Inmitten weißer Winterlandschaft liegt es da, zentral und doch am Ortsrand, wie es sich fast von selbst versteht in einem kleinen Ort wie Hochfilzen. Der Bahnhof ist selbst zu Fuß und mit viel Gepäck in kürzester Zeit zu erreichen, ebenso der Dorfbäcker oder die Durchgangsstraße, eben jene B164, die Sankt Johann in Tirol mit Saalfelden verbindet und damit eine leichte Anreise garantiert. Und nicht zuletzt ist da die Nähe zur Langlaufloipe, die kein Strandhotel der Welt in Bezug zum Meer schlagen könnte. So gesehen müsste das Hotel auch Loipenhotel heißen. Tut es aber nicht. Fairhotel war dann einfach die passendere Lösung.
Hans Eder ist eigentlich Landwirt. Allerdings einer derjenigen, die sich nicht in ihrer alltäglichen Arbeit vergehen, sondern neue Wege suchen. Also baute er den österreichischen Vertrieb für High-End Matratzen aus dem NASA-Material Tempur auf. Und nachdem er als Landwirt genug Grund zur Verfügung hatte, was läge da näher, als diese Matratzen zugleich im eigenen Hotel ein paar Gästen als Schlafstätte anzubieten. So viel vorab zu den weiter unten geschilderten Erlebnissen: besser geschlafen hat der Autor dieser Zeilen in noch keinem Hotel. Doch eben jenes Fairhotel in Hochfilzen bietet doch glatt noch mehr Vorzüge.
Da wäre Markus zu nennen. Der Sporthändler und Skilehrer hat die Zeichen der Zeit erkannt und verstanden, dass sich Einzelhandel, gerade in Österreich, am besten mit entspannten Urlaubern verknüpfen lässt. So bezog er seine Räumlichkeiten in Hans‘ Hotel, mit Direkt-Durchgang für die Kundschaft und fast noch direkterem Zugang zur Hochfilzener Ortsloipe. Letztere führt in diesem Bereich natürlich auch über Hans‘ Grund und Boden, was für die gelungene Zusammenarbeit der beiden nur förderlich sein kann. Bestes Beispiel: das SPORTaktiv Biathlon- & Winteraktiv-Camp.
Wir wohnen also im super-bequemen, auf Sportler zugeschnittenen Fairhotel, leihen uns bei Bedarf bei Markus die nötige Ausrüstung, lassen dort die Ski wachsen oder kaufen noch das ein oder andere notwendige Accessoire. So gerüstet verbringen wir die Zeit mit Langlaufen, Technik-Übungen und Biathlon. Ganze drei Tage lang. Das klingt nach Urlaub? Fein, genauso fühlt es sich an. Keine lästigen Zufahrten mit Auto oder Shuttle sind nötig, wir fallen aus der Tür und landen weich im frischen Pulverschnee des Pillerseetales. Alles andere ist reines Vergnügen mit sympathischen Leuten.
Darunter fällt auch Beppo, der Skilehrer, der vornehmlich den Biathlon-Part übernimmt. Er hat den Luftgewehr-Stand direkt neben das Hotel gebaut, was keine Problem gibt, weil ja Grundeigentümer und Hotelier eine Person sind. Wer sonst würde zulassen, dass seine Wiese während der Wintermonate mit Luftgewehr-Munition gesprenkelt wird? Jedenfalls weißt Beppo uns in die Geheimnisse dieser Sportart ein, zumindest so lange, bis der Stargast mit etwas Verspätung eintrifft. Christoph Sumann, Ex-Profi und Begründer der österreichischen Biathlon-Erfolgsgeschichte, hat selbstredend mehr Kompetenz. Seine Anweisungen gelten nicht nur dem hier verwendeten Luftgewehr-Stand, sondern sind auch mahnend in Erwartung des nachmittäglichen Besuches des WM-Stadions. 50 Meter sind schließlich mehr als 10.
Nun gibt es eine Besonderheit in Hochfilzen, dessen Bekanntheit Größtenteils in der rund 40-jährigen Biathlon-Geschichte, mehr noch der jüngst ausgetragenen Biathlon Weltmeisterschaft liegen dürfte. Nur liegt das inzwischen zu internationalem Top-Standard ausgebaute Stadion inmitten eines Sperrgebietes des österreichischem Bundesheeres. So sehr das die Tradition des Biathlon-Sports betonen mag, normale Touristen haben abgesehen von Weltcup-Veranstaltungen oder Weltmeisterschaften leider keinen Zutritt. Außer man ist Camp-Teilnehmer. Wir erhalten die VIP-Führung durch das Stadion-Gebäude inklusive einiger Schuss Munition, die wir selbstverständlich zur Bekämpfung kleiner schwarzer Scheiben einsetzen. Und den mahnenden Worten Christoph Sumanns folgend verfliegt die Euphorie des Vormittages rasch. Sooooo leicht ist es also doch nicht, schwarze Kreise weiß werden zu lassen. „Sumi“ räumt natürlich alles ab und uns bleibt nur die Vermutung, wie der Ergebnis-Unterschied wohl unter Belastung aussehen würde. Die Strecken sind zum Glück so kurz nach dem Weltcup noch nicht wieder für Langlaufsport zu gebrauchen.
Doch warum in die Ferne schweifen? Nach kurzem Shuttle-Transport zurück im Hotel genießen wir die Nähe zur stetig anwachsenden Ortsloipe. Schneefall im Dezember gehört zu Hochfilzen offenbar wie die Kerzen zum Adventskranz. Wenn gerade etwas mehr Sicht herrscht, nutzen wir die verbliebene Zeit, um die Luftgewehr-Scheiben zu malträtieren, ansonsten feilen wir weiter am perfekten Skating-Schritt. Des letzten Abends geleitet uns Markus noch auf eine abschließende Schneeschuh-Hüttentour mit Essen vom Hut (richtig gelesen) und finaler Rodelpartie. Wer es noch nicht erraten hat: das Equipment dazu gibt es direkt im Hotel zu leihen und die Strecke führt selbstverständlich erst mal über Hans‘ Grund. Ja, man fühlt sich richtig gut aufgehoben im Langlauf-Paradies Pillerseetal.