Nach dem Saisonauftakt im finnischen Kontiolahti ist der Weltcuptross weitergereist nach Hochfilzen im Pillerseetal. Dort stehen ab Donnerstag an vier Wettkampftagen Sprints, Verfolgungen und erneut Staffelbewerbe auf dem Programm. Nach zweijähriger coronabedingter Einschränkungen sind erstmals wieder Fans im Traditionsort in Österreich zugelassen. Franziska Preuß kehrt zum Team zurück während Marte Olsbu Roeiseland weiterhin pausiert.
Perfekte Rahmenbedingungen
Die Grundpräparierung der größtenteils sechs Meter breiten Wettkampfstrecken steht und seit heute wird die 3,3 km-Loipe auf Wettkampfniveau gebracht. Neben Naturschnee wurde auf ein im Frühjahr angelegtes Schneedepot zurückgegriffen. „Die Tribünen, auf denen insgesamt 4500 Personen Platz finden, sind bereits fertig aufgebaut. Derzeit bietet sich in Hochfilzen eine traumhafte Winterkulisse und natürlich hoffen wir auf noch mehr Naturschnee. Wichtig sind aber vor allem durchgängig tiefe Temperaturen, um die Loipe in einen perfekten rennfertigen Zustand zu bringen“, so Franz Berger, langjähriger Chef des lokalen Organisationskomitees, der von über 220 Freiwilligen unterstützt wird. (Quelle: ÖSV) Das Biathlonstadion von Hochfilzen befindet sich auf einem schneesicheren Hochplateau in ca. 1.000 Meter Höhe im Pillerseetal in Tirol. Der traditionsreiche Austragungsort steht alljährlich im Dezember auf dem Wettkampfplan. Im Februar 2017 fanden dort zuletzt Biathlon-Weltmeisterschaften statt.
Heimweltcup für das ÖSV-Team – Weltcupdebüt von Anna Gandler
Nach dem Saisonauftakt in Kontiolahti fiebert das ÖSV-Team dem Heimweltcup entgegen. Durch den Weltcupsieg von Lisa Theresa Hauser im Sprint von Kontiolahti ist das Selbstbewusstsein im Damenteam gestärkt, und Markus Fischer, Cheftrainer des Damenteams ist sich sicher, dass der eingeschlagene Weg stimmt, „auch wenn es sicher noch ein paar Dinge zu verbessern gilt. Gerade was das Schießen betrifft, hat man gesehen, dass das Niveau im gesamten Feld enorm hoch ist. Daran werden wir arbeiten und versuchen, in Hochfilzen noch den ein oder anderen Treffer mehr abzuliefern.“ Eine Position hat er im Aufgebot für Hochfilzen umbesetzt. Für Katharina Komatz kommt Anna Gandler ins Team. Die 21jährige Tirolerin feiert nach den Leistungen im IBU-Cup in Idre Fjäll (SWE) in Hochfilzen ihr Weltcupdebüt. „Jetzt daheim in Hochfilzen erstmals im Weltcup an den Start zu gehen, ist natürlich richtig cool. Meine Familie wird mir vor Ort die Daumen drücken und ich freue mich schon sehr darauf. Natürlich bin ich auch ein wenig nervös, aber ich werde mein Bestes geben und wenn ich meine Leistungen vom vergangenen Wochenende wieder abrufen kann, dann kann ich sicher zufrieden sein.“ Beim Herrenteam hat der Norweger Vegard Bitnes den Deutschen Ricco Gross an der Cheftrainerposition abgelöst und zeigte sich vor allem mit der Staffelleistung (Rang 4) grundsätzlich zufrieden. „Wir haben uns heuer vorgenommen, geschlossen als Team aufzutreten und darum freut es mich wirklich besonders, dass vor allem die Leistung in der Staffel von der ganzen Mannschaft richtig gut war. Hochfilzen ist unsere Trainings-Basis und wir wollen die tolle Stimmung und das bekannte Umfeld bestmöglich ausnützen,“ so Vegard Bitnes in einer Pressemitteilung des ÖSV.
Die Favoriten – wer startet im gelben Trikot?
Herren: Dass der Norweger Johannes Thingnes Boe nach seinem vor Saisonbeginn ausgegebenen Ziel, erneut den Gesamtweltcupsieg in Angriff nehmen zu wollen, nach einem zwölften Rang im Eröffnungseinzel drei Siege folgen lässt, war nicht zu erwarten. Schießstark und mit Fabelzeiten in der Loipe lässt er seinen Konkurrenten keine Chance und es macht den Anschein, als könne er nur von sich selbst geschlagen werden. In Hochfilzen geht er als derzeit Führender in der Gesamtweltcupwertung mit dem gelben Trikot an den Start. Hinter ihm in der Wertung liegt sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid. Mit zwei Mal Silber in Sprint und Verfolgung, Rang sechs im Einzel und dem Staffelsieg hat auch er eindrucksvoll gezeigt, dass er Johannes Thingnes Boe auf den Fersen, oder besser an den Skienden liegt. Bei der geschlossenen Stärke der norwegischen Biathleten bleibt für Erlend Bjoentegaard nur die Heimreise. Er hatte, nachdem er nicht in das Elite-Team berufen wurde seinen Rücktritt erklärt und diesen revidiert, nachdem ihn der Verband nach seinem Gesamtsieg im IBU-Cup als siebten Mann für Kontiolahti einlud. Nach Rang zehn im Einzel verpasste er im Sprint die Qualifikation für die Verfolgung. Roman Rees und David Zobel liegen nach Kontiolahti auf drei und fünf in der Gesamtwertung und die größte Überraschung bot der Schweizer Niklas Hartweg (22). Nach dem Silberrang im Einzel von Kontiolahti findet er sich als bestplatzierter U25-Athlet auf der sechsten Position. Nun gilt es die Leistungen in Hochfilzen zu bestätigen oder für bisher weniger gut platzierte Athleten überzeugende Wettkämpfe abzuliefern.
Damen: Die Italienerin Lisa Vittozzi scheint in der Vorbereitung vieles richtig gemacht zu haben. Sie zeigt sich in bestechender Frühform und auch am Schießstand hat sie offensichtlich ihre Sicherheit zurückgewonnen. Sie reiste mit dem gelben Trikot im Gepäck nach Hochfilzen und es wird spannend. Die Punktedifferenz zu ihren Verfolgerinnen ist nicht allzu groß und mit der neuen Regelung, bei der es 90 Punkte für einen Sieg gibt, kann sich die Wertung schnell ändern. Vanessa Voigt liegt als beste Deutsche derzeit auf Rang neun und sie sagt: „Die Strecke ist eher flach und nicht ganz so anspruchsvoll wie in Kontiolahti. Es gibt einige Passagen, die mir recht gut liegen, und bergab will ich einiges rausholen.“ Die norwegische Dominanz ist im Damenfeld derzeit etwas getrübt. Marte Olsbu Roeiseland wird weder in Hochfilzen noch beim letzten Weltcup der Saison, in Annecy Le Grand Bornand, an den Start gehen. Sie hat in diesem Herbst noch an keinem Wettkampf teilgenommen und sie will weiterhin in Ruhe trainieren und abwarten bis ihr Körper besser auf härtere Einheiten anspricht. „Wir wollen jetzt kein Risiko eingehen, der Körper ist auf dem Weg der Besserung, aber wir wollen Marte in der bestmöglichen Form für die WM haben und dann ist es wichtig, 100% bereit zu sein, sagte Sverre Huber Kaas, Trainer der norwegischen Elite.
DSV-Team unverändert
Nach dem erfolgreichen Einstand der deutschen Biathletinnen und Biathleten in Kontiolahti bleibt die Zusammensetzung der Teams in Hochfilzen unverändert. „Das Aufgebot der Starter ist das Gleiche wie für Kontiolahti. Franziska Preuß wird wieder ins Team zurückkehren, was uns natürlich sehr freut, da sie eine wichtige Athletin für unser Team ist“, so Felix Bitterling, Sportlicher Leiter Biathlon beim Deutschen Skiverband, und weiter „Es wird in Hochfilzen eine komplett andere Wettkampfwoche als in Kontiolahti sein. Tagsüber werden wir voraussichtlich Plusgrade haben – für unsere Techniker, die in Kontiolahti einen sensationellen Job gemacht haben, eine Herausforderung, die sie mit ihrer Erfahrung aber sicher gut meistern werden.“ Auf Punktejagd für den DSV gehen:
Damen:
– Juliane Frühwirt (SV Motor Tambach-Dietharz)
– Denise Herrmann-Wick (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal)
– Franziska Preuss (SC Haag)
– Sophia Schneider (SV Oberteisendorf e.V.)
– Vanessa Voigt (SV Rotterode)
– Anna Weidel (WSV Kiefersfelden)
Herren:
– Benedikt Doll (SZ Breitnau)
– Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl)
– Philipp Nawrath (SK Nesselwang)
– Roman Rees (SV Schauinsland)
– Justus Strelow (SG Stahl Schmiedeberg)
– David Zobel (SC Partenkirchen)
Das Wettkampfprogramm
Donnerstag, 08.12.2022, 14.10 Uhr – Sprint Damen, 7,5 km
Freitag, 09.12.2022, 13.45 Uhr – Sprint Herren, 10 km
Samstag, 10.12.2022, 11.30 Uhr – Verfolgung Damen, 10 km
Samstag, 10.12.2022, 13.40 Uhr – Staffel Herren, 4 x 7,5 km
Sonntag, 11.12.2022, 11.30 Uhr – Staffel Damen, 4 x 6 km
Sonntag, 11.12.2022, 14.15 Uhr – Verfolgung Herren, 12,5 km
Die Rennen werden beim ZDF und auf Eurosport live übertragen; Änderungen der Startzeiten sind wetterbedingt möglich.