typ Trofodermin, die er an Johaug am 4. September weitergab. Auf Nachfrage der Sportlerin, ob die Benutzung der Creme erlaubt sei, bestätigte der Teamarzt laut Pressemeldung, dass sie keine verbotenen Substanzen enthalte. Daraufhin wendete Johaug die Creme bis 15. September an. Am 16. September wurde eine Urin-Probe bei ihr als „Out of Competition Test“ (Dopingtest, der während der Trainingsphase und nicht nach einem Wettkampf durchgeführt wird) genommen. Anti-Doping Norwegen informierte sie am 4. Oktober über den positiven Test auf die verbotene Substanz Clostebol, die als anaboles Steroid auf der Dopingliste steht.
Teamarzt nimmt Schuld auf sich
Wie schon im Fall von Martin Johnsrud Sundby stellt sich der Teamarzt der Norweger vor den Athleten und nimmt die Schuld auf sich. „Ich habe und übernehme die Verantwortung dafür, dass Therese die illegale Substanz Clostebol über die Creme Trofodermin eingenommen hat“, wird Teamarzt Fredrik S. Bendiksen in der Pressemeldung zitiert. „Das Wichtigste für mich ist jetzt, dass ich alles dafür tue, dass sie nicht bestraft wird, weil sie eine Creme benutzt hat, die ich ihr als legal zu nutzen versichert hatte.“ Auf welche Informationsquellen sich der Mediziner dabei stützte, wird nicht erwähnt. Eine simple Google-Suche hätte auf jeden Fall in den Top-Suchergebnissen Warnhinweise auf Clostebol in Trofodermin ergeben. „Ich bin am Boden darüber zerstört und verstört, dass ich in dieser sehr schwierigen und für mich unwirklichen Situation angekommen bin. Ich finde es unfair und total unverdient, obwohl ich mir natürlich meiner Verantwortung als Athletin für die Medizin, die ich benutze, bewusst bin“, so Therese Johaug in der Pressemeldung.
Zwei Jahre Sperre drohen
Recherchen des NRK zufolge sind in den letzten Jahren insgesamt 27 Sportler mit positivem Befund auf Clostebol aufgefallen. Es soll demnach auch in den 70er und 80er Jahren in der DDR als Dopingmittel verabreicht worden sein. Die überführten Athleten wurden meist mit einer zweijährigen Sperre belegt, die nun im schlimmsten Fall auch Therese Johaug droht. Entlastend könnte geltend gemacht werden, dass sie laut der nationalen norwegischen Anti-Dopingagentur Trofodermin auf ihrem Dopingkontrollformular angegeben hat. Recherchen des norwegischen TV-Senders TV2 zufolge ist jedoch auf der Packung von Trofodermin in Italien verpflichtend ein Doping-Warnsymbol aufgedruckt, das sowohl Teamarzt Bendiksen, als auch Johaug übersehen haben müssen. Fredrik Bendiksen ist inzwischen von seinem Amt als Nationalmannschaftsarzt der Langläufer zurückgetreten.
Quellen: nrk.no, Pressemeldung norwegischer Skiverband
Wenn das so weitergeht und immer die Teamärzte als Sündenböcke herhalten müssen, dann ist zu befürchten, dass dem norwegischen Skiverband bald die Ärzte ausgehen werden.