Im Interview mit xc-ski.de spricht Severin Lehner, Divisionsleiter One Way bei Fischer Sports über die Übernahme der Stockmarke, das Image und die Herausforderungen im Stockmarkt.
Severin, du bist der neue Divisionsleiter für die Marke One Way bei Fischer Sports. Vielleicht vorne weg für alle die es nicht mitbekommen haben: Wie kam es zur Übernahme von One Way durch Fischer?
Nachdem das Unternehmen One Way aus unterschiedlichen Gründen in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war und Insolvenz anmelden musste, ergab sich für Fischer im Jahr 2018 die Möglichkeit die One Way Marken- und Patentrechte zu übernehmen. Aufgrund der großen Synergien die sich aus einer Verbindung mit Fischer ergeben und dem großen Marktpotential, das One Way als starke, neutrale Stockmarke aufweist, wurde dieser Schritt unternommen.
Fischer produziert und vertreibt unter dem eigenen Markennamen ebenfalls Stöcke. Wie passt One Way da ins Portfolio?
Obwohl One Way unter dem Dach von Fischer Sports agiert und die Synergien, die sich innerhalb der Fischer Organisation ergeben, maximal nutzt, bleibt es weiterhin eine eigenständige Marke. Speziell im Entwicklungsbereich sind nach der Übernahme starke Ressourcen für One Way geschaffen worden, um weiterhin hochinnovative und eigenständige Produkte anzubieten. Marktbeobachtungen zeigen, dass Fischer Stöcke zu einem hohen Prozentsatz mit Fischer Langlaufski kombiniert werden. Durch die Ski-Neutralität sind One Way Produkte auch für viele Langläufer interessant, die keine Fischer Langlaufski oder -schuhe laufen.
In der Vergangenheit war One Way für sein hippes, extravagantes Marketing bekannt. Werdet ihr dieser Linie treu bleiben?
Natürlich wird die Marke ständig weiterentwickelt, um sich den Markttrends und den Bedürfnissen unserer Kunden anzupassen. Ein Teil unserer Mission besteht darin, dass One Way Produkte und die Markenkommunikation auffallen, überraschen und Begehrlichkeit erwecken. Dies wird auch zukünftig ein Leitfaden für alle weiteren Schritte sein.
Eines eurer Aushängeschilder war und ist Biathletin Dorothea Wierer. Welche Stars der nordischen Szene werden wir darüber hinaus kommenden Winter mit One Way Stöcken sehen?
Neben Dorothea Wierer rüstet One Way noch eine Vielzahl weiterer starker Athleten und Athletinnen in den Nordischen Weltcups aus. Zum Beispiel die Langläuferin Charlotte Kalla aus Schweden oder den Biathleten Arnd Peiffer aus Deutschland, um nur zwei Namen zu nennen. Grundsätzlich ist uns das Engagement im Weltcup sehr wichtig – nicht zuletzt, um die hervorragende Performance unserer Produkte unter Beweis zu stellen.
Die Stars sind das eine, der Käufer im Laden das andere. Welche Schwerpunkte habt ihr in der Entwicklung im vergangenen Jahr gesetzt?
Unser Highlight ist der Diamond Premio SLG 10, dessen Schaft zu den leichtesten und steifsten in seinem Segment gehört. Das daraus resultierende „Swingweight“ überzeugt selbst höchste Ansprüche. Allgemein haben wir im vergangen Jahr jedes einzelne Modell überprüft und neben Adaptionen im Design vor allem an der Güte und Qualität der Schäfte und Griffe gearbeitet. Zudem wurden Adaptionen im Bereich der Tellerausstattung vorgenommen.
Stöcke werden markenübergreifend immer leichter, brechen aber auch gefühlt immer leichter. Ist das eine Entwicklung, die man in Kauf nehmen muss oder sind da neue Technologien/Bauweisen in Sicht, die sowohl leicht als auch deutlich bruchstabil sind?
In der Tat sehen wir, dass das Streben nach minimalen Gewicht und niedrigerem Swingweight des Schaftes leider irgendwann zu einem Punkt führen kann, an dem der „Breaking Load“ des Stockes nicht mehr den realen Anforderungen des Langlaufsportes entspricht. Seit der Neuaufstellung von One Way war genau diese Thematik ein Hauptfokus unserer Entwicklungsarbeit. Durch den konsequenten Einsatz hochwertiger Schaftmaterialen und aufwendiger Qualitätskontrollen in der Produktion wirken wir dieser Problematik proaktiv entgegen.
Vor der Übernahme durch Fischer fehlte es etwas an Produktqualität und die Händler bemängelten Lieferschwierigkeiten. Konntet ihr da bereits gegensteuern?
Ein großer Vorteil der Marke One Way im Vergleich zu vergangen Zeiten besteht darin, dass unter anderem der internationale Vertrieb und die Logistik über Fischer abgewickelt wird. Die hohen Standards, die Fischer nicht nur in diesen Bereichen an sich richtet und Jahr für Jahr unter Beweis stellt, gelten in gleichem Maße auch für One Way. Dies betrifft auch die Ansprüche an die Produktqualität, die Qualitätskontrollen und Verlässlichkeit bzgl. der Angaben, die den Carbonanteil in den Schäften beschreiben. Wir sind daher überzeugt, den hohen und berechtigten Ansprüchen seitens des Handels und des Endverbrauchers gerecht zu werden.
Wo siehst du One Way in fünf bis zehn Jahren? Ist es euer Ziel auch im Stocksegment Marktführer zu werden?
Wir arbeiten jeden Tag intensiv daran unsere Marke attraktiver und unsere Produkte Jahr für Jahr besser und begehrlicher zu machen. Mit den spannenden, stark marktorientierten Konzepten und Lösungen, die wir für die Zukunft in der Pipeline haben sind wir überzeugt, mittelfristig einen großen Sprung machen zu können und zusätzliche Marktanteile zu gewinnen. Natürlich ist es langfristig unser großes Ziel Marktführer im Stocksegment zu werden. Klar ist aber auch, dass wir uns in einem intensiven Wettbewerb mit sehr starken und etablierten Marken befinden, die seit vielen Jahren hervorragende Arbeit leisten.