Interview mit Claudia Nystad: "Dass ich jetzt schon so weit bin, überrascht mich selbst ein wenig" - xc-ski.de Langlauf

Interview mit Claudia Nystad: „Dass ich jetzt schon so weit bin, überrascht mich selbst ein wenig“

Claudia Nystad © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Es war DIE Meldung am Ende der Nordischen Ski-WM im Val di Fiemme: Claudia Nystad gibt ihr Comeback. Inzwischen befindet sie sich in der Vorbereitung auf die kommende Saison. Fiscrosscountry.com hat sich mit Claudia nach der 1. ZLK unterhalten.

Claudia, du bist nach den Olympischen Winterspielen 2010 zurückgetreten. Was ist der größte Unterschied zwischen der Claudia 2010 und heute?
Ich bin sehr froh, dass ich meine Ausbildung/Studium (B.Sc.) zur Wirtschaftsinformatikerin geschafft habe und jetzt zurück zu meiner Leidenschaft, dem Sport, gehen kann. Mein Spaß und das Bewusstsein über das Leben mit dem Sport sind größer geworden.

Wie hast du die Pause verbracht, die du dir genommen hast?
Mein Schwerpunkt in den letzten zwei Jahren lag auf dem Studium. Trotzdem habe ich viel trainiert, da man nicht mit einem Schlag aufhören sollte. Mein Studium habe ich in Leipzig abgeschlossen. Die Landschaft dort ist ohne Berge und ich habe die schöne Landschaft von meinem Zuhause in Ramsau sehr vermisst.

Als wir im Juni in Dubrovnik mit Andreas Schlütter gesprochen haben, hat er uns erzählt, dass du das Skilanglaufen nie ganz aufgegeben hast. Wann hast du begonnen, an ein Comeback zu denken?
Ich habe nach 2010 komplett aufgehört und auch keinen einzigen Weltcup im Fernsehen geschaut. Ich war einfach müde und energetisch ausgelaugt. Ab 2011 (WM in Oslo) hab ich sporadisch begonnen für Eurosport die Langlaufrennen zu kommentieren und die Leidenschaft für den Sport ist langsam wieder gewachsen. In der darauf folgenden Saison hab ich wieder an Wettkämpfen teilgenommen und so viel Spaß gehabt, dass ich den Entschluss für ein Comeback traf. Mit der großartigen Unterstützung des Deutschen Skiverbandes macht es nach wie vor Spaß zu trainieren und mit der Nationalmannschaft zu den Trainingscamps zu reisen.

Wie hast du dich auf das Comeback vorbereitet?
Während meinem Studium habe ich allein trainiert, aber seit 2013 bin ich in einer Trainingsgruppe in Bayern, Ruhpolding, mit 16 Athleten, und 3 davon aus der Nationalmannschaft. Die Einheiten sind qualitativ hochwertig und geben mir einen guten Input, wie weit ich vorangekommen bin und wo ich noch arbeiten muss. Es ist nicht einfach zurückzukommen, aber meine Erfahrung und die Ruhe des Alters helfen mir, richtige Entscheidungen zu treffen. Ob es gut ausgeht und wie weit es überhaupt geht, das weiß keiner. Aber sowohl das interne, als auch externe Interesse an dem „Experiment“ gibt mir sehr viel Mut, Kraft und positive Energie.

Das deutsche Damenteam hat sich verändert. Evi Sachenbacher-Stehle ist zum Biathlon gewechselt. Wie fühlst du dich im neuen Team?
Die älteren Athleten haben mich empfangen, als hätte es keine Pause gegeben. Die Stimmung ist ähnlich zu der, von damals. Die jüngeren Athleten habe ich kennen gelernt und freue mich, dass es guten Nachwuchs in Deutschland gibt. Meine Zimmerkollegin ist die Jüngste im Team, sie ist 17 Jahre alt. Dass Evi zum Biathlon gewechselt ist, ist sehr gut für sie. Wir sehen uns jetzt in Ruhpolding viel öfter als früher. Sie ist mit der Entscheidung ähnlich glücklich, wie ich mit meiner Comeback-Entscheidung.

Du hast eine sehr gute Leistung bei den Tests in Oberhof gezeigt. Bist du nun ganz zurück in der Nationalmannschaft?
Mein Ziel war es, im Herbst an der Mannschaftsleistung anzuknüpfen. Dass ich jetzt schon so weit bin, überrascht mich selbst ein wenig. Über den Sommer bin ich ein fester Teil der Mannschaft. Ich darf jetzt im August mit der Nationalmannschaft an dem ersten langen Camp auf dem Belmeken in Bulgarien teilnehmen. Wir werden drei Wochen zusammen in der Höhe trainieren und ich freue mich sehr darüber. Am Anfang vom Winter haben wir mehr Tests, um zu sehen, wer gut genug für den Weltcup ist, oder wer im Continentalcup starten soll. Diese Tests muss ich auch durchlaufen, da ich keine Weltcupleistungen von den letzten Saisons habe. Und erst wenn ich mich für die FIS-Rennen qualifiziert habe, könnte ich mich für Olympia qualifizieren.

Was sind deine Ziele für den Winter und hoffentlich für Olympia?
Ich möchte mich für Olympia in Sochi qualifizieren und mindestens als die beste Ersatzfrau die Mannschaft unterstützen. Auch im Weltcup habe ich als Ziel vereinzelt unter die Top 20 zu laufen. Leider habe ich keine Erfahrung, wie stabil man seine Leistung nach fast drei Jahren Pause aufbauen kann. Aber selbst der Spaß an der Mission gibt mir sehr viel Emotionen und Lebensgefühl zurück, so dass ich zuversichtlich bin, meine Ziele zu erreichen.

Quelle: www.fiscrosscountry.com

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