Nach der Weihnachtspause geht der Biathlon Weltcup in das zweite Trimester. Auf der Pokljuka in Slowenien stehen mit Sprints, Verfolgungen und erstmals gemischten Staffeln sechs Wettkämpfe auf dem Programm und 31 Nationen haben ihre Teilnahme vom 04. bis 08. Januar 2023 angemeldet.
Grünes Licht von Renndirektor Borut Nunar
Bei frühlingshaften fast sommerlichen Temperaturen um den Jahreswechsel konnte der Renndirektor des Biathlon Weltcups, Borut Nunar, den Veranstaltern auf der Pokljuka dennoch grünes Licht für die Durchführung des ersten Weltcups im Jahr 2023 geben. Derzeit liegt also genügend Schnee auf der Pokljuka und die Strecken sind mit übersommertem und dem Mitte Dezember an kalten Tagen produzierten Schnee präpariert. Ein natürlicher Zuwachs ist bis zum Wochenende nicht zu erwarten. Es soll niederschlagsfrei bleiben, anfangs der Woche etwas stürmisch mit meistens Sonnenschein und auch Nachts mit Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht wirklich kalt werden. Tagsüber sollen sich die Temperaturen bis zum Wochenende auch eher im Plusbereich bewegen. 31 Nationen haben bisher ihre Teilnahme angemeldet, darunter auch Starter aus exotischeren Biathlon-Ländern wie Australien, Moldawien und der Mongolei. Das geplante Starterfeld besteht aus 138 Biathletinnen und 144 Biathleten. Das Wettkampfprogramm sieht Donnerstag den Sprint der Frauen, am Freitag den Sprint der Herren, am Samstag die beiden Verfolgungswettkämpfe und am Sonntag erstmals eine Single-Mixed- und eine Mixed-Staffel vor.
Anspruchsvolle Streckenführung
Auf der Pokljuka, in Rudna polje, wie sich das Gebiet nennt, auf dem sich das Biathlonzentrum befindet, wurden für die Biathlon-Weltmeisterschaft 2022 Änderungen am Gelände und dadurch die Streckenprofile attraktiver gestaltet sowie die Summe der Höhendifferenz zwischen Auf- und Abfahrten erhöht. Die abwechslungsreichen Strecken führen größtenteils durch den Wald. Der Schießstand gehört eher zu den einfachen; er wird aus einer leichten Abfahrt heraus angefahren. Technisch gesehen zählen die Strecken nun zu den schwierigsten im Weltcup. Das Stadion und die Strecken liegen inmitten des Nationalparks Triglav in den Julischen Alpen auf einer Höhe von über 1.300 Meter und rund 20 Kilometer von der Stadt Bled entfernt. In der etwas über 8.000 Einwohner zählenden Stadt am Bleder See sind während Biathlon-Großveranstaltungen nahezu alle Athleten und Betreuer untergebracht. Die Fahrt zum Stadion dauert mit dem Auto circa 30 Minuten. Zu Fuß ist das Stadion schwer erreichbar und da es am Stadion auch nur wenige Parkmöglichkeiten gibt, werden Shuttle-Busse eingesetzt. Seit Anfang der 90er Jahre werden internationale Biathlon Wettkämpfe durchgeführt und im Jahr 2001 fanden die ersten Biathlon Weltmeisterschaften statt. Zuletzt war die Pokljuka 2021 Austragungsort der Biathlon-Weltmeisterschaften, wegen der Corona-Pandemie unter Ausschluss von Zuschauern, und nach einer Pause vergangene Saison freut man sich in diesem Jahr, dass der Biathlon-Weltcup auf der Hochebene des Triglav Nationalparks wieder Station macht und vor allem, dass die Durchführung ohne coronabedingte Einschränkungen , also mit Biathlon-Fans, möglich ist.
Wie kommen die Athletinnen und Athleten aus der Weihnachtspause zurück?
Nach einem anstrengenden ersten Trimester mit Wettkämpfen in Kontiolahti, Hochfilzen und Annecy Le Grand Bornand sehnten die Athleten sich nach einer Pause. Ihre Körper waren erschöpft. Und gerade wer auch in der Gesamtweltcupwertung vorne dabei sein möchte, ging auch an den Start, wenn er sich nicht zu einhundert Prozent fit fühlte, nachdem es in dieser Saison erstmals keine Streichresultate mehr gibt. Einer der darunter nun leidet ist der Schwede Sebastian Samuelsson. Er ging in Frankreich erkältet an den Start, wurde Letzter im Massenstart und gab gegenüber dem Sender SVT an, dass er nach Annecy nicht in der Lage war zu trainieren. Die Schwedin Hanna Oeberg wird auf der Pokljuka definitiv fehlen: auch sie ist erkrankt und kuriert eine Erkältung aus, ebenso Franziska Preuß. Sie wollte sich in den Weihnachtsfeiertagen erholen und gestärkt ins neue Trimester starten. Aus diesen Plänen wird leider nichts, wie sie in den Sozialen Medien bekannt gab. „Letzte Woche hat es mich erneut mit Fieber, Halsschmerzen, Rotznase und hartnäckigem Husten erwischt,“ schrieb sie, und weiter „Es ist bitter und ich bin absolut ratlos,“ denn Preuß hatte bereits den Saisonauftakt in Kontiolahti absagen müssen. Gute Nachrichten gibt es hingegen aus Norwegen, denn die Vorjahres-Gesamtweltcupsiegerin Marte Olsbu Roeiseland kehrt auf der Pokljuka in den Weltcupzirkus zurück. Das würde sich auch Lukas Hofer wünschen, aber ihn plagen ernsthafte Verletzungssorgen. Derzeit laboriert er an einer Sehnenentzündung im linken Schienbein, nachdem er im März erst an der linken, später an der rechten Schulter operiert wurde, im Sommer hatte er Läuferknie. Alles Entzündungen und Signale des Körpers, die der 33jährige Italiener versucht, bis zur Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof in den Griff zu bekommen. Im Sommer will Hofer in Ruhe eine Entscheidung über ein mögliches Karriereende fällen. Für die Rennen auf der Pokljuka wurde aber die Italienerin Federica Sanfilippo nominiert, nachdem sie zu Saisonbeginn keinen Weltcup-Startplatz erhielt. Nach einem Sieg beim IBU-Cup in ihrer Heimat machte die Ridnauerin einen Ausflug zu den Langläufern bei der Tour de Ski und wird nun auf der Pokljuka ihr diesjähriges Weltcupdebüt geben.
Julia Simon führt in der Gesamtweltcupwertung der Damen
Richtig gut läuft es bisher für die Französin Julia Simon. Mit 76 Punkten Vorsprung führt sie in der Gesamtweltcupwertung vor der Schwedin Elvira Oeberg. Julia Simon war auch zwischen den Jahren bei der World Team Challenge in Schalke am Start und holte sich zusammen mit Fabien Claude den Sieg. Lisa Vittozzi liegt auf Position drei vor Denise Herrmann-Wick und Ingrid Landmark Tandrevold. Letztere startete ebenfalls auf Schalke und belegte zusammen mit Vetle Sjaastad Christiansen den zweiten Rang. Tandrevold hat nach dem krankheitsbedingten Ausfall ihrer Teamkolleginnen Tiril Eckhoff und Marte Olsbu Roeiseland die norwegischen Fahnen hoch gehalten. Privat hat sie auch ihr Glück gefunden und sich in der Weihnachtspause mit ihrem langjährigen Freund Trygve Bendixen Markset verlobt.
… und Johannes Thingnes Boe bei den Herren
Bei den Herren liegen die beiden Norweger Johannes Thingnes Boe und Sturla Holm Laegreid an der Spitze in der Gesamtwertung, Boe nur wenige Pünktchen vor Laegreid. Letzterer war in den beiden vorangegangenen Saisonen jeweils Zweiter und will die Gesamtwertung im dritten Anlauf für sich entscheiden. Allerdings befindet sich J. T. Boe mit bereits fünf Einzelsiegen in bestechender Form und es wird spannend, wie beide auf der Pokljuka zurecht kommen. Bei der Biathlon-Weltmeisterschaft 2021 schaffte es im Sprint und auch in der Verfolgung keiner der beiden auf das Podest. Spannend wird auch, wie Quentin Fillon Maillet in das zweite Trimester startet. Der letztjährige Gesamtsieger konnte bisher nicht an seine Vorjahreserfolge anknüpfen. Rang vier in der Verfolgung von Hochfilzen ist sein bisher bestes Saisonergebnis. Eine der großen Überraschungen der noch jungen Saison ist der Schweizer Niklas Hartweg. Aktuell steht er in der Gesamtwertung auf Rang 13, hat drei Plätze eingebüßt, weil er krankheitsbedingt in Annecy weder in der Verfolgung noch im Massenstart laufen konnte. Rang zwei im Einzel von Kontiolahti, den er mit einem fünften Platz in der Verfolgung von Hochfilzen bestätigte, zeigen, dass er mit 22 Jahren in der Weltspitze angekommen ist.
Das ÖSV-Team für Pokljuka
Im Aufgebot des ÖSV gibt es mannschaftlich nur eine kleine Veränderung. Simon Eder kehrt nach überstandener Erkrankung wieder ins Team zurück und Patrick Jakob wird im IBU Cup an den Start gehen. Neben Simon Eder sind David Komatz, Felix Leitner und Harald Lemmerer nominiert. Die Damen bleiben in der gleichen Besetzung wie zuletzt in Annecy mit Anna Gandler, Julia Schwaiger, Tamara Steiner, Dunja Zdouc und Lisa Hauser. Sie dürfte beste Erinnerungen an die WM auf der Pokljuka haben, bei der sie drei Medaillen holte: Silber in der Verfolgung und in der Mixed-Staffel und Weltmeisterin im abschließenden Massenstart.
Heimteam mit Biathlon-Newcomerin Lampic
Sechs Herren, nämlich Jakov Fak, Miha Dovzan, Rok Trsan, Alx Cisar, Lovro Planko und Toni Vidmar, sowie vier Damen (Anamarija Lampic, Polona Klemencic, Ziva Klemencic und Kaja Zorc) starten für Slowenien beim Weltcup im heimischen Stadion auf der Pokljuka. Ricco Gross ist seit dieser Saison Cheftrainer der beiden Teams und er rechnet sich insbesondere in den gemischten Staffeln Podestchancen beim Heimspiel aus. „Wir haben bisher die ganze Saison über sehr gut gearbeitet. Wir haben viele hervorragende Ergebnisse erzielt, nicht nur im Weltcup, sondern auch in den Wettkämpfen des IBU Cup und des IBU Junior Cup. Jetzt warten wir noch auf die ersten Podestplätze im Weltcup,“ so Gross in einer Verbandsmitteilung. Insbesondere die Umsteigerin Lampic hat das Damenbiathlon bei ihrem ersten Weltcupauftritt in Hochfilzen erstaunt. Trotz dreier Strafrunden lief die Slowenin eine Fabelzeit, wesentlich schneller als die laufstarke Schwedin Elvira Oeberg und kam am Ende auf einem hervorragenden fünften Rang ins Ziel. An dem Schießstand, an dem sie mit Biathlon begann und den sie gewöhnt ist, dürfte für sie auch ein solides Schießergebnis möglich und mit ihrer Laufstärke dazu ein Weltcuppodestplatz in greifbarer Nähe sein.
Weitere Informationen zum Biathlon Weltcup Pokljuka hier.
Die Startzeiten sind unverbindlich und können sich kurzfristig ändern. Im TV können die Wettkämpfe beim ZDF verfolgt werden. Darüber hinaus ist auch Eurosport live dabei.
Das DSV-Aufgebot
IBU-Cup
Der nächste IBU-Cup findet im Neuen Jahr vom 05.01. bis 08.01.2023 in Brezno-Osrblie in der Slowakei statt. Für den DSV gehen sechs Skijäger an den Start, davon zwei Damen und vier Herren, nämlich Marion Wiesensarter und Juliane Frühwirt sowie Philipp Nawrath, Lucas Fratzscher, Dominic Schmuck und Hans Köllner. Das Programm findet Ihr hier. Der darauf folgende IBU Cup wurde vom Arber auf die Pokljuka verlegt und findet im Anschluss an den Weltcup statt.