Erstmals Biathlon Weltcup in der Lenzerheide

Lenzerheide (SUI), Event Feature © Manzoni/NordicFocus

Erstmals in der Geschichte findet ein Biathlon Weltcup in der Schweiz statt. Von 14.12. bis 17.12.2023 stehen in der Lenzerheide sechs Bewerbe auf dem Programm und nach einer erfolgreichen Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaft und der Biathlon-Europameisterschaft Anfang des Jahres ist der letzte Weltcup vor der Weihnachtspause eine Generalprobe für die Biathlon-Weltmeisterschaft 2025 in der Lenzerheide. 

Die Roland-Arena in Lenzerheide

Biathlon Arena Lenzerheide © Harald Deubert - foto-deubert.de

Die Roland Arena ist das einzige Biathlon-Stadion in der Schweiz mit einer A-Lizenz und liegt eingebettet in malerisches Bergpanorama. Mit der Eröffnung des Schießstandes 2013 wurde kontinuierlich und mit Erfolg darauf hingearbeitet, Wettkämpfe mit internationaler Bedeutung in die Schweiz zu holen. Drei Jahre danach, 2016, wurde mit dem Nordic-House das Herzstück der Anlage eröffnet, hauptsächlich finanziert durch das Ehepaar Carola und Michael Hartweg, die zwischenzeitlich einen zweistelligen Millionenbetrag dort investierten. Im Mai 2022 wurde die Anlage an swiss-ski verkauft. Die Biathlon-Anlage befindet sich 1.400 Meter hoch, der höchste Streckenpunkt liegt auf 1.444 Meter, der tiefste auf 1.389 Meter.
2017 wurde erstmals ein IBU-Cup in der Ferienregion Lenzerheide ausgerichtet, bereits 2020 war man Gastgeber für die Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften und im Januar 2023 für die Offenen Biathlon Europameisterschaften. Nun folgt der erste Biathlon-Weltcup bevor im Februar 2025 das jährliche Großereignis, die Biathlon Weltmeisterschaft, in der Roland-Arena stattfindet.
Die Ferienregion Lenzerheide ist ein Hochtal im Kanton Graubünden mit ca. 6.000 Einwohnern und erstreckt sich von Malix im Norden bis Lantsch/Lenz im Süden. Sie vereint die drei politischen Gemeinden Churwalden, Vaz/Obervaz und Lantsch/Lenz zu einer touristischen Destination mit aktuell rund einer Million Übernachtungen im Jahr. Zwischenzeitlich wurde eine 4-km-Rollskibahn und eine ebenfalls 4-km-lange Nachtloipe errichtet. Mit „Lenzi“ hat man ein lustiges Maskottchen für alle Biathlonevents in der Lenzerheide kreiert. (Quelle: u.a. Roland Arena)

Athleten aus 28 Nationen

Zum letzten Biathlon Weltcup im ersten Trimester haben sich 229 der weltbesten Biathletinnen und Biathleten aus 28 Nationen angemeldet (109 Damen und 120 Herren); dazu kommen 278 Offizielle. Am morgigen Donnerstag steht der Sprint der Damen, am Freitag der Sprint der Herren, am Samstag zwei Verfolgungen und zum Abschluss jeweils ein Massenstart, der erste in dieser Saison, auf dem Programm. Für die Wettkampftage sind Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt vorhergesagt, zu Beginn noch mit mäßigem Schneefall oder sogar Regen und leichtem Wind bevor sich am Abschlusstag zu den Massenstarts die Sonne zeigen soll. Im Tal liegen derzeit circa 60 cm und am Berg 100 cm Schnee. 

Umweltschonendes Verkehrskonzept

Der Biathlon-Weltcup in Lenzerheide nimmt im Bemühen um einen auch ökologisch nachhaltigen Schneesport eine Vorreiterrolle ein. Erstmals an einem Weltcup-Event in der Schweiz ist die An- und Rückreise innerhalb der ganzen Schweiz mit dem öffentlichen Verkehr inbegriffen. Wer ein Ticket kauft, kann damit von jedem Ort in der Schweiz zur Biathlon Arena Lenzerheide und wieder zurück reisen. Und zwar mit dem öffentlichen Verkehr. Das Veranstaltungsticket ist auch ein ÖV-Ticket – ohne dass zusätzliche Kosten entstehen. Egal, ob die Anreise aus Genf, Zürich oder Lugano erfolgt – ab der untersten Ticketkategorie ist man in Lenzerheide live dabei. Um einen reibungslosen Ablauf des Publikumstransports zu gewährleisten, werden Zugkompositionen verlängert und gewisse Verbindungen, die normalerweise in Thusis enden, bis Tiefencastel verlängert. Ab Tiefencastel werden die Zuschauerinnen und Zuschauer genauso wie ab Chur mit Postautos zum Biathlon-Stadion gebracht. Um den Rückreiseverkehr am Sonntagnachmittag und -abend zu bewältigen, sind auch Extrazüge ab Chur geplant. Parkplätze für Autoreisende stehen bei der Biathlon Arena Lenzerheide keine zur Verfügung. Die nächstgelegenen Flughäfen in einer Entfernung mit circa drei Stunden Fahrzeit liegen in Zürich (SUI) und Mailand (ITA). Die Hauptstadt Bern liegt ungefähr 250 Kilometer entfernt.  (Quelle: u. a. swiss-ski)

Wer geht mit dem gelben Trikot in die Weihnachtspause?

Vanessa Voigt (GER), Franziska Preuss (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Nachdem Franziska Preuß ihr gelbes Trikot aus Östersund in Hochfilzen kampflos abgeben musste, liegt nach Hochfilzen die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold mit 20 Punkten Vorsprung vor der Französin Lou Jeanmonnot und weitere zwei Punkte dahinter ist die Italienerin Lisa Vittozzi platziert. Aus deutscher Sicht liegt Vanessa Voigt mit 221 Zählern auf der sechsten Position. In der Sprintwertung liegt ebenso Tandrevold vor Jeanmonnot und die Verfolgungswertung führt die Schwedin Elvira Oeberg vor Jeanmonnot an. Für einige der Top-Athleten sind die Strecken der Lenzerheide völlig neu, manche sammelten bereits bei der Biathlon Europameisterschaft im Januar erste Erfahrungen. Aus deutscher Sicht kommt dies sicherlich Selina Grotian zu Gute. Sie holte Bronze im Einzel, Gold in der Verfolgung und Silber mit der Mixed-Staffel, aber auch Philipp Nawrath gewann Bronze im Sprint. Er war auch in gelb nach Hochfilzen gereist und musste es an Tarjei Boe abgeben. Der führt in der Gesamtwertung gefolgt von Sebastian Samuelsson und seinem Bruder Johannes Thingnes. Letzterer hat sich mit einem Sieg in der Verfolgung von Hochfilzen, seinem ersten in dieser Saison, eindrucksvoll zurückgemeldet und in der Lenzerheide wird er sicherlich Angriff auf das gelbe Trikot nehmen. In erster Linie wird es darum gehen, wer von den Top-Athleten überhaupt starten kann. Lou Jeanmonnot und Sebastian Samuelsson haben in den Sozialen Medien gepostet, dass sie mit Covid infiziert sind und auch Symptome haben. Für den Sprint haben beide bereits abgesagt. Ob das Einzigen sind, bleibt abzuwarten. Hanna Kebinger und Anna Weidel laborieren immer noch an den Infektausläufern und wie der Körper von Franziska Preuß nach der Pause reagiert, wird sich zeigen.  

Weltcupgesamtstand Damen nach Hochfilzen

Weltcupgesamtstand Herren nach Hochfilzen

Das Heimteam

Lena Haecki-Gross (SUI) © Manzoni/NordicFocus

Beim vergangenen Biathlon Weltcup in Hochfilzen musste auch die Schweiz auf einige ihrer Top-Athleten verzichten. Wie Athleten vieler anderer Nationen haben sie sich bei den kalten Temperaturen in Östersund Infekte zugezogen oder gar mit Corona infiziert. Nun ist das Team weitgehend komplett und tritt in folgender Formation an:
Damen: Amy Baserga, Aita Gasparin, Elisa Gasparin, Lena Häcki-Gross, Lea Meier
Herren: Joscha Burkhalter, Dajan Danuser, Jeremy Finello, Niklas Hartweg, Gion Stalder, Sebastian Stalder.Das Team mit ihren Trainern Sandra Flunger (Damen) und Remo Krug (Herren) verzeichnete vergangene Saison und auch bereits in diesem Winter beachtliche Erfolge. Niklas Hartweg siegte 2022/23 über die ganze Saison gesehen in der Wertung des besten Athleten unter 25 Jahren und beendete den Winter auf Rang 11 der Gesamtwertung, Sebastian Stalder rangierte auf Platz 17. In diesem Jahr liegt Stalder derzeit auf dem 15. Platz und Niklas Hartweg zwar nur auf 48, aber er musste den Weltcup in Hochfilzen krankheitsbedingt auslassen und wird beim Heimweltcup die Punkteränge in Angriff nehmen. Bei den Damen fuhr Lena Häcki-Groß in Hochfilzen erstmals in ihrer Karriere mit Silber in der Verfolgung eine Podestplatzierung in einem Einzelrennen ein und hat sich dadurch in der Gesamtwertung nach oben auf Rang sieben katapultiert. (Quelle: u.a. swiss-ski

Die Nominierten aus Österreich

Anna Gandler (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Damen: Anna Gandler, Anna Juppe, Kristina Oberthaler, Tamara Steiner
Herren: Simon Eder, Patrick Jakob, David Komatz, Felix Leitner, Dominic Unterweger

Mannschaftlich kommt es im Vergleich zu den Rennen in Hochfilzen zu Veränderungen. Magnus Oberhauser muss nach seiner erst kürzlich überstandenen Covid-Infektion auch in der Schweiz auf ein Antreten verzichten. Für ihn rückt der bereits in Hochfilzen eingesetzte Dominic Unterweger in das Weltcup-Team auf. Rechtzeitig wieder fit ist hingegen Simon Eder. Der Salzburger, der den Heimweltcup in Hochfilzen aufgrund gesundheitlicher Probleme auslassen musste, möchte in der Schweiz wieder in den Weltcup einsteigen.Unglücklicherweise hat auch das Damenteam vor der kommenden WM-Generalprobe seinen ersten, gesundheitsbedingten Ausfall zu verzeichnen. Lisa Theresa Hauser muss aufgrund eines grippalen Infekts auf den letzten Weltcup vor Weihnachten verzichten. Damit wird Österreich zum Abschluss des ersten Trimesters mit vier Athletinnen vertreten sein. Zu den Bedingungen in Lenzerheide meint Vegard Bitnes, Cheftrainer der Herren: „Die Strecke ist sehr anspruchsvoll und kombiniert mit der dortigen Höhenlage richtig fordernd. Wir wollen möglichst viele Erfahrungswerte sammeln, auch in Hinblick auf die WM nächstes Jahr.“ Zuversichtlich gestimmt ist der Cheftrainer der Damen: „Erfreulich ist, dass die jüngeren Athletinnen wie Anna Gandler, Anna Juppe und auch Tamara Steiner gezeigt haben, dass uns ein Schritt nach vorne geglückt ist. Sie konnten ihre Leistungen, trotz des ganzen Trubels rundherum, umsetzen, was mich jetzt auch für Lenzerheide sehr zuversichtlich stimmt. Der Ausfall von Lisa ist natürlich bitter, aber wir wollen kein Risiko eingehen und werden jetzt alles daransetzen, dass sie so schnell wie möglich wieder fit wird.“ Zum Veranstaltungsort selbst meint er: „Es ist ein neuer Weltcup-Ort für uns und nur ein paar Athletinnen haben dort bereits Erfahrungen gesammelt. Das wird sicher eine Herausforderung und wir werden wie immer unser Bestes geben.“ (Quelle: ÖSV

Das DSV-Aufgebot

Wettkampfprogramm

14. Dezember 2023: 14.15 Uhr – Sprint Damen, 7,5 km
15. Dezember 2023: 14.15 Uhr – Sprint Herren, 10 km
16. Dezember 2023: 12.45 Uhr – Verfolgung Damen, 10 km
16. Dezember 2023: 14.40 Uhr – Verfolgung Herren, 12,5 km
17. Dezember 2023: 12.30 Uhr – Massenstart Damen, 12,5 km
17. Dezember 2023: 14.45 Uhr – Massenstart Herren, 15 km

Die Wettkämpfe aus Lenzerheide werden im ZDF und auf Eurosport live übertragen. Kurzfristige Änderungen in den Startzeiten ist möglich.