Das Wachsen der Langlaufski ist für viele Sportler ein Buch mit sieben Siegeln. Im Interview klärt uns der Rennsportleiter der Firmen Toko und Swix, Steffen Hoos, über so manchen Irrglauben auf und gibt wertvolle Tipps.
Steffen, das Wachsen eines Skis wird immer wieder als Wissenschaft für sich bezeichnet. Ist es wirklich so schwer, einen Ski zu präparieren und wie viele unterschiedliche Gleitwachse benötigt zum Beispiel ein Gelegenheitsläufer?
In den Köpfen der Menschen ist Skiwachsen immer noch als komplizierter Vorgang verankert. Jedoch kann man mit wenigen Produkten und Einfachheit viel erreichen. Zum Beispiel Toko mit seiner gelb (warm) rot (mittel) und blau (kalt) Strategie macht es hier den Gelegenheitsläufern sehr einfach das richtige Wachs zu wählen.
Nehmen wir das andere Extrem, den ambitionierten Rennläufer. Welches Budget sollte sich ein Teilnehmer an Skimarathons selbst setzen und welche Wachse sollte er unbedingt im Koffer haben, um die Gleitfläche seines Skis optimal zu präparieren?
Normalerweise hat ein Teilnehmer eines Skimarathons bereits einen gewissen Stock an Wachsen vorrätig. Jedoch sollte er sich hier auf seine Erfahrung verlassen und die Produkte verwenden die er am Besten kennt. Hier sollten natürlich, um eine längstmögliche Performance zu gewährleisten, die Ski erst mit nach Möglichkeit hochflouriertem Paraffin grundpräpariert und anschließend mit Top Finish Pulver (100% Fluor) als Topping endbehandelt werden. Das Budget hier beläuft sich auf circa 200 bis 400 Euro pro Saison, um alle Wachse wieder neu aufzufüllen.
Welchen Tipp hast du für Langläufer, die kein Digitalbügeleisen besitzen, damit sie den Belag nicht verbrennen?
Ein Digitalbügeleisen regelt die Temperatur auf zwei Grad genau, welches Schwankungen nach oben oder unten verhindert. Besonders bei den 100% Fluor Pulvern, welche mit teilweise sehr hohen Temperaturen gebügelt werden, ist das sehr wichtig um den Belag nicht zu verbrennen. Ein guter Tipp ist hier, etwas schneller mit dem Bügeleisen über den Belag zu gehen und darauf zu achten, genug Pulver zu verwenden.
Im Steigwachsbereich kommt Toko mit drei Hartwachsen und drei Klisterwachsen aus, andere Firmen bieten zehn bis 15 unterschiedliche Varianten an. Wie könnt ihr trotzdem gewährleisten, dass auch im Rennbereich alle Bedingungen abgedeckt sind?
Diese Produkte sind unserer Meinung nach ausreichend da der „gemeine“ Langläufer gar nicht die Möglichkeit hat 15 verschiedene Varianten zu testen. Auch hier steht bei Toko wieder die Einfachheit im Vordergrund um das Skiwachsen nicht als Wissenschaft gelten zu lassen. Selbst im Weltcup-Zirkus sind unsere Produkte sehr akzeptiert.
Trend in den letzten Jahren sind Flüssigwachse. Für wen macht zum Beispiel euer GripSpray oder ExpressWax Sinn?
Diese Produkte sind für Skiläufer gedacht, welche nicht auf Performance aus sind, aber trotzdem ihre Ski pflegen möchten. Selbst mit diesen einfachen Produkten wird das Skifahren zum Spass, da der Ski besser dreht und beschleunigt. Der Skiläufer fühlt, dass er auf sein Material achtet und eine gewisse Sicherheit mit gut gepflegten Skiern stellt sich ein. Wie beim Auto welches regelmässig gewartet wird.
Etwas anders verhält es sich mit Flüssigwachsen als Finish. Was sind die Vorteile für den Rennläufer gegenüber Pulver- oder Blockwachsen?
Flüssigwachse als Finish kommen immer mehr in Mode und funktionieren auch sehr gut. Jedoch muss man sich bewusst sein, dass die Performance physikalisch bedingt nach relativ kurzer Zeit nachlässt.
Ein immer gern diskutiertes Thema ist die richtige Anwendung von Bürsten. Wem empfiehlst du Hand- bzw. Rotorbürsten?
Handbürsten werden auch immer noch frequentiert im Weltcup benutzt. Besonders wenn Techniker sehr viele Ski vorzubereiten haben, verwenden sie Rotobürsten um Zeit zu sparen. Mit der richtigen Anwendung einer Handbürste kann die gleiche Performance erreicht werden, wie mit einer Rotorbürste.
In welcher Reihenfolge wendest du die unterschiedlichen Bürsten an, um den Ski optimal vom überschüssigen Wachs zu säubern?
Zum Säubern der Ski nach Training oder Rennen wird eine grobe Stahl oder Kupferbürste verwendet. Diese verwendet man ebenfalls um den Belag grob nach dem Abziehen des Paraffins zu säubern. Danach kommt die Nylonbürste zum finalen Bürsten zum Einsatz. Wenn als Top-Finish Pulver oder Block appliziert wurden, wird erst grob mit Nylon und anschließend mit einer Rosshaar Bürste gearbeitet.
Welche weiteren Tools neben einem Wachsbügeleisen und den passenden Bürsten gehören zur Grundausstattung eines Langläufers?
Ein zuverlässiges Skiprofil (Skivise) um den Ski fest einzuspannen ist unerlässlich. Ebenfalls sollten Abziehklinge und Wachsentferner Standard sein
Für wen macht ein Strukturgerät besonders Sinn?
Ein Strukturgerät macht für Läufer, welche auf Performance aus sind, Sinn. Jedoch sollte hier für Läufer ohne große Erfahrung auf einfache Geräte vertraut werden.
Danke dir für das Interview!