Im finnischen Kontiolahti beginnt für die Biathletinnen und Biathleten am 30. November 2024 die Saison 2024/25. Wir blicken mit Daten und Fakten auf den kommenden Biathlon-Winter, bei dem die Weltmeisterschaften in Lenzerheide das Highlight sein werden. Umstrittene Regeländerungen sind umzusetzen und das totale Fluorwachsverbot geht in die zweite Saison.
Unverändertes Wettkampfpensum – 58 Wettkämpfe an 9 Austragungsorten
Wie schon in der Vorsaison sieht die Planung des Weltverbands (IBU) auch in der kommenden Saison insgesamt 58 Wettkämpfe an 9 Wettkampforten vor. Sieben Sprintrennen, sechs Verfolgungen, fünf Massenstarts, zwei Einzel und ein kurzes Einzel sowie fünf Staffelbewerbe und drei Mixed- und drei Single-Mixed-Bewerbe. Dazu kommen zwölf Wettbewerbe im Rahmen der Biathlon-Weltmeisterschaft in Lenzerheide/Schweiz. Die bei der WM erzielten Ergebnisse zählen weiterhin nicht zur Gesamtweltcupwertung. Zur Saisoneröffnung in Kontiolahti, die sich über zwei Wochenenden erstreckt, finden zehn Wettkämpfe statt. An allen anderen Weltcuporten sind sechs Entscheidungen geplant. Nach dem Auftakt geht es nach Hochfilzen in Österreich und zum Abschluss des ersten Trimesters findet sich der Biathlontross nach einem Jahr Pause in Frankreich, in Annecy Le Grand Bornand, ein. Mit Oberhof und Ruhpolding stehen im Neuen Jahr die beiden deutschen Austragungsorte auf dem Programm, bevor es traditionsgemäß in die Höhenlagen von Antholz, zum letzten Weltcup vor dem Saisonhighlight, der Biathlon Weltmeisterschaft, in Lenzerheide geht.
Saisonhighlight erstmals in der Schweiz
Vom 12. bis 23. Februar 2025 steht für die Biathletinnen und Biathleten die Weltmeisterschaft 2025 auf dem Programm. Erst 2013 wurde der Schießstand in der Roland Arena (früher Biathlon Arena Lenzerheide) eröffnet und dann ging es richtig schnell. Athletencontainer im Wald wichen modernen Funktionsgebäuden und Lenzerheide wurde innerhalb kürzester Zeit im Jahr 2017 von der Internationalen Biathlon Union mit der A-Lizenz belohnt. 2017 wurde erstmals ein IBU-Cup in der Ferienregion Lenzerheide ausgerichtet, bereits 2020 war man Gastgeber für die Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaften und im Januar 2023 für die Offenen Biathlon Europameisterschaften. Im Dezember 2023 fand erstmals ein Biathlon Weltcup als WM-Generalprobe statt. Die Lage von Lenzerheide umgeben von einem beeindruckenden Bergpanorama in einer Höhe von über 1.400 Metern garantiert Schneesicherheit. Mit „Lenzi“, einem Auerhahn mit Herz und Mut, hat der deutsche Zeichner Thomas Zipfel ein lustiges Maskottchen für Biathlonevents kreiert. Das Stadion bietet einschließlich der temporär errichteten Tribünen Platz für ca. 7.500 Zuschauer und ebenso viele werden auf der Strecke erwartet. Der Vorverkauf hat bereits begonnen und Tickets sind hier erhältlich.
Letztes Trimester
Nach der WM und einer Verschnaufpause für die Athleten steht Nove Mesto na Morave als erster Biathlon Weltcup im letzten Trimester auf dem Programm. Hier finden die Rennen wieder unter Flutlicht am späten Nachmittag bzw. frühen Abend statt. Der vorletzte Weltcup findet nach ebenfalls einem Jahr Pause in der Höhe des Nationalparks Triglav, auf der Pokljuka in Slowenien statt. Von dort aus geht es zum Saisonabschluss nach Oslo, in der Hoffnung, dass die dort erneut aufgetretenen Probleme, die zu einer weiteren Schließung des Schießstands führten, behoben sind. In Oslo werden die Gesamtsieger bei den Damen und Herren mit der großen Kristallkugel ausgezeichnet. Gemäß einer Pressemeldung der IBU verfolgten in der letzten Saison mehr als eine halbe Million Fans auf den Tribünen und bis zu zehn Millionen Zuschauer vor dem TV die Biathlonrennen. Die gesamten Zuschauerstunden stiegen demnach um 10 %, das durchschnittliche Live-Publikum lag bei über sechs Millionen Zuschauer pro Wettkampf und die Social-Media-Kanäle der IBU verzeichneten einen Rekord von 14 Millionen Interaktionen, 80 % mehr als in der Vorsaison.
Regeländerungen
Über die umfassenden Regeländerungen haben wir nach Bekanntwerden der Beschlüsse des Weltverbands berichtet. Das Punktesystem wurde ein weiteres Mal angepasst und die zu erzielenden Punkte von Platz drei bis Platz zehn erhöht. Beim blauen Trikot für den besten Nachwuchssportler wurde die Altersbegrenzung auf Skijäger unter 23 Jahren herabgesetzt und für jedes Tragen ein Preisgeld ausgelobt. Des weiteren werden die besten Netto-Laufzeiten in einem Verfolgungswettkampf mit einem Preisgeld von jeweils 2.000 Euro belohnt, ebenfalls erhalten die Athleten mit den besten Laufzeiten aus den Staffeln eine finanzielle Belohnung, die goldene Startnummern bei einer WM statt der roten, gelben und blauen Trikots werden eingeführt und beim Massenstart ändert sich das Meldesystem. Die Änderung des Startgruppensystems sorgte im Vorfeld für kontroverse Diskussionen. Die 15 Besten der aktuellen Gesamtweltcupwertung dürfen ihre Startgruppe nicht mehr selbst wählen, sondern gehen nach der neuen Regel erst mit den Startnummern 46-75 ins Rennen. Der Weltverband verspricht sich dadurch attraktivere Wettkämpfe für die Fans in den Stadien und vor dem TV. Meist wählten die Top-Athleten bei Sprint und Einzel die erste Startgruppe, belegten mit hervorragenden Zeiten die vorderen Plätze, die von den später gestarteten, meist schwächeren Athleten, nicht mehr zu toppen waren. Nun werden die besten Athleten jedes Landes, die nicht in den Top-30 sind, den Wettkampf eröffnen. Nach deutlichen Protesten einiger Top-Athleten wurde von der IBU beschlossen, die Änderung im ersten Trimester zu testen um nach Vorliegen der Auswertung eventuell nachzubessern. Einige Athleten können sich durchaus mit dem neuen Startgruppensystem anfreunden, vorausgesetzt, es steht ihnen eine ausgewiesene Aufwärmrunde zur Verfügung.
Fluorwachsverbot geht in die zweite Saison
Das Testverfahren auf eventuell verwendete Fluorwachsverbindungen scheint sich bewährt zu haben und die Athleten kommen mit dem Prozedere, vor allem dem zeitlichen, gut zurecht. Lediglich ein Mal gab es Aufsehen, als die Skier von David Zobel und Simon Kaiser im Januar 2024 beim IBU Cup in Martell positiv getestet wurden. Die Verantwortlichen hatten keine Erklärung dafür, nachdem insgesamt 10 Paar Skier gleich präpariert wurden und die anderen Ski das Testverfahren problemlos durchliefen. Andere Probleme gab es bei unterschiedlichen Wetterbedingungen. Gerade bei wärmeren Temperaturen hatten Techniker einzelner Nationen noch kein adäquates Rezept für eine optimale Skipräparierung. Insbesondere bei der Biathlon-WM im tschechischen Nove Mesto zeigte sich das Problem bei Nassschnee und Plusgraden. Über den Sommer wurde getüftelt, ausprobiert und getestet und es wird sich zeigen, welche Nation in diesem Bereich die sprichwörtliche Nase vorn hat.
Preisgelder
Die auszuschüttenden Preisgelder sind vom Weltverband transparent dargelegt und betragen für die Saison 2024/25 insgesamt 9.281.400 Euro. Auf die WM in Lenzerheide entfallen 1.598.500 Euro, auf den Weltcup 5.626.000 Euro, auf den IBU Cup 514.200 Euro und auf die EM 184.700 Euro, auf die Weltcup Bibs 98.700 Euro und auf Weltcupgesamtwertung, Diziplinwertung und U-23-Award 1.166.000 Euro. Extra-Awards sind mit einem Betrag von 93.300 Euro angegeben. Für einen Weltcup-Einzelsieg (Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart) erhält der Sieger 15.000,– Euro, der Zweitplatzierte 12.000.– Euro und auf dem Bronzerang gibt es noch stattliche 10.000,– Euro, bis hin zu Rang 30, der mit 200,– Euro dotiert ist. Demgegenüber gibt es für die Medaillenränge bei der WM 25.000,–, 20.000.– und 15.000,– Euro.
Wer gehört zum Favoritenkreis?
Die letztjährige Saisoneröffnung in Östersund hätte insbesondere aus deutscher Sicht nicht besser laufen können. Mit zwei Siegen und acht weiteren Podestplätzen reiste man weiter nach Hochfilzen, im Gepäck das gelbe Trikot von Franziska Preuß und Roman Rees und dann kam die Ernüchterung. Zu plagenden und hartnäckigen Infekten kam das leidige Materialproblem und dahin war die Euphorie, die man aus Östersund mitnehmen konnte. Bei Minusgraden und harten Schneebedingungen lief das deutsche Material hervorragend und die Schnee- und Außentemperaturen blieben die ganze Saison Thema, nicht nur bei den deutschen Athleten. Am Ende platzierte sich Vanessa Voigt als beste Deutsche auf dem achten Gesamtrang und bei den Herren rangierte Johannes Kühn als Bester am Ende auf dem zwölften Platz.
Dass sich ein Norweger am Ende die große Kristalltrophäe schnappt, davon ist unter normalen Umständen auszugehen, Gesundheit allerdings vorausgesetzt. Sie haben die vergangene Saison das Weltcupgeschehen der Herren dominiert, in jedem Bewerb stand mindestens ein Norweger und mehrmals gab es ein rein norwegisches Podest. Wer von ihnen es letztlich macht, bleibt noch offen, wobei viel dafür spricht, dass Johannes Thingnes Boe nach einem zwar schwachen Saisonstart in Sjusjoen, dazu ansetzt, den Gesamtsieg ein sechstes Mal zu holen. Sein Ziel ist es ja auch, den Rekord von Ole Einar Björndalen mit 94 Weltcupsiegen zu brechen, 18 Weltcupsiege fehlen Johannes Thingnes Boe noch. Bis nach den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand/Cortina bleibt ihm Zeit, denn danach beendet er seine Karriere. Es wird spannend, ob einer der Franzosen, eventuell der junge Eric Perrot vorne mitmischen kann, oder der Schwede Martin Ponsiluoma, der auch Ambitionen auf den Gesamtsieg bekannt gab.
Alle Termine des Biathlon-Weltcups und des IBU-Cups hier im Überblick.