Biathlon Kurznews: Lisa Hauser löst sich vom ÖSV, erneute Schießstandschließung in Oslo und folgenschwere Dopingkontrolle

Lisa Theresa Hauser (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Österreichs Biathletin Lisa Theresa Hauser geht künftig eigenen Weg, der Schießstand am traditionsreichen Holmenkollen in Oslo wurde erneut wegen Sicherheitsmängel geschlossen, Dorothea Wierer präsentiert den Laufanzug der Italiener für die kommende Weltcupsaison und spricht über ihre Familienplanung. Jesper Nelin berichtet über schreckliches Erlebnis nach Dopingkontrolle.    

Lisa Theresa Hauser löst sich von ÖSV-Strukturen

Lena Haecki-Gross (SUI), Lea Meier (SUI), Lisa Theresa Hauser (AUT), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Österreichs Top-Biathletin Lisa Theresa Hauser (30) löst sich von den ÖSV-Strukturen und geht künftig einen eigenen Weg. Hauser wird zwar weiterhin für den ÖSV starten, will sich aber in den letzten Jahren der Karriere selbst organisieren. Wie sie gegenüber der Tiroler Tageszeitung angab, hatte sich bei Gesprächen im April herausgestellt, dass sich ein gemeinsamer Weg schwierig gestaltet hätte. Sie betonte dabei, dass es die einfachste Lösung gewesen wäre, beim ÖSV zu bleiben. „Ich habe den Entschluss gefasst, dass ich mir die letzten Jahre der Karriere selbst organisiere.“ Dies bedeutet in der Konsequenz, dass sie auch selbst für die Kosten aufkommen muss. Die Tirolerin hat sich in der Sommervorbereitung, wie auch schon die Jahre zuvor, mehrmals den Schweizer Damen mit ihrer Cheftrainerin, ehemals ÖSV-Trainerin, Sandra Flunger angeschlossen. „Ich habe Sandra heuer mehr überlassen, da war das Vertrauen immer schon da“, so Hauser. Gemeinsam mit Julia Leitinger (vormals Schwaiger, 28) zieht sie ihr Training nach den eigenen Vorstellungen durch. Der neue Cheftrainer der österreichischen Biathletinnen meint dazu: „Lisa hat genügend Erfahrung, sie weiß, was sie tut.“ Hauser hatte die vergangene Saison auf dem 33. Rang der Gesamtweltcupwertung abgeschlossen, beste Österreicherin war Anna Gandler auf Rang 19. Die Saison 2021/22 war Hausers bisher erfolgreichste. Hinter Marte Olsbu Roeiseland und Elvira Oeberg erreichte sie einen hervorragenden dritten Rang in der Gesamtweltcupwertung, in der Saison zuvor wurde sie auf der Pokljuka Weltmeisterin im Massenstart.

Schießstand am Holmenkollen erneut geschlossen

Kresimir Crnkovic (CRO) © Manzoni/NordicFocus

Ein Jahr ist es her, als Mitte Oktober 2023 der Schießstand am Osloer Holmenkollen wegen gravierender Sicherheitsmängel nach einer Routinekontrolle vorübergehend geschlossen wurde. Wie Eurosport berichtet, wurden damals Einschusslöcher an einem angrenzenden Gebäude und am Schießstand selbst ein herrenlos herumliegendes Gewehr entdeckt. Der Betreiber erwirkte nach ersten Maßnahmen für den Biathlon Weltcup im März 2024 eine Sondergenehmigung; im gesamten Sommer war der Schießstand lediglich mit Einschränkungen zugänglich. Nun folgte, wie der norwegische Sender NRK berichtete, aufgrund anhaltender Sicherheitslücken für vorerst sechs Wochen eine erneute Schließung. Der Vorsitzende des betreibenden Vereins am Holmenkollen räumte im Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK ein, dass immer noch keine dauerhafte Lösung für die Sicherheitsprobleme implementiert wurde (Quelle: Eurosport). Nicht nur für die norwegischen Top-Biathleten ist die erneute Schließung ein herber Schlag in der Sommervorbereitung. „Ich finde es sehr traurig, dass es soweit gekommen ist“, sagte Ingrid Landmark Tandrevold gegenüber NRK; sie befürchtet, dass vor allem der Biathlon-Nachwuchs darunter zu leiden hat. Die Suche nach einer dauerhaften Lösung der Probleme dauert an und sollte schnellstmöglich zielführend sein, da im März 2025 und 2026 das Saisonfinale am Holmenkollen geplant ist und der Weltverband (IBU) beim Kongress im September die Biathlon Weltmeisterschaften 2029 nach Oslo vergeben hat. Ingrid Landmark Tandrevold laboriert derzeit an Hüftproblemen, ist nicht mit der norwegischen Damenmannschaft zum Lehrgang an den Lavaze-Pass nach Italien gereist und trainiert in der Heimat. Insofern trifft insbesondere sie die derzeitige Schießstandschließung.    

Dorothea Wierer legt sich fest

Nach ständigen Spekulationen über ein mögliches Karriereende gab die schillernde Top-Biathletin Italiens Dorothea Wierer in einer eigens dafür anberaumten Pressekonferenz im Mai bekannt, dass sie weiter macht. Die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin hatte eine durchwachsene Saison hinter sich, die sie nach anhaltenden gesundheitlichen Problemen frühzeitig beendete. Spekulationen über ein mögliches Karriereaus wurden im Sommer 2024 durch ihr Engagement für Eurosport bei den Olympischen Sommerspielen in Paris befeuert. 2026 finden die olympischen Biathlonbewerbe in ihrem Heimstadion in Antholz statt. „Vor der eigenen Haustür diese Wettkämpfe zu bestreiten, das ist eine Möglichkeit, die nur ganz wenige haben. Ich will es später einmal nicht bereuen, diese anderthalb Jahre nicht mehr weitergemacht zu haben. Nach Olympia 2026 wird für mich definitiv Schluss sein.“  Diese Entscheidung hat sie nun noch einmal bekräftigt, schränkt aber ein: „Natürlich muss ich schauen, in welcher Verfassung und mit welchen Ergebnissen ich durch den kommenden Winter gehe, Olympia bleibt aber das klare Ziel. Dass ich danach noch weitermache, schließe ich aus. Ich will die Spiele einerseits genießen, andererseits aber auch gute Ergebnisse einfahren, um dann guten Gewissens sagen zu können: So, das war’s.“ (Quelle: sportnews.bz). Dann will sie eine Familie gründen, aber Kind gepaart mit Leistungssport, wie es einige Biathletinnen wie Justine Braisaz-Bouchet, Baiba Bendika oder Paulina Fialkova-Batovska praktizieren, kommt für sie nicht in Frage. Sie will sich dann ganz auf ihre Mutterrolle konzentrieren. Ich habe viele Menschen um mich herum, die Kinder haben, und ich sehe, wie schön es ist. Es ist schwer, es aufzuschieben. Ich kann es kaum erwarten, mit Stefano eine Familie zu gründen, zu Hause ist schon alles vorbereitet .“ (Quelle: nordicmag) Vielleicht gelingt es ihr ja ihre Karriere mit einer olympischen Medaille zu beenden. Erst vor ein paar Tagen präsentierte sie den neuen Laufanzug der Italiener, zu dem sie ihre Waffe passend blau lackieren ließ. 

Blutvergiftung nach Dopingtest

Jesper Nelin (SWE) © Manzoni/NordicFocus

Bei einer routinemäßigen Dopingkontrolle kam es beim schwedischen Biathleten Jesper Nelin (32) im Frühjahr zu einem folgenschweren Zwischenfall. Wie der Staffelolympiasieger von 2018 gegenüber dem schwedischen „Expressen“ angab, färbten sich seine Adern am Arm ein paar Tage nach der Blutentnahme schwarz. Sein Vater, der Arzt ist, handelte schnell als er die schwarzen Blutgefäße am Arm sah und verabreichte ihm sofort Antibiotika. Nach ein paar Tagen verbesserte sich zwar sein besorgniserregender Zustand, aber in der Sommervorbereitung war er durch die überstandene Blutvergiftung dennoch beeinträchtigt. „Ich war danach ziemlich deprimiert, als es passierte. Und zu Beginn des Sommers war es auch nicht gut, danach ging es auch noch ein bisschen weiter,“ so der Schwede im Expressen. Zwischenzeitlich nahm er seit Mai an vier Trainingslagern teil und zeigte bei einem Testbewerb im Höhentrainingslager in Font Romeu Top-Leistung. Die Biathlon-Weltcup-Saison 2024/25 beginnt am 30. November 2024 im finnischen Kontiolahti und das Großereignis, die Biathlon-WM, findet im Februar 2025 in der Lenzerheide statt.