Großer Jubel beim DSV-Team: Die 18jährige Selina Grotian gewinnt Gold in der Verfolgung bei der Biathlon-Europameisterschaft auf der Lenzerheide vor Tilda Johansson und Gilonne Guigonnat. Vanessa Hinz holt sich Blumen auf Rang vier und beim Dreifacherfolg der Norweger wird Philipp Nawrath bester Deutscher auf Rang fünf.
Selina Grotian ist Europameisterin in der Verfolgung
Die 18jährige Selina Grotian gewann die Verfolgung im Rahmen der Biathlon Europameisterschaft auf der Lenzerheide. Mit der schnellsten Verfolgungszeit verfehlte sie nur im dritten Schießen, einem stehenden Anschlag, eine Scheibe und hatte zu diesem Zeitpunkt knapp eine Minute Rückstand auf die in Führung liegende Schwedin Tilda Johansson. Während die vor ihr platzierten Läuferinnen Tilda Johansson, Gilonne Guigonnat (FRA) und auch Vanessa Hinz alle im entscheidenden vierten Anschlag Federn lassen mussten, die Chance nicht nutzten als die Schwedin Johansson gleich zwei Scheiben stehen ließ und bereits in die Strafrunde abgebogen waren, blieb Grotian nervenstark und arbeitete Schuss für Schuss fehlerfrei ab. Die Deutsche verließ den Schießstand als erste und durfte sofort zurück in die Spur, während 2,8 Sek. hinter ihr Tilda Johansson aus der Strafrunde kommend die Verfolgung aufnahm. Selina Grotian war informiert über den minimalen Vorsprung und hatte diesen schon bis zur nächsten Zwischenzeit auf 14,1 Sek. ausgebaut. Nach einer Strafrunde und mit 17,6 Sek. Vorsprung holte sich Selina Grotian den Europameistertitel in der Verfolgung und gewann damit nach Bronze im Einzel ihre zweite Medaille auf der Lenzerheide. Eine überglückliche Selina Grotian sagte nach dem Rennen im IBU-Interview: „Das habe ich nicht erwartet. Ich hatte die letzten Tage Probleme mit dem Stehendschießen und jetzt mit nur einem Fehler stehend, das ist unglaublich.“ Die Silbermedaille ging an die Schwedin Tilda Johansson vor der Französin Gilonne Guigonnat auf dem Bronzerang. Die Europameisterin im Sprint, Anastasiya Merkushyna (UKR), ging als die Gejagte ins Rennen und platzierte sich am Ende nach zwei Strafrunden auf Rang sieben während von den 60 für die EM-Verfolgung qualifizierten Damen neun auf einen Start verzichteten.
Ein Fehler zu viel von Vanessa Hinz
Vanessa Hinz erreichte Bronze im Sprint und lag auch in der Verfolgung stets in Podestnähe. Mit einer Strafrunde aus dem ersten Anschlag belastet, war sie dennoch als Dritte zum entscheidenden Schießen gekommen. Eine Patrone verfehlte das Ziel und diese Strafrunde war entscheidend. Vanessa Hinz ging zwar nur 2,9 Sek. hinter der Französin auf die Schlussrunde, aber Guigonnat setzte sich in der Loipe durch und brachte den Bronzerang sicher ins Ziel. Hanna Kebinger konnte sich in der Verfolgung gegenüber ihrem Sprintergebnis nicht verbessern. Als Achte in die Verfolgung gestartet, fielen liegend jeweils zwei Scheiben nicht, eine weitere blieb im ersten Stehendanschlag schwarz und schließlich belegte sie nach fünf Extrarunden Rang 15. Marion Wiesensarter wurde 19. Nach zwei Strafrunden aus dem dritten Anschlag verbesserte sie sich dennoch um 18 Plätze. Lisa Maria Spark kam nach vier Schießfehlern auf Rang 24 und Juliane Frühwirt belegte Platz 30. Nach zwei tadellosen Serien im Liegen kassierte sie stehend jeweils zwei Strafrunden.
Fair-Play-Preis an Michela Carrara
Die Italienerin Michela Carrara wurde mit dem Fair-Play-Preis „winner of the heart“ ausgezeichnet. Beim Eröffnungseinzel wurden ursprünglich zwei ihrer Fehlschüsse nicht gewertet, da die Amerikanerin Jaquelyn Garso durch Crossfire zwei Scheiben der Italienerin abräumte. Im Ziel meldeten Carrara und ihre Trainer der Jury die beiden zuvor nicht gewerteten Fehlschüsse und Carrara rutschte mit den zwei weiteren Strafminuten belastet auf Rang elf. „Ich bin froh, dass am Ende die beste Athletin gewonnen hat. Das wäre für mich nie ein echter Sieg gewesen. Heute hat das Fair Play gewonnen“, erklärte die Biathletin gegenüber Fondo Italia.
Norwegischer Dreifacherfolg bei den Herren
Am Nachmittag bei der EM-Verfolgung der Herren tauschten die Norweger Vebjoern Soerum und Erlend Bjoentegaard die Plätze. Der Silbermedaillengewinner aus dem Sprint, Vebjoern Soerum übernahm schon nach dem ersten Schießen die Führung und brachte den Sieg trotz eines Fehlschusses im letzten Anschlag ins Ziel. Schon am höchsten Punkt der Strecke nahm er die norwegische Fahne und ließ sich im Ziel als Europameister in der Verfolgung feiern. Erlend Bjoentegaard, ebenfalls mit zwei Extrarunden belastet lief auf den Silberrang vor dem weiteren Norweger Endre Stroemsheim. Der Lette Andrejs Rastorgujevs behauptete seinen vierten Rang aus dem Sprint auch in der Verfolgung und Philipp Nawrath lief auf Rang fünf vor dem Moldawier Pavel Magazeev.
Philipp Nawrath vergibt Medaille am Schießstand
Erlend Bjoentegaard war der Gejagte in der Verfolgung der Herren und blieb nach fünf Treffern im ersten Liegendanschlag in Führung, verfehlte im zweiten Anschlag zwei Scheiben während sich Vebjoern Soerum und Philipp Nawrath schadlos hielten und in Führung gingen. Boentegaard folgte nach zwei Extrarunden 28,4 Sek. hinter den beiden an dritter Position. Auf der Runde zum ersten Stehendschießen übernahm Philipp Nawrath zeitweise die Führung, Vebjoern Soerum nutze den Windschatten, während Erlend Bjoentegaard nicht näher heranlaufen konnte. Vebjoern Soerum räumte im dritten Schießen schnell ab und während Philipp Nawrath drei Scheiben verfehlte, zogen Erlend Bjoentegaard mit einer Null und auch der weitere Norweger Endre Stroemsheim an Nawrath vorbei. Soerum kam mit deutlichem Vorsprung zum letzten Anschlag, behielt aber nach einer Strafrunde die Führung und machte sich mit 34,6 Sek. Vorsprung in die Runde Richtung Ziel. Erlend Bjoentegaard hielt sich ebenfalls schadlos und Philipp Nawrath, der zwischenzeitlich wieder an dritter Position lag, verfehlte weitere drei Scheiben und damit jegliche Aussicht auf eine Podestplatzierung. Endre Stroemsheim kassierte zwei Extrarunden und kam deutlich vor Nawrath zurück in die Loipe, der auch noch den Letten Andrejs Rastorgujevs ziehen lassen musste. Am Ende belegte Philipp Nawrath mit der schnellsten Gesamtlaufzeit Rang fünf. Wie bei den Damen zuvor haben auch neun Herren auf einen Start in der Verfolgung verzichtet. Lucas Fratzscher kam nach drei Strafrunden auf Rang elf ins Ziel, Dominic Schmuck wurde nach drei Schießfehlern 16. und Philipp Horn reihte sich nach vier Fehlern auf Rang 21 ein. Marco Gross wurde 27. (5 Fehler) und Johannes Donhauser 38. (4 Fehler). Für Österreich ging nach dem Startverzicht von Felix Leitner nur Harald Lemmerer ins Rennen und platzierte sich als 26. (3 Fehler).
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