Unmittelbar vor dem WM-Beginn äußern sich der Bundestrainer und seine Sportler noch zu ihren Erwartuzngen und Hoffnungen …
Bundestrainer Frank Ullrich
„Die beiden Wettkämpfe in Östersund kurz vor der WM waren für uns noch einmal wichtig, um uns nach dem Lehrgang in mittlerer Höhe wieder an die Wettkampfbelastung zu gewöhnen. Dass dies nicht völlig problemlos von statten geht, war klar. Der Körper braucht nach so einem Trainingsblock ganz einfach noch eine gewisse Zeit, um wieder absolute Höchstleistungen bringen zu können. Das geht bei dem einen etwas schneller, bei dem anderen etwas langsamer. Entsprechend wissen wir die Ergebnisse auch einzuordnen. Sehr erfreulich war aber in jedem Fall das Abschneiden von Nicole Fessel. Auch Sandra Ringwald hat im Sprint überzeugen können.
Jetzt steht das Saison-Highlight an – und das in einem Land, indem Langlauf einen wahnsinnig hohen Stellenwert hat. Wir freuen uns sehr darauf!
Natürlich fahren wir zu den Weltmeisterschaften, um uns so gut wie möglich zu präsentieren. Das heißt, dass wir für genau die Bewerbe unsere Kräfte bündeln werden, in denen wir die besten Chancen auf eine vordere Platzierung haben. Danach richtet sich auch die Einsatzkonzeption vor Ort. Dennoch müssen wir mit unseren Erwartungen realistisch bleiben. Mit dem Damenteam wollen wir, wie vergangenes Jahr in Sotschi, eine Medaille gewinnen. Das ist definitiv machbar, wird aber sicher nicht einfach, wenn man sich die starke Konkurrenz anschaut. Aber unsere Sportlerinnen haben in den vergangenen Jahren schon oft bewiesen, dass sie bei Großereignissen auch einmal über sich hinaus wachsen können. Ein Podestplatz in einem Einzelrennen wird hingegen ungleich schwerer zu realisieren sein. Aber auch das ist nicht unmöglich, wenn am Tag X alles passt. Und dafür werden wir alles tun.
Bei den Herren ist die Situation nach dem Generationswechsel und dem Rücktritt der bisherigen Leistungsträger im Vergleich zu den Vorjahren nicht ganz einfach. Das war uns aber auch schon zu Beginn der Saison klar. Bis die jungen Athleten dauerhaft den Anschluss an die Weltspitze schaffen, wird noch etwas Zeit vergehen. Punktuell hoffen wir aber schon, einzelne Akzente setzen zu können. Vielleicht gelingt uns dann auch die eine oder andere Überraschung. Auch bei den Herren rechnen wir uns vor allem in den Teamwettbewerben die größten Chancen aus. Allerdings ist die Konkurrenz hier noch einmal stärker, die Leistungsdichte noch enger als bei den Damen.
Ich bin mir sicher, dass es im Langlauf ein Stück weit eine skandinavische WM werden wird. Die Schweden, aber auch die Norweger haben in Falun das Publikum hinter sich, das wird sie nochmal zusätzlich anspornen.
Bei der WM erwarten uns sehr anspruchsvolle Strecken. Der Anstieg heißt nicht umsonst „Mörderbakken“. Der Hügel und auch der Name prägen das gesamte Bild der Strecke. Sie ist sehr abwechslungsreich und verlangt den Athletinnen und Athleten alles ab. Der Anstieg wird die Spreu vom Weizen trennen. Es ist in meinen Augen eine wahre WM-Strecke.
Zusätzlich zu den sechs benannten Athletinnen haben wir Sandra Ringwald aufgrund ihrer guten Leistung in Östersund für die WM nachnominiert. Sie soll die Chance bekommen, das Team im Sprint zu verstärken.
Für Hannes Dotzler ist ein Start in Falun hingegen immer noch ungewiss. Er musste die ganze Saison über immer wieder pausieren und konnte deshalb nur selten sein großes Leistungspotential abrufen. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf, dass er in Falun zumindest in einigen Rennen dabei sein kann. Hannes hat schon oft gezeigt, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Deshalb werden wir die Türe für ihn bis zuletzt offen halten. Letztendlich muss er dann entscheiden, ob ein Start möglich ist und er sich in der Lage fühlt, voll anzugreifen.“
Stefanie Böhler
„Ich freue mich sehr auf die WM in Schweden, in diesem langlaufbegeisterten Land. Dort erwartet uns bestimmt eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn wir uns die Saisonergebnisse anschauen, brauchen wir uns nicht zu verstecken. Wir sind mit dem Damenteam immer wieder vorne reingelaufen. Wie auch im letzten Jahr können wir jetzt zur WM wieder als Außenseiter angreifen. Das kann positiv sein.
Eigentlich ist meine Form ganz gut, das Gefühl passt. Nach dem Höhentraining bei der WM-Vorbereitung müssen wir die körperliche Belastung aber erst einmal wegstecken. Das steckte in Östersund noch etwas in den Knochen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir in Falun zur richtigen Zeit wieder fit sind.
Am meisten freue ich mich auf die Teambewerbe. Da sind unsere Chancen einfach am größten, darauf liegt der Fokus. In den Einzelrennen hoffe ich, an der Spitze dran zu bleiben und mein ganzes Potential abrufen zu können. Die Strecken sind recht anspruchsvoll in Falun.“
Victoria Carl
„Ich konnte es erst gar nicht glauben, als mir die Trainer gesagt haben, dass sie mich für die WM in Falun nominieren. Es fühlt sich einfach wahnsinnig an, beim Saison-Höhepunkt dabei sein zu dürfen. Ich war noch nie in Falun und lasse mich deswegen erst einmal überraschen, wie die Strecken und der Ort sind. Ich hab von den anderen im Team gehört, dass die Strecke relativ steil sein soll. Im Sprint sollen viele Abschnitte dabei sein, die man im Doppelstock mit Zwischenschritt läuft, das mag ich ganz gern.
Ich fühle mich fit und gut vorbereitet, habe zuletzt zu Hause in Oberhof trainiert. Durch die positiven Ergebnisse bei der JWM kann ich ganz entspannt nach Falun fahren. Das ist jetzt eine Zugabe und ich freue mich einfach wahnsinnig drauf! Trotzdem hab ich natürlich Ziele. Ich will auf jeden Fall den Prolog überstehen. Natürlich möchte ich auch gerne im Viertelfinale laufen, aber das wird bei der starken Konkurrenz alles andere als einfach.“
Nicole Fessel
„Mit der WM-Generalprobe in Östersund bin ich sehr zufrieden. Nach der mehr als einmonatigen längeren Wettkampfpause war es schwierig, das aktuelle Leistungsvermögen richtig einzuschätzen. Das Ergebnis hat mir aber gezeigt, dass ich in der Vorbereitung alles richtig gemacht habe.
Gesundheitlich bin ich diese Saison gut durchgekommen, ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt. Den Höheneffekt im Trainingslehrgang konnte ich ganz gut nutzen. Schon in Davos hat sich ja gezeigt, dass ich damit klarkomme. Ich hab mich in der Vorbereitung sehr gut gefühlt. Aufgrund der Höhe war es wichtig, diszipliniert zu arbeiten. Also nicht zu schnell zu viel zu wollen und den Puls nicht zu schnell in die Höhe zu treiben.
Ich freue mich sehr auf die WM, vor allem auf den 10er Skating. In Östersund war ich nicht weit weg von der Spitze. Auch der 30er ist immer ein Highlight. Aber es kann natürlich, gerade bei einer WM, immer viel passieren. Die bisherigen Rennen haben gezeigt, dass wir mannschaftlich gut dabei sind. Die Teambewerbe sind sicherlich die Rennen, in denen wir uns die meisten Chancen ausrechnen. Es ist eine Extra-Motivation, für andere zu laufen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Die Stimmung ist momentan sehr gut, wir können gerade im Training alle voneinander profitieren.“
Denise Herrmann
„Im Trainingslager standen für mich einige kürzere Einheiten auf dem Programm. Außerdem haben wir daran gearbeitet, die Grundlagenausdauer zu stabilisieren. Die Auswirkungen vom Höhentraining habe ich in Östersund noch gespürt. Die Höhenrückanpassung braucht einfach ein paar Tage. Aber ich bin guter Dinge, dass ich zum Beginn der WM nochmal einen Formschub bekomme.
Auf einen Start beim Distanzrennen in Östersund habe ich verzichtet, um einen Tag früher nach Falun reisen zu können. Vor dem Wettkampf bereite ich mich in der Regel drei Tage intensiv auf das Rennen vor. Dieses Schema wollte ich zur WM beibehalten und am Montag schon die erste Trainingseinheit in Falun absolvieren.
Mir gefallen die Strecken dort ganz gut, auch dass wir jetzt die Herrenrunde laufen werden. Vom Profil her kommt mir das eher entgegen. Die Runde hat alles drin und ist in meinen Augen absolut WM-würdig. Ich hoffe, dass ich meine volle Leistung abrufen kann und werde alles geben.“
Hanna Kolb
„Bei mir ist die WM-Vorbereitung leider mehr oder weniger ausgefallen. Während die anderen im Trainingslager in Lavazze waren, lag ich mit einer Grippe im Bett. Vor einer Woche bin ich dann nach anderthalb Wochen Pause wieder ins Training eingestiegen.
Ich möchte mich von dem Rennen in Östersund nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es war für mich wichtig, noch einen Wettkampf vor der WM zu laufen und die Wettkampfhärte zu bekommen. Ich versuche, mich von dem zusätzlichen Druck einer WM nicht beeinflussen zu lassen. Ich bin ja schon eher ein Wettkampftyp.
Bei der WM-Generalprobe letztes Jahr in Falun war ich nicht dabei. Aber ich kenne die Strecken von den Jahren zuvor, auch wenn ich dort noch nie einen Sprint gelaufen bin. In Östersund war sehr viel los an der Strecke. Ich habe gehört, dass auch in Falun schon viele Tickets verkauft wurden. Ich freue mich da sehr drauf. Vor begeistertem Publikum zu laufen, macht auch uns viel mehr Spaß!“
Claudia Nystad
„Grundsätzlich freue ich mich natürlich auf die WM, auch wenn die Vorzeichen vor einer Weltmeisterschaft schon mal besser waren. Seit meinem Sturz bei der Tour de Ski in Oberstdorf und der Gehirnerschütterung kämpfe ich immer noch mit den Folgen des Unfalls. In den letzten Wochen hatte ich anhaltende Probleme mit der Muskelansteuerung. Ich merke sowohl im Training als auch in den Wettkämpfen, dass ich mein hundertprozentiges Leistungspotential noch nicht abrufen kann.
Aber ich versuche, weiter nach vorne zu blicken und hoffe, dass ich meine Form in den kommenden Tagen stabilisieren kann. Aber eine WM ist natürlich keine Spaßveranstaltung. Es geht immer um Medaillen. Momentan fühle ich mich noch nicht in der Lage, ganz vorne anzugreifen. Aber ich gebe alles und werde bis zum Schluss darum kämpfen, mit einer guten Form in die Rennen gehen zu können. Eines ist aber auch klar: Ich werde nur dann Start gehen, wenn ich eine Verstärkung für die Mannschaft sein kann.“
Sandra Ringwald
„Ich freue mich riesig, dass ich mit meiner Leistung in Östersund noch den Sprung in das WM-Team geschafft habe und in Falun dabei sein darf. Ich werde dort alles geben! Letztes Jahr war ich zum ersten Mal in Falun. Die Strecken haben mir eigentlich ganz gut getaugt. Die knackigen Berge und die steile Abfahrt kommen mir entgegen. Mit gefällt die Runde richtig, auch wenn sie sehr anspruchsvoll ist.
Die zwei Wochen im Vorbereitungslehrgang in Italien haben mir gut getan. Ich bin gesundheitlich gut durchgekommen und fühle mich fit. Das hat mir auch das Ergebnis in Östersund bestätigt. Ich habe richtig Lust darauf, bei der WM zeigen zu dürfen, was ich drauf haben kann. Meine Leistung am Wochenende hat mir dafür nochmal Selbstvertrauen gegeben.“
Thomas Bing
„Ich fühle mich momentan noch nicht ganz fit. Aber wir haben ja auch einiges an Umfang und Intensität trainiert. Ich bin zuversichtlich, dass ich mich bis zur WM steigern kann. In Lavazze hatte ich ein richtig gutes Gefühl. Das ist einerseits natürlich positiv, andererseits verleitet es auch leicht dazu, das Trainingspensum zu hoch zu schrauben. Die ersten vier Tage lag der Fokus auf längeren Ausdauereinheiten, danach habe ich intensiv an meiner Spritzigkeit gearbeitet.
Ich fahre sehr motiviert nach Falun. Am Montag geht es mit dem Bus von Östersund zur WM. Es werden sicherlich viele Zuschauer vor Ort sein. Die Schweden haben auch schon am Wochenende ordentlich Betrieb gemacht. Das Publikum ist hier ziemlich fair. Ich freue mich drauf, vor den vielen Langlauf-Fans zu laufen.“
Jonas Dobler
„Meine Saison war bisher eher durchwachsen. Nach der Tour de Ski war ich in einem kleinen Tief, war ziemlich ausgelaugt und müde. Ich bin deshalb auch erst später ins Trainingslager nachgereist. Die eine Woche in Lavazze war dann aber nahezu perfekt. Die Bedingungen waren super, das Wetter schön und ich konnte das Training gut wegstecken. Ich bin wieder zu Kräften gekommen und hatte ein gutes Gefühl.
Dementsprechend groß ist meine Motivation für die WM, auch wenn es in Östersund zuletzt alles andere als nach meinen Vorstellungen lief. Ich bin froh, dass ich bei der WM für Deutschland an den Start gehen darf. Besonders für uns Langläufer wird es sicherlich eine ganz spezielle WM, mit einem richtigen skandinavischen Flair. Da kann man sich drauf freuen. Voraussichtlich geht’s am Samstag für mich los. Der Skiathlon ist durch den Massenstart und Technik-Wechsel ein sehr reizvolles Rennen. Ich mag den Kampf Mann gegen Mann.“
Sebastian Eisenlauer
„Ich freue mich sehr auf die anstehenden Aufgaben. Eine WM ist immer ein großes Highlight, ganz besonders in Skandinavien. Ich hoffe, dass ich eine ordentliche Leistung zeigen werde.
Nach dem Trainingslager habe ich mich erst einmal eher schlechter gefühlt als vorher. Aber das muss natürlich auch so sein, schließlich haben wir auch ganz schön hart trainiert. Beim Sprint in Östersund hab ich dann aber gefühlt, dass es schon einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung ging. Das Ergebnis zeigt das zwar nicht unbedingt, aber es ging auch sehr knapp zu. Ich weiß, dass ich technisch gut gearbeitet habe und mehr drin war. Das ist wichtig für mich. Ich kann auf jeden Fall etwas Positives mitnehmen und hoffe, dass ich mich so weiterentwickeln kann.
Ich war noch nie in Falun. Im Trainingslager haben wir versucht, ein ähnliches Streckenprofil zu wählen, um die WM-Rennen bestmöglich nachzuempfinden. Nach der Anreise am Montag geht es für uns dann am Dienstag vor Ort zum ersten Mal auf die Strecke.“
Florian Notz
„Die Vorfreude auf meine erste WM ist riesengroß! Ich habe nach meinem Sieg bei der U23-WM von der Nominierung erfahren. Ich war noch nie in Falun und auch noch nie in Schweden. Die Strecke und vor allem den Mörderbakken kenne ich aber natürlich aus dem Fernsehen. Ich bin gespannt, wie das Ganze vor Ort aussieht.
Leider hat mich in der letzten Woche eine Erkältung erwischt und ich konnte unmittelbar vor der WM quasi nicht trainieren. Davor habe ich mich aber stark gefühlt, dieses Gefühl möchte ich mit nach Falun nehmen. Ich hoffe, dass ich zum ersten Rennen wieder hundertprozentig fit bin. Es ist für mich ein absoluter Bonus, bei der WM dabei zu sein. Ich habe meine Ziele für diesen Winter damit jetzt schon übertroffen. Bis jetzt bin ich deswegen auch noch ziemlich entspannt. Ich hoffe, dass ich diese Ruhe bis zum Rennen halten kann.“
Tim Tscharnke
„Ich habe ganz gute Erinnerungen an Falun. Ich mag die Strecken wirklich gerne. Die bisherigen Saisonergebnisse lassen, bis auf den Sieg in Val di Fiemme, sehr zu wünschen übrig. Ich hoffe aber, einen Überraschungscoup landen zu können. Wenn alles passt, vom Material über die Tagesform bis zur Fitness, dann kann es durchaus weit nach vorne gehen. Aktuell fühle ich mich eigentlich ganz gut. In Östersund bin ich gestürzt, das hat einige Plätze gekostet. Vor den vergangenen großen Highlights habe ich bei den letzten Weltcuprennen davor aber auch jeweils schlechtere Platzierungen gehabt.
Ich bin vor drei Wochen Vater geworden. Da kam der Schlaf zu Hause schon mal zu kurz, schließlich möchte ich auch selbst helfen, wenn nachts das Baby schreit. Mein Sohn motiviert mich nochmal zusätzlich.
Schweden ist ein richtiges Langlauf-Mekka. Auch wenn die Kombinierer und Skispringer bei der WM mit dabei sind, für die Schweden scheint nur der Langlauf zu zählen. Die Stimmung wird sicher top, das kennen wir auch vom Weltcupfinale hier.“