Biathlon WM 2024: Souveräner Verfolgungssieg von Julia Simon – Franziska Preuß erneut Sechste

Franziska Preuss (GER) © Thibaut/NordicFocus

Mit einem zu keiner Zeit gefährdeten Start-Ziel-Sieg lief die Französin Julia Simon zum Titel in der Verfolgung bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Nove Mesto na Morave und holt damit ihre dritte Goldmedaille. Lisa Vittozzi kommt auf den Silberrang, Justine Braisaz-Bouchet gewinnt Bronze. Franziska Preuß bestätigt den sechsten Rang. 

Julia Simon – die Gejagte

Julia Simon (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Julia Simon war zuletzt in Oberhof Verfolgungsweltmeisterin. Dabei stürmte sie von Rang zehn zum Sieg. In Nove Mesto na Morave war die französische Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison bereits im Sprint erfolgreich. Beim französischen Dreifacherfolg holte sie sich den Titel vor Justine Braisaz-Bouchet und Lou Jeanmonnot und war damit die Gejagte in der Verfolgung bei den diesjährigen Welttitelkämpfen. Simon führt derzeit auch in der Verfolgungsgesamtwertung. Franziska Preuß ging als beste Deutsche mit einem Rückstand von 1:05 Minuten als Sechste ins Rennen über 10 km, währenddessen vier Schießeinlagen zu absolvieren waren. Die Wetterbedingungen haben sich nicht verbessert und so musste auch die Verfolgung der Damen bei Regen über die Bühne gehen, genau diese Bedingungen, für die die deutschen Skitechniker noch kein durchschlagendes Rezept gefunden haben.

 

Julia Simon oder Justine Braisaz-Bouchet? 

Julia Simon (FRA), Justine Braisaz-Bouchet (FRA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet kamen gemeinsam zum ersten Anschlag. Simon agierte schneller, Braisaz-Bouchet musste mehr Zeit investierten, kämpfte um den letzten Schuss und hielt sich ebenso schadlos. 34,6 Sekunden später positionierte sich Sophie Chauveau, gefolgt von Hanna Oeberg und Lisa Vittozzi und an deren Skienden bog Franziska Preuß nach fünf sauberen Treffern in die nächste Runde ein. Auf der zweiten Runde lief Braisaz-Bouchet die Lücke zu Simon, die sich aufgrund des weniger zügigen Schießens ergab, schnell zu und auch die nachfolgenden Läuferinnen holten auf. Erneut machten sich Simon und Braisaz-Bouchet gemeinsam zum nächsten Anschlag bereit. Und nun bot sich für die Verfolgerin die Chance vorbeizugehen, als Simon eine Scheibe verfehlte, aber auch Braisaz-Bouchet setzte eine Patrone daneben. An der Reihung an der Spitze änderte sich daher nichts, auch die Zeitabstände blieben in etwa gleich, nachdem auch die Drittplatzierte Sophie Chauveau eine Extrarunde kassierte. Lisa Vittozzi, Hanna Oeberg und Franziska Preuß brachten eine weitere Null und verkürzten den Abstand auf die drei an der Spitze laufenden Französinnen. Das bekam insbesondere Sophie Chauveau zu spüren, die Lisa Vittozzi bereits im Nacken spürte und auch Hanna Oeberg holte gut auf. 

Chance vergeben

Julia Simon (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Auf der nächsten Runde zum Stehendanschlag ging Braisaz-Bouchet an die Spitze und Julia Simon hielt sich nun in deren Windschatten. Der Vorsprung auf die Verfolgerinnen betrug eingangs des Schießstands 30 Sekunden, den Simon mit einer perfekten Serie deutlich ausbauen konnte, nachdem bei Braisaz-Bouchet zwei Scheiben schwarz blieben. Julia Simon hatte 46,3 Sekunden Vorsprung auf die nunmehr an zweiter Position laufende Lisa Vittozzi. 14 Sekunden nach der Italienerin kam Braisaz-Bouchet aus der Strafrunde auf dem dritten Rang zurück und dicht dahinter reihte sich Sophie Chauveau ein. Mit nur einem Fehlschuss verbesserte sich Franziska Preuß um einen Rang nach vorne, wobei der Abstand zu einem Medaillenrang in diesem Moment 28 Sekunden betrug. Nun galt es in der Runde zum letzten Anschlag die Kräfte konzentriert einzusetzen. 

Mit Schnellfeuereinlage zum dritten WM-Gold

Lisa Vittozzi (ITA), Julia Simon (FRA), Justine Braisaz-Bouchet (FRA), Sophie Chauveau (FRA), Hanna Oeberg (SWE), Franziska Preuss (GER), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Mit einem breiten Lächeln ging Julia Simon nach fünf schnellen Treffern vom Schießstand weg Richtung dritte Goldmedaille. Am Schießstand wurde es mit den verbliebenen Medaillenanwärterinnen aber spannend: Lisa Vittozzi kassierte eine Runde, aber auch Sophie Chauveau musste abbiegen und Justine Braisaz-Bouchet ebenfalls. Preuß kam zusammen mit den beiden Oeberg Schwestern am Schießstand an, Franziska Preuß und Hanna Oeberg blieben fehlerfrei, Elvira Oeberg musste für eine Extrarunde abbiegen. Gold und Silber waren an Julia Simon und Lisa Vittozzi vergeben und um Bronze ergab sich ein erbitterter Kampf zwischen Sophie Chauveau, Justine Braisaz-Bouchet und Hanna Oeberg. Der Abstand von Franziska Preuß an sechster Position war bei Schießstandausgang mit 16,9 Sekunden nahezu aussichtlos auf einen Medaillenrang. Auf der Strecke mit über einer Minute Vorsprung im Gepäck klatschte sich Simon bereits mit ihren Betreuern ab, streckte die Gewinnerfaust vor der Tribüne gen Himmel und überquerte die Ziellinie zum Weltmeistertitel in der Verfolgung. Dahinter musste sich Lisa Vittozzi, die als Siebte ins Rennen gestartet war, mit allen Kräften gegen die heranrauschende Braisaz-Bouchet erwehren und gewann am Ende mit nur 3 Sekunden Vorsprung Silber. Die Französin Sophie Chauveau hat auf Rang vier erneut einen Podestplatz knapp verpasst. Die Schwedin Hanna Oeberg sicherte sich um drei Ränge verbessert Platz fünf. Franziska Preuß behauptete mit der fünften Verfolgungszeit ihren sechsten Rang. Auf den Bronzerang fehlten ihr am Ende 35,4 Sekunden. „Eigentlich habe ich ein gutes Rennen gemacht. Ich bin von Anfang an Vollgas gelaufen,“ so Franziska Preuß nach dem Rennen in der ARD. „Ich weiß nicht ob ich enttäuscht bin oder nicht – es ist gerade ein komisches Gefühl. Klar hätte ich mir gewünscht, dass ich irgendwo im Windschatten mitlaufen kann, die Hanna (Oeberg) und die Lisa (Vittozzi) waren weg und ich bin im Anschlag gelaufen.“ In der Gesamtlaufzeit fehlten Preuss 1:23 Minuten auf die schnellste im Feld, Annamarija Lampic aus Slowenien, auf Braisaz-Bouchet fehlten insgesamt eine Minute und in der letzten Runde war Preuß 24,1 Sekunden langsamer unterwegs als Braisaz-Bouchet. „Irgendwie wünscht man sich, dass man weiter nach vorne kommt mit nur einem Schießfehler,“ so Preuß, und zu den weiteren Wettkämpfen: „Ich hoffe, dass es noch ein Stück weiter nach vorne reicht.“   

Tränen der Enttäuschung

Vanessa Voigt (GER) © Manzoni/NordicFocus

Vanessa Voigt kam als Erste des deutschen Quartetts zum ARD-Interview und ihre Enttäuschung war ihr deutlich anzumerken. Mit 95 % Trefferquote verbesserte sie sich zwar um drei Ränge, aber das ist und war nicht ihr Anspruch zum Saisonhöhepunkt. „Das ganze Jahr reißt man sich den Arsch auf, und dann so etwas zum Saisonhöhepunkt. Das ist nicht die Leistung, die ich bringen will,“ sagte sie und gab zu, dass sie mit ihren Tränen kämpft. „Ich glaube wir haben da Redebedarf,“ meinte sie auf das Material angesprochen, und dass dieses Thema erst mit dem Team besprochen werden muss. „Ich weiß jetzt schon, dass ich im Hotel mein Handy ausmachen werde,“ merkte sie noch an, angesprochen auf die vielen unschönen Nachrichten in den sozialen Medien. Janina Hettich-Walz konnte sich zwar um zehn Plätze verbessern und überquerte die Ziellinie nach insgesamt drei Strafrunden auf Platz 25. Sophie Schneider belegte nach fünf Schießfehlern am Ende Rang 37.
Ein beachtliches Ergebnis gelang Anna Gandler. Die Österreicherin hielt sich in drei Schießen schadlos, kam als Neunte zum entscheidenden Schießen, wo ihr zwei Fehler unterliefen. Am Ende sortierte sie sich als beste ihres Teams auf dem zwölften Rang ein. Tamara Steiner traf zwar alle Scheiben, ihre Laufleistung ließ nur Platz 16 zu. Lisa Therese Hauser machte nach nur einer Strafrunde einen Sprung von 34 auf Platz 22 und Anna Juppe wurde 32.
Aus der Schweiz waren Elisa Gasparin und Amy Baserga für die Verfolgung qualifiziert. Gasparin verbesserte sich um 12 Plätze und kam auf Rang 38 ins Ziel während Amy Baserga mit sieben Schießfehlern nicht über Rang 54 hinauskam. 

Ergebnis Verfolgung Damen

Medaillenspiegel

Das weitere Wettkampfprogramm 

Bildergalerie