Die letzten Medaillen bei der Biathlon Europameisterschaft in Brezno-Osrblie sind vergeben. Norwegen siegte in der Mixed-Staffel und Schweden holte sich den Titel mit der Single-Mixed. Österreich erreicht im letzten Bewerb die Bronzemedaille und Deutschland geht nach sieben Jahren wieder einmal leer aus. Lichtblick war der fünfte Rang von Marlene Fichtner in der Verfolgung und ein weiterer fünfter Rang von Marion Wiesensarter im Einzel.
Norweger werden der Favoritenrolle gerecht
Norwegen hatte bisher auch in unterschiedlicher Zusammensetzung in allen gemischten Staffeln gesiegt und führte in der entsprechenden Wertung vor Frankreich. Entgegen den Ergebnissen aus der Weltmeisterschaft, die nicht in die Gesamtwertung einfließen, werden die Ergebnisse der EM zu der IBU-Cup-Gesamtwertung addiert. 25 gemischte Staffeln waren am Abschlusstag unter blauem Himmel ins Rennen gegangen, nur fünfzehn davon erreichten das Ziel. Die Herren eröffneten den Wettkampf und die favorisierten Norweger Isak Frey, Johan-Olav Botn, Ida Lien und Maren Kirkeeide wurden Europameister vor den Franzosen Theo Guiraid Poillot, Antonin Guigonnat, Oceane Michelon und Camille Bened. Beide Teams waren mit einer Strafrunde und sieben Nachladern belastet. Den Bronzerang sicherten sich die Italiener Nicola Romanin, Nicolo Betemps, Beatrice Trabucchi und Hannah Auchentaller, die mit fünf Nachlader auskamen und als einzigstes Team nicht in der Strafrunde zu finden waren. Schweden (Viktor Brandt, Peppe Femling, Johanna Skottheim, Anna-Karin Heijdenberg) lief auf Rang vier (2 Strafrunden/15 Nachlader) gefolgt von dem deutschen Team mit Lucas Fratzscher, David Zobel, Stefanie Scherer und Marion Wiesensarter. Die Herren haben mit jeweils einer Strafrunde das Team mit deutlichem Rückstand an die Damen übergeben. Scherer und Wiesensarter haben am Schießstand hervorragend gearbeitet, mehrere Plätze gut gemacht, und die Staffel schließlich auf dem fünften Rang ins Ziel gebracht vor Österreich (Magnus Oberhauser, Fredrik Mühlbacher, Dunja Zdouc, Lea Rothschopf) und der Schweiz (Sandro Bovisi, Dajan Danuser, Lydia Hiernickel, Flurina Volken). Die Mannschaft der Gastgeber erreichte Rang zehn.
Fratzscher mit Strafrunde
Norwegen, Finnland, Deutschland und Italien setzten sich nach dem ersten Anschlag der Herren in Führung. Richtung Stehendanschlag hielt sich der Finne Harjula an den Skienden des führenden Norwegers Isak Frey und einige Sekunden dahinter hat sich eine Dreiergruppe aus Deutschland, Italien und Schweden mit etwas größerem Abstand zu den weiteren Verfolgern gebildet. Der Norweger Isak Frey überzeugte mit weiteren fünf Treffern und bog 10 Sekunden vor dem Italiener Romanin in die Schlussrunde ein. Der Finne kam knapp dahinter und mit deutlichem Abstand folgte der Schweizer Bovisi und Lucas Fratzscher reihte sich nach einer Strafrunde mit 48,5 Sekunden Rückstand auf die Spitze als Sechster ein. Er konnte auf der Schlussrunde noch einen Platz gut machen und übergab mit 54,4 Sekunden Rückstand auf die führenden Norweger als Fünfter auf David Zobel. Italien, Finnland und die Ukraine lagen noch vor dem deutschen Team.
Auch David Zobel kassiert eine Extrarunde
David Zobel und der vor ihm laufende Ukrainer Pidruchnyi machten wenige Sekunden auf die Norweger gut, während der Abstand zu Italien und Finnland sich deutlich vergrößerte. Mit über 20 Sekunden Vorsprung kam Johan-Olav Botn zum Liegendanschlag, agierte sehr konzentriert, was sich mit fünf Treffern auszahlte, bevor seine Verfolger den ersten Schuss setzen konnten. In der Reihenfolge seiner Verfolger mit Italien, Finnland und der Ukraine änderte sich nichts. Lediglich David Zobel fiel nach einer weiteren Strafrunde und Zeitverlust am Schießstand, nachdem der letzte Nachlader klemmte, vom fünften Rang auf den neunten zurück (+ 1:42,4 Minuten). Der Schweizer Danuser hatte sich nach guter Schießleistung auf den fünften Rang nach vorne gearbeitet. Zum Stehendanschlag kam Botn mit über 40 Sekunden Vorsprung, setzte zwei Patronen vorbei und konnte mit seinen drei Nachladern die Strafrunde nicht vermeiden. Die Chance für Italien und Finnland, aber beide verfehlten erst eine Scheibe, der Italiener lud schnell nach und bog zusammen mit dem aus der Strafrunde kommenden Norweger in die Schlussrunde ein. Antonin Guigonnat, der mit über einer Minute Rückstand zum Stehendanschlag kam, nutzte die Fehler der anderen, räumte ab und kam als Dritter aus dem Schießstand in die letzte Runde, gefolgt vom Finnen und vom Schweizer. Zobel verfehlte eine Scheibe, benötigte dafür alle drei Nachlader und wieder verstrich wertvolle Zeit beim manuellen Nachladen. Auf Rang elf war eingangs der Schlussrunde der Rückstand erneut angewachsen.
Stefanie Scherer macht zwei Plätze gut
Botn führte sein Team Richtung Wechsel wieder an die Spitze und übergab mit 7,1 Sekunden Vorsprung vor den Italienern, dahinter folgten nahezu zeitgleich Frankreich und Finnland. Daria Virolainen stand noch nicht zum Wechsel bereit, ähnlich Tarjei Boe beim Biathlon Weltcup in Oberhof. Schweiz folgte weitere 20 Sekunden später. Deutschland lag an zehnter Position, knapp vor der Slowakei, wo Anastasiya Kuzmina sich aber schnell an der Deutschen Stefanie Scherer vorbeischob. Ida Lien überzeugte mit konzentriertem Schießen, traf alle fünf Scheiben, Italien und Frankreich benötigten einen Nachlader, hielten sich aber an den Positionen zwei und drei. Lydia Hiernickel für die Schweiz verfehlte drei Scheiben, kam mit den Nachladern zwar aus, fiel dadurch mit deutlich angewachsenem Rückstand auf den sechsten Rang zurück. Stefanie Scherer schaffte die Null und zusammen mit Kuzmina, die einen Nachlader brauchte, bog sie in die nächste Runde ein. Lien räumte mit dem Glück des Tüchtigen ab und auch die Italienerin Trabucchi hielt sich schadlos und behauptete die zweite Position vor Frankreich. Schweden mit Johanna Skottheim hatte sich auf Position vier nach vorne gearbeitet und während die Finnin ihre von den Herren zuvor erarbeitete Top-Position durch zwei Strafrunden verlor, ergab sich zwischen der Deutschen und Kuzmina dasselbe Bild. Scherer schoss etwas langsamer, traf alle fünf Scheiben, Kuzmina benötigte wieder einen Nachlader und erneut liefen sie gemeinsam vom Schießstand weg, hinter ihnen die Österreicherin Dunja Zdouc.
Wiesensarter mit Nervenstärke am Schießstand
Für Norwegen kam nun die zweifache Europameisterin Maren Kirkeeide mit 46,9 Sekunden Vorsprung vor Frankreich und dicht dahinter Italien. Marion Wiesensarter nahm das Rennen an achter Position mit 2:22 Minuten Rückstand auf. Beim vorletzten Schießen kam Kirkeeide mit einem Nachlader aus, Camille Bened verringerte den Abstand für Frankreich nach einer schnellen fehlerfreien Schießeinlage auf 31 Sekunden, während Auchentaller nach zwei Nachlader zwar die dritte Position hielt, aber die Schwedin kam näher an sie heran. Marion Wiesensarter schob sich durch gute Schießleistung um zwei Positionen nach vorne auf den sechsten Rang. Als stehend bei Kirkeeide zwei Scheiben stehen blieben und sie erst mit dem letzten Nachlader abräumte, hatte Bened neben ihr bereits mit dem Schießen begonnen und auch nachladen müssen. Dennoch kam die Französin mit nur 9,8 Sekunden Rückstand zurück. Auchentaller hielt sich an der dritten Position, gefolgt von der Schwedin und Marion Wiesensarter, die durch fünf perfekte Treffer an der Schweiz vorbeiziehen konnte.
Schweden gewinnt Titel in der Single-Mixed-Staffel
Auch in der abschließenden Single-Mixed-Staffel kämpften 25 Teams um den letzten Titel der diesjährigen Biathlon Europameisterschaften, 21 kamen ins Ziel und am Ende sichern sich die Schweden Anton Ivarsson und Sara Andersson in einem spannenden Fight den Titel vor den Norwegern Vebjoern Soerum und Emilie Aagheim Kalkenberg. Norwegen lag bis zum letzten Schießen in Führung als Kalkenberg eine Strafrunde schoss und Andersson durch die bessere Schießquote an ihr vorbeiziehen konnte. Mit nur 6 Nachladern und 13,9 Sekunden Vorsprung sind die Schweden Europameister in der Single-Mixed-Staffel. Norwegen mit einer Strafrunde und 14 Nachladern erreichte den Silberrang und das Team aus Österreich mit Kristina Oberthaler und Patrick Jakob komplettierte das Podest. Die Österreicher waren stets im Spitzenbereich dabei, Oberthaler war an vierter Position nach dem entscheidenden Schießen und zog auf der kurzen Schlussrunde an der Italienerin Linda Zingerle vorbei und sicherte Österreich damit die erste und einzige Medaille. Moldau landete auf Rang vier (6 Nachlader), Linda Zingerle und Daniele Capellari (10 Nachlader) belegten Rang fünf vor der Schweiz mit Gion Stalder und Lea Meier (1 Strafrunde/10 Nachlader).
Erstes Leg – Norwegen vorne
Bei der ersten Schießeinlage waren die Athleten noch dicht beieinander, der Norweger begann mit einem Fehlschuss, Kaiser neben ihm räumte schnell ab und erst mit dem zweiten Nachlader fiel auch die norwegische Scheibe. Österreich und die Schweiz reihten sich hinter Kaiser ein, dann der Rumäne Shameev und erst hinter ihm lief Soerum zum zweiten Mal auf die kurze Runde, die mit einer Haarnadelkurve nach einer Abfahrt von allen im so genannten Schneepflug angefahren und doch mehreren Athleten zum Verhängnis wurde, vor allem den weniger guten Langläufern. Zum Stehendanschlag hatte sich der Norweger bereits wieder in das Spitzentrio eingefügt. Sofort nach dem Schießen wird in der Single-Mixed-Staffel auf den Partner gewechselt und hinter Moldawien nahm die Norwegerin Emilie Aagheim Kalkenberg das Rennen auf. Kaiser benötigte einen Nachlader und schickte Stefanie Scherer mit acht Sekunden Rückstand an der sechsten Position ins Rennen.
Zweites Leg – Schweden bleibt dran
Mit Vorsprung kam Kalkenberg zu ihrem ersten Anschlag und begann mit einem Fehlschuss. Mit einem schnellen Nachlader räumte sie die Scheibe ab und übernahm mit 9,9 Sekunden Vorsprung vor der Österreicherin Oberthaler die nächste Runde in Angriff. Schweden und Litauen folgten und 22,2 Sekunden Rückstand auf die Spitze verließ Marlene Fichtner nach einem Nachlader den Schießstand. Auf der Strecke war volle Konzentration, vor allem auf der Schlüsselstelle, erforderlich und manche Athletin kam hier nahezu zum Stillstand. Kalkenberg machte mit zwei Fehlschüssen die Tür für die Nachfolger auf, Schweden nutzte die Chance und Vebjoern Soerum und Anton Ivarsson übernahmen zeitgleich, gefolgt von Österreich, der Schweiz und Deutschland mit 26,4 Sekunden Rückstand.
Norwegen oder Schweden?
Bemerkenswert wie sich Soerum in der kurzen Runde von dem Schweden absetzte aber mit einem Nachlader diese gewonnene Zeit auf den Schweden wieder einbüßte, nachdem Ivarsson eine saubere Fünferserie brachte. Österreich hielt sich an Position drei, gefolgt von Rumänien und der Schweiz. Simon Kaiser kassierte eine Strafrunde und fiel mit über einer Minute Rückstand zurück auf den zehnten Rang. Stehend hatte Soerum erneut Probleme und benötigte seine drei Nachlader für eine Scheibe. Mit einem besseren Schießen übernahm nun Schweden die Führung vor Norwegen. Italien und Rumänien wechselten ebenso zeitgleich, Österreich war zurückgefallen und nach weiteren zwei Nachladern ging es für Deutschland nochmals nach hinten auf Rang elf.
Die Entscheidung
Emilie Aagheim Kalkenberg und Sara Andersson lagen gemeinsam zum liegenden Anschlag bereit und während Norwegen die erste Scheibe verfehlte, räumte Schweden ab und ging in Führung. Italien und Rumänien lagen ebenso zeitgleich auf der Matte bereit, Österreich kam hinzu und die Italienerin setzte sich mit einem Nachlader durch nachdem die Rumänin eine Strafrunde kassierte, in der Folge auch noch eine Zweiminutenstrafe kassierte, nachdem sie einen Nachlader nicht abfeuerte. Österreich war dicht hinter Italien und Marlene Fichtner machte mit einem Nuller drei Ränge gut. Kalkenberg investierte auf der Runde wieder, konnte sich aber nicht absetzen und die Schwedin hielt sich klug in ihrem Windschatten. Andersson verfehlte zwei Scheiben, Norwegen nur eine, aber schon ihr erster Nachlader ging vorbei, auch der Zweite und Schweden räumte mit zwei Nachladern ab, während Norwegen auch mit dem dritten Nachlader scheiterte und in die Strafrunde musste. Italien benötigte abschließend zwei Nachlader, auch Österreich, und zwischen Zingerle und Oberthaler sollte sich entscheiden, wer das Podest hinter Schweden und Norwegen komplettiert. Oberthaler hatte die bessere Schlussrunde und lief auf den Bronzerang. Marlene Fichtner kam im letzten Anschlag mit einem Nachlader aus, machte dadurch eine Platzierung gut und auf der Schlussrunde eine weitere. Am Ende überquerte sie die Ziellinie auf dem siebten Rang und damit war auch die letzte Hoffnung auf eine Medaille bei der Biathlon Europameisterschaft der Saison 2023/24 in Brezno-Osrblie verpasst.
Deutschland ohne Medaille
Zuletzt blieben die deutschen Starter 2016/2017 bei der EM im polnischen Duszniki Zdroj ohne Medaille. Nur zwei Mal gab es in Brezno-Osrblie einen Blumenstrauß für das DSV-Team. Gleich zu Beginn der EM lief Marion Wiesensarter im Einzel auf den fünften Rang und Marlene Fichtner wurde in der Verfolgung Fünfte. In den anderen Bewerben blieb das DSV-Team weit entfernt von einer Podestplatzierung. Die meisten Chancen wurden dabei am Schießstand vergeben, aber auch läuferisch dominierten insbesondere die Norweger. Maren Kirkeeide war mit Gold in Einzel, Verfolgung und in der Mixed-Staffel erfolgreichste Dame und Isak Frey erfolgreichster Athlet bei den Herren. Auf Rang fünf im Einzel folgte Bronze im Sprint und dann die Titel in der Verfolgung und mit der Mixed-Staffel.