Die deutsche Damen-Staffel läuft beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding vor einer vollbesetzten Chiemgau-Arena auf Rang zwei hinter Norwegen. Rang drei sichert sich Italien vor der Schweiz und die Mitfavoritinnen aus Frankreich und Schweden landen auf Rang sechs und sieben.
Norwegen gewinnt vor Deutschland und Italien
13.000 Zuschauer waren in die Chiemgau-Arena gekommen und weitere ca. 5.000 Fans zählte man an der Strecke. Sie sahen einen spannenden Staffel-Wettkampf der Damen, wo die deutschen Damen Anna Weidel, Vanessa Voigt, Sophia Schneider und Schlussläuferin Denise Herrmann-Wick nach überzeugender Vorstellung sich nur den Norwegerinnen mit Karoline Offigstad Knotten, Ragnhild Femsteinevik, Marte Olsbu Roeiseland und Ingrid Landmark Tandrevold geschlagen geben mussten. Norwegen mit sechs Nachladern hatte im Ziel einen Vorsprung von 15,3 Sek. vor den Deutschen mit insgesamt zehn Nachladern. Dorothea Wierer als Schlussläuferin des italienischen Quartetts mit Samuela Comola, Lisa Vittozzi und Rebecca Passler führte ihre Staffel auf den Bronzerang (4 Nachlader). Der Schweiz mit Amy Baserga, Aita und Elisa Gasparin auf Rang vier fehlten nach einem starken Auftritt ihrer Schlussläuferin Lena Häcki-Groß nur 2,8 Sek. auf den Podestrang. Das deutsche Team lief in derselben Besetzung wie zu Saisonbeginn in Kontiolahti, lediglich Sophia Schneider und Vanessa Voigt haben die Positionen getauscht. Auch dort erreichte die deutsche Damen-Staffel den zweiten Platz.
Frankreich geht in Führung
Nach der ersten Runde kam die Französin Lou Jeanmonnot in Führung liegend zum ersten Schießen, wo Anna Weidel erst mit der dritten Nachladepatrone die nicht getroffene Scheibe weiß werden ließ. Norwegen, Österreich und die Schweiz gingen als Erste auf die nächste Runde. Anna Weidel hatte 18,7 Sek. Rückstand und der wurde auf der Runde zum stehenden Anschlag größer. Während an der Spitze gut geschossen wurde und die Schweiz vor Frankreich, Norwegen und Österreich nahezu zeitgleich den Schießstand verließen, benötigte Anna Weidel auch stehend einen Nachlader und ging mit 28,5 Sek. Rückstand an siebter Position auf die Schlussrunde. Amy Baserga und Lou Jeanmonnot haben sich auf der Schlussrunde einen kleinen Vorsprung erlaufen, Norwegen und Österreich waren die nächsten Verfolgerinnen. Frankreich wechselte in Führung liegend auf Chloe Chevalier, dicht dahinter die Schweiz auf Aita Gasparin, mit 15,7 Sek. Abstand kam Norwegen mit Ragnhild Femsteinevik und Anna Weidel hat auf der Schlussrunde wertvolle Zeit eingebüßt. Mit einer Minute Rückstand schickte sie an zwölfter Position Vanessa Voigt für Deutschland ins Rennen. „Ich bin sehr enttäuscht und es tut mir für die ganze Mannschaft leid,“ sagte Weidel im ARD-Interview nach ihrem Einsatz. Sie war leicht erkältet an den Start gegangen, hatte auf der Strecke Probleme und in der Folge fielen die Scheiben am Schießstand nicht wie man es von Weidel gewöhnt ist.
Vanessa Voigt bringt die Staffel zurück
An der Spitze kam es während der ersten Runde zu keiner Veränderung. Lisa Vittozzi holte nach vorne auf und auch Vanessa Voigt konnte in der Spur einen Platz gut machen. Beim Liegendschießen war Chloe Chevalier für Frankreich bereits weg und während von den anderen Damen an der Spitze viele Fehler geschossen wurden und Norwegen, die Schweiz und Österreich mit Nachladen beschäftigt waren, hat Lisa Vittozzi eine schnelle fehlerfreie Liegendserie gebracht und sich dadurch an die zweite Position geschoben, dahinter Schweiz und Norwegen. Vanessa Voigt räumte räumte sicher ab und hat auf der nächsten Runde eine starke Laufleistung gezeigt. Zum Stehendanschlag kam Chloe Chevalier als Erste und blieb schadlos, während Lisa Vittozzi mit Fehler begann und auch die letzte Scheibe nicht traf. Sie lud zwei Mal schnell nach während die Norwegerin Femsteinewik neben ihr Mühe hatte die Strafrunde zu vermeiden. Chloe Chevalier hat sich durch die schnelle Schießeinlage einen Vorsprung von 30,9 Sek. erarbeitet, an zweiter Position kam Lisa Vittozzi und weitere 18 Sek. dahinter Ragnhild Femsteinevik für Norwegen und Vanessa Voigt hatte die deutsche Staffel durch zwei Mal Null an die vierte Position gelaufen. Diesen Platz verteidigte sie eindrucksvoll auf ihrer Schlussrunde gegen die Tschechin Jislova. Nach dem Rennen sah man auch wieder eine strahlende Vanessa Voigt. „Das war die Vanessa, ich bin mega happy, ich war so beflügelt von den ganzen Zuschauern, es ist schon fast, als wenn man getragen wird.“
Sophia Schneider läuft in Podestbereich
Frankreich lag auch beim dritten Wechsel in Führung, 27 Sek. betrug der Vorsprung vor Italien, wo die junge Rebecca Passler ins Rennen ging. 9 Sek. später kam Norwegen und als Vierte wechselte Vanessa Voigt auf Sophia Schneider, die ca. 10 Sek. hinter der Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland startete. Sophie Chauveau baute ihren Vorsprung auf die Norwegerin aus und Marte Olsbu Roeiseland kam der Italienerin immer näher. Sophia Schneider hatte es mit der starken Tschechin Marketa Davidova zu tun. Sophie Chaveau, die bei den Heimrennen im französischen Le Grand Bornand ihren Durchbruch hatte, begann mit Fehler und ein zweiter folgte. Ihre Schüsse waren knapp vorbei und erst mit dem letzten ihrer drei Nachlader hat sie die Strafrunde vermieden. Allerdings traf Marte Olsbu Roeiseland neben ihr die Scheiben sicher und schnell und war nun dicht an der Französin dran. Die Italienerin Rebecca Passler kam mit einem Nachlader gut durch und hielt sich auf der dritten Position mit 7,3 Sek. Rückstand auf die Spitze. Sophia Schneider benötigte zwei Nachlader und hatte 38,6 Sek. Rückstand auf die Führende, lag an vierter Position und wurde von der Tschechin Marketa Davidova attackiert, aber Schneider hielt ihre Position. Marte Olsbu Roeiseland und Sohie Chauveau kamen gemeinsam zum Stehendanschlag und während die Norwegerin sicher abräumte, verfehlte Sophie Chauveau zwei Scheiben, traf auch mit den Nachladern nicht und kassierte zwei Strafrunden. Rebecca Passler traf die fünf Scheiben in einer sensationellen Schießzeit von 19,6 Sek. und war erste Verfolgerin von Marte Olsbu Roeiseland. Die Tschechin Marketa Davidvoa folgte nach fünf Treffern an dritter Position, dann kam Elisa Gasparin für die Schweiz und nach weiteren zwei Nachladern kam auch Sophia Schneider zurück auf die Strecke, an fünfter Position mit 6 Sek. hinter Gasparin. Rebecca Passler konnte das Tempo von Roeiseland auf der Schlussrunde nicht mitgehen, aber Sophia Schneider lief flog auf der Schlussrunde, holte sich erst die Schweizerin und dann auch noch die Tschechin. „Heute musste ich mir das Rennen nicht einteilen, weil es von Anfang an richtig gut ging,“ so Sophia Schneider im ARD-Interview nach dem Rennen. „Die Zuschauer haben einen so angetrieben, da musste ich aufpassen, dass ich nicht überpace. Das Schießen hätte man besser machen können. Zwei Fehler sind zu viel, auch wenn man Nachlader hat. Sverre (Olsbu Roeiseland) sagt immer: ‚breathe! und dann ‚take the last shot‘ und so habe ich noch einmal durchgeatmet und getroffen. Ich habe gemerkt, dass heute etwas geht, darum bin ich das Rennen auch aggressiv angegangen“.
Denise Herrmann-Wick setzt sich gegen Dorothea Wierer durch
Beim letzten Wechsel nahm für Norwegen Ingrid Landmark Tandrevold das Rennen auf. Dorothea Wierer kam 29,2 Sek. dahinter und Sophia Schneider übergab an Denise Herrmann-Wick mit nur mehr 39,7 Sek. Rückstand auf die Spitze. Hinter Deutschland lagen Tschechien und die zurückgefallenen Französinnen. Denise Herrmann-Wick hat sich auf der ersten Runde schnell die Italienerin Dorothea Wierer geschnappt, aber Ingrid Landmark Tandrevold, die an der Spitze hohes Tempo lief, war zu weit enteilt. Mit einer Null im Liegen war die Norwegerin schon wieder vom Schießstand weggelaufen, bevor Denise Herrmann-Wick und Dorothea Wierer sich gleichzeitig bereit machten. Durch ihre bekannten Schnellschusseinlagen übte Dorothea Wierer einen gewissen Druck auf die Deutsche aus, die eine Scheibe nicht traf. Nach einem Nachlader konnte auch Denise Herrmann-Wick zurück auf die Strecke, gefolgt von der Schweizerin Lena Häcki-Groß. Der Vorsprung von Wierer auf Herrmann-Wick betrug ca. 10 Sek. und die Deutsche lief auf der Runde wieder an Wierer heran, zog vorbei und setzte sich an die Spitze des Verfolgertrios. Die Linksschützin Ingrid Landmark Tandrevold kam mit komfortablen Vorsprung zum entscheidenden Schießen, hatte den Sieg vor Augen und arbeitete ruhig und nervenstark Schuss für Schuss ab. Für eine von den drei verbliebenen drei Nationen wird der undankbare vierte Platz bleiben. Dorothea Wierer begann schnell und musste nachladen, aber auch Denise Herrmann-Wick benötigte einen Nachlader. Lena Häcki-Groß musste ein Mal mehr nachladen. Mit 1,5 Sek. Vorsprung lief Dorothea Wierer vom Schießstand weg, aber Denise Herrmann-Wick zog beim ersten Anstieg nach dem Schießstand an Wierer vorbei und riss schnell eine große Lücke. Lena Häcki-Groß kam zwar immer näher an Wierer heran, aber die Italienerin sicherte letztlich den Bronzerang für ihr Team. Denise Herrmann-Wick sagte nach dem Rennen: „Ich habe gedacht, wenn dann gleich Vollgas von Anfang an. Das war richtig cool mit Lena Häcki-Groß und Dorothea Wierer. Das ist das was Biathlon ausmacht. Auf der Schlussrunde habe ich richtig frische Beine gehabt – es hat Spass gemacht.“
Mitfavoriten verpassen Podest
Die Französinnen lagen lange Zeit an der Spitze, haben sich durch die beiden Strafrunden von Sophie Chauveau aus den Podesträngen geschossen. Sie waren ohne die derzeit weltbeste Biathletin Julia Simon am Start. Simon wäre gerne in der Staffel gelaufen, aber die Trainer haben entschieden, sie für den abschließenden Massenstart zu schonen. Am Ende kamen sie nach zwei Strafrunden und neun Nachladern mit 1:20 Min. Rückstand auf Rang sechs. Schweden hatte es nach einer Strafrunde von Mona Brorsson im Stehendanschlag weit nach hinten gespült. Nach ihr kamen noch Anna Magnusson und Hanna Oeberg und die erkrankte Elvira Oeberg wurde auf der Schlussposition ersetzt von Linn Persson. Hinter Frankreich wurden sie nach einer Strafrunde und acht Nachladern Siebte. Das österreichische Damenteam mit Dunja Zdouc, Anna Juppe, Tamara Steiner und Lisa Theresa Hauser war nach dem ersten Wechsel noch im Podestbereich und belegte nach einer Strafrunde und acht Nachladern am Ende Rang neun.
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