fiscrosscountry.com hat sich mit dem neuen verantwortlichen Herrentrainer der deutschen Skilangläufer, Andreas Schlütter, unterhalten und ihn zu aktuellen Themen befragt. Hier lest ihr das Interview.
Andreas, du bist nun der Herrentrainer im deutschen Team. Was ist für dich der größte Unterschied im Vergleich zum letzten Jahr?
Ich bin nun verantwortlich für das Herrenteam. Der Deutsche Skiverband hat gesagt, dass es nicht mehr möglich ist, mit zwei Herrentrainern weiterzumachen. Wir haben erfahrene Athleten wie Teichmann, Filbrich und Angerer sowie junge Athleten. Wir wollen nächstes Jahr zu den Top-Platzierungen zurückkehren, wo wir hingehören.
Was wird diese neue Struktur dem Team bringen?
Das Wichtigste ist, ein erfolgreiches Team aufzubauen, auf Athleten- und Serviceseite. Das ist auch der Grund dafür, dass wir uns entschieden haben, das Service-Team etwas zu verändern. Wir haben Leute, die mit uns viele Jahre zusammengearbeitet haben. Diese werden von neuen Teammitgliedern ergänzt und das Team wird anders sein. Auch auf Athletenseite werden wir einige neue Dinge im Sommertraining einführen, vielleicht einige neue Orte in Italien und Bulgarien. Der Basisplan ist fertig, aber wir müssen die Details in den nächsten zwei Wochen noch fixieren. Es ist meine Aufgabe, das Training für die jungen und die erfahrenen Athleten zu organisieren.
Wo werdet ihr im Sommer trainieren?
Ich muss sagen, wir haben sehr gute Trainingsstätten in Deutschland, wie Oberhof und Ruhpolding. Wenn die Nationalkaderathleten nicht mit dem Team trainieren, kehren sie zu ihren Vereinen zurück und trainieren dort. Wir haben eine sehr gute Grundlage an guten Trainern. Ich denke, das System funktioniert sehr gut. Ich muss mit den Regionstrainern sprechen, damit alle Trainingspläne zusammenpassen.
Wirst du neue Trainingsmethoden einführen?
Ich glaube, das Training ist nur eine Seite der Medaille. Ein wichtiger Bestandteil ist das Serviceteam Drumherum. Die Trainingspläne der Nationalmannschaft waren sehr gut in den letzten Jahren. Sie wurden im letzten Jahrzehnt getestet und für gut befunden. In diesem Jahr werden wir wahrscheinlich nur einige Trainingsorte ändern. Die Basis ist ein gutes Höhentraining wegen der Olympischen Spiele in Sochi.
Ein Generationenwechsel wird im deutschen Skilanglauf stattfinden. Hast du Angst vor den kommenden Jahren?
Es ist immer ein Problem, wenn du deine besten Athleten verlierst. Das ist jedenfalls der Grund, warum der DSV Cuno Schreyl zum Verantwortlichen für die Entwicklung des U23-Teams gemacht hat, um ein solides Trainingsprogramm mit dieser Gruppe zu planen. Einige der jungen Läufer sind schon Teil der Nationalmannschaft. Wir haben starke junge Frauen und Männer und ich glaube, dass wir die Situation im Griff haben, wenn Teichmann, Filbrich und Angerer zurücktreten.
Wie funktioniert das Einbinden der jüngeren Läufer in das Team?
Ich war 2002 in der gleichen Situation. Da kamen junge Läufer wie Teichmann und andere ins Team und sie haben ältere Läufer wie mich unter Druck gesetzt. Ich denke, es ist nun das gleiche Gefühl für sie, wenn Dotzler, Tscharnke und andere im Team sind. Ich glaube Druck ist gut für die älteren Läufer, auf der anderen Seite können sie den Jüngeren viel beibringen. Nehmen wir Victoria Carl, eine sehr talentierte Juniorin. Sie ist im Damenteam. Viele Dinge sind neu für sie, aber sie hat die anderen Mädels unter Druck gesetzt.
Biathlon und Skilanglauf sind unter einem Dach zusammengefasst im Deutschen Skiverband. Gibt es da einen Wettbewerb um junge Athleten?
Es gibt keinen großen Kampf zwischen Langlauf und Biathlon. In den Trainingszentren arbeiten wir mit beiden Sportarten. Ich glaube, die Entwicklungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen ist im Skilanglauf besser, als im Biathlon. Wir organisieren gemeinsam viele Wettbewerbe. Wir haben auch Klassik-Wettbewerbe im Biathlon. Es ist wichtig, dass Kinder beide Techniken lernen. Ich denke nicht, dass viele Langläufer zum Biathlon wechseln. Der Schlüssel sind gute Vereine mit guten Trainern.
Zurück zur nächsten Saison. Die Olympischen Spiele sind das Ziel. Deutsche Langläufer haben es oft geschafft, zu einem Großereignis mit großartiger Form zu kommen. Denkst du, deine Jungs werden nächsten Winter wieder in Top-Form sein?
Da bin ich mir sicher. Wir haben vom letzten Jahr sehr viel gelernt. Es waren sehr schlechte Weltmeisterschaften für uns im Val di Fiemme. Wir wissen, dass wir mit solchen Ergebnissen nicht weitermachen können. Die Athleten fühlen den Druck der Fans. Ich bin sicher, dass wir um Medaillen kämpfen können bei den Olympischen Spielen.
Wo siehst du die größten Chancen für eine Medaille
Ich glaube, wir haben eine Chance in jedem Wettbewerb. Die Olympischen Spiele sind sehr speziell, das Wetter ist unvorhersehbar, wenn wir auch letztes Jahr Sonne und Schnee hatten. Normalerweise sind wir sehr stark in Teamevents, aber vielleicht können wir auch in ein oder zwei anderen Wettbewerben erfolgreich sein, im Skiathlon oder Klassik-Einzelrennen.
Wenn wir dieses Interview in einem Jahr wiederholen und ich dich frage, was dich in der Saison 2013/2014 glücklich gemacht hat, was würdest du antworten?
Die Antwort würde sein, dass ich glücklich bin, dass wir zuallererst ein sehr starkes Team zusammenstellen konnten. Und dass wir aus Sochi mit zumindest zwei Medaillen, eine bei den Damen und eine bei den Herren, zurückgekommen sind. Wenn das in der Staffel wäre, dann wäre es perfekt!
Quelle: www.fiscrosscountry.com