Interview mit Seraina Boner: „Es wird nicht einfacher werden, Rennen zu gewinnen“

Seraina Boner © Rauschendorfer/NordicFocus

Seraina Boner © Rauschendorfer/NordicFocus

Doppelstockschieben ist ein aktuell heiß diskutiertes Thema in der nordischen Szene. Wieviel davon machst du in deinem wöchentlichen Training? Wirst du nächste Saison ohne Steigwachs laufen?

Doppelstockschieben ist ein wichtiger Teil meines Trainings und ich spüre, dass das Anwenden nicht nur hilft, das Doppelstockschieben an sich weiterzuentwickeln, sondern auch das Diagonallaufen und das Skaten. Ich werde auch in diesen Techniken besser. Die Frage ist immer, wie man vom Start zum Ziel in der minimalsten Zeit kommt. Die Antwort ist oft ohne Steigwachs und das passiert immer häufiger. Aber ich genieße generell die Diagonalbewegung sehr und mag es Steigwachs zu verwenden, wann immer die Strecke und die Bedingungen es erlauben.

Wie sehr verändert Doppelstockschieben die Sportart?

Das ist eine interessante Frage. Seit die Athleten stärker werden und einen größeren Fokus auf ihr Oberkörpertraining legen, können sie von der besseren Gleitfähigkeit profitieren, wenn sie kein Steigwachs benutzen. Die Strecken vieler Langdistanzrennen sind recht einfach und beinhalten keine nennenswerten Steigungen. Deswegen ist das Laufen ohne Steigwachs die schnellste Art der Fortbewegung. Die ganze Langlaufindustrie reagiert auf diesen Trend und wir könnten schon bald speziell designte Doppelstockschub-Ski, Stöcke, Schuhe und sogar Wachs haben. Ich empfehle und bitte Leute immer noch Steigwachs zu verwenden, wenn sie die steilen Anstiege oder die lange Distanz nicht nur mit Doppelstockschieben schaffen. Zu betrügen, indem man Skating-Schritte anwendet, ist keine Alternative und es ist schlecht für den Sport.

Die Ski Classics sind über die Jahre gewachsen und es gibt nun ein neues Rennen nächste Saison. Aus der Sicht einer Athletin, wie anspruchsvoll ist die Langdistanz-Serie?

Ich bin nun schon einige Jahre im Ski Classics Zirkus und ich denke, es macht großen Spaß, ist aber auch sehr anspruchsvoll. Das Programm für nächste Saison mit mehr Rennen schaut schwer aus. Am Tag nach einem Langdistanzrennen fühle ich mich normalerweise total erschöpft. Je nach meiner Leistung und Form nach dem Rennen dauert es ein paar Tage, um die Power zurückzubekommen. Und dann steht bereits das nächste Rennen an. Deswegen muss ich mit meiner Energie während einer Periode mit Langdistanzrennen an vier aufeinanderfolgenden Wochenenden gut haushalten. Dann ist der Hauptfokus nur darauf gerichtet, wieder fit für den nächsten Wettkampf zu werden. Das kann manchmal mental und physisch eine ganz schöne Herausforderung sein. Aber der Körper ist ein erstaunlicher Mechanismus, der viel aushalten kann und du hast ja auch deine Mannschaftskollegen, die dich unterstützen und inspirieren. Und Rennen zu laufen, ist schließlich, wofür wir trainieren.

Haben die Ski Classics ihr Potential schon ausgeschöpft oder gibt es etwas das verbessert werden oder anders gemacht werden könnte?

Ich lebe in Mitteleuropa und in den letzten Jahren habe ich versucht, die Ski Classics hier ebenso populär und bekannt zu machen, wie in Schweden und Norwegen. Aber das ist schwer, wenn die Hauptrennen in der Schweiz, in Österreich und Frankreich nicht Teil der Serie sind. Und die Leute hier lieben es wirklich auch zu skaten. Deswegen sollte es, um den nächsten Schritt zu machen und sich aus den nordischen Ländern zu verbreiten, auch Skating-Rennen in der Ski Classics Serie geben. Die Ski Classics werden aktuell von Skandinaviern dominiert, speziell bei den Herren und den Teams. Diese arbeiten sehr professionell und viele Athleten hier trauen sich nicht, es zu versuchen, was schade ist. Ich bin glücklich, dass ich die Chance habe, für ein Team aus Schweden zu laufen und großartige Unterstützung zu bekommen.