Kurz vor dem Start der Tour de Ski haben sich Bundestrainer Jochen Behle und seine Athleten zu den anstehenden Etappen und ihren Zielen geäußert.
Bundestrainer Jochen Behle: „Nach den zuletzt doch recht ansprechenden Resultaten wollen wir im Herrenbereich natürlich auch in diesem Jahr wieder um die vorderen Platzierungen mitlaufen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie auf dem richtigen Weg ist und den wollen wir bei der Tour de Ski natürlich fortsetzen. Eines ist aber auch klar: Unser Hauptaugenmerk liegt in diesem Jahr nicht auf der Tour. Wir werden deshalb von Tag zu Tag entscheiden, wie es im Einzelfall weitergeht, welche Taktik wir wählen und welche Ziele wir realisieren wollen.
So wie es derzeit aussieht, wird die Tour de Ski in diesem Jahr so hart sein wie nie zuvor. Zum einen, weil wir durch die gute Schneelage wohl tatsächlich alle acht Rennen wie geplant durchführen können. Zum anderen, weil vor allem die vier letzten Wettkampftage extrem schwer werden. Da gilt es, mit den Kräften zu haushalten. Der Sieg in der Gesamtwertung ist in diesem Jahr definitiv kein Thema für uns. Allerdings wollen wir uns schon so gut wie möglich verkaufen.
Bei den Damen sieht die Ausgangslage nicht ganz so günstig aus. Hier müssen wir nach den Ergebnissen der ersten Weltcup-Wochen einfach realistisch bleiben. Wichtig wäre es, wenn diejenigen, die noch keine Qualifikationskriterien für Olympia erzielen konnten, dies während der Tour realisieren. Das heißt: Wir setzen bei den Damen vor allem auf einzelne Top-Platzierungen und schauen nicht auf die Gesamtwertung.
Josef Wenzl wird wie geplant auf einen Start bei der Tour verzichten. Das Programm hätte aus unserer Sicht keinen Sinn für ihn gemacht. Er wird sich stattdessen in Ruhe auf den Weltcup in Otepää vorbereiten, um dann hoffentlich sein Olympia-Ticket lösen zu können.
Den Jahreswechsel werden wir logischerweise in Oberhof feiern. Aber zu mehr als einem Gläschen Sekt wird es für die meisten wohl nicht reichen. Schließlich wollen wir an Neujahr fit und möglichst ohne Kater auf der Strecke stehen. Das feiern heben wir uns dann lieber für später auf.“
Tobias Angerer: „Der überraschende zweite Platz im Klassik-Sprint von Rogla und das anschließende gute Distanzrennen haben mir bestätigt, dass der Formaufbau stimmt und wir auf dem richtigen Weg sind. Deshalb habe ich auch in den vergangenen Tagen konsequent weiter gearbeitet, weil ich aus der Erfahrung heraus weiß, dass die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr für mich persönlich eine extrem wichtige Trainingszeit ist. Ich freue mich auf die Tour. Speziell natürlich auf die ersten drei Rennen in Deutschland. Auch wenn das Hauptaugenmerk in diesem Jahr auf Olympia liegt. Grundsätzliche gehe ich mit den zwei Optionen ‚Durchlaufen‘ oder ‚Aussteigen‘ in die Tour de Ski. Das mache ich aber nicht von den Ergebnissen abhängig, sondern davon, wie ich mich fühle, und was aus Sicht der Trainer sinnvoll ist. Ich bereite mich aber auf alle Fälle so vor, dass ich die Tour durchlaufen kann. An Oberhof habe ich noch sehr gute Erinnerungen. Im vergangenen Jahr war ich zuvor ja krank gewesen und trotzdem kamen mit Platz fünf und Platz zwölf gute Ergebnisse heraus. In diesem Jahr bin ich insgesamt gesundheitlich deutlich stabiler. Ich fühle mich gut und spüre, dass die Form immer besser wird. Von daher rechne ich mir in Oberhof natürlich schon etwas aus.“
Claudia Nystad: „Zwischen dem letzten Weltcup-Wochenende und der Deutschen Meisterschaft hatten wir im Endeffekt ja nur eine einzige Trainingswoche zur Verfügung. Die habe ich – im Gegensatz zu den vergangenen Jahren – nicht zum Erholen genutzt, sondern stattdessen ein ziemlich hartes Trainingsprogramm mit sehr viel Techniktraining durchgezogen. Ich weiß zwar noch nicht, ob es schon in Oberhof zum Tragen kommt, aber ich bin mir sicher, dass sich die Plackerei in diesem Winter noch auszahlen wird. Die Tour de Ski hat diesmal nicht die höchste Priorität, aber speziell was Oberhof betrifft, habe ich mir einiges vorgenommen. Die drei Prologe, die es bisher im Weltcup gab, konnte ich alle gewinnen. Wäre schön, wenn die Serie noch etwas länger halten würde. Wenn nicht, wäre das zwar kein Beinbruch, aber in Richtung Podest sollte es schon gehen. Dann wäre auch das Olympiaticket endgültig gelöst – das ist ein weiteres Ziel für die Tage in Oberhof. Wie es dann im Laufe der Tour-Woche weitergeht, werden wir sehen. Ich hatte in den letzten Jahren nach dem Ende der Tour immer zwei Wochen lang gesundheitliche oder muskuläre Probleme. Deshalb werden wir sicherlich auch auf die Platzierung im Gesamtklassement schauen, wenn wir entscheiden, was wir machen.“
Evi Sachenbacher: „Die Weihnachtstage habe ich in erster Linie genutzt, um mich von den vergangenen Trainings- und Wettkampfwochen zu erholen. Jetzt sind die Akkus wieder aufgeladen und ich freue mich auf die Rennen in Oberhof. Die ersten Weltcups lief es für mich zwar ein bisschen zäh, aber das kenne ich ja schon aus der Vergangenheit. Nur gut, dass die Weltmeisterschaften und auch Olympia immer so spät im Jahr stattfinden. Das ist dann meistens der Zeitpunkt, wo ich immer besser in Schwung komme. Ich hoffe natürlich, dass das auch diesmal so ist. Die Tour de Ski sehe ich in diesem Jahr deshalb vor allem unter dem Aspekt der ‚Olympia-Vorbereitung‘. Aber natürlich möchte in vor allem bei den deutschen Rennen gute Leistungen zeigen. Die Strecken in Oberhof liegen mir eigentlich, auch wenn der Prolog eine etwas eigenartige Länge hat. Aber es ist schon mal gut, dass es kaum flache Passagen gibt. Das kommt mir entgegen.“
Renè Sommerfeldt: „Ehrlich gesagt hatte ich ein wenig Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, den Weltcup in Rogla auszulassen und stattdessen einen längeren Trainingsblock einzubauen. Spätestens seit den Deutschen Meisterschaften bin ich aber überzeugt, dass die Rechung aufgeht. Wir haben erst lange ruhige Einheiten absolviert und sind dann drei Tage ordentlich durch den Wald geprügelt. Von daher war ich bei der Deutschen Meisterschaft zwar nicht so richtig frisch, aber mit Blick auf meinen zweiten Platz im Sprint scheint die Form zu passen. Die Tour de Ski hat für mich auch in diesem Jahr einen hohen Stellenwert. Ich habe auf alle Fälle geplant, bis zum Ende durchzulaufen. Mehr noch: Wenn alles normal läuft, sollte auch ein Platz unter den Top-10 das Ziel sein. Ich rechne mir da schon wieder etwas aus. Angst, dass mir zum Saisonhöhepunkt dann unter Umständen die Luft ausgeht, habe ich eigentlich nicht. Ich komme mit den vielen Wettkämpfen normalerweise ganz gut zurecht. Außerdem werde ich anschließend erst einmal den Weltcup in Otepää weglassen. In Oberhof konnte ich mich im vergangenen Jahr ja ganz gut aus der Affäre ziehen. Von daher hoffe ich, dass ich den Prolog ähnlich gut überstehe, und wir dann einen etwas besseren Klassik-Ski als im letzten Jahr haben.“
Axel Teichmann: „Eigentlich will ich die Tour de Ski so angehen wie im letzten Winter. Das heißt im Klartext, die Rennen in Oberhof sollen ein erster echter Leistungstest sein. Allerdings hat mir meine Gesundheit mal wieder einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht, denn nach dem Sprint in Rogla erwischte mich ein ziemlich heftiger Asthma-Anfall. Deshalb war ich nach dem letzten Weltcup-Wochenende zum Gesundheits-Check in München. Das Ergebnis: Gesundheitlich ist alles in Ordnung, aber eine genaue sportliche Standortbestimmung fehlt in diesem Winter eben noch. Zu Weihnachten haben wir uns mit einem leckeren Entenbraten verwöhnt, ansonsten stand leichtes Training auf dem Programm. Und nun freue ich mich auf die Tour, denn jetzt beginnt der Winter erst richtig. In der letzten Zeit wurde ich oft gefragt, ob ich die Tour de Ski in diesem Jahr durchlaufen will. Und ich konnte immer wieder nur antworten, dass das von den Ergebnissen, der Form und dem Gesundheitszustand abhängt. Denn das Hauptaugenmerk in diesem Winter liegt nun mal auf den Olympischen Spielen und demzufolge ordne ich alle anderen Dinge diesem Ziel unter. Aber in Oberhof will ich schon mit vorn dabei sein. Und dann halte ich es mit Franz Beckenbauer: ‚Schaun mer mal …'“
Quelle: DSV