Biathlon Weltcup Antholz: Rang drei für Johannes Kühn im verkürzten Einzel hinter den Boe-Brüdern

Johannes Kuehn (GER) © Thibaut/NordicFocus

Johannes Kühn erreicht einen hervorragenden dritten Rang im verkürzten Einzel beim Biathlon Weltcup in Antholz. Der Sieg geht an die Boe-Brüder, während Danilo Riethmüller mit Rang sieben ein sensationelles Weltcupdebüt hinlegt und Roman Rees mit Platz zehn ein Top-Mannschaftsergebnis bestätigt.

Doppelerfolg der Boe-Brüder

Tarjei Boe (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Johannes Kuehn (GER), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Obwohl er auf der Strecke nicht der Schnellste war siegte Johannes Thingnes Boe beim verkürzten Einzel der Herren in Antholz souverän mit 1:36,1 Minuten Vorsprung vor seinem Bruder Tarjei. Ausschlaggebend für den Sieg waren vier fehlerfreie Schießeinlagen, die neben dem Sieger nur noch einem weiteren Athleten gelang, nämlich dem Rumänen George Buta, der läuferisch nicht an die Spitzenzeiten heranreicht und sich auf Rang 22 platzierte. „Ich bin gut gestartet, aber in der dritten Runde habe ich auf den Sprecher gehört und vergessen zu laufen,“ meinte ein schmunzelnder und gut gelaunter J. T. Boe nach dem Rennen in der ARD dazu, dass er in der Spur nicht die beste Laufzeit bot. „Es ist etwas ganz Spezielles vier Mal Null zu schießen. Es ist eine große Herausforderung wenn man schon zwei Mal Null geschossen hat, dann denkst du schon darüber nach, wie es dann läuft.“ Die Bedingungen waren wechselnd und insbesondere der immer wieder über den Schießstand hereinziehende Nebel machte das Treffen schwer. Das verkürzte Einzel der Herren geht über 15 km, es wird abwechselnd liegend, stehend, liegend, stehend geschossen und für jeden Fehlschuss werden hier 45 Sekunden auf die Laufzeit addiert. Tarjei Boe ließ in den stehenden Anschlägen jeweils eine Scheibe stehen.

  

Nebelrennen von Antholz

Benedikt Doll (GER) © Thibaut/NordicFocus

Beim Anschießen zogen noch Nebelschwaden über den Schießstand und Daniel Böhm, Sportdirektor der IBU, hat zusammen mit dem Renndirektor und der Jury entschieden den Athleten mehr Zeit für das Anschießen zu gewähren und den Start zehn Minuten nach hinten verschoben. Viele Athleten setzten Nebelkörner in das Zielfernrohr der Gewehre, als dann nur wenige Minuten nach der Entscheidung der Nebel aus dem Stadion zog, und vor allem auch aus dem Schießstand, und wieder gute Bedingungen herrschten. Dies war allerdings nur eine Momentaufnahme. Nachdem die Sicht zwischendurch immer wieder beeinträchtigt war musste sich zum Können auch Glück gesellen. Nachdem der zehnte Athlet zum ersten Schießen angekommen war, zog der Nebel wieder über den Schießstand und Justus Strelow im liegenden sowohl Quentin Fillon-Maillet im stehenden Anschlag verfehlten jeder drei Scheiben und in der Folge blieben auch bei den nächsten Athleten viele Scheiben stehen. Andere wiederum, wie beispielsweise Johannes Dale-Skjevdal und Johannes Thingnes Boe, brachten bei gleichen Bedingungen liegend ihre fünf Patronen ins Ziel. Kurze Zeit später herrschten wieder Bedingungen wie zu Beginn des Rennens. 

Johannes Kühn holt Bronze

Johannes Kuehn (GER) © Manzoni/NordicFocus

Hinter den Boe-Brüdern platzierte sich nach einer Glanzleistung sowohl in der Spur als auch am Schießstand der Deutsche Johannes Kühn. Nach fünfzehn Treffern blieben erst im letzten Anschlag zwei Scheiben stehen und auf der Schlussrunde behauptete sich Kühn im Fernduell gegen den laufstarken Johannes Dale-Skjevdal und verwies den Norweger, der drei Scheiben stehen ließ, mit 3,3 Sekunden Vorsprung auf den vierten Rang. „Das Einzel ist entweder super oder richtig schlecht, ein Mittelding gibt es eher selten,“ so Johannes Kühn, der den Einzellauf nicht zu seiner Lieblingsdisziplin erklärt. „In der Regel hatte ich eher schlechte Einzel, aber heute war super, aber insgesamt nicht mein Favorit.“ Nach drei fehlerfreien Schießen steigt der Druck zum entscheidenden Schießen, und Kühn meinte: „Ich habe versucht mein Rennen zu machen und das ist mir sehr, sehr lang gelungen. Der letzte Schuss war meilenweit weg, das war ärgerlich, man hätte auch treffen können.“ Mit einer Strafzeit weniger, wäre es für ein Kühn einen Platz weiter nach vorne gegangen. Der Schwede Martin Ponsiluoma war ebenfalls mit drei Strafzeiten belastet und belegte Rang fünf vor dem Norweger Vetle Sjaastad Christiansen (2 Fehler). 

Glanzvolles Weltcupdebüt von Danilo Riethmüller

Danilo Riethmueller (GER) © Manzoni/NordicFocus

Am frühen Morgen wurde in Antholz entschieden, dass Philipp Horn nicht starten kann. „Philipp Horn ist kurzfristig erkrankt und zeigt typische Zeichen eines Atemwegsinfektes. In Absprache mit Athlet, Trainer und Medizinteam wurde entschieden, auf eine Wettkampfbelastung in dieser Woche zu verzichten,“ so die Meldung des Deutschen Skiverbands und zugleich, dass Danilo Riethmüller seinen Startplatz übernimmt. Lange hatte der Harzer nicht Zeit sich auf sein Weltcupdebüt vorzubereiten. Er ist nach seinen Erfolgen im IBU Cup, zuletzt in Ridnaun, bereits für die Biathlon Europameisterschaft in Brezno-Osrblie nominiert und war heute Morgen auf dem Weg ins Training nach Ruhpolding. Dort erreichte ihn der Anruf, wie Felix Bitterling, Sportdirektor des DSV, im ARD-Interview erzählte:  „Das war ein positiver Schock, er hat umgedreht, ist Richtung Bad Endorf zurück gefahren, hat seine Klamotten gepackt und sein Behördentrainer Roland Biermeier hat ihn hierhergefahren. Kurz vor Antholz standen sie im Vollstau. Er hatte nicht viel Zeit, aber ich glaube er freut sich drauf.“ Wie Bitterling weiter erzählte, ist Jens Filbrich mit ihm eine Runde gelaufen und hat ihm ein paar Tipps gegeben, wo es beispielsweise gut ist anzugreifen. „Jedenfalls war er recht ruhig, wobei Danilo meist sehr ruhig ist. Danilo ist ein äußerst ruhiger Kollege, von daher habe ich einen positiven Eindruck, er ist in einer Bombenform. Das ist jetzt keine optimal Vorbereitung, es wäre besser gewesen, wenn er schon zum Training da gewesen wäre,“ so Bitterling weiter, aber Danilo Riethmüller hat trotz aller Widrigkeiten ein perfektes Rennen abgeliefert. Lediglich eine Patrone im zweiten Anschlag verfehlte das Ziel, neunzehn Scheiben wurden weiß und auch läuferisch hat sich der 24jährige im Bereich von Philipp Nawrath bewegt. Dass Riethmüller wenig Zeit hatte über seinen ersten Weltcupeinsatz nachzudenken kommentierte der ARD-Experte Arnd Peiffer: „Er konnte nicht schlecht schlafen, weil er nicht wusste, dass er sein Weltcupdebüt gibt.“ Riethmüller selbst sagte: „Ich war sehr überrascht, ich habe dann sofort die Chance genutzt, Roland Biermeier hat mich chauffiert. Ich war noch nie hier gewesen, kenn das gar nicht.“ Zum Rennen selbst erklärte er, dass er sich die erste Runde zu viel vorgenommen hatte, was er in Runde zwei und drei spüren musste. Zu allem Überfluss hat sich nach dem letzten Anschlag auch noch das Tragegestell des Gewehres mit dem Diopter verhängt, aber Riethmüller meisterte auch diese Situation und wirkte eher ruhig. Die Zuschauerkulisse hat er nur leicht wahrgenommen. „Ich habe mir für einen Euro Einwegohrstöpsel gekauft und eingesetzt und die haben dazu beigetragen, dass ich solide schießen konnte.“

Die weiteren deutschen Platzierungen 

Johannes Kuehn (GER) © Thibaut/NordicFocus

Bisher gab es nur einen Einzelwettkampf über die lange Distanz und hier gab es mit Roman Rees und Justus Strelow einen deutschen Doppelerfolg. Johannes Thingnes Boe landete auf dem Bronzerang. Nach Oestersund und Antholz wird es nur noch einen Einzelwettkampf in Oslo geben und nach den Ergebnissen in Antholz führt Johannes Thingnes Boe in der Einzelwertung. 29 Punkte dahinter liegt Roman Rees, der in Antholz nach zwei Fehlern auf Rang zehn lief. „Roman hat ein kleines Tief hinter sich und er wird diesen kurzen Einzel nutzen,“ so Arnd Peiffer noch vor dem Rennen. Justus Strelow als guter Schütze bekannt, startete mit drei Fehlern ins Rennen. „Die drei Fehler waren alle rechts tief, offensichtlich eine Windverlagerung, wurde mir auf der Strecke gesagt. Ich hab es nicht gesehen und nicht wahrgenommen. Meistens merkt man es im Gesicht oder so wenn ein bißchen Wind drin ist, aber ich habe nicht realisiert, dass eine leichte Windbewegung drin war. Es kann auch eine Unaufmerksamkeit von mir gewesen sein, es ist passiert und es ärgert mich sehr.“ Danach ließ Strelow drei kontrollierte fehlerfreie Schießen folgen und platzierte sich auf Rang 30.  Philipp Nawrath und Benedikt Doll waren mit fünf bzw. sechs Fehlern im verkürzten Einzel von Antholz nicht konkurrenzfähig und platzierten sich auf den Rängen 41 und 44. Philipp Nawrath hatte relativ nebelfreie Sichtverhältnisse, wie er nach dem Rennen angab, freute sich über die lautstarke Fankulisse und gab zu, dass ihm die Strecke das Meiste abverlangt hat. Benedikt Doll zeigte sich in erster Linie beeindruckt von der Leistung Riethmüllers. „Wirklich Hut ab, erst um 12.40 Uhr hier angekommen, weil er noch im Stau stand, sehr beeindruckend.“ Mit der eigenen Leistung zeigte er sich nicht zufrieden und meinte, dass er in den letzten Tagen vielleicht zu viel gemacht hat. „Ich habe versucht die letzten Tage im Training Selbstvertrauen zu sammeln, aber irgendwie ist die Leichtigkeit am Schießstand überhaupt nicht vorhanden, es war schwer.“

Simon Eder bester Österreicher

In den ersten beiden Schießen unterliefen Simon Eder jeweils ein Fehler, zwei Nuller folgten und am Ende platzierte er sich als Bester seines Teams auf Rang 21. David Komatz verfehlte ebenfalls zwei Scheiben und wurde 53. Felix Leitner platzierte sich nach vier Strafzeiten auf Rang 62, Magnus Oberhauser (3 Fehler) auf Platz 66 und Dominic Unterweger (3 Fehler) kam als 73. ins Ziel. Das Schweizer Herrenteam war nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Niklas Hartweg und Jeremy Finello stark dezimiert. Sebastian Stalder gelang ein Top-Ergebnis. Ein Fehler im ersten Schießen und ein weiterer im letzten Anschlag bedeuteten am Ende Rang 12, Joscha Burkhalter kam nach drei Fehlern auf Rang 24 und der 20jährige James Pacal platzierte sich bei seinem Weltcupdebüt nach fünf Fehlern als 69.

Ergebnis kurzes Einzel Herren

Der weitere Wettkampfplan von Antholz 

Bildergalerie