Interview mit Johannes Dürr: "Es ist noch ein schwieriger und langer Weg" - xc-ski.de Langlauf

Interview mit Johannes Dürr: „Es ist noch ein schwieriger und langer Weg“

Johannes Dürr © Felgenhauer/Nordic Focus

Der Österreicher Johannes Dürr hat in der vergangenen Saison den Durchbruch geschafft. Dreimal gelang ihm der Sprung in die Top-10 im Weltcup. Außerdem hat er geheiratet und wurde Vater eines inzwischen vier Monate alten Sohnes. Fiscrosscountry.com hat sich mit ihm unterhalten.

Johannes, du kommst aus einer großen Familie mit acht Kindern. Es muss interessant gewesen sein, in so einer großen Familie aufzuwachsen!
Es war großartig. Wir hatten viel Spaß zuhause und es sind immer viele Dinge passiert. Wir passen alle gut zusammen. Ich war das fünfte Kind und musste mir meinen Platz erkämpfen. (lacht)

Hat dir das Aufwachsen mit so vielen Geschwistern Vorteile für dein Leben gebracht?
Es ist ein Teil meiner Persönlichkeit und es passt zu mir. Vielleicht hat es mir Vorteile gegenüber anderen gebracht. Ich habe viele Dinge gelernt und es war sehr inspirierend, ältere und jüngere Geschwister zu haben.

Bist du der einzige Profisportler in der Familie?
Ja. Mein Bruder war ein sehr guter Bergläufer. Er war Dritter bei den Junioren-Weltmeisterschaften in der Staffel. Und meine jüngere Schwester war auch Langläuferin.

Als du jünger warst, warst du sehr aktiv und hast viele Sportarten betrieben, zum Beispiel Fußball. Wieso hast du dich für Skilanglauf entschieden?
Der Hauptgrund warum ich Fußball für Skilanglauf aufgegeben habe, war die Atmosphäre. Wir sind ein großartiges Team und wir haben viel Spaß beim Training und im Wettkampf. Das war der größte Unterschied zum Fußball. Im Skilanglauf bist du nichts ohne dein Team. Natürlich bist du während des Wettkampfs auf dich allein gestellt, aber ansonsten ist ein gutes Team das wichtigste.

Wie steht es um das aktuelle österreichische Team? Wie oft trainiert ihr zusammen?
Es ist großartig. Wie ich schon gesagt habe, passen wir sehr gut zusammen und haben viel Spaß zusammen. Es gibt mehrere Jungs, Harald Wurm, Bernhard Tritscher, Max Hauke, Aurelius Herburger, Dominik Baldauf, und Martin Stockinger. Unser grundlegendes Trainingsschema ist zwei Wochen im gemeinsamen Trainingslager und dann zwei Wochen Training zuhause. Dieses System passt mir sehr gut, weil ich einen vier Monate alten Sohn habe und ich einige Zeit mit meiner Familie verbringen kann. Ich werde jetzt seit fünf Jahren von Gerald Heigl trainiert. Das Trainingssystem und die Kommunikation mit ihm funktioniert sehr gut.

Der österreichische Skilanglauf scheint auf dem aufsteigenden Ast zu sein.
Nun, es ist noch ein schwieriger und langer Weg. Wenn man sich die Ergebnislisten genauer anschaut, findet man heraus, dass wir uns in Distanzrennen noch immer schwer tun. Wir müssen weiter hart arbeiten und hoffen, dass wir in ein paar Jahren ein Team haben, das stark genug ist, um in der Staffel konkurrenzfähig zu sein.


Du hast selbst einen großen Sprung nach vorne gemacht letzten Winter. War das deine bislang beste Saison?
Ja, das war sie. Da gibt es keinen Zweifel. Der wichtigste Wettkampf war die sechste Etappe der Tour de Ski im Val di Fiemme, 15 Kilometer Klassik-Massenstart. Ich bin Achter geworden und war zum ersten Mal in meiner Karriere in den Top-10. Ich kann die Gefühle nicht beschreiben, die ich an diesem Tag hatte. Endlich hatte ich einen Beweis, dass ich es kann, nachdem ich die Jahre zuvor gelitten hatte. Ich machte zwei Schritte vorwärts und einen zurück. Aber nun wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Was hat den Unterschied gemacht?
Die Veränderung hat in meinem Kopf stattgefunden. Ich habe keine größeren Änderungen im Training gemacht. Ich wusste, ich arbeite hart, trainiere viel, mache die richtigen Dinge, aber ich habe die Ergebnisse vermisst. Als ich sah, dass ich mich mit den Besten messen kann, habe ich Selbstvertrauen gewonnen und den Glauben, dass ich es erneut schaffen und sogar besser machen kann.

Sprechen wir über das Training! Wie war dein Sommer?
Er war sehr gut. Ich habe im Mai mit Grundlagentraining begonnen, wie zum Beispiel Laufen und Biken. Dann habe ich mit Intervallen und Höhentraining weitergemacht. Ein Missgeschickt ist mir in Sognefjell passiert. Ich bin gestürzt und habe mir zwei Rippen gebrochen. Das hat mir sehr viele Schmerzen eingebracht und ich musste mein Trainingsprogramm ein bisschen umstellen.

Wie bist du mit der Verletzung umgegangen?
Ich denke, ich bin mit ihr ziemlich gut umgegangen. Ich habe Erfahrung mit so etwas. Meine Form ist nicht so schlecht und stabil. Ich denke, der Winter ist nicht in Gefahr.

Was sind deine Stärken und Schwächen?
Meine größte Schwäche ist meine Sprintfähigkeit. Ich wollte mich darauf diesen Sommer konzentrieren, aber der Unfall und die Rippen haben das unmöglich gemacht. Aber nichtsdestotrotz möchte ich an meiner Sprintfähigkeit arbeiten und mehr mit unseren Sprintspezialisten trainieren. Hoffentlich kann ich mir etwas von ihnen abschauen. Und meine größte Stärke? Ich denke, das ist die Ausdauer, physisch und mental. Als ich 2009 30. bei den österreichischen Meisterschaften wurde, war das kein gutes Gefühl. Ich musste mich entscheiden, ob ich mich zurückkämpfe oder aufhöre. Ich habe mich für die erste Option entschieden.

Hat sich deine Einstellung zum Sport als Vater eines vier Monate alten Sohnes geändert?
Ja, sie hat sich verändert, aber auf eine positive Art und Weise. Ich liebe es, mit meiner Familie zusammen zu sein, meiner Frau und unserem Kind. Meine Frau ist großartig und sie ermöglicht es mir ein Profi-Sportler zu sein.

Wie schaut es mit nächster Saison aus? Was sind deine Ziele?
Ich denke nicht zu viel an Olympia. Es ist ein langer Weg bis Sochi und viele Dinge können passieren. Ich möchte mich aufs Training konzentrieren. Es ist wichtig, dass meine Verletzung schnell verheilt und ich hart arbeiten kann. Natürlich habe ich Ziele und Hoffnungen für den nächsten Winter, aber nichts wie „Ich möchte bei Olympia in die Top-10“. Das wichtigste für mich ist, jetzt einen guten Job zu machen und ich glaube die Ergebnisse kommen dann von ganz allein. Wenn ich ein gutes Rennen mache und 15. werde, werde ich glücklich sein, weil ich weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe. Ich beschäftige mich nicht mit Dingen, die ich nicht beeinflussen kann.

Quelle: www.fiscrosscountry.com

Die mobile Version verlassen
Die mobile Version verlassen