Tim Tscharnke gehört zu den größten Talenten unter den deutschen Skilangläufern. Der 20-jährige Weißenfelser konnte in seiner ersten Weltcup-Saison im Sprint bereits unter die Top Ten laufen. Im Interview blickt Tim Tscharnke bescheiden aber zuversichtlich über Olympia hinaus.
Du hast innerhalb eines Jahres geschafft, worauf andere viel länger hinarbeiten: Im Weltcup unter die Top 10 zu laufen. Wie fühlt es sich an, in der Weltspitze mitzumischen?
Es fühlt sich sehr gut an, wobei das natürlich kein Selbstläufer ist und man immer weiter an sich arbeiten muss.
Du hast besonders im Sprint überzeugen können. Warum liegt Dir gerade diese Disziplin? Erkläre doch bitte kurz, was es braucht, um ein guter Sprinter zu sein?
Gut ist immer relativ und gerade im Sprint gehört viel Glück dazu. Aber um bestehen zu können braucht man nicht nur die entsprechende genetische Voraussetzung sondern auch ein Auge für den richtigen Moment oder die Lücke. Wir haben dieses Jahr sehr viele Unterdistanzen in der Gruppe trainiert. Ich denke, dass mir dieses Training enorm geholfen hat.
Was fehlt Dir noch, um auch einen Weltcup-Sprint gewinnen zu können? Was sind zur Zeit und für die nähere Zukunft Deine Trainingsschwerpunkte?
Mir fehlt es noch an Durchsetzungsvermögen und an der Lockerheit. Mein Trainingsschwerpunkt wird, wie die letzten Jahre auch, auf einer Verbesserung des Grundlagenniveaus und der Kraftausdauer liegen.
Liegt Dir die Freie Technik mehr oder bevorzugst Du die klassische Langlauftechnik? Was macht für Dich persönlich den Unterschied beider Techniken aus?
Ich mag beide Techniken und versuche diese bestmöglich zu beherrschen, einen Unterschied mache ich daher nicht.
Mit 20 Jahren hast Du noch ein paar Jahre im Weltcup vor Dir. In welche Richtung willst Du Dich entwickeln? In welchen weiteren Disziplinen, neben dem Sprint, hast Du Dir vorgenommen, in den nächsten Jahren auch im Weltcup konkurrenzfähig zu werden?
Ich will natürlich auch in den Distanzrennen bestehen, versuche aber dennoch die Schnelligkeit beizubehalten.
Du trainierst in der Oberhofer Trainingsgruppe unter Cuno Schreyl. Welchen Einfluss hat dieser Stützpunkt auf Deine Entwicklung? Wie sehr profitierst Du vom gemeinsamen Training mit den Top-Läufern des DSV?
Ich bin sehr glücklich und stolz in so einer starken Gruppe trainieren zu dürfen. Sie ist enorm wichtig für mich und meine Entwicklung. Man hat den ständigen Vergleich zur Weltspitze, vor allem in den intensiven Einheiten. Trotzdem bemühe ich mich, nicht alles nachzumachen und meinen
eigenen Stil beizubehalten.
Weißt Du noch, was Du während der Olympischen Spiele 2006 in Turin gemacht hast?
Ich habe mich über die guten Ergebnisse gefreut, war aber zugleich traurig, da Axel Teichmann wieder mal verletzungsbedingt ausgefallen ist.
Vier Jahre später wird Vancouver 2010 mit Dir stattfinden. Auf was freust Du Dich, abgesehen von den Wettkämpfen am meisten?
Ich freue mich auf schönes Wetter, neue Erfahrungen und ein gutes Abschneiden der deutschen Mannschaft.
Du warst zuletzt Neunter im Sprint von Rybinsk und Deine Formkurve scheint sich optimal zu entwickeln. Du bist topfit zum Saisonhöhepunkt. Mit welchen Erwartungen gehst Du nach Vancouver?
Ich werde mit keinen Erwartungen nach Vancouver reisen, hoffe aber natürlich auf einen Einsatz.
Wie werden die letzten Wochen vor Olympia aussehen? Hast Du Dir ein spezielles Vorbereitungsprogramm auferlegt? Was kannst Du in den letzten Tagen tun, um auf den Punkt am Leistungslimit zu sein?
Eigentlich wollte ich an der U23-WM teilnehmen, fiel aber durch eine Krankheit mehrere Tage aus. Heute fliegen wir nach Canmore und nutzen den dortigen Weltcup als Auftaktrennen.
Mit 20 Jahren bei den Olympischen Spielen, da geht zum einen ein Traum in Erfüllung, zum anderen weist dieser wichtige Schritt den Weg in eine vielleicht über lange Jahre erfolgreiche Karriere? Hast Du Dir für die nächsten Jahre bestimmte Ziele gesetzt, die Du unbedingt erreichen willst?
Ich will so viel erreichen. Im Moment schaue ich von Tag zu Tag oder Woche zu Woche. Es können viele Dinge passieren, mit denen man nicht rechnet, deshalb stelle ich die Ziele und Träume hinten an und versuche den Moment optimal zu nutzen.