Beeindruckender Sieg von Lisa Vittozzi bei der zweiten Auflage des City Biathlons in Wiesbaden. Bei den Herren gewinnt Tarjei Boe das Bruder-Duell vor prächtiger Kulisse. Eine herausfordernde Streckenführung und ein außergewöhnlicher Schießstand bedeuteten mehr als nur Spaß für die Elite des internationalen Biathlons aus acht Nationen.
Streckenführung mit Herausforderungen
Die 1,8 km lange Laufrunde musste sechs Mal gelaufen werden, dazwischen waren fünf Schießeinlagen zu absolvieren, zwei Mal stehend und anschließend drei Mal liegend, jeweils mit drei Nachlader. Wer dann noch nicht alle Scheiben abgeräumt hatte, musste für jede schwarz gebliebene Scheibe zehn Sekunden in die Penaltybox. Die Strecke von Wiesbaden war durch die verschiedenen Beläge – abwechselnd Asphalt, Beton oder Kunststoffplatten – nicht einfach und für alle Athleten war oberste Prämisse nicht zu stürzen. Vor allem eine Haarnadelkurve am Ende einer Abfahrt im Kurpark erforderte vollste Aufmerksamkeit. Simon Eder wurde sie auf der zweiten Runde zum Verhängnis; er stürzte dort nachdem der Skiroller einem Bremsmanöver nicht stand hielt und musste das Rennen aufgeben.
Dorothea Wierer mit geliehener Ausrüstung
Lisa Vittozzi, im letzten Jahr Zweite in der Gesamtweltcupwertung, hatte beim Qualifikationslauf auf die falschen Scheiben geschossen und musste als Siebte, und damit Letzte, in das Hauptrennen starten. Die achte Starterin, Marte Olsbu Roeiseland aus Norwegen, war zwar in Wiesbaden angereist, konnte aber krankheitsbedingt nicht an den Start gehen. Obwohl sie bis kurz vor Rennbeginn mit Fieber im Bett lag, kam die Vorjahressiegerin von Wiesbaden unter viel Beifall zu einem kurzen Interview in den Startbereich. Wieder einmal Pech mit ihrem Gepäck hatte die Gesamtweltcupsiegerin Dorothea Wierer. Nach einer strapaziösen Anreise kam sie schließlich verspätet, und ihr Gepäck samt Ausrüstung gar nicht an. Mit geliehenen Schuhen, die zwei Nummern zu groß waren, und dem Gewehr einer Nachwuchsbiathletin ging sie optimistisch ins Hauptrennen. „Es wird sicherlich sehr, sehr schwierig heute für mich. Ich werde improvisieren mit einem Reservegewehr aus dem Saarland und hoffe, dass ich wenigstens ein paar Scheiben treffen werde. Mein Ziel ist das ich nicht hinfalle“, sagte eine trotzdem gut gelaunte Dorothea Wierer.
Beeindruckendes Auftreten von Lisa Vittozi
Die Italienerin Lisa Vittozzi hat das Damenrennen beim City-Biathlon in Wiesbaden vor Monika Hojnisz (POL) und Dorothea Wierer, gewonnen. Vittozzi hat sich schon nach dem zweiten Schießen einen kleinen Vorsprung von knapp 10 Sek. erarbeitet, den sie im Laufe des Wettkampfes durch absolute Schnellfeuereinlagen stetig ausbaute. Selbst bei der letzten Schießeinlage ging sie volles Risiko, verfehlte nach vier Treffern die letzte Scheibe. Ein schneller Nachlader reichte ehe sie auf ihre Schlussrunde zu einem ungefährdeten Sieg lief. Monika Hojnisz (POL) benötigte acht Nachlader und hatte im Ziel einen Rückstand von 51,7 Sek. und Dorothea Wierer komplettierte das Podest, trotz einer Standzeit in der Penaltybox und fünf Nachladern. Ekaterina Yurlova-Percht benötigte zwar die wenigsten Nachlader, am Ende reichte es für sie nur zu Rang vier vor Franziska Hildebrand, Anastasiya Kuzmina und Franziska Preuß. Kuzmina hat zwar am Ende der vergangenen Saison ihren Rücktritt als Leistungssportlerin bekannt gegeben, hält sich aber noch für Staffeleinsätze der slowakischen Nationalmannschaft fit.
Endresultat der Damen
- Lisa Vittozzi (ITA) 0 (+ 5 NL) 32.41,9 Min.
- Monika Hojnisz (POL) 0 (+ 8 NL) + 51,7 Sek.
- Dorothea Wierer (ITA) 1 (+ 5 NL) + 1.17,7 Min.
- Ekaterina Yurlova-Percht (RUS) 0 (+ 4 NL) + 1.57.0 Min.
- Franziska Hildebrand (GER) 1 (+ 7 NL) + 2.02.9 Min.
- Anastasiya Kuzmina (SVK) 2 (+ 7 NL) + 2.14,9 Min.
- Franziska Preuß (GER) 0 (+ 7 NL) + 2.30,2 Min.
Doppelsieg der Boe-Brüder
Von Beginn an waren Johannes Thingnes und Tarjei Boe an der Spitze des Feldes und nach dem zweiten Schießen liefen sie gemeinsam mit einem Vorsprung von einer halben Minute auf Lukas Hofer und Quentin Fillon-Maillet aus dem Schießstand. Dahinter kam Roman Rees, der gleich beim ersten Schießen drei Nachlader benötigte und Benedikt Doll, der Probleme mit einem gebrochenen Stock hatte. Auf der Runde zum vorletzten Schießen lief J. T. Boe in gewohnter Weise vorneweg. Sein Bruder Tarjei war dicht hinter ihm, brachte am Schießstand die Null und übernahm die Führung, während J. T. erst nach zwei Nachladern die Verfolgung aufnehmen konnte. Im Kampf um Platz drei hatte der Franzose Fillon Maillet die Nase vorn. Er blieb fehlerlos, während Luki Hofer direkt neben ihm erneut alle drei Nachlader verbrauchte. Roman Rees kam durch ein weiteres fehlerloses Schießen dicht an den Italiener Hofer und die vierte Position heran. Mit einem Vorsprung von 15 Sek. kam schließlich der ältere der Boe-Brüder zum letzten Schießen, räumte souverän alle Scheiben ab und brachte die Führung auch ins Ziel. Mit nur drei Nachlader war er bester Schütze im Feld und hat mit einem Vorsprung von 29.8 Sek. verdient vor seinem Bruder Johannes Thingnes das Herrenrennen beim City Biathlon in Wiesbaden gewonnen.
Roman Rees zweitbester Schütze
Hinter den beiden Boe-Brüdern wurde der Franzose Quentin Fillon-Maillet am Ende Dritter, da Lukas Hofer im entscheidenden letzten Schießen alles riskierte und erneut zwei Mal nachladen musste. Sogar Roman Rees ging 0,5 Sek. vor Hofer auf die Schlussrunde, konnte aber die Position nicht bis ins Ziel halten. Er musste Hofer vorbeiziehen lassen und wurde mit insgesamt nur vier Nachladern am Ende Fünfter vor Benedikt Doll und Evgeniy Garanichev. Im Ziel sagte Rees im ZDF-Interview: „Grundsätzlich bin ich mit meinem Rennen zufrieden, ich hab mich halt am Anfang leider etwas ins Hintertreffen gebracht mit drei Nachladern, ab da lief es eigentlich gut mit drei Mal Null und zum Schluss nur einen Nachlader. Auf der Strecke ging es soweit auch gut, am Anfang hab ich mich leider selbst in Schwierigkeiten gebracht und dann viele Meter allein auf der Runde verbracht, das ist in den Flachpassagen schwieriger, das kostet dann ein paar Körner mehr. Am Ende konnte ich auch dem Luki nicht mehr viel entgegenhalten.“
Endresultat der Herren
- Tarjei Boe (NOR) 0 (+ 3 NL) 27.58,9 Min.
- Johannes Thingnes Boe (NOR) 0 (+ 5 NL) + 29,8 Sek.
- Quentin Fillon Maillet (FRA) 0 (+ 4 NL) + 1.02,1 Min.
- Lukas Hofer (ITA) 1 (+ 10 NL) + 1.07.0 Min.
- Roman Rees (GER) 0 (+ 4 NL) + 1.16,5 Min.
- Benedikt Doll (GER) 0 (+ 7 NL) + 1.53,0 Min.
- Evgeniy Garanichev (RUS) 2 (+ 8 NL) + 3.46,4 Min.