Nach der schwierigen Anreise aller Teams im nordamerikanischen Schneesturm waren die Bedingungen am Wochenende während der Rennen perfekt. Winterliche Temperaturen, strahlender Sonnenschein und eine Traumkulisse auf den Plains of Abraham sorgten trotz der nicht so schweren Strecke für schöne Bilder aus Kanada…
Hund bringt Leben in Stehversuche
Das Handicaprennen der Herren war vorn über weite Strecken nicht besonders spannend. Das Tempo war komplett raus, es kam zu Stehversuchen. „Es kam mir vor wie im Straßenradrennen“, sagte Alex Harvey später, der es versäumte, den schnellen Johannes Høsflot Klæbo rechtzeitig abzuhängen. Der Norweger war völlig erschöpft, hielt aber irgendwie mit und zu Beginn der letzten Runde kam ungeplant Action in die Gruppe. Ein freilaufender Hund stürmte auf das Trio zu und sorgte für Panik. „Er kam so nah. Ich war sicher, er würde mich beißen oder so“, sagte der spätere Sieger gegenüber der norwegischen VG. Sein Teamkollege Niklas Dyrhaug erklärte im Dagbladet: „Das hätte für große Probleme sorgen können. Plötzlich war der Hund da und ich habe ihn sogar angefahren. Ich dachte noch, hoffentlich folgt er uns nicht, dann wird es zum Skandal. Aber er lief für mehrere hundert Meter mit uns mit, bis er dann wohl neue Freunde fand.“
Harvey vergibt Chance auf zweiten Platz im Gesamtweltcup
„Es lief alles mehr als perfekt“, sagte Alex Harvey über seine Saison: „Gold bei den Weltmeisterschaften, mehrere Weltcupsiege, ein zweiter Platz in der Gesamtwertung – das alles macht es zur deutlich besten Saison meiner Karriere.“ Gegenüber der nationalen Presse meinte der Kanadier mit „a second place overall“ vermutlich Platz zwei beim Weltcupfinale. Aber auch im Gesamtweltcup wäre mehr möglich gewesen – was dem Kanadier aber eventuell gar nicht bewusst war: Wenn er auf die Bummelei verzichtet und von Beginn an ein hohes Tempo angeschlagen hätte, hätte er noch Zweiter im Gesamtweltcup werden können. Voraussetzung dafür wäre aber ein Sieg bei der Mini-Tour gewesen und die drittschnellste Laufzeit auf der Schlussetappe. Knapp 25 Sekunden fehlten Alex Harvey auf der Schlussetappe – zusätzlich zur Niederlage im Zielsprint, so dass ihm im Gesamtweltcup 50 Punkte auf Sergey Ustiugov fehlen.
Viel Lob für 20-Jährigen
Überlegen war dem Kanadier der junge Norweger Johannes Høsflot Klæbo, der beide Distanzrennen im Zielsprint für sich entschied. Dafür erntete er viel Lob von seinem Teamkollegen Niklas Dyrhaug. „Johannes ist ein Riesentalent. In einem Rennen mit einem Zieleinlauf wie diesem kann ihn niemand schlagen. Er ist einfach unglaublich“, schwärmte Dyrhaug. Das Riesentalent krönte sich selbst trotz Problemen am Schlusstag zum deutlich jüngsten Tour-Sieger aller Zeiten. Zwar klappte es im Sprint von Québec nicht ganz durch das Ausscheiden im Halbfinale, aber die kleine Kristallkugel dürfte ein guter Trost für den Norweger sein. Die Kugel gewann Maiken Caspersen Falla schon zum zweiten mal in Folge, hatte aber auch große Sorgen vor einer Enttäuschung: „Bis zum heutigen Rennen war ich sehr nervös. Ich war besorgt, ich könnte die Kristallkugel noch verlieren, wenn ich ein ähnliches Rennen abliefere wie in Drammen. Es ist toll, zweimal nacheinander den Sprintweltcup zu gewinnen. Es ist ein bisschen unwirklich.“
Schwedische Erfolgsprämie
Ordentlich zur Kasse gebeten wird in den nächsten Tagen der Schwedische Skiverband. Nach der schwachen letzten Saison schlossen die Athletinnen und Athleten mit ihrem Verband eine Wette ab, dass sie im Laufe der Saison 30 Podestplätze erreichen. Eine Abmachung, der der Verband zustimmte. Wer hätte auch mit so starken Schweden in diesem Winter gerechnet nach dem verkorksten letzten Jahr? Clever verhandelt von Wortführer Emil Jönsson, denn nicht nur die für die 32 Podien verantwortlichen Athleten Stina Nilsson, Hanna Falk, Charlotte Kalla, Calle Halfvarsson, Marcus Hellner und Teodor Peterson mit Einzelpodien sowie weitere 13 Sportler im Rahmen der Teamwettkämpfe erhalten die Prämie von 10.000 Euro pro Person, sondern alle, die in diesem Winter im Weltcup starteten. Der Dank des Teams geht sicherlich besonders an Emil Jönsson, für den die Saison aber sehr schmerzhaft endete. Der Schwede verhakte sich im letzten Anstieg mit Athleten aus seiner Gruppe, strauchelte und konnte den linken Fuß nicht mehr belasten. Unter Schmerzen kämpfte er sich mit 20 Sekunden Rückstand ins Ziel und wurde dort minutenlang behandelt. Der Fuß schwoll stark an und schmerzte stark. Vermutet wird eine Verstauchung des Knöchels. „Das fühlt sich an wie nach einem Fußballspiel mit Årsunda in der fünften schwedischen Liga“, sagte Emil Jönsson später. „Ich weiß nicht viel mehr, als dass der Fuß sehr dick ist und schmerzt. Wahrscheinlich dauert es ein paar Tage und dann ist alles wieder gut. Morgen werden wir mehr wissen.“
Gesamtweltcup für Heidi Weng
Bei den Damen waren die Weichen für einen Gesamtweltcupsieg von Heidi Weng vor dem Finale deutlich gestellt. Dennoch war die Norwegerin vor jedem Rennen sehr nervös, brachte den Gesamtsieg aber problemlos nach Hause und sich sich von ihrem Team feiern. Taktisch gibt es bei ihr aber noch Verbesserungsmöglichkeiten, wie sie auch selbst einsieht: „Es war ein spannendes Rennen zwischen Marit und mir. Aber ich hätte mir die Attacke und die Kräfte für die Zielgerade aufsparen sollen.“ Teamkollegin Marit Bjørgen, die wegen ihrem Verzicht auf die Tour de Ski im Gesamtweltcup keine Konkurrenz war, war dennoch sehr zufrieden mit ihrer dominanten Saison als überragende Athletin der Weltmeisterschaften und dem gelungenen Abschluss mit zweimaligen Erfolg im Zielsprint: „Ich bin sehr zufrieden. Das ist gut, dass ich die jungen Mädels hinter mir halten kann.“
DSV-Team mit gutem Saisonende
Dem deutschen Team gelang ein erfolgreiches Saisonfinale mit einigen guten Rennen, auch wenn die hochgesteckten Ziele des DSV nur von Nicole Fessel erfüllt werden konnten. Zweimal lief die Allgäuerin unter die besten Zehn, im Massenstart sogar nach langem Alleingang auf Platz fünf. Katharina Hennig konnte ihre Leistungen des Winters voll bestätigen. Steffi Böhler war auch am Ende noch in guter Form und Sandra Ringwald verpasste nur durch Pech das angestrebte Top10-Ergebnis im Sprint und die mögliche Finalteilnahme. Dem Herren-Quartett gelang es zumindest im Handicaprennen größtenteils, noch einmal ein paar Plätze gutzumachen und sich mit gutem letzten Rennen auf die neue Saison zu konzentrieren.
Schweizer und Österreicher recht zufrieden mit Finale
Dario Cologna schloss als bester deutschsprachiger Athlet als Siebter im Gesamtweltcup ab und trotz vieler gesundheitlicher Probleme konnte er auch beim Weltcupfinale noch einmal in Podestnähe mitlaufen. Ein guter Abschluss, wie auch für die Sprinterinnen Laurien van der Graaff und Nadine Fähndrich mit Top15-Sprints sowie für Nathalie von Siebenthal, die allerdings im Massenstart zu viel Zeit verlor, um noch ein Ergebnis in einem Bereich wie Teresa Stadlober zu erreichen. Die Österreicherin rangierte sich in diesem Winter oft zwischen Platz zehn und 15 ein – wie auch bei dieser Mini-Tour.
Québec – alles zum Finale auf einen Blick
* News der Woche:
=> Stina Nilsson und Alex Harvey gewinnen letzten Sprint
=> Fessel Fünfte im Massenstart bei Bjørgen-Sieg
=> Johannes Høsflot Klæbo Sieger im 15 Kilometer Massenstart
=> Marit Bjørgen gewinnt Weltcupfinale im Zielsprint
=> Klæbo jüngster Toursieger aller Zeiten
* Ergebnisse und Weltcupstände:
=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren
=> Ergebnis 10 Kilometer KT Massenstart Damen
=> Ergebnis 15 Kilometer KT Massenstart Herren
=> Ergebnis 10 Kilometer FT Handicap Damen
=> Ergebnis 15 Kilometer FT Handicap Herren
=> Weltcupstand Damen
=> Weltcupstand Herren
* Statements:
=> Stimmen von Etappe eins: “Ein großer Traum wurde wahr!”
=> Reaktionen nach dem Massenstart: “Johannes ist ein Riesentalent!”
=> Stimmen zu den letzten Rennen: “Es fühlte sich wie Straßenradrennen an!”
* Bildergalerien:
=> Bildergalerie Freistilsprint
=> Bilder der Massenstarts
=> Bildergalerie Handicapstart