Als IOC-Präsident Jacques Rogge um 17:18 Uhr das Votum zugunsten von Pyeongchang verlas, war alles Hoffen und Bangen vorbei. Mit Tränen in den Augen gratulierte Frontfrau Katarina Witt den Siegern aus Südkorea. Das Votum der IOC-Exekutive war mehr als eindeutig: 63 Stimmen für den Sieger, nur 25 für München, gerade einmal sieben für Annecy (FRA). Tausende Fans in München verließen enttäuscht den Marienplatz. Und auch Sportler und Funktionäre des Deutschen Skiverbandes zeigten sich enttäuscht. Bei vielen klingt aber auch die Hoffnung durch, das München 2022 einen neuen Anlauf nimmt.
DSV-Präsident Alfons Hörmann: „Bewerbung ist nicht gescheitert“
„Die Enttäuschung ist im ersten Moment natürlich groß. Aber diese Niederlage bedeutet nicht, dass die Münchner Bewerbung gescheitert ist. Die Bewerbung und das gesamte Konzept waren und sind olympiawürdig. Daran ändert auch das heutige Abstimmungsergebnis nichts. München hat sich in den vergangenen Monaten hervorragend präsentiert und eine überzeugende Bewerbung abgeliefert. Und wir alle wissen, dass nicht immer nur der direkte Weg zum Ziel führt. Um den höchsten Gipfel zu erklimmen, muss man manchmal auch einen etwas steinigeren Umweg gehen. Bereits die Bewerbung hat dem gesamten deutschen Wintersport einen deutlich spürbaren Rückenwind gebracht. Unser Dank gilt deshalb dem DOSB und seinem Präsidenten, Dr. Thomas Bach, sowie den Verantwortlichen der Bewerbungsgesellschaft. Sie alle haben in den vergangenen Wochen einen höchst engagierten Bewerbungsmarathon und Schlussspurt absolviert.“
Generalsekretär Thomas Pfüller: „Keine Entscheidung gegen München“
„Das war sicherlich keine grundsätzliche Entscheidung gegen München, sondern in erster Linie für die Koreaner, die bereits zum dritten Mal ihren Hut in den Ring geworfen haben. Bei aller verständlichen Enttäuschung sollten wir nicht die vielen positiven Aspekte vergessen, die mit der Bewerbung für 2018 zusammenhängen. Als Deutscher Skiverband würden wir uns wünschen, dass sich die vielen Vertreter aus Politik, Industrie und Wirtschaft, die sich während der Bewerbungsphase vorbildlich für die Belange des Sports engagiert haben, nicht enttäuscht zurückziehen. Der deutsche Wintersport braucht auch in Zukunft engagierte Partner, um die kommenden Aufgaben zu bewältigen und seine internationale Spitzenstellung zu behaupten.“
Tobias Angerer: „Dass es nicht geklappt hat, muss man akzeptieren“
„Klar habe ich mitgezittert. Olympische Spiele in Deutschland wären ein Traum gewesen. Auch wenn ich sicher nicht mehr als Aktiver dabei gewesen wäre. Aber ich weiß, welche Begeisterung und welche Euphorie von Olympischen Spielen ausgeht. Dass es nicht geklappt hat, muss man akzeptieren. Es spricht allerdings vieles dafür, es dann eben für 2022 noch einmal zu versuchen. Denn nachdem die Spiele jetzt nach Asien gehen, hätte Europa und damit München noch bessere Chancen.“
Magdalena Neuner: Nur eine Strafrunde?
„Schade. München und Garmisch-Partenkirchen wären aus meiner Sicht die bessere Wahl gewesen. Die Spiele in Pyeong Chang werden sicherlich gut organisiert sein. Aber ob dort tatsächlich so etwas wie Begeisterung aufkommt, muss man abwarten. Vor zwei Jahren bei der Biathlon-WM war das Interesse jedenfalls nicht sehr groß. Das wäre in Deutschland ganz anders gewesen. Deshalb würde ich es auch begrüßen, wenn sich München für die Spiele 2022 bewirbt. Das Konzept und die Planungen scheinen zuletzt ja für alle Seiten gepasst zu haben. Darauf sollte man aufbauen. Im Biathlon ist eine Strafrunde zwar auch ärgerlich, aber man kann immer noch gewinnen.“
Michael Greis: „Im Sport muss man manchmal auch Niederlagen akzeptieren“
„Ich hätte mich sehr gefreut, wenn es München gleich im ersten Versuch geschafft hätte. Aber im Sport muss man manchmal eben auch Niederlagen akzeptieren. Das heißt aber nicht, dass man deswegen gleich aufgeben sollte. Ich würde es jedenfalls gut finden, wenn München noch einmal einen neuen Anlauf unternimmt. Es wurde ja schon viel gute Vorarbeit geleistet, das sollte man trotz der Enttäuschung nicht vergessen.“