Die Italienerin Lisa Vittozzi feiert in der Verfolgung beim Biathlon Weltcup in Canmore einen dreifachen Erfolg. Sie gewinnt das Weltcuprennen, belohnt sich mit der kleinen Kristallkugel in dieser Disziplin und übernimmt zugleich die Führung im Gesamtweltcup. Die Österreicherin Anna Gandler bestätigt ihre letzten Top-Ergebnisse und Janina Hettich-Walz wird beste Deutsche.
Es geht um mehr als einen Weltcupsieg
In der Verfolgungswertung lag Lisa Vittozzi nur 26 Punkte hinter der führenden Französin Julia Simon. Lou Jeanmonnot (- 31), Justine Braisaz-Bouchet (- 37) und Ingrid Landmark Tandrevold (- 38) konnten ebenso noch mit einem Auge auf die kleine Kristallkugel schielen. Die Verfolgung in Soldier Hollow gewann Lou Jeanmonnot, die mit dem Sieg bei der Saisoneröffnung in Östersund zwei Siege erreichte. Lisa Vittozzi siegte in Ruhpolding und Julia Simon in Oberhof, die sich auch in Nove Mesto den WM-Titel in der Verfolgung sicherte. Aber wie schon gestern im Sprint ging es nicht nur um den Weltcupsieg und die kleine Kristallkugel sondern um den Gesamtweltcupsieg. Nur sieben Punkte hat Ingrid Landmark Tandrevold in führender Position Vorsprung vor Lisa Vittozzi, der Siegerin im Sprint, die als die Gejagte in die Verfolgung startete. Ingrid Landmark Tandrevold kam erst eine Minute später ins Rennen und die Italienerin scheint zum Ende der Saison in brillanter Verfassung, anders als Tandrevold, die oftmals gerade im stehenden Anschlag schwächelt.
Vittozzi und Simon nach Liegendschießen an der Spitze
Richtung erstes Schießen hatten Lena Haecki-Groß und Lou Jeanmonnot zu Lisa Vittozzi aufgeschlossen, der Abstand zu den weiteren Verfolgerinnen lag um die zwanzig Sekunden und Jeanmonnot nahm auf Schießbahn eins Platz. Während Jeanmonnot und Häcki-Groß in die Strafrunde abbiegen mussten, durfte Lisa Vittozzi sofort zurück in die Loipe und blieb an der Spitze, hinter ihr Julia Simon und die beiden aus der Strafrunde Zurückgekommenen. Zum zweiten Anschlag kam Vittozzi mit gutem Abstand bevor die Dreiergruppe ebenfalls in den Schießstand einbog. Vittozzi bot den drei Damen hinter ihr nach fünf Treffern keine Chance aufzuschließen. Dennoch kam Julia Simon durch eine schnellere Schießzeit auf 5,5 Sekunden an die Italienerin heran und hat in der Spur auch schnell zu Vittozzi aufgeschlossen, hielt sich aber in deren Windschatten und am Schießstand war auch Jeanmonnot wieder dabei.
Vittozzi gewinnt – Tandrevold geschlagen
Im stehenden Anschlag überzeugte Vittozzi mit einer fehlerfreien Serie während ihre beiden Verfolgerinnen in die Strafrunde einbogen. Ihr Vorsprung auf Julia Simon betrug bei Schießstandausgang 17 Sekunden, aber durch das fehlerfreie Schießen kamen die Verfolgerinnen in Zugzwang und mussten auf der Strecke mehr investieren um heranzulaufen. Aber Vittozzi hatte sich ihr Rennen sehr gut eingeteilt und die Verfolgerinnen konnten nicht wesentlich Zeit gut machen. Die Entscheidung fiel am Schießstand beim letzten Anschlag. Vittozzi verfehlte eine Scheibe, aber auch Simon und Jeanmonnot blieben ein weiteres Mal nicht fehlerfrei und Vittozzi bog aus der Strafrunde kommend als Erste in die Schlussrunde ein. Mit 12,2 Sekunden Vorsprung überquerte sie die Ziellinie vor den vier Französinnen Lou Jeanmonnot, Justine Braisaz-Bouchet, Julia Simon und Gilonne Guigonnat. Die Österreicherin Anna Gandler, als Sechste gestartet, platzierte sich nach drei Fehlschüssen auch in der Verfolgung auf Rang sechs und bestätigte damit ihre hervorragende Form zum Ende der Saison. Ingrid Landmark Tandrevold traf im Liegen ihre zehn Schüsse, schwächelte aber wie zuletzt öfters, im Stehen und verfehlte im dritten und vierten Anschlag jeweils zwei Scheiben. Am Ende kam sie auf Rang 19 ins Ziel und dort war ihr die Enttäuschung deutlich anzusehen.
Dreifacher Triumph für Lisa Vittozzi
Lisa Vittozzi hat nicht nur den letzten Verfolgungsbewerb der Saison für sich entschieden, sie zog damit an Julia Simon vorbei und sicherte sich die kleine Kristallkugel in der Verfolgungswertung. Und der Kampf um den Gesamtweltcupsieg hat sich zugespitzt. Im vorletzten Rennen holte sich Vittozzi das gelbe Trikot von Tandrevold zurück und wird damit in das alles entscheidende letzte Weltcuprennen der Saison, den Massenstart, gehen. Nur Ingrid Landmark Tandrevold kann ihr den Gesamtweltcupsieg noch streitig machen, allerdings geht sie mit 61 Punkten Rückstand ins Rennen. „Es war mir so wichtig das Rennen zu gewinnen,“ so Vittozzi nach dem Rennen im ZDF-Interview, und weiter „ich habe nicht an die anderen Dinge gedacht, ich fokussierte mich auf mich selbst und hoffte auf ein gutes Rennen. Es war ein großartiger Tag.“
Janina Hettich-Walz beste Deutsche
Nach Rang sieben im Sprint und der besten Ausgangsposition der deutschen Damen landete Janina Hettich-Walz am Ende auf Rang neun. Auf zwei Schießfehler im ersten Anschlag ließ sie zwei Mal die Null folgen und im letzten Schießen fielen nochmals zwei Scheiben nicht. „Mir sind einfach zu viele Fehler passiert. Top-6 wäre drin gewesen, das war mein Ziel, von daher kann ich mit Rang neun nicht zufrieden sein,“ so Janina Hettich-Walz, die sich auf der Strecke gut fühlte und erklärte, dass zwar keine langen Anstiege zu bezwingen waren, aber man pausenlos arbeiten musste. „Ich konnte auf der Strecke Zeit gut machen, heute war eher das Schießen das Problem. Selina Grotian machte sieben Plätze nach vorne gut, hatte zwei Extrarunden im Gepäck und bewies wie schon oft zuvor, dass sie versteht ihr Rennen einzuteilen. Auf der Schlussrunde konnte sie mit einer Top-Laufzeit, nur 2,1 Sekunden hinter der Schnellsten, noch einmal zwei Plätze gut machen, musste sich aber im Zielsprint der Schweizerin Lena Häcki-Groß geschlagen geben, die 0,6 Sekunden vor ihr auf Rang zehn die Ziellinie überquerte. Vanessa Voigt verbesserte ihr Ergebnis aus dem Sprint um acht Positionen und wurde nach jeweils einem Fehlschuss in den beiden Stehendanschlägen 15., gefolgt von Sophia Schneider (3 Fehler). Johanna Puff kam auf Rang 32 ins Ziel (2 Fehler) und Julia Kink konnte nach zwei Extrarunden auch sieben Plätze nach vorne auf Rang 44 springen.
Anna Gandler läuft erneut in Weltspitze
Nach Rang sechs im Sprint hat Anna Gandler bewiesen, dass sie definitiv in der Weltspitze der Biathletinnen angekommen ist. Mit drei Extrarunden belastet, brachte sie im letzten Schießen nervenstark noch eine Null und verteidigte Rang sechs gegen die heranstürmende Schwedin Hanna Oeberg bis ins Ziel. „Das Rennen hat sich definitiv nicht mehr so leicht angefühlt wie der Sprint gestern. Das war heute ein beinharter Wettkampf und im Moment schmerzt fast der ganze Körper. Die Fehler am Schießplatz tun heute ein bisschen weh, denn es war zweimal der letzte Schuss. Das waren eher Schlampigkeitsfehler und muss einfach nicht sein, aber Gott sei Dank konnte ich am Schluss die Null bringen. Jetzt darf ich zum dritten Mal zur Flower-Ceremony gehen, was einfach unglaublich ist und das hätte ich mir auch nie erwartet. Am Ende war es Dank der guten Platzierung auch ein richtig cooles Rennen.“ (Quelle: PM ÖSV) Lisa Theresa Hauser traf erst im letzten Anschlag eine Scheibe nicht, kam auf Rang 17 ins Ziel und verbesserte sich auch um 17 Plätze. Lea Rothschopf ließ ihre zwanzig Scheiben weiß werden, stürzte unterwegs und wurde 29.
Der weitere Wettkampfplan in Canmore