Von Donnerstag bis Sonntag findet am traditionsreichen Holmenkollen in Oslo das Saisonfinale 2022/23 des Biathlon-Weltcups statt. An vier Wettkampftagen stehen Sprint, Verfolgung und am Abschlusstag Massenstarts auf dem Wettkampfprogramm. Bei den Herren steht Johannes Thingnes Boe als Gesamtsieger bereits fest und bei den Damen führt derzeit die Französin Julia Simon. Denise Herrmann-Wick, Marte Olsbu Roeiseland und Anais Chevalier-Bouchet werden sich dort in den Biathlon-Ruhestand verabschieden.
Saisonfinale am traditionsreichen Holmenkollen
Der Biathlontross ist von Östersund in Schweden nach Oslo weitergereist und die Sportler freuen sich auf ein Biathlonfest am traditionsreichen Holmenkollen zum Abschluss der Saison 2022/2023. Wie im letzten Jahr auch findet dort das Biathlon Saisonfinale statt. Dass Sprints, Verfolgungen und Massenstarts auf dem Wettkampfprogramm stehen gehört auch zu einer langen Tradition. Der Holmenkollen selbst liegt 371 Meter hoch und ist die meist besuchte Touristenattraktion der norwegischen Hauptstadt Oslo. Die vermutlich älteste Skisprungschanze der Welt, der Holmenkollbakken, befindet sich am Berg selbst und direkt darunter liegt das älteste Skimuseum der Welt. Mit 252 Athleten, 121 Frauen und 131 Männer, aus 32 Nationen sind deutlich mehr Teilnehmer gemeldet, als im letzten Jahr.
Der Weltcupgesamtsieger steht bereits fest
Der Norweger Johannes Thingnes Boe (29) steht zum vierten Mal als Gesamtweltcupsieger der Saison 2022/2023 bereits fest. Mit 371 Punkten Vorsprung führt er uneinholbar vor seinem Landsmann Sturla Holm Laegreid, und dass obwohl er nach einer Corona-Infektion beim vorletzten Biathlon-Weltcup in Nove Mesto na Morave, wo er noch Sprint und Verfolgung gewann, zuletzt in Östersund nicht am Start stand. Auch in der Sprint- und in der Verfolgungswertung liegt er uneinholbar in Führung. Die kleine Kristallkugel in der Einzelwertung hat sich sein Teamkollege Vetle Sjaastad Christiansen gesichert. Den Massenstart in Östersund hat Johannes Thingnes Boe zwar verpasst und Vetle Sjaastad Christiansen hat sich mit dem Sieg an die Spitze gesetzt, aber erst im abschließenden Herrenrennen wird sich entscheiden, wer sich am Ende diese Trophäe holt. Johannes Thingnes Boe hat die vergangene Saison, nachdem er keine Chance mehr auf den Gesamtweltcupsieg sah, frühzeitig nach den Olympischen Winterspielen beendet und der Franzose Quentin Fillon Maillet war mit acht Weltcupsiegen in Einzelbewerben der dominierende und auch konstanteste Biathlet und hat den dreimaligen Gesamtweltcupsieger Johannes Thingnes Boe abgelöst. Der Norweger kam in diese Saison stark wie nie zurück. Läuferisch nochmals um 6 % zugelegt und einer Trefferquote von 88 %, startete er mit einem 12. Platz beim Einzel in Kontiolahti in die Saison und hat mit 13 Weltcup-Einzelsiegen der Konkurrenz schlichtweg keine Chance gelassen. Dazu kommen die Erfolge mit den Staffeln: die norwegische Herren-Staffel siegte in allen fünf Bewerben. Bei der Biathlon Weltmeisterschaft im Februar 2023 in Oberhof dominierte Johannes Thingnes Boe, der im Sommer 2023 zum zweiten Mal Vater wird, mit Gold in der Mixed-Staffel, im Sprint, in der Verfolgung, im Einzel und mit der Single-Mixed-Staffel sowie Silber mit der Herrenstaffel und Bronze im Massenstart. Aus deutscher Sicht liegen Benedikt Doll in der Gesamtwertung auf Rang vier und Roman Rees auf acht. In der U-25 Wertung hat der Italiener Tommaso Giacomel die Nase vorn. Er liegt 31 Punkte vor dem Schweizer Niklas Hartweg, der zuletzt insbesondere sein läuferisches Niveau nicht erreichte. Also hier ist auch noch Spannung angesagt.
Kann sich Julia Simon durchsetzen?
Die Französin Julia Simon überzeugte diese Saison durch konstante Leistungen. Auch sie hat sich läuferisch um 5 % verbessert und mit 93 % Trefferquote im liegenden und 87 % im stehenden Anschlag auch am Schießstand deutlich zugelegt. Ihr Vorsprung beträgt 144 Punkte vor der Italienerin Dorothea Wierer, die sich gerade zum Ende der Saison mit zwei Siegen in Östersund noch mal in Schlagdistanz gebracht hat. Vergangene Saison war es Marte Olsbu Roeiseland, die in der Gesamtwertung, in der Sprint- und auch in der Verfolgungswertung am Ende die Trophäen abräumte. Nach krankheitsbedingten Rückschlägen und Trainingsrückstand stieg die Norwegerin erst im Januar dieses Jahres in die Weltcup-Saison ein, zeigte sich von Rennen zu Rennen stärker, stand in Nove Mesto in Sprint, Verfolgung und der Single-Mixed auf dem Siegerpodest und hat nun zum Saisonende ihr Karriereende bekannt geben (wir berichteten). In der Sprintwertung liegt derzeit Denise Herrmann-Wick mit 14 Punkten vor Dorothea Wierer. Die Tagesform in Oslo wird am Freitag entscheiden, wer diese Wertung gewinnt. Auch die Deutsche wird in Oslo ihre letzten Rennen bestreiten und sich dann anderen Dingen widmen (wir berichteten). Julia Simon führt in der Verfolgungswertung mit 23 Punkten Vorsprung vor Elvira Oeberg, in der Massenstartwertung beträgt ihr Vorsprung 79 Punkte vor der Französin Anais Chevalier-Bouchet. Auch sie wird ihre Biathlonkarriere in Oslo beenden. Es erwarten uns daher spannende Damenwettkämpfe in Oslo. In jedem Fall gewinnt Elvira Oeberg, wie schon in der letzten Saison, die U-25-Wertung, also die beste Athletin im Alter von unter 25 Jahren über die ganze Saison gesehen.
Das DSV-Aufgebot
Vom deutschen Skiverband reisten die beim letzten Weltcup in Östersund aufgebotenen sechs Damen und sechs Herren weiter nach Oslo. Philipp Horn und Lucas Fratzscher verstärken das deutsche Team. Sie haben sich durch ihre Top-10-Platzierung in der IBU Cup-Gesamtwertung eine Wildcard für den letzten Weltcup in Oslo erarbeitet. Bei den Damen aus dem IBU Cup bekommen Lisa Spark und Selina Grotian über eine Wildcard die zusätzliche Startberechtigung. In der Nationenwertung liegen die DSV-Damen auf Rang vier, die DSV-Herren auf Rang 3. Von einem weiteren Abrutschen ist nicht auszugehen was bedeutet, dass Deutschland auch in der kommenden Saison im Weltcup mit sechs Damen und sechs Herren starten darf. Nachdem Vanessa Hinz bereits während der laufenden Saison, beim IBU Cup in Obertilliach ihrer Biathlon-Karriere ein Ende setzte, wird sich Denise Herrmann-Wick in Oslo aus dem Biathlonzirkus verabschieden. Im letzten Jahr beendete Erik Lesser in Oslo seine Karriere und das Team bescherte ihm, nachdem er zuvor noch Verfolgungssieger wurde, einen emotionalen Abschied.
Das Wettkampfprogramm
Donnerstag, 16.03.2023, 15.15 Uhr – Sprint Herren, 10 km
Freitag, 17.03.2023, 15.20 Uhr – Sprint Damen, 7,5 km
Samstag, 18.03.2023, 12.45 Uhr – Verfolgung Herren, 12,5 km
Samstag, 18.03.2023, 15.10 Uhr – Verfolgung Damen, 10 km
Sonntag, 19.03.2023, 12.50 Uhr – Massenstart Herren, 15 km
Sonntag, 19.03.2023, 15.10 Uhr – Massenstart Damen, 12,5 km
Die Wettkämpfe werden von der ARD und von Eurosport live übertragen.